Winter is coming

Pillars of Eternity: The White March, Teil 1 Test

Karsten Scholz 29. August 2015 - 12:28 — vor 6 Jahren aktualisiert
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In Crägholdt zieht der Schwierigkeitsgrad gehörig an, hier haben nur hochstufige Helden etwas zu suchen.
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Konstruierte Hauptgeschichte

Ähnliches gilt auch für die Geschichte der ersten Hälfte von The White March, die genauso konstruiert startet wie das Hauptspiel: Das Dorf Stalwart hat seine besten Tage lange hinter sich gelassen, selbst die Bürgermeisterin Renengild bezeichnet ihre Heimat als einen hässlichen Fettfleck auf der Karte. Und genau das sollen wir ändern! In der Nähe des Dorfes steht nämlich die alte Zwergenfestung Durgans Batterie, in der sich tief verborgen die Weiße Esse befinden soll. Nur dort kann das wertvolle Durganstahl weiterverarbeitet werden, und nur mit diesem Stahl könnte Stalwart die Strahlkraft vergangener Tage erreichen.

Unsere Aufgabe ist es also, den Zugang zur Feste zu öffnen, die Hallen von allen Feinden zu säubern und die Weiße Esse wieder in Betrieb zu nehmen. Auf erinnerungswürdige Höhepunkte oder Twists wird verzichtet. Klar, dass Tor lässt sich nicht einfach so öffnen, dafür müssen wir schon etwas mehr leisten als nur "Sesam öffne dich" zu murmeln, auch die Hintergründe zur Feste, die wir nach und nach aufdecken, sind durchaus interessant. Doch unterm Strich bleibt auch hier das unbefriedigende Gefühl, dass mehr drin gewesen wäre. Die Vorfreude auf den zweiten Teil hat das abgeschlossene Ende auf jeden Fall nicht angefeuert.
 
Einige Dialogoptionen stehen uns nur unter bestimmten Voraussetzungen zur Verfügung.
 

Quests und seelengebundene Waffen

In der Erweiterung dürfen wir unsere Charaktere auf Stufe 14 bringen, neue Fähigkeiten inklusive.
Abseits der Hauptgeschichte erhalten wir an fast jeder Ecke Nebenmissionen, die uns einige Zeit bei Laune halten. Manche sind eher einfach gestrickt, so sollen wir etwa für den hiesigen (und sehr feigen) Ordnungshüter ein paar Kopfgelder eintreiben oder der Expeditionsteilnehmerin Feara ein paar verlorene Artefakte zurückbringen. Es gibt aber auch spannendere Aufgaben, in denen wir zum Beispiel die Bedrohung durch einen nahen Ogerstamm eindämmen sollen. Wir können jetzt natürlich den ganzen Stamm ausrotten und auf die Art für Frieden sorgen. Oder wir überzeugen die Matronin mit Argumenten von einem Waffenstillstand, je nach eigener Fasson.
 
Alternativen
Die besseren Rundenkämpfe und mehr spielerische Freiheit findet ihr in Divinity - Original Sin (GG-Test: 9.0). Soll es zwar ein Oldschool-RPG sein, aber bitte in einem dystopisch angehauchten Setting? Dann ist Wasteland 2 (GG-Test: 8.5) einen Blick wert. Zu guter Letzt legen wir allen Rundenstrategen das frisch erschienene Shadowrun - Hong Kong (GG-Test: 7.5) oder dessen Vorgänger Shadowrun - Dragonfall (GG-Test: 7.5) ans Herz.
Eine Nebenquest dreht sich zudem um eine mysteriöse Waffe, die wir aus einem Steinsockel gezogen haben. Unser Möchtegern-König-Arthus ist fortan mit dem Zweihandschwert auf Gedeih und Verderb verbunden, bis wir den Fluch lösen können, der auf der Klinge liegt. Auch an anderer Stelle haben wir die neuen seelengebundenen Waffen gefunden. Für die gibt es zwar keine Quests, doch können wir sie dafür nach eigenem Ermessen an die Seele eines Helden binden. Erfüllen wir mit dem Prügel in der Hand dann bestimmte Vorgaben - etwa das Erledigen von ein Dutzend Menschen - schalten wir für die Waffe die nächste Stufe frei, wodurch sie stärker wird und uns etwa einen neuen Bonus gewährt.

Technisch reiht sich der Trip in die Kälte nahtlos ins Hautspiel ein. Die Weißmark erinnert uns an das gute alte Icewind Dale und glänzt in den vorgerenderten, zweidimensionalen Arealen mit vielen Details und den in sich stimmigen Look – zumindest wenn ihr nicht allzu nah heranzoomt. Wenn möglich, solltet ihr den Titel auf Englisch spielen, da die deutsche Übersetzung erneut ziemlich durchwachsen ausfällt.

Autor: Karsten Scholz / Redaktion: Christoph Vent (GamersGlobal)
 

Meinung: Karsten Scholz

Nach dem grandiosen Hauptspiel bin ich vom ersten Teil des White-March-Addons schon etwas enttäuscht. Die Story rund um die beiden Zonen ist nett erzählt, kommt aber völlig ohne Höhepunkte aus. Wir sollen Durgans Batterie öffnen und die Weiße Esse in Gang bringen, also tun wir das auch. Ein dramatisches Finale, das uns schlaflose Nächte bis zum Release der Fortsetzung beschert? Fehlanzeige! Ähnlich seicht plätschern auch die Quests der beiden neuen Gefährten vor sich hin, was gleich doppelt schade ist, da ich die beiden Figuren sehr spannend finde. Gerade die Teufelin von Caroc hätte das Potenzial gehabt, der HK47 des PoE-Universums zu werden.
 
Auch im spielerischen Bereich haben sich meine Erwartungen nicht ganz erfüllt. Die Wegfindungs-Routine der KI scheint noch schlechter zu funktionieren als im Hauptspiel, ständig muss ich meine Streiter manuell zur gewünschten Position geleiten, weil sie ansonsten Umwege gehen oder gar nicht erst loslaufen. Zudem schwankt der Schwierigkeitsgrad innerhalb der Erweiterung stark: Mal kann ich mich unbesorgt zurücklehnen und die neuen KI-Skripte meine Arbeit machen lassen, und dann wird meine Gruppe in der nächsten Höhle von einem Drachen und seinen unzähligen Dienern in wenigen Sekunden aus dem Leben gebombt.
 
Dass ich die 15 Stunden dennoch gerne im kalten Norden verbracht habe, liegt an dem hochwertigen Fundament, auf dem die Erweiterung fußt. Es ist einfach toll, gewissermaßen zurückzukehren und mit den lieb gewonnenen Charakteren und einem vollen Quest-Log die neuen Zonen erkunden und weitere Levelstufen aufsteigen zu können. Zumal mir die knackigen Rundenkämpfe trotz der Balancing-Probleme und des unübersichtlichen Gewusels immer noch einen Heidenspaß machen. Im zweiten Teil hätte ich dann aber gerne eine Geschichte, die fesselt, überrascht und mehr Tiefgang bietet als der Fischeimer, in dem ich Zahua gefunden habe.
 
PoE: The White March, Teil 1 PCLinuxMacOS
Einstieg/Bedienung
  • Schwierigkeitsgrad jederzeit anpassbar
  • Level der Weißmark-Inhalte skalierbar
  • KI-Verhalten lässt sich definieren
  • Schnellreisesystem
  • Gezieltes Anvisieren im Gegnerpulk kaum möglich
  • Kamera lässt sich nur zoomen, nicht drehen
Spieltiefe/Balance
  • Fünf neue Zonen plus zwei neue große Dungeons
  • Erhöhung der Maximalstufe von 12 auf 14
  • Gut erzählte Geschichte ...
  • Zwei neue Gefährten
  • Seelengebundene Waffen
  • KI funktioniert solide
  • 15 Stunden Spielzeit
  • Durchwachsener Schwierigkeitsgrad
  • In viele kleine Teile zerstückelte Spielwelt
  • Lahme Gefährten-Quests
  • ... ohne Höhepunkte
Grafik/Technik
  • Hübsche Isografik mit netten Effekten
  • Stimmige Spielwelt
  • Kaum Bugs
  • Teils fehlende Übersicht in Kämpfen
  • Technisch nicht auf der Höhe der Zeit
  • Minimalistische und textlastige Präsentation
  • Viele Ladezeiten
  • Wegfindungsprobleme der KI
  • Ab und an Einbrüche der Framerate
Sound/Sprache
  • Gute englische Sprecher
  • Ordentlich geschriebene Texte
  • Passende Musikstücke
  • Nette Soundeffekte
  • Deutsche Texte in der Qualität schwankend
  • Begleiter-Sprüche wiederholen sich oft
Multiplayer
Nicht vorhanden
 
7.5
Userwertung8.4
Hardwareinfo
Minimum: Intel Core i3-2100T; 4 GB Ram; GeForce 9600 GT, Radeon HD 4850; 5 GB HDD
Maximum: Intel i5 2400; 8 GB Ram; GeForce GTX 570, Radeon HD 7700; 5 GB HDD
Eingabeaufforderung
  • Maus/Tastatur
  • Gamepad
  • Lenkrad
Virtual Reality
  • Oculus Rift
  • HTC Vice
  • Morpheus
Kopierschutz
  • Steam
  • Ständige Internetverbindung
  • Internetverbindung beim Start
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Karsten Scholz 29. August 2015 - 12:28 — vor 6 Jahren aktualisiert
EvilNobody 15 Kenner - 3141 - 29. August 2015 - 13:07 #

Klingt wirklich durchwachsen, als Liebhaber des Hauptspiels kann ich aber, denke ich, die 15 Euro investieren. Gibt ja auch kaum Alternativen.
Schöner Test übrigens, danke dafür!

Maulwurfn (unregistriert) 29. August 2015 - 13:14 #

Bei Gamesrocket gerade für 12,95 mit Rabatt ca 11,70.

Sauberer Elfenpopo (unregistriert) 29. August 2015 - 13:08 #

Wird es das auch, wie Pillars of Eternity, in klassischer Verpackung zu kaufen geben und nicht nur als Download?

AlexCartman 20 Gold-Gamer - 22087 - 29. August 2015 - 13:14 #

Schöner Test, danke! Vielleicht gönne ich mir jetzt zumindest mal das Hauptspiel.

maddccat 19 Megatalent - 14112 - 29. August 2015 - 13:29 #

Diese Zweiteilung des Addons kotzt mich ziemlich an. Da kann man noch länger warten, bis man sich das volle Erlebnis geben kann, wenn zunächst nur ein Durchgang eingeplant ist...

Meursault 14 Komm-Experte - 2660 - 29. August 2015 - 13:52 #

Wenn sie es als ein teiliges Addon verkauft hätten, würdest du wahrscheinlich ähnlich lange warten, wie du jetzt auf Teil 2 warten musst.

Vampiro Freier Redakteur - - 121223 - 29. August 2015 - 13:23 #

Habe es mir schon gekauft.

Eine Frage möchte ich mal in den Raum stellen: Ist ein schwankender Schwierigkeitsgrad wirklich schlecht? Oder nicht vielleicht sogar gut? Kein schwankender Schwierigkeitsgrad hieße ja, das Spiel wäre immer zu leicht, "normal" oder fordernd. Schwankende Schwierigkeitsgrade in RPGs können doch durchaus angenehm sein. So haut man mal wen um, dann steht man plötzlich einem fiesen Monster gegenüber oder einer Elitetruppe, bevor man wieder was abschlachtet. Ist diese Schwankung nicht vielleicht sogar von Vorteil, auch weil so dem Spieler ein Überraschungsmoment bleibt?

Ich beziehe mich jetzt nur auf Spiele wie Pillars.

Maulwurfn (unregistriert) 29. August 2015 - 13:26 #

Bin da auch der Meinung, das schwankende Schwierigkeit nicht so schlecht ist, solange man sein Versagen nachvollziehen kann.

CptnKewl 21 AAA-Gamer - 26647 - 29. August 2015 - 13:26 #

Das hat für mich nichts mit einem schwankenden Schwierigkeitsgrad zu tun, sondern mit Balance. Es ist doch klar das ich für Champions/Elite/Rare Gegner mehr auf der Pfanne haben muss als für Standardgegner.

Was einfach doof ist, wenn du manche Gegner niederschnetztelst und die nächsten dann ohne erkennbaren Grund (Kein Boss oder ähnliches) auf einmal total reinhauen und dich nahezu Onehiten.

Grundsätzlich sollte bei Schwierigkeitsgraden immer eine Steigerung bis zum finale erreicht werden. Damit man das Gefühl von Wachstum und Charakterbeherschung hat

Vampiro Freier Redakteur - - 121223 - 29. August 2015 - 14:13 #

Sehe ich jetzt nicht zwingend so.

Klar, wenn dich "Standardbandit 1" umhaut und "Standardbandit 2" haust du um, wenn der eigene Char sich nicht geändert hat, ist das bescheiden und dann stimme ich dir zu. Da fehlt dann der erkennbare Grund.

Für einen erkennbaren Grund muss es aber imho nichtmal der Boss sein, es kann ja auch einfach ein anderer Gegnertyp sein. Wenn also sich die Gegnertypen unterscheiden und das dann zur unterschiedlichen Schwierigkeit führt, finde ich das gut.

Auch alte Gegnertypen wie "Standardbanditen" können gerne immer mal wieder auftauchen. Denn auch durch das umhauen solcher einst gefürchteten Gegner gibt es ja ein Gefühl von Wachstum. Ich denke beispielsweise an die Scavenger (?) in Gothic 1. Anfangs gefürchtet, später im vorbeigehen umgenietet. Das ist ja auch Wachstum.

Insgesamt sollte und muss ein Spiel natürlich schwerer werden, wenn es aber weiter einen Mix gibt finde ich das auch sehr gut, solange die Tendenz stimmt. In einem Spiel wie Pillars wohlgemerkt.

Krusk 15 Kenner - 2850 - 29. August 2015 - 15:44 #

Seit der Ankündigung als an Icewind Dale angelehntes Addon habe ich mit einem Fokus auf Kampf und weniger Story gerechnet. ich persönlich bevorzuge zwar die stärkere Story Orientierung eines baldurs gate, aber so etwas wie das hier ist auch nicht schlecht, und für mich wie gesagt nicht überraschend.

Tanami71 12 Trollwächter - 855 - 29. August 2015 - 15:56 #

Vielen Dank für den Test.
Ich habe mir die Erweiterung sofort bei erscheinen zugelegt und warte jetzt bis der zweite Teil der Erweiterung veröffentlicht wird.
Dann - und zwar erst dann - werde ich Pillars of Eternity beginnen.

Man mag sich zwar fragen warum ich nicht gleich auf eine All-in-One Fassung warte bei der ich evtl Geld spare! Ich möchte diese Art von Produkt unterstützen und das geht in der Weise am besten.

Liebe Grüsse - Tanami

Hannes Herrmann Community-Moderator - P - 42902 - 29. August 2015 - 16:24 #

Schade, hatte mehr erwartet. Stelle das Addon dann erst einmal etwas weiter nach hinten.

EvilNobody 15 Kenner - 3141 - 29. August 2015 - 18:04 #

Meine große Hoffnung liegt ja jetzt auf Sword Coast Legends. Ein Spiel wie Pillars mit der Lore von D&D = mein feuchter Abenteurer-Traum.

Arno Nühm 18 Doppel-Voter - 9327 - 29. August 2015 - 23:15 #

Als beinharter Fan der alten Infinity-Engine-Spiele macht mir das erste Pillars of Eternity Addon richtig viel Spaß. Habe am Donnerstag just einen zweiten Durchgang als (Fire)Godlike Cipher gestartet. Bislang fühlt sich das Addon richtig gut an.
Ich freue mich auf den zweiten Teil.

TSH-Lightning 26 Spiele-Kenner - - 65101 - 30. August 2015 - 6:34 #

Klingt doch gar nicht schlecht. Ich persönlich finde gut, dass es keinen Kliffhänger gibt. Ich mag sowas überhaupt nicht.

Hanseat 14 Komm-Experte - 1884 - 30. August 2015 - 11:06 #

Ich mag das Addon und hasse die brutal schlechte deutsche Übersetzung.

Major_Panno 15 Kenner - 3707 - 31. August 2015 - 13:36 #

Der Text ist wie immer klasse geschrieben von dir, Karsten. Danke dafür, ich lese gerne deine Tests.

Karsten Scholz Freier Redakteur - 15195 - 31. August 2015 - 13:54 #

Freut mich sehr, dank dir für das Kompliment :-)

jonsn01 10 Kommunikator - 430 - 12. Oktober 2015 - 15:45 #

Vom Aussehen her gar nicht mal soo schlecht ^^
Schade, dass die Gefährten Quests nicht recht was sind..