Test: Diablo im Weltraum?

Greed - Black Border Test

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Euer einziger Freund an der schwarzen Grenze: der Händler. Sein Angebot ist jedoch sehr überschaubar.

Jäger statt Sammler

Müssten wir die folgenden drei Absätze nicht schreiben, hätte Greed vermutlich eine volle Note besser in der Endwertung abgeschnitten. Denn just bei Waffen und Items -- neben der Gegnerschar die Hauptzutaten eines Action-RPGs -- patzt das Spiel. Euer Charakter kann nur einen einzigen Waffentyp tragen; folgerichtig lassen die Gegner im Solomodus auch keine anderen Waffen fallen, als immer neue Versionen derer, die ihr bereits tragt -- also etwa die Gatling Gun beim Marine. Leider unterscheiden sich diese Waffen-Drops nur in der Qualität und den Werten von euerer bestehenden Waffe. Beim Händler sieht die Auswahl nicht viel besser aus. Hier verschenkt Greed völlig unbegreiflicherweise eine Menge Potenzial -- was wäre Diablo, dürfte man nicht ständig seine Waffe wechseln und auch mal andere Typen ausprobieren?

Auch sonst gibt es der Items nicht viele. Waffe, Rüstung und Helm – mehr dürft ihr nicht anziehen. Immerhin stehen euch zusätzlich Upgrade-Module zur Verfügung, quasi die Edelsteine von Diablo und Co. Besitzt eure Waffe einen entsprechenden Slot, wird beispielsweise ihr Schaden noch weiter erhöht. Die typische Sammelwut wollte bei uns im ausführlichen Test trotzdem nicht so recht aufkommen: Upgrade-Module hatten wir bald mehr, als wir bei Ebay-Massenversteigerungen hätten losbekommen können, und wenn einmal ein anderer Gegenstand (abseits von Ikarium) fällt, ist er in den allermeisten Fällen schlechter als das, was ihr bereits anhabt. In unserem Test haben wir vom Händler vor dem finalen Bossgegner eine bessere Waffe erhalten, als dieser nach seinem Ableben fallen ließ.

Zum Verkaufen braucht ihr die Gegenstände genauso wenig, denn Greed hat mit der typischen Rollenspiel-Krankheit zu kämpfen: der des unsinnigen Reichtums. Wir hatten am Ende unseres ersten Durchgangs genug Ikarium, um uns einen Planeten kaufen zu können -- zumindest, wenn der Wert des Metalls tatsächlich so hoch ist, wie in der Hintergrundgeschichte angedeutet wird. Nicht gerade motivierend und ein dicker Minuspunkt für ein Action-Rollenspiel. Da fällt es auch nicht weiter ins Gewicht, dass das Inventar sehr klein geraten ist und es im gesamten Spiel nur einen einzigen Händler gibt. Zu ihm dürft ihr euch dafür auf Wunsch alle fünf Minuten hinteleportieren.

Actionreiche Kämpfe

Greed – Black Border erweist sich zudem nicht als reines Action-RPG, sondern als Mix aus Diablo und Shadowgrounds. Dementsprechend actionorientiert geben sich die Gefechte. Wie schon in ClockStones Erstlingswerk Avencast – Rise of the Mag, steht euer Charakter nicht nur langweilig in der Gegend herum und lässt alles über sich ergehen: Auf Knopfdruck rollt er sich in  Deckung (der Pyro macht nur einen selbstbewussten Schritt zur Seite), ist also wesentlich stärker involviert als Helden typischer Mausklick-Spiele. Dieses Ausweichen kostet Ausdauer, und die muss sich nach jeder Rolle erst wieder auffüllen. Trotzdem werdet ihr das Feature so schnell nicht mehr missen wollen. Nicht nur hilft es euch schnell aus der Schussbahn zu gelangen – auch so manche der simplen Geschicklichkeitseinlagen lassen sich ohne Ausweichen nur schwer bewältigen. Neben den Hüpfaufgaben gibt es noch etwas Denksport (Marke "Kombination eines Türschlosses herausfinden"), der euch jedoch keine größeren Kopfschmerzen bereiten wird.

Die Gegnervielfalt könnte besser sein: Die elf Levels von Greed sind in drei Akte unterteilt, in denen ihr jeweils die immer gleichen Gegner beharkt. Schlimmer noch: Zombies und Roboter begleiten euch bis weit in den zweiten Akt hinein und unterscheiden sich nur im Namen und ihren Kampfwerten. Hier hätten wir uns vor allem mehr optische  Abwechslung gewünscht. Eine Herausforderung sind die Feinde dennoch. Denn selten trefft ihr auf einen alleinstehenden Gegner;  Zombies & Co. tummeln sich hauptsächlich in Gruppen. Während deren Fernkämpfer euch in aller Seelenruhe mit Geschossen eindecken, wollen euch ihre Kameraden aus der Nähe ans Leder. Taktisches Vorgehen haben sie jedoch nicht drauf: Alle stürmen stupide auf euch los und bleiben auch gerne einmal an Levelobjekten hilflos hängen. Selbst die drei riesigen Bossgegner spulen immer nur zufällig ihre diversen Angriffe ab. Auch findet ihr alle Gegner immer an den gleichen Positionen. Nur die Zusammensetzung der Gruppen wird vom Zufall bestimmt. So ergibt sich die Herausforderung hauptsächlich durch die Gegnermassen, und weniger durch deren Raffinesse.

Beeindruckende Umgebungen

Zuwenig Items, zuwenig Gegnertypen -- ja, was macht denn dann Spaß an Greed? Neben den gerade geschilderten, durchaus spannenden Kämpfen vor allem die Levels selbst. Diese werden, anders als in Diablo, nicht zufallsgeneriert. Und sie sind riesengroß. Von den Lagerräumen des Minenschiffs über dessen blank geputzte Brücke mit Sternensicht geht es auf den umkreisten Wüstenplanten und schließlich in ein weitverzweigtes Höhlensystem. Stimmige Licht- und Schatteneffekte setzen die Schauplätze in Szene, ohne sie übertrieben bunt wirken zu lassen. Hinzukommen schön dreckig wirkende Texturen, teilweise zerstörbares Mobiliar und andere Dekorobjekte, die dem ganzen Leben einhauchen. Die Levels sind aber nicht nur sehr (und wir meinen: sehr!) groß, sondern auch abwechslungsreich gestaltet. Das lädt auf der Jagd nach Erfahrungspunkten zum Erkunden ein und erklärt für einen Midprice-Titel im Solomodus erstaunlich lange Spielzeit. Nachteil der riesigen und verwinkelten Levels: die Checkpoints sind oft nicht optimal verteilt. Mal sind zwei direkt nebeneinander, mal müsst ihr nach dem Ableben ein längeres Stück wiederholen. Frei speichern könnt ihr nicht und anders als in Diablo werdet ihr nicht beim Händler wiedergeboren, sondern müsst neu laden.

Und das werdet ihr oft tun. Der Schwierigkeitsgrad schwankt stark und hängt auch in großen Teilen davon ab, wann ihr eine bessere Waffe findet. Habt ihr, wie wir, Pech und findet lange keine bessere Waffe, dauert das Töten der Gegner eine Ewigkeit.  Erschwerend kommen die teils übermächtigen Fernkampfattacken einiger Gegner hinzu. Es gibt Kampfroboter, die machen euch in zwei Schüssen den garaus, und ihr habt sie mitunter noch nicht einmal auf dem Bildschirm erblickt. Frustresistenz ist hier gefragt. Oder etwas Glück, denn wie oben angedeutet: Findet ihr zum rechten Zeitpunkt einen deutlich besseren Schießprügel, sieht die Sache schon wieder anders aus.

Die Umgebungen sind durchweg detailliert aufgebaut und äußerst stimmig ausgeleuchtet.

Olphas 26 Spiele-Kenner - - 66902 - 8. Dezember 2009 - 22:43 #

Guter Test. Ich werd mir jetzt erstmal die Demo runterladen und mir das mal selbst ein wenig anschauen :)

Sebastian Conrad 16 Übertalent - 4790 - 8. Dezember 2009 - 23:16 #

Sehr schöner Test auf ein lang erwartetes Spiel. Habe mir die Demo angeschaut und bin direkt angefixt. Kann Christoph in allen Punkten zustimmen, vor allem gefällt mir der Soundtrack, den ich jedem noch mal ans Herz legen möchte.

Sobald ich wieder Geld habe, werde ich mir das Game direkt anschaffen. Bis dato werde ich wohl mit dem Demo vorlieb nehmen.

Tante Edith meint: In der Fazit Box, ist als anderes SciFi-ARP nicht viel mehr Space Siege gemeint? Dungeon Siege ist doch eher das Fantasy-ARP, oder?

Olphas 26 Spiele-Kenner - - 66902 - 9. Dezember 2009 - 0:14 #

Hab gerade mal die Demo gespielt und muß leider sagen .. das Spiel ist nichts für mich. Vor allem nachdem gerade eben erst Torchlight gezeigt hat, wie man das mit dem Flow in Actionrollenspielen macht, kommt mir Greed einfach irgendwie .. undynamisch und langweilig vor.
Die Items hab ich nach ca. 5 Minuten schon einfach liegen lassen, vor allem da die meisten komischerweise weit oberhalb des Levels sind, das man gerade hat. Das könnte aber natürlich auch ein Problem der Demo sein.
Aber es sieht schick aus, vor allem die Beleuchtung und die Explosionen machen schon ordentlich was her.Und der Soundtrack ist gut, die Soundeffekte, vor allem dieser Zombies da, haben mir allerdings größtenteils nicht so gefallen.

Schade, war eigentlich sehr gespannt auf Greed.

Anonymous (unregistriert) 9. Dezember 2009 - 5:42 #

à la

Earl iGrey 16 Übertalent - 5093 - 9. Dezember 2009 - 6:05 #

Der Test gefällt mir sehr gut. Er zeigt Stärken und Schwächen des Spiels und ist gut geschrieben. *Daumen hoch!* :)

McFareless 16 Übertalent - 5567 - 9. Dezember 2009 - 7:35 #

Guter Test und auch das Spiel an sich hört sich gut an, Space Siege war ja mehrheitlich ein Hack 'n Slay Actionspiel als ein Rollenspiel, zumindest hatte ich es nicht als Rollenspiel wahrgenommen.

Lexx 15 Kenner - 3834 - 9. Dezember 2009 - 11:46 #

Ich würde auch Greed nicht unbedingt als Rollenspiel bezeichnen.

Gecko 13 Koop-Gamer - 1518 - 9. Dezember 2009 - 15:50 #

Interessanter Titel, schon durch das Setting.
Schade aber, dass die an sich ganz nett klingende Story dann nicht stärker umgesetzt wurde am Ende.
Werde evtl. mal die Demo ausprobieren..

SynTetic (unregistriert) 9. Dezember 2009 - 17:29 #

Greed hat ziemlich viele (unnötige) Macken: kein freies Speichern, die Steuerung funktioniert in meinen Augen nicht wirklich "flüssig", aus den Levels hätte man optisch mehr herausholen können -- etwa durch mehr Objekte und einen nicht-kantigen Aufbau --, die Story ist mau präsentiert und und und...

ABER: Ich mag Greed trotzdem irgendwie, weil das Szenario unverbraucht ist. SciFi wird viel zu selten genutzt! Der Titel wird mich sicherlich nicht lange fesseln oder motivieren, aber das erwarte ich auch gar nicht -- ein paar Stunden und dann ist auch wieder gut.

Psyblade 06 Bewerter - 70 - 30. Januar 2010 - 18:04 #

Ich würde ja gerne mal die Demo anspielen, leider ist meine Grafikkarte gerade im Eimer ;) Trotzdem sehr guter Test.

Marco Büttinghausen 20 Gold-Gamer - 20481 - 28. Februar 2010 - 4:32 #

Hab grad was für zwischendurch gesucht, und mich dann an Greed hier erinnert, wieso gibts das Spiel den bitte nicht auf Steam, das kann ich ja mal gar nicht verstehen, ich will doch jetzt keine 3 Tage warten wenn ich es bestelle.

Schade. Besonders auch nicht nachzuvollziehen weil vom gleichen Publisher (Headup Games) z.B. das Spiel "Twin Sector" durchaus auf Steam zu holen ist.