Wir sind die Roboter

Primordia Test

Benjamin Braun 7. Dezember 2012 - 17:38 — vor 11 Jahren aktualisiert
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Für Begegnungen wie diese müsst ihr wie üblich vorher Rätsel lösen. Anders als in vielen anderen Adventures könnt ihr in Primordia an vielen Stellen allerdings eure Ziele auf unterschiedlichem Wege erreichen.
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Solide Point-and-Click-RätselDie Rätsel in Primordia sind mal mehr, mal weniger gelungen. Horatio erkundet nur zwei größere Gebiete. Das erste befindet sich in einer großen Wüste, in der ihr nach und nach weitere Schauplätze freischaltet, die ihr dann nur mit der Kartenfunktion bereisen könnt. Später geht es nach Metropol, wo ihr ebenfalls per Karte schneller zwischen einzelnen Locations hin und her reist, es anders als in der Wüste aber mit einem zusammenhängenden Schauplatz zu tun habt. Oft löst ihr Inventar- und Kombinationsrätsel oder findet auch Codes heraus, die ihr an der richtigen Stelle eingebt. Wichtige Zahlencodes speichert euer Datenpad, mit dem ihr dann Informationen aus früheren Dialogen (nicht die Dialoge selbst) abruft. Hilfestellungen gibt es über Crispin, der euch mal dezent, mal sehr direkt in die richtige Richtung stößt. An einigen Stellen müsst ihr auch ihn einsetzen, da er schwebend Orte oder Objekte erreicht, die Horatio sonst vorbehalten bleiben. Manchmal hilft aber auch Crispin nicht weiter und dann ist guter Rat teuer.

Bei den Inventarrätseln erweist es sich manchmal als Nachteil, dass bestimmte Kombinationen nur in einer bestimmten Reihenfolge möglich sind. Objekt A auf Objekt B anzuwenden, geht nicht – Objekt B auf Objekt A anzuwenden aber schon. Grundsätzlich gut, aber nicht in allen Fällen nachvollziehbar ist, dass das Wissen der Spielfigur eine wichtige Rolle spielt. Selbst, wenn uns längst klar ist, was wir tun müssen, sind manche Aktionen ans Untersuchen von Inventarobjekten geknüpft, damit es auch unser Roboter kapiert. Nicht ganz so glücklich ist der Verzicht auf eine Hotspotanzeige, da viele Objekte in den im Pixellook gehaltenen Spielszenen nur schwer zu entdecken sind. Die Motorhaube eines Autowracks fanden wir nur zufällig. Wir dachten eigentlich, die Zeit, in der wir Bildschirme Millimeter für Millimeter mit der Maus abfahren mussten, sei endgültig vorbei – also wenn schon keine Hotspotanzeige, dann bitte ohne "Pixelhunting"!

Der überwiegende Teil der Rätsel fügt sich gut in Geschichte und Spielwelt ein und gerade eine Aufgabe, bei der wir selbst nach Begriffen an einer Infostation suchen müssen, hat uns Spaß gemacht. Löblich finden wir außerdem, dass manchmal zusätzliche Aktionen möglich sind, die nicht fürs Weiterkommen entscheidend sind. Es kommen aber auch immer Aufgaben vor, die künstlich und damit wie Spielzeitstrecker wirken. Das raubt gerade dem ersten Spieldrittel, das ohnehin eine verhaltene Erzählgeschwindigkeit an den Tag legt, noch mehr Tempo.
Crispin folgt Horatio auf Schritt und Tritt, später findet ihr aber auch andere Mitstreiter.

Retrolook mit Schwächen
Alternativen
Fans von erzählerisch anspruchsvollen Indie-Adventures, die insbesondere auf zwischenmenschliche Themen abzielen, finden in Dave Gilberts mittlerweile vier Teile umfassenden Blackwell-Reihe eine sehr gute Alternative. Die Spiele sind zwar sehr kurz, überzeugen jedoch nicht zuletzt mit geschliffenen Dialogen, intelligentem Humor und guter Charakterzeichnung. Seid ihr Science-Fiction-Themen nicht abgeneigt, ist das atmosphärisch stark an Blade Runner erinnernde Gemini Rue (GG-Test: 8.0) mehr als einen Blick wert. Aus erzählerischer Sicht sind zudem House of Tales' Zukunftsabenteuer The Moment of Silence und der Psychothriller Overclocked zu empfehlen. Für komplexes Gamedesign sowie humorvolle und optisch ansprechende Darbietung sind zudem die Adventures von Daedalic Entertainment zu empfehlen, die zuletzt das exzellente Chaos auf Deponia (GG-Test: 9.0) veröffentlicht haben.
Pixellook-Adventures sind für viele Adventure-Spieler deshalb so reizvoll, weil sie sie an die gute alte Zeit von Monkey Island und Co. erinnern. Auch bei Primordia ist die geringere Auflösung mit Klötzchengrafik ein Stilmittel. Primordia liefert in seinen rund 50 Hintergründen ein stimmiges Bild, leistet sich bei den Animationen aber zu viele Schwächen. Runde Animationen sind eher die Ausnahme, zumeist wirken die Bewegungsabläufe hakelig und wenig vielfältig. Selbst das Scrolling verläuft selten ruckelfrei. Das konnten schon viele der Pixeladventures vor 20 Jahren besser!

Beim Sound haben wir deutlich weniger zu meckern. Die englischen Sprecher leisten einen sehr guten Job und passen sehr gut zu ihren Rollen. Egal ob Roboterfrau Charity, die sehr technisch-rational rüberkommt, oder der Slang-sprechende Leopold – unpassende Besetzungen oder falsche Betonungen gibt es nicht. Die Mängel sind auch hier vor allem technischer Natur, da bei vielen Sprachsamples am Anfang oder Ende ein ohrenfeindliches Knacken zu hören ist. Der Entwickler verspricht, dies nachzupatchen. Die Musik hält sich zumeist sehr dezent im Hintergrund, untermalt die Szenerie aber passend. Gerade zum rund sechs bis sieben Stunden entfernten Finale hin könnte der Soundtrack jedoch ein bisschen mehr dramatische Momente haben.

Autor: Benjamin Braun / Redaktion: Jörg Langer (GamersGlobal)
 
Benjamin Braun
Primordia hat mir gut gefallen! Mich spricht der Pixellook einfach an, woran selbst die hakeligen und mitunter ruckeligen Animationen nichts ändern können. Zudem liebe ich Adventures, die sehr humorvoll sind, ohne es mit der Brechstange zu probieren – und Primordia gehört zweifellos dazu. Aus spielerischer Sicht hätte ich mir zwar einige Kleinigkeiten anders gewünscht – zum Beispiel Inventarkombinationen, die nicht nur in eine Richtung möglich sind. So begeisternd wie das Rätseldesign in einem Chaos auf Deponia sind die Rätsel zwar nicht, dass es an einigen Stellen mehrere Lösungsmöglichkeiten gibt, rechne ich persönlich Primordia aber sehr hoch an.

Von der Story muss ich sagen, dass ich mehr erwartet hatte. Am Anfang dümpelt sie ein bisschen zu sehr vor sich hin, steigert sich später aber. Die große erzählerische Klasse anderer Indie-Adventures wie Gemini Rue erreicht das Spiel trotz des höchst interessanten Szenarios aber nicht. Auch wenn unsere Note vielleicht keine absolute Kaufempfehlung darstellt: Primordia ist ein für Genre-Freunde empfehlenswertes Adventure. Die erhoffte "Indie-Perle" ist es aber nicht ganz geworden.
 
 Primordia
Einstieg/Bedienung
  • Wichtige Infos werden in Datapad abgespeichert...
  • Simples Point-and-Click-Interface
  • Schnellreisefunktion über Karte
  • ... das unnötig umständlich ist
  • Keine (optionale) Hotspotanzeige
Spieltiefe/Balance
  • Ein paar sehr clevere, anspruchsvolle Rätsel...
  • Interessantes Setting
  • Humorvolle Dialoge
  • Ziele können teils unterschiedlich erreicht werden
  • Sieben unterschiedliche Enden möglich
  • ... aber auch so manche aufgesetzt wirkende Aufgaben
Grafik/Technik
  • Stimmiger Pixellook
  • Hakelige Animationen
  • Ruckeliges Scrolling
Sound/Sprache
  • Sehr gute englische Sprecher
  • Angenehm-dezente Musikuntermalung
  • Optional zuschaltbarer Audiokommentar der Entwickler (Englisch ohne UT)
  • Gelegentliche Soundfehler
Multiplayer
Nicht vorhanden  
Userwertung
7.8
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Adventure
Wormwood Studios
Wadjet Eye Games
05.12.2012
Link
iOSMacOSPCSwitch
Screenshots
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News
Benjamin Braun 7. Dezember 2012 - 17:38 — vor 11 Jahren aktualisiert
Benjamin Braun Freier Redakteur - 440299 - 7. Dezember 2012 - 17:40 #

Viel Spaß beim Lesen!

Dennis Kemna 16 Übertalent - 4121 - 7. Dezember 2012 - 17:45 #

Den hatte ich, Danke für den Test!

SonkHawk 14 Komm-Experte - 2251 - 10. Dezember 2012 - 12:21 #

"Im Mittelpunkt steht der Roboter Horatio, der zu Beginn des Abenteuers mit seinem Raumschiff abstürzt."
Das stimmt so nicht. Es ist ziemlich offensichtlich, dass Horatio und sein Side-Kick schon eine geraume Zeit in dem abgestürzten Raumschiff "hausen". Siehe riesiger Bücherstapel oder einige Bedienelemente des Ramschiffs, welche Horatio nicht versteht.
Ansonsten guter Test, gibt meine Erfahrungen in den ersten 2-3 Stunden wieder.

McSpain 21 AAA-Gamer - 29213 - 7. Dezember 2012 - 17:45 #

Hat mal jemand durchgespielt und kann mir sagen ob ich in den Credit stehe?
Hoffe es gefällt einigen Leuten hier, auch wenn ich immer nur den ersten Akt Beta-Testen konnte hat der mir schon viel Spaß bereitet. :-)

Olphas 26 Spiele-Kenner - - 66897 - 9. Dezember 2012 - 22:02 #

Ich bin gerade durch, aber da ich nicht weiß, wie Du heißt, kann ich Dir die Frage leider nicht beantworten. Zumindest waren drei oder vier vermutlich deutsche Namen dabei.

McSpain 21 AAA-Gamer - 29213 - 12. Dezember 2012 - 10:39 #

Ich dachte mein Nickname wäre dabei ^^

Edit: Grad mal ein Walktrough angeschaut und meinen Namen gefunden. 15 seconds of fame.

bsinned 17 Shapeshifter - 8200 - 7. Dezember 2012 - 18:19 #

Beim Betrachten der Screenshots muss ich dauernd an 'Beneath a Steel Sky' denken.

martiz 17 Shapeshifter - P - 7525 - 7. Dezember 2012 - 21:54 #

Erst recht an die geplante Fortsetzung zu B.a.S.S., wenn die Entwicklung zu den aktuellen Broken-Sword-Projekt abgeschlossen ist :)

LittlePolak 13 Koop-Gamer - 1783 - 7. Dezember 2012 - 18:49 #

Danke für den Test :)

Olphas 26 Spiele-Kenner - - 66897 - 7. Dezember 2012 - 21:28 #

Ich freue mich auf jeden Fall drauf. Ich hab es zwar gleich am ersten Tag bekommen, da ich es vorbestellt habe und sogar mein Steamkey kam gerade an. Aber ich hatte einfach noch keine Zeit. Ich hoffe, mich am Wochenende mehr damit beschäftigen zu können :)

Danke für den Test :)

Sp00kyFox (unregistriert) 7. Dezember 2012 - 22:28 #

wird bestimmt von mir gespielt. seit der blackwell-reihe beobachte ich regelmäßig was für neue titel wadjet eye veröffentlicht. sind tolle retro-adventures.

Anym 16 Übertalent - 4962 - 8. Dezember 2012 - 1:13 #

640x400? Sieht mir eher nach 320x200 aus. Sicher, dass das nicht nur hochskaliert ist?

McSpain 21 AAA-Gamer - 29213 - 8. Dezember 2012 - 9:06 #

Ist es. Gemacht in 320x200 und natürlich wie bei allen Spielen auf der Engine hochskalierbar.

Anym 16 Übertalent - 4962 - 8. Dezember 2012 - 10:34 #

AGS, oder?

McSpain 21 AAA-Gamer - 29213 - 8. Dezember 2012 - 12:23 #

Ja.

Benjamin Braun Freier Redakteur - 440299 - 8. Dezember 2012 - 13:54 #

Es ging eigentlich nur darum, dass es in 640x400 ausgegeben wird, unabhängig von Bildschirmauflösung und Format. Einen gigantischen Unterschied hätte das sicherlich nicht gemacht, aber es hätte die Bildqualität dennoch ein bisschen aufgewertet, wenn es grafikkartenseitig entsprechend hochskaliert würde und das nicht als "Vollbildsignal" vom Monitor übernommen würde.

Olphas 26 Spiele-Kenner - - 66897 - 8. Dezember 2012 - 14:39 #

Interessante Bemerkung dazu:
Ich habe es erst direkt von Wadjet Eye runtergeladen und kurz reingeschaut. Dort ist ein Tool dabei, mit dem man es tatsächlich deutlich hochskalieren kann, wobei ich die Werte jetzt nicht im Kopf habe.

Ich hatte dann meinen Steamkey bekommen, hab es dort runtergeladen und heute angefangen, aber da fehlt die Möglichkeit, das Tool zu starten.
Es ist aber da! Im Installationsordner, normalerweise im Steamordner, liegt das Tool winsetup.
Allerdings hat es dann gerade beim Testen erstmal nicht mehr richtig gestartet .. ich muß nachher noch mal damit rumprobieren.
Bei der Nicht-Steam-Version hat es auf Anhieb geklappt.

McSpain 21 AAA-Gamer - 29213 - 8. Dezember 2012 - 16:14 #

Diese WinSetup ist bei allen AGS-Engine Spielen vorhanden und kann neben dem augenschonenenden Fenstermodus auch die Auflösung durch diverse Filter eben hochskalieren.

Xalloc 15 Kenner - 3920 - 8. Dezember 2012 - 20:21 #

Beim Lesen des Tests musste ich an Battlestar Galactica denken.

Red237 18 Doppel-Voter - 12871 - 10. Januar 2013 - 14:12 #

Irgendwie schon.

Ultrabonz 14 Komm-Experte - 2316 - 25. Juli 2013 - 16:39 #

Habe soeben einen ersten Durchgang abgeschlossen.
Sehr gute Geschichte und "Charaktere" bzw. Maschinen. Die Rätsel im zweiten Teil des Spiels waren mir zu hoch, ich musste ständig die Lösung beiziehen. Störte mich aber nicht so sehr, weil die Geschichte mich sehr motivierte (was ist in dieser Welt eigentlich geschehen?).
Gemini Rue hat mir noch ein bisschen besser gefallen, weil dort die Rätsel auf meinem Niveau waren und ich das Spiel ohne Lösung oder wochenlanges Ausprobieren durchspielen konnte.
Für gehören sowohl Primordia als auch Gemini Rue zu den besten Adventures, die ich je gespielt habe. Wer in erster Linie eine spannende Geschichte sucht, der sollte zugreifen.

Faerwynn 20 Gold-Gamer - P - 20268 - 26. September 2016 - 1:05 #

4 Jahre später habe ich das Spiel endlich mal nachgeholt und muss sagen dass mir das Spiel hervorragend gefallen hat. Story, Charaktere und mögliche Enden waren klasse und trafen genau meinen Geschmack. Das Einzige, was ich ein bisschen kritisieren muss ist ein wenig das UI (ich hätte gern bequemer auf die Items zugegriffen), aber das ist eigentlich egal. Wäre für mich locker eine 8.5 gewesen.