Im Land der tausend Tode

Magicka 2 Test

Rüdiger Steidle 26. Mai 2015 - 15:52 — vor 8 Jahren aktualisiert
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Vor lauter Effekten sieht man häufig weder die eigene Spielfigur noch die Gegner. Das führt im schlimmsten Fall zum unfreiwilligen Bildschirmtod.
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Der Tod steht mir gut!Die Lehrmethode dürfte nicht jedermanns Sache sein. Im Wesentlichen lernt man bei Magicka 2, indem man stirbt. Das passiert dauernd. Immer und immer wieder. In manchen Levels bekommt man den Game-Over-Screen beinahe öfter zu Gesicht als die Landschaft. Mitunter genügt schon ein einziger Treffer, damit der Zauberer sein virtuelles Leben aushaucht. (Das geschieht oft in einer spektakulären Blutfontäne; der Splatter-Faktor ist überraschend hoch, aber Comic-artig). Im Solomodus hat man eine Wiederbelebung frei. Da diese aber fast immer mitten im Feindgetümmel erfolgt, kann man seine Erweckung selten lange genießen. Mehrspielergruppen haben es da etwas leichter: Hier kann jeder dem anderen wieder Leben einhauchen, allerdings braucht der Spruch eine gewisse Abklingzeit. Haben alle das Zeitliche gesegnet, ist ein neuer Versuch angesagt. Glücklicherweise gibt es vor nahezu jeder Gegnergruppe und jedem bedeutenden Gefecht einen automatischen Speicherpunkt, sodass man beim Ableben nie viel Spielzeit verliert. Dennoch sollten Magicka-Adepten eine beachtliche Frusttoleranz mitbringen, um zerbissene Gamepads und zertrümmerte Tastaturen zu umgehen. Denn, wie geschildert, der Tod erfolgt im Minutentakt. Und ist auch oft unvermeidlich: In den Kämpfen zählt der Zufall fast genauso viel wie das eigene Können. Da geht ein Eisblitz um Haaresbreite daneben, ein Gegner landet ausnahmsweise einen guten Treffer oder im Effektgewitter geht für eine Millisekunde die Übersicht flöten, schon heißt es Neustart.
 
Kunterbuntes Grafikfeuerwerk
Das wichtigste bei Bosskämpfen ist, die passende Taktik auszuknobeln. Diese beiden besiegen wir, indem wir den Barbaren durch die Schussbahn des Bogenschützen locken.
Das mit der Übersicht ist tatsächlich so eine Sache. Wie erwähnt, setzt Magicka ja auf einen kunterbunten Comic-Look, der auch insgesamt gut zum humoristischen Stil des Spiels passt. Wir wandern durch grellgrüne Wälder, durchstreifen schaurig-schummrige Höhlen mit Glühpilzen und Giftseen und bestaunen weitläufige Eiswüsten. Die Figuren rangieren von knuddelig-süß bis knuddelig-fies, einschließlich der Monster, und sind filmreif animiert. Mit den Zaubereffekten haben es die Grafiker allerdings eindeutig übertrieben.

Es blitzt, leuchtet, brennt, raucht, qualmt, glüht und strahlt in einem derartigen Übermaß, dass vor lauter Magie kaum noch was vom Geschehen zu erkennen ist. Seinen Recken aus den Augen zu verlieren, ist hier nicht weiter ungewöhnlich. Auch das trägt zum insgesamt hohen Schwierigkeitsgrad des Spiels bei, der auf der niedrigsten Stufe („normal“) schon sehr fordernd ausfällt und auf der höchsten wirklich nur Masochisten Freude bereitet. Aber man muss immerhin anerkennen: Magicka 2 sieht schon richtig schick aus. Keine Polygonorgie, aber wunderbar stimmig, atmosphärisch und mit Liebe zum Detail entworfen.

Klasse, wie viele versteckte Gags sich bei genauem Hinsehen entdecken lassen. Ähnliches gilt für den Sound: Die Hintergrundmusik ist eingängig, die Effekte passen wunderbar, und das Highlight ist die Sprachausgabe: Eine verballhornte Mischung aus Schwedisch, Englisch, Deutsch, Französisch und vielen anderen Zungen, die glücklicherweise untertitelt wird. Der dick aufgetragene Humor ist freilich nicht jedermanns Sache.
Im Challenge-Modus müssen wir immer stärker werdende Gegnerwellen und Zwischenbosse überstehen.

Alles beim Alten? Fast
Alternativen
Trotz des beachtlichen Erfolgs von Magicka steht der Titel immer noch ziemlich allein auf weiter Flur: Der einzig halbwegs aktuelle Rivale mit einem vergleichbaren Spielprinzip ist das Remake von Gauntlet (GG-Test: 7.5), das von den Magicka-Entwicklern Arrowhead stammt. Wer einfach mal reinschnuppern möchte, dem sei der kostenlose Ableger Wizard Wars oder das Original Magicka (GG-Test: 8.0) ans Herz gelegt, das je nach Shop für eine Handvoll Euro zu haben ist.
Die Änderungen vom Vorgänger beschränken sich größtenteils auf Detailverbesserungen wie den stabileren Netzcode. Den einzig gewichtigen Fortschritt stellen die sogenannten Artefakte dar, eine Art eingebauter Mods, die im Kampagnenverlauf nach und nach freigeschaltet werden. Diese lassen sich einzeln oder kombiniert im Storymodus oder in den Challenges (schnelle Gefechte für zwischendurch) aktivieren. Manche beeinflussen tatsächlich den Spielablauf, machen etwa Gegner stärker oder die Spielfiguren. Andere sind einfach nur zum Spaß da, etwa der Laugh-Track, der ähnlich wie in einer Sitcom jedes Missgeschick der Spieler mit Gelächter quittiert, oder der Big-Head-Modus, in dem alle Teilnehmer mit Riesenrüben herumrennen. Nun ja.
 
Ach, jetzt sind wir bereits am Ende des Artikels angelangt und haben immer noch nicht erklärt, worum es in Magicka 2 eigentlich geht. Das liegt daran, dass wir das selbst nicht so ganz genau wissen. Oder vielmehr: Es ist uns herzlich egal. Die Entwickler geben sich zwar alle Mühe, eine Art Hintergrundgeschichte zu entwerfen und in gelegentlichen Engine-Zwischensequenzen weiterzuspinnen. Irgendwas vom drohenden Weltuntergang und einem heilsbringenden Kind, das es vor dem Bösen zu bewahren gilt. Aber das wirkt alles fürchterlich aufgesetzt und ist bestenfalls eine Rechtfertigung für das, worum es in Magicka 2 wirklich geht: Um jede Menge Metzelspaß, Gamepad-Akrobatik, Teamwork – und Schadenfreude, wenn man mal wieder den Kollegen versehentlich oder absichtlich Feuer unterm Hintern macht.

Autor: Rüdiger Steidle / Redaktion: Benjamin Braun (GamersGlobal)

Rüdiger Steidle
Wie schon mit dem ersten Teil verbindet mich mit Magicka 2 eine Art Hassliebe. Hass, weil es wirklich unglaublich frustrierend sein kann, wieder und wieder und wieder an der gleichen Gegnergruppe oder am gleichen Bossmonster zu scheitern, weil mich mal wieder irgendein Zufallstreffer dahinrafft oder ich im Eifer des Gefechts auf die falschen Tasten hämmere. Liebe, weil es unglaublich befriedigend ist, wenn ich den Kampf dann im x-ten Anlauf doch noch gewinne. Liebe, weil es einen Heidenspaß macht, sich zusammen mit Freunden durch die Feindeshorden zu schnetzeln, sich gegenseitig auszuhelfen oder zu piesacken. Liebe, weil es so wahnsinnig viel zu entdecken gibt. Liebe weil kein anderer Titel ein ähnlich komplexes, kooperatives und kompetitives Spielerlebnis bietet. Okay, der Mangel an Neuerungen ist beklagenswert, aber warum ändern, was wunderbar funktioniert? Zumal der Download mit knapp 15 Euro auch noch äußerst fair gepreist ist.

 Magicka 2
Einstieg/Bedienung
  • Viele In-Game-Tipps
  • Unterhaltsames Tutorial
  • Hilfen für Gegner und Rätsel zu entdecken
  • Viel visuelles Feedback (Elemente, Zauber, Schaden)
  • Tasten nicht frei belegbar
  • Steile Lernkurve
  • Kann Einsteiger frustrieren
  • Etwas fummelige Steuerung
Spieltiefe/Balance
  • Dutzende Zauberkombos zum Ausknobeln
  • Viele verschiedene Gegner mit eigenen Taktiken
  • Fordernde Bosskämpfe
  • Kleine Rätsel zur Auflockerung
  • Faire Speicherpunkte
  • Zwischensequenzen überspringbar
  • Sammelbare Ausrüstung und Kleidung
  • Beträchtlicher Zufallsfaktor
  • Hintergrundgeschichte lässt uns kalt
Grafik/Technik
  • Spektakuläre Effekte ...
  • Niedliche Comic-Grafik
  • Abwechslungsreiche Umgebungen
  • Flüssige Animationen
  • ... die allerdings auf Kosten der Übersicht gehen
  • Menüs und Einblendungen verdecken mitunter die Sicht
Sound/Sprache
  • Ulkige Kauderwelsch-Sprachausgabe
  • Treibender Soundtrack
  • Fülle von Effekten
  • Keine deutsche Vertonung
Multiplayer
  • Friendly Fire
  • Kooperativer Mehrspielermodus
     
  • Friendly Fire
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Amazon.de Aktuelle Preise (€): 14,00 ()
Userwertung
7.0
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Hack and Slay
16
Pieces Interactive
26.05.2015
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LinuxMacOSPCPS4
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Rüdiger Steidle 26. Mai 2015 - 15:52 — vor 8 Jahren aktualisiert
Hendrik 28 Party-Gamer - P - 105044 - 26. Mai 2015 - 15:58 #

Teil 1 war mit 4 Spielern einfach sagenhaft geil. Teil 2 wird auf jeden Fall angesehen. Danke für den Test :)
Übrigens sparen Makros bei dem Game jede Menge Nerven, wenn man alleine spielt ! ;)

v3to (unregistriert) 26. Mai 2015 - 16:01 #

Den ersten Teil fand ich kultig. Allerdings für mich schade, dass es kompromisslos auf Multiplayer ausgelegt war. Alleine war es dann doch eher ein frustrierendes Vergnügen...

Sancta 15 Kenner - 3295 - 26. Mai 2015 - 18:21 #

Hätte mich sehr interessiert aber meinen Freundeskreis konnte ich erst kürzlich dazu überreden, die Borderlands Handsome Collection zu kaufen. Noch einen weiteren reinen Coop-Titel bekomme ich da leider nicht unter.

Faerwynn 20 Gold-Gamer - P - 20280 - 26. Mai 2015 - 18:58 #

Sehr schön, nachdem Helldivers nach Monaten etwas langweilig wird ist das genau das richtige 4 Spieler Spiel um beim nächsten Nerd-Abend Spaß zu haben :D

Pitzilla 20 Gold-Gamer - P - 22256 - 27. Mai 2015 - 0:07 #

Hehe, wir sind noch bei Helldivers dabei, aber ich habe auch schon ein Auge auf den Titel geworfen. Gibt es noch eine Aussgae zur PS4 Version hier?

Connor 17 Shapeshifter - P - 7848 - 26. Mai 2015 - 19:13 #

Negativpunkt keine deutsche Vertonung? Hast Du die sagenhaft peinliche Synchro des ersten Teiles mal gehört? :-D

Hendrik 28 Party-Gamer - P - 105044 - 26. Mai 2015 - 19:15 #

Die war so mies, daß sie schon wieder richtig gut war !!!!

Desotho 18 Doppel-Voter - 9436 - 26. Mai 2015 - 19:51 #

Bis auf Vlad ist doch eh alles in der speziellen Kunstsprache die ein wüster Mix aus Schwedisch, Englisch und Fantasie ist :)

Connor 17 Shapeshifter - P - 7848 - 26. Mai 2015 - 20:55 #

Aber, aber... der Erzähler :-(

Desotho 18 Doppel-Voter - 9436 - 26. Mai 2015 - 19:49 #

Magicka lebt einfach auch vom Chaos und vom Coop. Vor allem hat es ein eigenes Spielkonzept und ist kein Abklatsch.

Der Marian 21 AAA-Gamer - P - 29632 - 26. Mai 2015 - 20:17 #

Wieder super für Sofa-Koop mit Freunden bei ein paar Bierchen.

keimschleim (unregistriert) 27. Mai 2015 - 8:32 #

Könnte man als Alternative nicht noch Helldivers anführen?

Rüdiger Steidle Freier Redakteur - P - 17268 - 27. Mai 2015 - 17:29 #

Ich kenne Helldivers schlicht nicht, deshalb ist es nicht dabei. Es klingt ähnlich und stammt von den gleichen Machern. Aber dann wiederum gibt's auf GG ohnehin keinen Test davon.

keimschleim (unregistriert) 28. Mai 2015 - 2:22 #

Ich fasse deine Aussage so auf, dass es im "Alternativen"-Kasten vorrangig darum geht, Clicks auf andere GG-Seiten zu generieren, als vergleichbare Spiele kurz zu nennen. Illuminati-Geschwafel meinerseits? ;)
PS: Weder Helldivers noch Magicka gespielt. Helldivers nur mal irgendwo von gehört und war recht angetan.

Jörg Langer Chefredakteur - P - 469805 - 2. Juni 2015 - 13:41 #

Im Alternativen-Kasten geht es vorrangig darum, Alternativen zu nennen, die wir beurteilen können. Wenn es keinen GG-Test gab, ist die Chance groß, dass wir das betreffende Spiel nicht gut kennen. Wenn du Empfehlungen "nach Hörsagen" erwartest, bist du auf der falschen Website.

yeahralfi 16 Übertalent - P - 5797 - 27. Mai 2015 - 14:43 #

Geil, so müssen Tests sein. Schon nach einem Satz wusste ich, was Sache für mich ist:
"Ihr seid frusttolerant, ein Meister am Gamepad und zockt am liebsten zusammen mit Freunden?"

Lasst mich überlegen...ähhm, nein, nein und ... nein. Ich bin also mal raus.

P.S.: Wer oder was sind diese komischen "Freunde", von denen hier immer die Rede ist? Ist das was ansteckendes?

Bahamut 13 Koop-Gamer - 1598 - 27. Mai 2015 - 17:08 #

Multiplayer:
Pro - Frienly Fire
Contra - Friendly Fire
Da konnte sich wohl einer nicht entscheiden was gut für einen ist. xD Da heist es doch lieber, töte die anderen lieber vor dir. ;)
Mal ohne Spaß, danke für den Test. Habs eh vorbestellt und war vom Sneak Preview schon angefixt.

Rüdiger Steidle Freier Redakteur - P - 17268 - 27. Mai 2015 - 17:27 #

Das ist schon Absicht so. Kann genauso Vorteil wie Nachteil sein, je nach Situation.