Test: Diablo à la 3DS?

Heroes of Ruin Test

Jonas Schramm 25. Juni 2012 - 23:29 — vor 11 Jahren aktualisiert
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Der Bernsteingolem steckt zwar deutlich mehr ein als andere Gegnertypen. Ein höherer taktischer Anspruch lässt sich daraus aber nicht ableiten, da auch hier wildes Tastendrücken (und Heiltrank-Einwerfen) zum Sieg führt.
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Komplexe Helden-Entwicklung
In Sachen Loot und Charakterprogression stimmt in Heroes of Ruin dagegen alles. Gegner lassen alle Nase lang Gold und Gegenstände fallen, die von Waffen über Rüstungen für Schultern und Torso hin zu Ringen und Amuletten reichen. Neue Ausrüstung erhaltet ihr aber auch als Belohnung für erfüllte Quests. Und wenn euch das noch nicht reicht, investiert ihr euer Gold einfach bei den Händlern in Nexus. Bis auf Ringe und Ketten sind alle Gegenstände charakterspezifisch und erfordern eine bestimmte Charakterstufe, damit ihr sie ausrüsten dürft. Mithilfe des Loots verbessert ihr natürlich die Eigenschaften eures Charakters, von denen dieser eine ganze Menge besitzt. Die drei Grundeigenschaften eines jeden Helden sind Macht, Vitaltät und Seele, daneben nimmt jeder Gegenstand aber auch noch auf Stats wie Waffenschaden, kritische Treffer oder die maximale Gesundheit Einfluss. Das hohe Maß an Individualisierungsmöglichkeiten, das sich daraus ergibt, macht sich zudem optisch bemerkbar. Die neuen Klingen, die ihr für euren Berserker erhalten habt, lassen euren Charakter sofort noch cooler aussehen. Da die Gegenstände nur von jeweils einer Charakterklasse genutzt werden können, gibt es in Nexus auch vier Händler, die lediglich Ware für eine Klasse im Angebot haben. Bei einem separaten Händler kauft und verkauft ihr außerdem euren Plunder an andere Spieler. Und beim Erzmagier Therus erhaltet ihr verzauberte Gegenstände, die mit zu den stärksten im Spiel gehören. Hier bezahlt ihr aber auch nicht mit Gold, sondern mit "Tapferkeitspunkten", die ihr ausschließlich durch die täglichen oder wöchentlichen Herausforderungen erhaltet.
 
Durch das Schnetzeln von Monstern erhaltet ihr Erfahrungspunkte, mit denen ihr im Level aufsteigt und neue Fähigkeiten freischaltet. Diese unterscheiden sich in drei Klassen: Bei den „Kräften“ handelt es sich um neue Angriffe, die euer Charakter erlernen kann. So erlaubt es die Fähigkeit „Massenstopper“ dem Revolverheld einen Sprengsatz zu werfen, der Gegner betäubt. Sogenannte passive Fähigkeiten sind dagegen defensiv ausgelegt und schützen euren Charakter vor Angriffen. Aktiviert ihr beispielsweise die „Rache“ des Barbaren, so teilt ihr zusätzlichen Schaden aus, wenn ihr getroffen werdet. Zu guter Letzt sind da noch die Buffs, mit denen ihr auf Knopfdruck bestimmte Eigenschaften eures Charakters verbessert. Mithilfe der „Schmerzabsorber“-Fähigkeit der Alchitektin regeneriert ihr zum Beispiel einen Teil eurer Gesundheit, wenn ihr einen kritischen Treffer landet. Wie schon erwähnt, darf jeder Charakter bis zu drei dieser besonderen Fähigkeiten verwenden. Sie lassen sich frei miteinander kombinieren und werden der Y-, X- und A-Taste des 3DS zugeordnet. Neue Gegenstände und Fähigkeiten rüstet ihr über den Touchscreen des Handheld aus, was dadurch sehr leicht von der Hand geht. Einsteiger werden sich zu Beginn aber trotzdem erst einmal an die vielen Zeichen auf dem unteren Bildschirm gewöhnen müssen. Zumal aus ihnen nicht immer klar hervorgeht, welches Menü nun geöffnet wird.
Loot (links) und neue Fähigkeiten (rechts) sind der größte Motivator in Heroes of Ruin, beides wählt ihr per Touchscreen aus.

Mehr Spaß zu viert?
Heroes of Ruin lässt sich nicht nur im Solo-Modus spielen, sondern ist stark auf Koop ausgelegt: Mit bis zu drei weiteren Spielen dürft, nein sollt ihr auf Monsterjagd gehen. Nach jedem Spielstart legt ihr fest, ob ihr Heroes of Ruin offline und damit allein, lokal im Multiplayer oder übers Internet spielen wollt. Dann dürfen andere Spieler ganz frei zu eurer Partie hinzustoßen und diese jederzeit auch wieder verlassen. Alternativ sucht ihr euch anhand einer Art Server-Browser ein Spiel und tretet diesem bei. Im Vorfeld wurde der Koop-Modus als die beste Art und Weise beworben, Heroes of Ruin zu spielen. Stimmt das? Nach einigen Testpartien lautet unsere Erkenntnis: Ja, Spaß macht Heroes of Ruin mit mehreren Spielern, was aber vor allem auf den erhöhten Action-Anteil zurückzuführen ist. Zu viert ist das Gefühl der Stärke noch um einiges ausgeprägter, zum Beispiel, wenn der Bildschirm mit zwei, drei Spezialangriffen gleichzeitig gefüllt wird.
 
Auf der anderen Seite nutzt sich das Gefühl der Übermacht in Heroes of Ruin sehr schnell ab. Sind die Gefechte im Singleplayer-Modus schon alles andere als anspruchsvoll, müsst ihr dort wenigstens sporadisch auf eure Lebensenergie achten. Mit mehreren Spielern fällt dies dann auch noch weg: Ihr hämmert im Grunde nur noch wie verrückt auf eure vier Angriffstasten, bis auch der größte Bossgegner ins Gras beißt. In dieser Hinsicht hätten dem Spiel ein paar zusätzliche Schwierigkeitsstufen á la Diablo 3 sichtlich gut getan.

Vor allem Spieler, die wenigstens ein bisschen gefordert werden möchten, sollten die ersten Stunden allein spielen. Unverständlich finden wir auch, dass sich alle Spieler das Loot teilen müssen. Dies führt unweigerlich dazu, dass ein Frontkämpfer einen Großteil der Gegenstände aufsammelt und den Mitspielern nichts mehr übrig lässt. Besonders nervig ist das bei den Loot-Räumen die erfahrenere Spieler schon leer geräumt haben, bevor ihr überhaupt wisst, wo sich einer befindet – das ist uns nicht nur einmal passiert. Letztendlich dürfte eine Mischung aus Singleplayer und Koop-Modus die perfekte Art sein, Heroes of Ruin zu spielen. Wer auf Loot und wenigstens etwas Anspruch in den Kämpfen aus ist, der spielt solo. Wer ein bisschen mehr Action zu Gesicht bekommen oder einfach nur flugs einen Dungeon leeren will, der spielt im Koop-Modus.
 
Auch in technischer Hinsicht besitzen die Online-Partien ihre Stärken und Schwächen. Der Verbindungsaufbau funktioniert immer tadellos, von Lag bekamen wir nichts zu spüren und es gibt momentan auch genügend Spiele, denen ihr beitreten könnt, beziehungsweise Spieler, die eurem Spiel beitreten. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es einiges an Wartezeit in Anspruch nimmt, um einer Partie beizutreten. Und auch die Ladezeiten (sowohl im Einzelspieler-Modus als auch kooperativ) sind zu lang. Tummeln sich einmal mehrere Spieler auf dem Bildschirm, machen sich außerdem Einbrüche in der Frame-Rate bemerkbar, was der Action in einigen Fällen einen deutlichen Dämpfer verpasst. Wer nur allein unterwegs ist, schlägt sich mit diesem Problem übrigens nicht herum.

Hübsche Grafik,
wenig Details
Die Effekte und die Farbgebung der Levels sorgt für einiges an Abwechslung - zumindest solange sich das Spiel in der isometrischen Ansicht befindet.
Grafisch sieht Heroes of Ruin gut aus, zumindest solange ihr euch in der isometrischen Perspektive befindet. Die Spielwelt ist in der Farbgestaltung sehr abwechslungsreich ausgefallen, was etwas darüber hinwegtäuscht, dass die Dungeons sich in ihrem Aufbau sehr ähneln. Auch der 3D-Effekt wurde gut umgesetzt, dient wie in den meisten 3DS-Spielen aber auch nur als optische Dreingabe.

Sobald euch Heroes of Ruin eine Zwischensequenz in Spielgrafik präsentiert, ändert sich der positive Eindruck aber schlagartig. Dann fallen nämlich matschige Texturen sowie detailarme und eckige Charaktermodelle auf. Die Sprachausgabe des Spiels passt sich an die Einstellungen eures 3DS an. Wir empfehlen euch Heroes of Ruin auf Deutsch zu spielen. Im Vergleich zu ihrem englischen Counterpart tragen die Sprecher nämlich nicht so dick auf und wirken deshalb weniger gekünstelt. So oder so wiederholen sich die One-Liner, die die Charaktere während der Kämpfe von sich geben, aber schon nach sehr kurzer Zeit.

Autor: Jonas Schramm / Redaktion: Jörg Langer (GamersGlobal)
 
Jonas Schramm
In Sachen Charakterklassen, Quests, Dungeon-Design, Aufbau der Stadt Nexus und Gegenervielfalt fallen mir auf die Schnelle so einige Titel ein, die diese Aspekte mindestens genauso gut oder besser und vor allem mit einem eigenen Touch umsetzen. Aber: Verglichen mit dem PSVita-Langweiler Dungeon Heroes Alliance ist das Generische durchaus auch spaßig. Und eben mobil, was man von Diablo 3 nun nicht gerade behaupten kann.

Meine Hauptkritikpunkte liegen sowieso woanders. Nämlich bei den anspruchslosen Kämpfen und dem resultierenden geringen Schwierigkeitsgrad von Heroes of Ruin. Es ist schon für Einzelspieler viel zu einfach ausgefallen – und für halbwegs geübte Koop-Freunde ein schlechter Witz. Zudem hält das Spiel nur eine einzige Schwierigkeitsstufe bereit – dabei hat Diablo 3 doch erst bewiesen, wie mehrere Schwierigkeitsgrade einen dazu verleiten können, das Spiel immer wieder von Neuem zu starten. So verkommen die Kämpfe, egal ob allein oder mit anderen Spielern, zum wilden Tastendrücken ohne jegliche Taktik.

Und das ist schade! Denn das Kampfsystem an sich finde ich sehr eingängig, es geht richtig locker von der Hand. Außerdem motivierte mich die tolle Charakterentwicklung, bestehend aus Loot und Levelaufstiegen, ein ums andere Mal dazu, doch weiterzuspielen. Dazu die insgesamt nette Grafik, und fertig ist ein Spiel, das zwar nicht wirklich gut ist, aber auch keine Katastrophe.
 
 Heroes of Ruin
Einstieg/Bedienung
  • Eingängige Bedienung mit Tasten und Touchscreen
  • Kampfsystem schnell erlernt
  • Menüs für Einsteiger etwas überladen
Spieltiefe/Balance
  • Vier Charakterklassen, die sich unterschiedlich spielen...
  • Tausende Gegenstände
  • Zahlreiche Skills
  • Gelungene Kawumm-Kämpfe...
  • Charakter-Entwicklung macht Spaß
  • ...euch aber schon aus anderen Spielen bekannt sein sollten
  • Dungeon-Design eintönig
  • Schema-F-Quests
  • ...die aber sehr anspruchslos ausgefallen sind
  • Gegnertypen wiederholen sich
  • Nur ein Schwierigkeitsgrad
Grafik/Technik
  • Hübsche Grafik in der Iso-Perspektive
  • Abwechslungsreiche Farbpalette
  • Schicke Effekte
  • Läuft im Singleplayer-Modus flüssig
  • Guter 3D-Effekt
  • Loot macht einen optischen Unterschied
  • Frame-Rate bricht bei mehreren Spielern häufig ein
  • Lange Ladezeiten
  • Zwischensequenzen lassen Details vermissen
Sound/Sprache
  • Deutsche Sprecher besser als die englischen!
  • Netter Soundtrack
  • One-Liner der Charakter wiederholen sich ständig
Multiplayer
  • Koop-Modus für bis zu vier Spieler
  • Gameplay bietet noch mehr Action...
  • Verbindungsaufbau funktioniert gut
  • Loot wird geteilt
  • ...aber noch weniger Anspruch

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Amazon.de Aktuelle Preise (€): 55,63 ()
Userwertung
6.0
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Hack and Slay
12
n-Space
Square Enix
15.06.2012
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3DS
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Jonas Schramm 25. Juni 2012 - 23:29 — vor 11 Jahren aktualisiert
Jörg Langer Chefredakteur - P - 469343 - 25. Juni 2012 - 23:43 #

Viel Spaß beim Lesen!

Faerwynn 20 Gold-Gamer - P - 20268 - 26. Juni 2012 - 0:02 #

Warum ist "Loot wird geteilt" ein negativer Punkt? Ich fand es immer ein sehr schönes Element mit meinen Freunden gemeinsam zu diskutieren, wie wir das am besten verteilen. Bei Diablo 3 ist das eine reine Farmgemeinschaft, und stimmungsvoll ist es auch nicht, dass keiner mehr das vom anderen sehen kann. Kein "WHOAAA" aus vielen Kehlen gleichzeitig, wenn ein tolles Item beim Boss droppt und es alle sehen.

Jörg Langer Chefredakteur - P - 469343 - 26. Juni 2012 - 11:35 #

Das klappt aber nur mit einer gut eingespielten Truppe. Meine persönliche Erfahrung aus diversen "Loot für alle"-Partien der letzten Jahre: Wer schnell oder frech ist, gewinnt, was kümmern einen diese anonymen Mitspiel-Spacken?

Finde ich auch schade, aber angesichts der Realität finde ich unsere Kritik berechtigt. Für LAN oder mit Freunden kannst du das natürlich für dich selbst anders beurteilen.

Spiritogre 19 Megatalent - 13401 - 26. Juni 2012 - 20:08 #

Spielt man auf dem 3DS wirklich sowas mit Fremden?

Thomas Barth (unregistriert) 26. Juni 2012 - 2:30 #

Vielen Dank für den Test! Das Spiel kann ich nun getrost im Laden liegen lassen und mir stattdessen Kingdom Hearts 3D dafür kaufen.

Sniizy (unregistriert) 26. Juni 2012 - 9:19 #

Schade, eine Chance, die vertan wurde von Square. Die Demo überzeugte mich auch nicht wirklich, hat mich eher gelangweilt. Aber vielleicht ist es auch einfach nicht mein Genre.

Aber: Immerhin Respekt, dass ein Entwickler es immerhin versucht, ein solches Spiel auf eine Nintendo-Plattform zu bringen, mit dem Wissen, dass es ein Risiko ist.

Guldan 17 Shapeshifter - 8554 - 26. Juni 2012 - 17:22 #

Das Spiel ist klasse ne 6.0 naja kann klar gehen sehen ja hier wieder viele als 1.0 an. Ich kaufe gerne spiele im 6er Bereich da ich damit viel Spass habe. HoR würd ich eher im 7er sehen. Die genannten Kritikpunkte sind soweit richtig aber es macht echt süchtig und motiviert mich was ich nicht von Diablo 3 sagen kann.

Das Spiel macht imo mehr richtig als falsch und ist grund solide. Und da man eh keine Alternativen zu dem Genre auf 3DS hat kann man sich als Fan das ganze ansehen.

Necromanus 20 Gold-Gamer - - 23096 - 26. Juni 2012 - 19:32 #

Um ehrlich zu sein bin ich ein wenig überrascht von der "schlechten" Wertung. Habe die Vollversion zwar noch nicht gespielt aber die Demo die einen ordentlichen Eindruck gemacht hatte. Ich werde es mir die Tage von nem Kollegen ausleihen und dann mal ausgiebig antesten. Prizipiel könnte ich mir trotz der "Mängel" vorstellen ne Menge Spaß dabei zu haben.

. 21 AAA-Gamer - 28253 - 30. Juni 2012 - 8:21 #

Also mir macht das Spiel auch Spass bis jetzt, mal sehen wie es weitergeht.