Test: Flaches Rollenspiel

Paper Mario – Sticker Star Test

Fünf Jahre sind seit der letzten Paper-Mario-Iteration ins Land gezogen. Nun meldet sich der Rollenspiel-Klempner auf dem 3DS zurück und muss es einmal mehr mit Bowser aufnehmen. Anstatt auf Levelaufstiege, setzt der pummelige Rotmützenträger neuerdings auf Sticker. Keine Erfahrungspunkte? Ist das überhaupt noch ein Paper Mario?
Tim Gross 15. Dezember 2012 - 21:05 — vor 10 Jahren aktualisiert
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Ausnahmsweise handelt es sich bei den Screenshots um Hersteller-Bilder.

Hach, wie schön! Alles ist hübsch geschmückt, die Bühne komplett vorbereitet und die Bewohner des Pilzkönigreichs warten mit angehaltenem Atem auf die Ankunft des Stargasts. Und zwar wörtlich, denn zum jährlichen Stickerfest fällt der Stickerkomet vom Himmel, prall gefüllt mit all den Wünschen der anwesenden Toads. Nach einem kurzen Raunen der Menge befindet sich der Komet auch schon in Stellung, die Leute klatschen. Blondie Peach will gerade zur Rede ansetzen, da taucht kein geringerer als Mister Fiese Riesenschildkröte himself auf – Bowser. Wie üblich führt der Bösewicht nichts Gutes im Schilde und berührt ohne weiter nachzudenken den Stickerkometen. Der zerspringt prompt in fünf Teile, die sogenannten Royal Sticker. Und dreimal dürft ihr raten, wer die wieder einsammeln darf.

Kersti und MarioDas also ist unsere Ausgangssituation für Paper Mario – Sticker Star: Das Fest endet in einer Katastrophe, die Toads fliehen in ihre Häuser und übrig bleibt nur ein ziemlich ramponierter Festplatz. Und Kersti, Behüterin der Royal Stickers, die Mario das Spiel über immer wieder anpflaumt, ihm aber auch gelegentlich mit Rat zur Seite steht.

Eine Beschäftigung, der ihr in Sticker Star häufig nachgehen werdet: Sticker von der Wand knibbeln.
Obwohl die Story so flach ist wie die Welt in Paper Mario (den obligatorischen "Witz" in Paper-Mario-Spieletests habt ihr damit hinter euch), erwartet euch kein normales Mario-Rollenspiel. Natürlich bleiben einige Serien-Features erhalten: Das Pilzkönigreich und all seine Charaktere sind nach wie vor aus Papier. Und wie früher erkundet ihr ausgiebig die Welt, führt Gespräche, löst knifflige Rätsel und kämpft gegen Koopas, Gumbas und größere Brocken wie Bowser Junior oder Kamek.

Warum Sticker Star dennoch kein übliches Paper Mario ist? Weil die Entwickler das Erfahrungspunktesystem über den Haufen geworfen und gegen ein Sticker-System ausgetauscht haben. Richtig gelesen, es gibt keine Levelaufstiege mehr. Außerdem erkundet ihr in Marios neuestem Abenteuer keine offene Welt, sondern wählt wie in klassischen Jump-and-run-Marios die einzelnen Levels auf einer Übersichtskarte an. Klingt komisch, ist aber so und funktioniert in der Praxis gar nicht mal schlecht.

Laufen, hämmern, erkundenKommen wir zur wichtigsten Neuerung, den namensgebenden Stickern. Dabei handelt es sich tatsächlich um kleine klebende Bildchen, wie ihr sie alle von früher kennt. Überall in der Spielwelt sind sie verstreut, ihr findet sie an Wänden klebend oder erhaltet sie nach Kämpfen. Und genau dafür benötigt ihr die Sticker auch, nämlich um eure Gegner zu plätten. Alternativ könnt ihr die Klebebildchen auch in einem Shop im Dorf erstehen, sofern ihr genügend Münzen euer Eigen nennt. Diese sammelt ihr ebenfalls in der Welt ein oder erhaltet sie als Belohnung nach dem Ausschalten von Gumbas und Co. Insgesamt warten im neuesten Paper Mario satte 96 unterschiedliche Kampf-Sticker darauf, von euch gefunden zu werden. Und sie alle haben ihre eigenen, spezifischen Eigenschaften.

Wenn ihr gerade keine Sticker von Wänden knibbelt, erforscht ihr rollenspieltypisch die bunte Welt. Und die hält jede Menge Geheimnisse parat. Ihr seid gut beraten, euren quasi von Beginn an vorhandenen Hammer jederzeit einzusetzen und beispielsweise Papierbüsche zu fällen oder auch Straßenlaternen wieder aufzustellen (das ist aus irgendeinem Grund mit einem Holzhammer möglich). Neben Geheimnissen bietet die Welt an bestimmten Stellen Blöcke zum Speichern oder Wiederherstellen der Lebensenergie an, die ihr so oft wie möglich nutzen solltet. Last but not least werdet ihr immer wieder Zeuge von äußerst witzigen Unterhaltungen. Als wir beispielsweise einen Toad aus einem Schrank retten, bekommen wir in etwa Folgendes zu lesen: “Als Bowser uns attackierte, faltete er uns ordnungsgemäß zusammen und stapelte uns anschließend sorgfältig im Schrank. Er mag ein gemeingefährliches Monster sein, aber du musst zugeben, er achtet auf Details.” Im Vergleich zu den älteren Paper-Mario-Spielen gibt es allerdings weniger Dialoge. Das, gepaart mit der weniger offenen Welt, sorgt dafür, dass sich Sticker Star nur selten wie ein echtes Rollenspiel anfühlt.
Die Kämpfe sind nun wieder rundenbasiert. Der Hintergrund passt sich stets eurer aktuellen Position im Level an.

Hammerschlag + grüner Panzer
Auf dem unteren Bildschirm seht ihr euer Stickeralbum, wo ihr eure Angriffe auswählt.
Jetzt geht es ans Eingemachte beziehungsweise den Koopas an den grünen Panzer-Kragen. Das Kampfsystem ist im Gegensatz zu Super Paper Mario auf der Wii wieder rundenbasiert. Allerdings ist gutes Timing trotz der Rundeneinteilung wichtig, denn wenn ihr zur rechten Zeit die A-Taste betätigt, könnt ihr eure Attacken verstärken oder gegnerische Angriffe blocken. Wie wird gekämpft? Ihr wählt eines eurer Klebebildchen aus eurem vergleichsweise engem Inventar beziehungsweise Stickeralbum. Hier befinden sich natürlich keine Gesichter von Fußballspielern, sondern beispielsweise ein einfacher Sprung, Pieksbälle, Koopa-Panzer, POW-Blöcke, Hämmer, Bomben, Sombreros, Feuerblumen und so einiges mehr. Fast alle Angriffe gibt es in unterschiedlichen Ausführungen, den Sprung etwa als Eisenschuh-Variante oder Mehrfachsprung. Daneben existieren seltenere und mächtigere Angriffe, etwa ein Froschanzug. Was der macht, müsst ihr aber selbst herausfinden. Standard- und Spezialattacken haben eines gemeinsam, nämlich die Einweg-Nutzbarkeit. Verwendet ihr einen eurer grünen Panzer, ist er also endgültig weg. Keinen Pilz mehr im Inventar? Dann könnt ihr euch eben nicht mehr heilen. Ihr müsst eure vorhandenen Gegenstände also sehr vorausschauend nutzen.

Standardmäßig könnt ihr pro Runde nur einen Angriff ausführen. Wenn ihr aber gegen fünf Gumbas oder einen großen Boss kämpft, habt ihr mit einer mickrigen Attacke
Anzeigen/v
kaum eine Chance. Für solche Fälle gibt es das Sticker-Rad, das ihr gegen eine kleine Menge Münzen aktivieren könnt. Dann startet ein Minispiel, das an einen Casinoautomaten erinnert. Drei Blöcke mit unterschiedlichen Symbolen gilt es nacheinander zu betätigen. Das Ziel: So viele gleiche Bildchen anzuzeigen, wie möglich. So lassen sich bis zu drei Attacken pro Runde herausschlagen, ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Wenn sich das Glücksrad zu schnell für euch bewegt, könnt ihr zusätzliches Geld investieren, um es zu verlangsamen.

Das Kampfsystem ist spaßig und leicht zu beherrschen, die Sticker eine tolle Idee, die sich gut für ein Paper Mario eignet. Trotzdem haben die Kämpfe ein Problem, nämlich ihre mangelnde Tiefe. Ohne Levelaufstiege sind die Scharmützel von Anfang bis Spielende gleich, ihr nutzt lediglich unterschiedliche Sticker. Zudem sind die Standardkämpfe gegen gewöhnliche Gegner zu keiner Zeit eine echte Herausforderung. Später haben wir sie, falls möglich, immer vermieden, da sie uns im schlimmsten Fall nur Sticker oder Lebenspunkte kosten. Anders sieht das bei den Bosskämpfen aus, aber das lest ihr auf der nächsten Seite.
Die Levels sind extrem abwechslungsreich. Doch den vielen Standardkämpfen solltet ihr, sofern möglich, eher aus dem Weg gehen, da sie euch im Zweifel nur Sticker und Lebenspunkte kosten, aber mangels EXP nichts bringen.
Jörg Langer Chefredakteur - P - 469343 - 15. Dezember 2012 - 21:17 #

Viel Spaß beim Lesen!

Vidar 19 Megatalent - 15012 - 15. Dezember 2012 - 22:12 #

Guter test aber ich weiß nicht so Recht, das man die paar RPG Elemente raus nimmt ist für mich immer noch ein NoGo bei einer Mario-RPG Reihe.
Warum sollte ich Kämpfen wenn es nichts bringt, warum baut man sie überhaupt ein?
Idee ist ja nett aber das man im Grunde vieles was PM ausmacht ganz radiert will nicht in mein Bild...
Im Grunde ist das ja kein RPG "light" mehr sondern ein Adventure mit Kampfeinlagen.

Wenn es mal gebraucht oder günstig für nen 10-20er zu haben ist gerne...

Darth Spengler 18 Doppel-Voter - 9372 - 17. Dezember 2012 - 18:40 #

Jo Toptitel sehen anders aus. Fand das normale Papermario schon nicht die Bombe.

Guldan 17 Shapeshifter - 8554 - 15. Dezember 2012 - 22:16 #

Wird später mal nachgekauft.

LittlePolak 13 Koop-Gamer - 1783 - 15. Dezember 2012 - 22:18 #

Danke für den Test :)

. 21 AAA-Gamer - 28253 - 15. Dezember 2012 - 22:40 #

Klingt nach Spass. :-)

lightpitcher 15 Kenner - 3243 - 15. Dezember 2012 - 23:10 #

Leider ist dieses Spiel meine persönliche Enttäuschung des Jahres 2012. Hatte mich so auf ein neues Paper Mario gefreut und bekommen habe ich ein Spiel, in dem ich bestraft werde, wenn ich gegen Gumbas und Co kämpfe (weil ich Sticker verliere, die ich evtl. später im Level gegen andere Gegner noch gebraucht hätte). Für manche mag das eine strategische Komponente sein, für mich war es einfach nur demotivierend und nervig vor einer Horde von Standardgegnern zu flüchten. Ich bin noch nicht sonderlich weit und habe das Spiel jetzt erstmal zur Seite gelegt. Vielleicht kann ich es genießen, wenn die größte Enttäuschung erstmal verdaut ist. Denn die Bosskämpfe sind schon toll... Aber allein der Gedanke, was darauf hätte werden können... (ich weiß, so sollte man garnicht erst anfangen, aber meine Vorfreude war einfach so groß).

Name123 (unregistriert) 16. Dezember 2012 - 5:37 #

Naja, für die Standard-Kämpfe brauch man ja auch nur Standard-Sticker. Dafür verdient man Geld (um neue "Standard-Sticker" zu kaufen) und hat die Chance auf besondere Sticker. Also wirklich sinnlos sind die Kämpfe nicht...

Chuck Morris 13 Koop-Gamer - 1887 - 15. Dezember 2012 - 23:36 #

Na ja dafür kaufe ich mir keinen 3DS.

nova 19 Megatalent - P - 16911 - 15. Dezember 2012 - 23:39 #

Sehe ich ähnlich. Aber es gibt auch genügend andere Gründe für einen DS.... Pokémon X in Farbe A, Pokémon Y in Farbe B, ... ;D

GrimReaper 13 Koop-Gamer - 1622 - 16. Dezember 2012 - 1:44 #

Das wird mein zweites 3ds spiel nach zelda. Naja wenn ich mein 3ds wieder finde. :D

Thomas Barth (unregistriert) 16. Dezember 2012 - 4:29 #

Hey cool, wenn sie aus Paper Mario den RPG-Anteil entfernen und den Adventure-Anteil erhöhen, können sie in New Super Mario Bros ja auch den Jump'n'Run-Anteil verringern und den Shooter-Anteil erhöhen. Was kommt als nächstes? Entfernen sie aus Zelda den Adventure-Teil und machen daraus ein Pfeil und Bogen-Minispiel? Oh wait...

Hauptsache es steht Mario drauf und die Kinder wollen es haben, auf die Hardcore-Fans der Serie kann man ja gepflegt einen großen Haufen setzen.

nova 19 Megatalent - P - 16911 - 16. Dezember 2012 - 12:13 #

"Entfernen sie aus Zelda den Adventure-Teil und machen daraus ein Pfeil und Bogen-Minispiel? Oh wait..."

Da musste ich spontan heftig lachen. Wahrscheinlich aus Verzweiflung. :(

Jörg Langer Chefredakteur - P - 469343 - 16. Dezember 2012 - 12:44 #

Me too :-)

Tim Gross 20 Gold-Gamer - 24171 - 16. Dezember 2012 - 13:38 #

So tragisch finde ich das gar nicht, wie es hier angenommen wird. Vielmehr mindestens spannend, dass die Entwickler so mutig sind, ihre IPs weiterzuentwickeln und zu verändern. War ja in den vorigen Serienteilen nicht anders, siehe Super Paper Mario. Und meiner Meinung nach ist in Sticker Star noch genug Paper Mario vorhanden. Kommt vielleicht auch auf die Erwartungshaltung an?

Thomas Barth (unregistriert) 16. Dezember 2012 - 14:37 #

Natürlich kommt es bei Fortsetzungen einer Serie auf die Erwartungshaltung drauf an, schließlich bringen die Entwickler und Publisher Fortsetzungen raus, um die Käufer des Vorgängers anzusprechen. Es ist ja auch nicht schlimm wenn Entwickler versuchen ihre IPs weiterzuentwickeln, aber das streichen von essentiellen wichtigen Spielmechaniken einer Serie, nur um eine neue Idee Spielidee zu verkaufen geht meiner Meinung nach zu weit.

Das Spiel wird höchstwahrscheinlich ziemlich gut sein und ich würde eine Menge Spaß damit haben, aber dieses Spiel war bei der Ankündigung des 3DS ein Kaufgrund für den Handheld und jetzt sind einige verdammt sauer deswegen auf Nintendo.

Wenn Disney nun auf die Idee kommt, ein Spiel namens "Monkey Island V - The reveal of the Secret" rauszubringen und daraus ein Jump'n'Run macht, dann will ich denjenigen sehen der von einer Weiterentwicklung der IP spricht.

Tim Gross 20 Gold-Gamer - 24171 - 16. Dezember 2012 - 15:32 #

Ich verstehe schon, was du meinst. Aber es ist ja nicht so, dass man alle Paper-Mario-Elemente aus Sticker Star entfernt hat. Viele wichtige Dinge sind noch vorhanden – natürlich hätte ich auch gerne Erfahrungspunkte und Co gesehen, aber so sehr stört mich die Abwesenheit dann doch nicht. Deswegen finde ich den Vergleich mit dem Monkey-Island-Jump'n'Run auch nicht ganz richtig, weil das eine komplette Abkehr des Genres wäre.

Roboterpunk 17 Shapeshifter - 6000 - 16. Dezember 2012 - 14:15 #

Sicher kein schlechtes Spiel aber keinesfalls ein Ersatz für die klassische Paper Mario- oder Mario & Luigi-Reihe. Gerade letztere war für mich das absolute Highlight des DS-Katalogs, ich würde sogar behaupten, die letzte gute Idee, die Nintendo mit seinen alten Bekannten hatte.

MarVell 09 Triple-Talent - 260 - 16. Dezember 2012 - 16:50 #

Schade, mich schreckt der Gedanke daran bestimmte Sticker stumpf zu suchen schon sehr vom Kauf ab. Kein Erfahrungssystem? Das ist lahm. Da bleibt meine Motivation zu kämpfen im Urlaub. Die contra Punkte überwiegen für mich und so lass ich erst einmal die Finger davon =(.

McGressive 19 Megatalent - 14300 - 17. Dezember 2012 - 0:19 #

Super! Mal wieder ein 3DS-Test :)

Werde es mir wohl hohlen. Die Neuerungen/Veränderungen begrüße ich jetzt nicht unbedingt, aber der Mario RPG Charme macht das schon wieder wett :P

stoeppel 10 Kommunikator - 502 - 27. Dezember 2012 - 22:19 #

Ich finde es gut. Ich spiele parallel Paper Mario auf dem Gamcube und sooooo anders ist es nicht. Letztendlich sind die Sticker eine Interpretation älter RPG-Tugenden. Mario war noch nie ein RPG wie Ultima oder Skyrim. Ich kann es empfehlen, wenn man sich darauf einlässt.

Red237 18 Doppel-Voter - 12871 - 30. Dezember 2012 - 21:16 #

Ich war von dem Spiel eigentlich ganz angetan, aber natürlich verstehe ich die Streichungen der RPG-Elemente nicht richtig. Muss doch eigentlich nicht sein, oder?

hachel (unregistriert) 1. Januar 2013 - 1:16 #

Wollt mir Paper Mario schon lange mal antun... denke das wird dann mal Zeit :D

Red237 18 Doppel-Voter - 12871 - 10. Januar 2013 - 14:12 #

War ein sehr schönes Spiel, leider ein bisschen kurz und leider kein RPG.