Kapitalismus, hossa!

Moonlighter Test+

Hagen Gehritz 30. Mai 2018 - 20:46 — vor 5 Jahren aktualisiert
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Obwohl die NPCs auf unseren Fortschritt reagieren ist die Stadt Ryonka mehr funktional als lebendig.
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Sprechertext zu Moonlighter

Dieser Sprechertext ist exklusiv für Premium-User, das Gleiche wird ab Ende Mai auch für die Audio-Fassung gelten.

Hallo da draußen! Hier ist Hagen Gehritz für GamersGlobal mit dem Test zu Moonlighter vom Indie-Entwickler Digital Sun Games. Der Genremix kombiniert Roguelite-Action-RPG und Ladenbesitzer-Simulation. Das ganze erstrahlt in farbenfroher und detaillierter 2D-Pixelgrafik aus der Vogelperspektive, die stilistisch an The Legend of Zelda: The Minish Cap erinnert. Der Spieler steuert den Händler Will, der Dungeons hinter vier uralten Toren vor seiner Heimatstadt durchforstet. Seine Ausbeute verhökert er in seinem Laden namens Moonlighter und investiert den Gewinn in bessere Ausrüstung. Sein Ziel ist nämlich nicht Reichtum, sondern die vier Wächter zu besiegen, um ein mysteriöses fünftes Tor zu öffnen.

Das Gameplay in den zufallsgenerierten Dungeons ähnelt Roguelikes wie The Binding of Isaac. Eine Besonderheit macht der auf vier mal fünf Felder begrenzte Rucksack aus: Schätze tragen öfter Flüche, wegen denen sie etwa benachbarte Gegenstände zerstören oder auf bestimmten Feldern liegen müssen. Die Beuteauswahl wird somit zur kurzweiligen Knobelei, klassische Rätsel gibt es dagegen nicht. Wird Will von einem Monster niedergestreckt, verliere ich zudem einen Großteil der Beute. Moonlighter spielt so geschickt mit meiner Gier und Angst um das Erreichte.

Das Überleben meines stillen Helden in den Verliesen sichert neben zwei ausgerüsteten Waffen die Sprungrolle. Damit überwinde ich Abgründe und hechte nach einer leichten oder schweren Attacke aus der Reichweite der Gegner. Folglich purzele ich nur so durch die fremden Welten als stände mein Rucksack in Flammen.
Die Kämpfe gegen knuffige Schleime, Pflanzenwesen und ihre bucklige Verwandtschaft sind schön flott und bei manchen Monsterkombinationen schon auf dem normalen Schwierigkeitsgrad knackig. Trotz der vielen Gegnertypen wiederholen sich die Taktiken – wie aus dem toten Winkel zuschlagen – aber schnell. Neue Fähigkeiten lernt Will auf seinen Beutezügen nämlich nicht. Die großen Bosse am Ende der jeweils drei Verliesebenen sind jedoch immer ein Höhepunkt.

Was ist noch besser als einen Golem mit Speer, Bogen oder Klauen die Kiesel aus dem Leib zu dreschen? Die besagten Kiesel im eigenen Laden zu viel Schotter machen! Auf Anrichten im Laden kann ich Gegenstände ausstellen, doch was soll auf dem Preisschild stehen? Den Warenwert mittels einer Liste aus Wills Händlerfibel und Ausprobieren zu ermitteln, ist hier zentrales Spielelement und nicht annähernd so öde, wie es klingt. Erscheint beispielsweise über einem Kunden ein übellauniges Emoticon, bevor er zur Kasse geht, sinkt die Nachfrage wegen meiner Halsabschneiderei. Da mir der stete Strom an Konsumzombies die Regale leerplündert, lege ich pausenlos Ware nach, schraube an den Preisen, nehme Bestellungen an und vertreibe nebenher Ladendiebe. Moonlighter setzt dabei klar auf unterhaltsame Hektik statt Tiefgang. Deswegen gibt es beispielsweise keine Budgetgrenzen: Es ist egal, ob ich 50 oder 5.000 Gold verlange. Ist der Preis angemessen, kauft es die Oma von nebenan.

Obwohl die beiden Gameplay-Hälften für sich nicht viel Tiefgang bieten, finde ich den Kreislauf aus kämpfen, verkaufen, aufrüsten und weiterkämpfen sehr motivierend und das Gefühl der Progression während der circa 12 bis 20 Stunden Spielzeit sehr angenehm. Es ist schön anzusehen, wie mit jedem besiegten Wächter mehr Leute auf den Straßen flanieren. Auch der Laden wächst und ehemals leerstehende Häuser werden nun von Hexe und Schmied bewohnt, die ich für bessere Waffen, Rüstungen und Tränke angeworben habe. Da ich jedoch nur meinen Laden betreten kann und sich mehrere NPCs oft gleiche Dialoge teilen, bleibt die Stadt sehr kulissenhaft. Öfter begegneten mir Schusselfehler in der deutschen Übersetzung und vereinzelt Bugs, wie dass sich die Türen nach einem Kampf im Dungeon nicht öffneten. Meinen Spielspaß schmälerte das aber nur wenig.

Zusammengefasst spricht einiges für Moonlighter: Die Kämpfe sind flott und das Inventarsystem ausgefuchst. Im Laden ist gefühlt jeden Tag Black Friday und das Klingeln der Kasse ist eine Wohltat. Die Stadt führt mir meine Fortschritte angenehm vor Augen und überall begleitet mich der wirklich schöne Soundtrack zum Mitsummen. Auch bietet Moonlighter angenehme Hilfsmittel, um Grinding zu vermeiden und Laufwege abzukürzen. Auf der anderen Seite mangelt es den Kämpfen schnell an Abwechslung und dem Verkauf an Komplexität. Die Zufallsräume sehen recht gleich aus, weil sich auch die zahlreichen Details dauernd wiederholen und die Stadt bleibt zu sehr Kulisse. Digital Sun Games haben hier aber eine gute Grundlage mit einigem Potential geschaffen, das eine Fortsetzung oder DLCs ausschöpfen könnten. Daher ist meine Wertung für Moonlighter eine runde 7 von 10.

Diesen Test gibt es als Video, Audio und Text. Weitere Fakten zum Spiel erfahrt ihr auf GamersGlobal.de.
 
Mit einer eleganten Hechtrolle ist dieser Abgrund kein Hindernis mehr.
Hagen Gehritz 30. Mai 2018 - 20:46 — vor 5 Jahren aktualisiert
Hagen Gehritz Redakteur - P - 175224 - 29. Mai 2018 - 2:50 #

Wie immer wünsche ich viel Spaß beim Lesen oder bei der audiovisuellen Verarbeitung dieses Tests!

Hannes Herrmann Community-Moderator - P - 43031 - 30. Mai 2018 - 21:17 #

"Kapitalismus, hossa!"

Kudos dafür :)

Akki 17 Shapeshifter - 8731 - 30. Mai 2018 - 20:58 #

Lustig, so ungewöhnlich, dass ich drüber nachdenke, es zu spielen - trotz rogue. Danke für den Audiotest.

Tectrek 09 Triple-Talent - 326 - 30. Mai 2018 - 21:02 #

Weiß man denn schon, ob die Entwickler Pläne haben das Spiel auszubauen?

Hagen Gehritz Redakteur - P - 175224 - 30. Mai 2018 - 21:30 #

Der Entwickler hat bisher keine DLC-Pläne bekannt gegeben.

Vidar 19 Megatalent - 15012 - 30. Mai 2018 - 21:11 #

Guter Test und faire Wertung, für mich dennoch eine Enttäuschung.
Es ist halt wirklich nur in Dungeon rein laufen und zeug verkaufen, mehr gibt es nicht zu sehen. Die im Test erwähnte Kulisse ist einfach komplett Charakter- und Seelenlos, keine wirklichen Events oder ähnliches.

Gerade das mittlerweile betagte Recettear macht einiges besser und motiviert in meinen Augen auch mehr.

Noodles 26 Spiele-Kenner - P - 75368 - 30. Mai 2018 - 21:20 #

Fand das Spiel erst ziemlich interessant, obwohl ich kein großer Fan von Rogue-Likes bin. Aber nachdem ich es in einem Twitch-Stream gesehen hab, ist mein Interesse irgendwie ziemlich abgeflaut.

euph 30 Pro-Gamer - P - 130153 - 30. Mai 2018 - 21:51 #

Kein Must-Have, aber interessiert bin ich schon. Danke für den guten Test.

hex00 18 Doppel-Voter - 10171 - 31. Mai 2018 - 21:35 #

Genau so sehe ich es auch. Danke

Evoli 17 Shapeshifter - 8858 - 30. Mai 2018 - 22:52 #

Vom Ansatz her sieht das gar nicht mal so schlecht aus, aber richtig mein Fall ist es wohl nicht...

Faerwynn 20 Gold-Gamer - P - 20280 - 30. Mai 2018 - 23:05 #

7.0 bei GG für ein Indie Game? Das sind vermutlich 9.0 in meiner persönlichen Skala, dann sollte ich mir das vielleicht mal ansehen ;)

Hannes Herrmann Community-Moderator - P - 43031 - 31. Mai 2018 - 8:56 #

Ich persönlich finde Reccetear besser.

Pitzilla 20 Gold-Gamer - P - 22256 - 31. Mai 2018 - 7:58 #

Ich will es mir eigentlich für die Switch zulegen.

Nivek242 33 AAA-Veteran - P - 901644 - 31. Mai 2018 - 8:59 #

Für mich ist es auch das Perfekte Switch Spiel.

Pitzilla 20 Gold-Gamer - P - 22256 - 31. Mai 2018 - 12:18 #

Wann soll das auf der Switch erscheinen?

Hagen Gehritz Redakteur - P - 175224 - 31. Mai 2018 - 14:01 #

Laut Kickstarter-Update soll die Switch-Version erst einige Monate später erscheinen.

Wunderheiler 21 AAA-Gamer - 30620 - 1. Juni 2018 - 4:21 #

Amazon listet die PS4 Retail-Fassung für den 27.09., denke das dann auch die Switch Version kommt.

Der Marian 21 AAA-Gamer - P - 29632 - 31. Mai 2018 - 14:02 #

Ich finde das ja optisch sehr gelungen. Aber mir würde wahrscheinlich schnell die Abwechslung in den Kämpfen fehlen.

ADbar 18 Doppel-Voter - 10064 - 31. Mai 2018 - 21:37 #

Bei der Grafik dachte ich zuerst Joah... Als ich dann was von generierten Dungeons hörte, war direkt jegliches Interesse erloschen.

Dukuu 15 Kenner - 3473 - 1. Juni 2018 - 8:16 #

Hab bissel Gameplay bei nem Kumpel gesehen und hätte es für mich sogar eher als ein knappes 8 Punkte Spiel eingeordnet. Ich sehe da auch das Preis/Unterhaltungs Verhältnis. Das Ding kostet nen Zwanni, mit GG Rabatt sogar noch bissel weniger. Ich finde, da kann man nicht meckern, wenn man ein paar Stunden ne gute Zeit verbringen kann.

Hagen Gehritz Redakteur - P - 175224 - 1. Juni 2018 - 15:49 #

Ein Spiel für seinen Preis natürlich weder zu kurz sein, noch länger gestreckt, als die Mechanik es trägt. Moonlighter ist in der Hinsicht weder zu kurz noch zu lang, aber das gleicht meiner Meinung nach nicht aus, dass ich in der Zeit mehr Spaß hätte, wenn die einzelnen Gamplay-Teile runder wären.

Preis-Spieltiefe ist letztendlich eine sehr subjektive wie zwiespältige Kategorie, wenn ich über den einzelnen Titel hinaus vergleiche: Stardew Valley oder The Binding of Isaac bieten mehr Spielzeit für weniger Geld, aber deswegen hat mich Moonlighter nicht weniger unterhalten. Ob Moonlighter in seinem Zustand den Zwanni wert ist oder eher ein Sale-Kandidat kann nur jeder für sich entscheiden.

TheRaffer 23 Langzeituser - P - 40311 - 5. Juni 2018 - 21:59 #

Die Idee mit dem Laden ist nett, aber warum muss das drumherum ein Rogue-Like sein? :(