Homeworld: Deserts of Kharak

Homeworld: Deserts of Kharak Test

Vom Weltraum in die Wüste

Rüdiger Steidle / 6. Februar 2016 - 11:00 — vor 6 Jahren aktualisiert

Teaser

Sandkörner statt Sterne: Im dritten Teil der Homeworld-Saga führen wir Dünenbuggys und Panzer statt Raumkreuzer in die Echtzeit-Schlacht. Den temporeichen Spielablauf, das motivierende Kampagnensystem mit Kernarmee und das tiefgreifende Stein-Schere-Papier-Prinzip behält das gelungene Prequel aber bei.
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Alle Screenshots stammen von GamersGlobal

Nicht nur wir halten die ersten beiden Homeworld-Teile für Klassiker der Echtzeit-Strategie, trotz ihres eher überschaubaren Verkaufserfolgs. Mit am meisten gefallen an den um die Jahrtausendwende erschienenen Weltraumopern hat uns seinerzeit die große Bewegungsfreiheit, dank der wir mit unseren Bomberformationen und Jagdstaffeln ausgeklügelte Manöver in allen drei Dimensionen des Alls fliegen konnten. Und ausgerechnet diesen großen Pluspunkt wirft nun der offizielle Nachfolger Homeworld: Deserts of Kharak über Bord, indem er den namensgebenden Sandplaneten zum Schlachtfeld erklärt und Sternenkreuzer gegen Wüstenschiffe tauscht. Das kann doch nicht gut gehen – oder doch?
 

Fahrende Festungen

Wenn wir hier „Wüstenschiffe“ schreiben, dann meinen wir das nicht im übertragenen Sinne. Als Kommandozentrale und mobile Basis unserer Armee fungiert in Deserts of Kharak tatsächlich eine Art riesiger Flugzeugträger, die Kapisi. Nur dass der eben nicht mit dem Rumpf durchs Wasser pflügt, sondern auf mächtigen Ketten über die Dünen rumpelt. Das Klima auf Kharak macht solche abenteuerlichen Konstruktionen offenbar notwendig. Wie die Science-Fiction-Story uns erklärt, verödet der Planet seit Jahrhunderten zusehends, und die schrumpfende Bevölkerung balgt sich mit kriegerischen Mitteln um die verbliebenen Rohstoffe. Wir übernehmen das Kommando über einen Expeditionstrupp der Koalition. Der soll tief ins Gebiet der verfeindeten Gaalsien-Fraktion vordringen, um ein mysteriöses Objekt aufzuspüren, das hoffentlich den Schlüssel zur Flucht aus diesem Höllenloch in sich trägt. Damit erzählt der dritte Serienpart die Vorgeschichte der Homeworld-Saga, ist also vor den Ereignissen des ersten Teils angesiedelt.
 
Die gezeichneten Cutscenes (hier ist Hauptfigur Rachel zu sehen) sind eine schöne Abwechslung zum üblichen Render-Einheitsbrei.
Hauptfigur ist die Wissenschaftlerin Rachel, deren dreiachsiger Dünenhüpfer neben dem Wüstenträger unser vermutlich wichtigstes Vehikel darstellt. Mit ihrem Spähpanzer können wir Wracks erforschen, Rohstoffe entdecken und vor allem angeschlagene Einheiten instandsetzen. Das ist besonders wichtig, weil wir unsere Truppen über alle 13 Missionen hinweg durch die komplette Kampagne übernehmen – wie auch schon in vorangehenden Serienteilen. Und weil unsere Jungs und Mädels im Lauf der Zeit an Erfahrung und damit Kampfkraft gewinnen, schmerzen die fast unausweichlichen Verluste gleich doppelt. Gänzlich vermeiden lassen sich Gefallene schon deshalb kaum, weil das Spieltempo in Homeworld: Deserts of Kharak generell recht hoch ist. Wohlgemerkt, das Tempo ist kein Vergleich zum wuseligen StarCraft 2, aber für ein doch sehr strategisches RTS nicht langsam.
 
Zudem halten die kleineren Einheiten wie Scout-Buggys oder Sammler nur sehr wenige Treffer aus – bei Beschuss sind sie mitunter schon verglüht, bevor wir reagieren können. Trotzdem stellt das Konzept der Kernarmee ein wesentliches Motivationselement dar, weil wir unsere Ausrüstung auch immer wieder erweitern und verbessern dürfen. Da bekommen unsere Hauptkampfpanzer beispielsweise Nebelwerfer spendiert, die sie bei einem Rückzug verbergen, und unsere Artillerie darf sich über neue Granaten freuen.
 
Deserts of Kharak sieht aus nächster Nähe richtig gut aus – aber ist so nicht spielbar. Der Flugzeuträger auf Ketten ist die Kapisi.

 
Die Kapisi: zu starkes MutterschiffAuch unseren Träger bauen wir im etwa zehn- bis maximal 15-stündigen Spielverlauf immer weiter aus. Kann er anfangs (storybedingt) wenig mehr als durch die Dünen rollen und frische Einheiten auswerfen, mutiert er nach wenigen Einsätzen zur furchteinflößenden fahrenden Festung, die im Alleingang ganze Angreifergruppen plättet. Das meinen wir wörtlich: Wir fanden die Kapisi deutlich zu mächtig. Wir sind allzu oft der Versuchung erlegen, einfach den Carrier an die Front zu schicken und unsere eigentlichen Kampftruppen nur als Flankensicherung zu verwenden. Das einzige taktische Element dabei ist, die fünf Subsysteme der Kapisi zu verwalten: Schilde, Reparaturen, Waffen, Sensoren und Antrieb. Aber wenn es hart auf hart kommt, leiten wir eben die komplette Energie in Bewaffnung und Schilde – reparieren können wir hinterher.
 
Kein Wunder, dass im Spielverlauf vor allem jene Aufträge herausfordernd waren, in denen die Kapisi hinter der Hauptkampflinie zurückbleiben musste (etwa weil wir unsere Verbände durch einen engen Canyon manövrieren sollten). Selbst dann liefert der Flugzeugträger allerdings häufig die entscheidende Unterstützung, denn wie schon der Name sagt, beheimatet er mehrere Staffeln von Jagdbombern. Die setzen wir einfach per Mausklick auf ein Opfer an, das sie dann selbständig anfliegen und (meist vernichtend) bekämpfen. Manuell eingreifen müssen wir üblicherweise nicht; die Piloten agieren recht clever und ändern auch eigenständig Kurs und Angriffsvektor, wenn sich das Ziel weiterbewegt. Und sollte es schon anderweitig bekämpft worden sein, feuern sie ihre Raketen eben auf den nächstbesten Gegner.
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Das hohe Spieltempo macht Einheitenverwaltung schwierig. Massenangriffe funktionieren aber meistens.
D43 (unregistriert) 6. Februar 2016 - 11:14 #

OT:

Habe gerade das erste mal euren neuen hardwareteil "kopierschutz" entdeckt.
Großartig umgesetzt und vielen dank dafür :)

Stonecutter 22 Motivator - P - 31862 - 6. Februar 2016 - 11:34 #

Danke für den Test! Ich denke dem Spiel geb ich ne Chance, obwohl ich lieber ein "echtes" Homeworld hätte.

bsinned 17 Shapeshifter - 8200 - 6. Februar 2016 - 11:54 #

Ich fürchte, mit der mauen KI im Skirmish und der geringen Vielfalt im Multiplayer haben sich die Entwickler selbst ein Ei gelegt. Nach der (guten) Kampagne bleibt vom Spiel einfach nix mehr.
Und wer zur Hölle ist da nur auf die Idee gekommen, den Spieler die Tasten in einem RTS nicht selbst belegen zu lassen?!

Punisher 22 Motivator - P - 32223 - 6. Februar 2016 - 12:03 #

Hm nach dem Test bin ich genauso schlau wie vorher, ob ich das mal machen soll oder nicht. die Plus-Aspekte find ich sehr gut gut, die Negativ-Aspekte sehr madig.

Zum Glück hab ich genug zum spielen, so dass ich mal auf nen Sale warten kann...

Deathsnake 20 Gold-Gamer - 22556 - 6. Februar 2016 - 12:12 #

Schon lange durch :D Hab auch um die 11 Std. gebraucht und war mal Nachts um 5 fertig *Wie es ist schon früh?* :D

Aber für die Zeit war ich gut unterhalten und die Story ist halt Homeworld 0. Die Leute dahinter sind ja alles Ex-Relic die an HW 1+2 gearbeitet haben. Aber nun gut - Es wird Zeit für Homeworld 3. Die Unity Engine da funzt gut und nun müssen die nur an der Story feilen und neue Schiffe für HW3 basteln.

Faerwynn 20 Gold-Gamer - P - 20280 - 6. Februar 2016 - 12:36 #

Interessant, ich hab erst den Test gelesen und dann die Note gesehen und war überrascht. Ich fand vom Text her klang es wesentlich besser als 7.5 :)

Hyperlord 18 Doppel-Voter - 12024 - 6. Februar 2016 - 12:51 #

Ich warte, bis es nicht mehr so viel kostet, danke für den Test!

Ridger 22 Motivator - P - 34736 - 6. Februar 2016 - 13:45 #

Die Grafik gefällt mir auf den Fotos richtig gut. Die alten Homeworlds fand ich damals auch hübsch.

TSH-Lightning 26 Spiele-Kenner - - 65104 - 6. Februar 2016 - 14:38 #

Ne gute Story und der Audiophilen-Award reichen mir eigentlich schon, wenn es keine schweren Mängel hat. Hab vor dem Lesen des Tests eigentlich auch nix erwartet und denke jetzt, dass man sich das Spiel mal besorgen kann. Hier hätte ich gerne einen Videotest gehabt, aber das ist glaube bei den "externen" Testern nicht möglich.

rammmses 22 Motivator - P - 32649 - 6. Februar 2016 - 15:25 #

Homeworld war damals so gut, habe auch mit den Remastered-Neuauflagen noch Freude, wenn ich ab und zu mal reinschaue. Das hier klingt auch toll, für wenig Geld hole ich es mir sicher mal.

Arno Nühm 18 Doppel-Voter - 9327 - 6. Februar 2016 - 21:44 #

Schöner Test. Vielen Dank.
Sobald ich mit XCOM 2 fertig bin, wird sich Homeworld: Deserts of Dingsbums zugelegt.

Der Marian 21 AAA-Gamer - P - 29632 - 8. Februar 2016 - 8:15 #

Klingt doch ganz brauchbar. Pack ich mir mal auf die Wunschliste.

LalaiLama (unregistriert) 6. Dezember 2017 - 14:45 #

Guter Test, habe mir das Spiel gegönnt und bin echt begeistert. Insbesondere das Einbeziehen der Dünen in die Schlachten ist super! :)