Test: Diablo im Weltraum?

Greed - Black Border Test

Fans von Action-Rollenspielen ala Diablo bekamen 2009 nur wenig frisches Futter. Abseits der gelungenen Fantasy-Metzelei Torchlight blieb nur das Sacred-2-Addon für zünftige Hack-n-Slay-Einlagen. Kurz vor Jahresende bringt nun der Mid-Price-Titel Greed mit einem unverbrauchten Science-Fiction-Setting lang ersehnten Nachschub.
Christoph Licht 8. Dezember 2009 - 15:00 — vor 14 Jahren aktualisiert
PC
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"Ganz schön warm hier." stöhnt unsere Plasma-Ingenieurin. Der Sand ist bereits zu einer braunen Masse verschmolzen, so heiß ist es in der Höhle. Wir blicken durch starkes Hitzeflimmern hinab auf unsere Heldin, die schon gar nicht mehr richtig zielen kann; der Mauszeiger scheint ein Eigenleben entwickelt zu haben. Wenige Augenblicke später kommt es noch schlimmer: Skorpione, fliegende Käfer und anderes Getier hat uns entdeckt Wir legen mit unserem Scharfschützengewehr an und versuchen so gut wie möglich, die krabbelnden Reihen zu lichten. Ein, zwei Käfer gehen zu Boden, doch der Rest hat uns mittlerweile erreicht. Gift spritzt in unsere Richtung, scharfe Klauen kratzen am Energieschild. Mit einem Tastendruck erzeugen wir ein künstliches Plasmabeben. "Das hat gesessen!", freut sich unsere Heldin. Kurz zur Seite gerollt und auch die letzten Fliegen fallen unserem Dauerfeuer zum Opfer. Den Ausgang haben wir aber immer noch nicht gefunden und am Bildschirmrand erblicken wir bereits die nächste Gegnergruppe. Wenn es nur nicht so verdammt heiß wäre...

Wir haben keine Probleme mit unserer Grafikkarte: In dieser Höhle ist es so heiß, dass die Sicht verschwimmt.

Ikarium – die Wurzel allen Übels

Greed - Black Border beschreibt eine ferne, düstere Zukunft. Die Allianz der fünf Planeten ist zerbrochen. Selbst die Entdeckung des Metallhybriden Ikarium konnte die Kolonisten nicht wiedervereinen. Im Gegenteil: das neue Gold leitete ein erneuertes Zeitalter der Raumfahrtechnik ein, die jedoch nur dazu dient, sich um jeden Brocken Ikarium heftig zu streiten. Der Likanos-Asteroidenschwarm, dem Fundort von Ikarium, ist voller Schiffswracks. Ein ausgewachsener Krieg scheint unabwendbar.

Euch kann das eigentlich alles egal sein. Ihr seid nur einem Notsignal gefolgt und dockt nun an ein Minenschiff an der schwarzen Grenze des menschlich besiedelten Raumes an. Und auch im weiteren Verlauf von Greed - Black Border werdet ihr keinen wirklichen Zusammenhang zwischen eurem Handeln und der Hintergrundstory entdecken -- schade! Umso schlimmer trifft euch das offene Ende, gerade als die Handlung wirklich Fahrt aufnimmt und erste Zusammenhänge sichtbar werden. Aber immerhin: Bis es soweit ist, erwarten euch rund 10 bis 12 actionreiche Stunden, in denen ihr Monster röstet, schnetzelt, lasert sowie Items aufklaubt und vor allem immer wieder im Level steigt. Beste Diablo-Zutaten also, mal abgesehen davon, dass ihr mit der Minigun statt der Streitaxt unterwegs seid.

Unser unkommentiertes Testvideo zeigt euch einen Teil des ersten Akts des Spiels im Solomodus.

Die Steuerung hält sich an Genre-Konventionen und geht gewohnt gut von der Hand. Die meiste Arbeit verrichtet ihr mit der Maus, Ausweichen liegt auf WASD – lässt sich jedoch frei konfigurieren. Nur Komfortfunktionen wie das automatische Aufsammeln von Gegenständen haben wir vermisst und auch eine große Übersichtskarte steht nicht zur Verfügung.

Aller guten Dinge sind drei



Die drei Charaktere im Überblick: Oben Pyro, der Nahkämpfer. In der Mitte die fernkampfbegabte Ingenieurin und unten der Marine.
Genretypisch habt ihr zu Beginn die Wahl zwischen drei vorgefertigten Charakteren. Da wäre zum einen Pyro, der Nahkämpfer. Er mag es, wenn es heiß hergeht und zündelt entsprechend gerne mit seinem Flammenwerfer. Der Marine gibt sich hingegen eher traditionell. Dank seiner dicken Panzerung hält er zwar auch im Nahkampf einiges aus, seine Gatlinggun nutzt er aber lieber auf mittlere Distanz. Die letzte im Bunde ist die schon erwähnte Plasma-Ingenieurin. Leicht bekleidet, wie das weibliche Helden in Computerspielen dem inoffiziellen Dresscode nun mal eben sein müssen, ist sie mit einem Scharfschützengewehr bewaffnet und beharkt Gegner bereits am Bildschirmrand. 

Auf die Geschichte hat eure Wahl aber keinen Einfluss. Und weder das Aussehen noch die Werte eures Kandidaten dürft ihr anpassen. Die Individualisierung geschieht stattdessen im Spiel selbst: Jeder der Charaktere hat Zugriff auf drei umfangreiche Talent-Bäume. Unterteilt in aktive, offensive und defensive Fähigkeiten, könnt ihr aus jeder Kategorie immer nur ein Talent gleichzeitig einsetzen. Unsere Plasma-Ingenieurin nutzt auf Level 22 beispielsweise aktiv den "zielsuchenden Kugelblitz", heilt sich automatisch in Kampfpausen und  schleudert dank "Befreiung" alle paar Sekunden die Gegner von sich weg. Während Talente wie "Genesung" allen Charakteren bereitstehen, ist der Großteil charakterspezifisch.

Steigt euer Recke auf, erhaltet ihr jedoch nur einen einzigen Talentpunkt. Da alle Talente in bis zu fünf Stufen gesteigert werden können, ist es dementsprechend unmöglich, in einem Spieldurchgang das volle Potenzial eures Charakters auszuschöpfen. Habt ihr jedoch Greed einmal auf "Normal" durchgespielt, wird der nächste Schwierigkeitsgrad freigeschaltet. Dort beginnt das Prozedere wieder von vorne – nur mit dem Unterschied, dass ihr nun euren hochgezüchteten Recken steuert, den ihr weiter ausbauen könnt. Was auch bitter nötig ist, da natürlich auch die Gegner deutlich stärker geworden sind.

Kleine Gegnerkunde
In Greed läuft euch so einiges vor die virtuelle Flinte. Hier eine kleine Auswahl: 1 Die kleinen Roboter machen euch zu Beginn schwer zu schaffen, später pustet ihr sie einfach weg. 2 Schnell kommen noch wesentlich größere Roboter in verschiedensten Formen und Farben hinzu. 3 Am gefährlichsten sind die großen Colossus-Roboter; einige von ihnen besitzen einen sehr starken Fernkampfangriff. 4 In der Wüste bekommt ihr es hauptsächlich mit Getier wie Skorpionen und Krabben zu tun... 5  ...doch auch Zombies genießen die flirrende Hitze. 6 Gegen Ende des Spiels warten wahrhaft turmhohe Antagonisten auf euch.
 

Olphas 26 Spiele-Kenner - - 66881 - 8. Dezember 2009 - 21:43 #

Guter Test. Ich werd mir jetzt erstmal die Demo runterladen und mir das mal selbst ein wenig anschauen :)

Sebastian Conrad 16 Übertalent - 4790 - 8. Dezember 2009 - 22:16 #

Sehr schöner Test auf ein lang erwartetes Spiel. Habe mir die Demo angeschaut und bin direkt angefixt. Kann Christoph in allen Punkten zustimmen, vor allem gefällt mir der Soundtrack, den ich jedem noch mal ans Herz legen möchte.

Sobald ich wieder Geld habe, werde ich mir das Game direkt anschaffen. Bis dato werde ich wohl mit dem Demo vorlieb nehmen.

Tante Edith meint: In der Fazit Box, ist als anderes SciFi-ARP nicht viel mehr Space Siege gemeint? Dungeon Siege ist doch eher das Fantasy-ARP, oder?

Olphas 26 Spiele-Kenner - - 66881 - 8. Dezember 2009 - 23:14 #

Hab gerade mal die Demo gespielt und muß leider sagen .. das Spiel ist nichts für mich. Vor allem nachdem gerade eben erst Torchlight gezeigt hat, wie man das mit dem Flow in Actionrollenspielen macht, kommt mir Greed einfach irgendwie .. undynamisch und langweilig vor.
Die Items hab ich nach ca. 5 Minuten schon einfach liegen lassen, vor allem da die meisten komischerweise weit oberhalb des Levels sind, das man gerade hat. Das könnte aber natürlich auch ein Problem der Demo sein.
Aber es sieht schick aus, vor allem die Beleuchtung und die Explosionen machen schon ordentlich was her.Und der Soundtrack ist gut, die Soundeffekte, vor allem dieser Zombies da, haben mir allerdings größtenteils nicht so gefallen.

Schade, war eigentlich sehr gespannt auf Greed.

Anonymous (unregistriert) 9. Dezember 2009 - 4:42 #

à la

Earl iGrey 16 Übertalent - 5093 - 9. Dezember 2009 - 5:05 #

Der Test gefällt mir sehr gut. Er zeigt Stärken und Schwächen des Spiels und ist gut geschrieben. *Daumen hoch!* :)

McFareless 16 Übertalent - 5567 - 9. Dezember 2009 - 6:35 #

Guter Test und auch das Spiel an sich hört sich gut an, Space Siege war ja mehrheitlich ein Hack 'n Slay Actionspiel als ein Rollenspiel, zumindest hatte ich es nicht als Rollenspiel wahrgenommen.

Lexx 15 Kenner - 3834 - 9. Dezember 2009 - 10:46 #

Ich würde auch Greed nicht unbedingt als Rollenspiel bezeichnen.

Gecko 13 Koop-Gamer - 1518 - 9. Dezember 2009 - 14:50 #

Interessanter Titel, schon durch das Setting.
Schade aber, dass die an sich ganz nett klingende Story dann nicht stärker umgesetzt wurde am Ende.
Werde evtl. mal die Demo ausprobieren..

SynTetic (unregistriert) 9. Dezember 2009 - 16:29 #

Greed hat ziemlich viele (unnötige) Macken: kein freies Speichern, die Steuerung funktioniert in meinen Augen nicht wirklich "flüssig", aus den Levels hätte man optisch mehr herausholen können -- etwa durch mehr Objekte und einen nicht-kantigen Aufbau --, die Story ist mau präsentiert und und und...

ABER: Ich mag Greed trotzdem irgendwie, weil das Szenario unverbraucht ist. SciFi wird viel zu selten genutzt! Der Titel wird mich sicherlich nicht lange fesseln oder motivieren, aber das erwarte ich auch gar nicht -- ein paar Stunden und dann ist auch wieder gut.

Psyblade 06 Bewerter - 70 - 30. Januar 2010 - 17:04 #

Ich würde ja gerne mal die Demo anspielen, leider ist meine Grafikkarte gerade im Eimer ;) Trotzdem sehr guter Test.

Marco Büttinghausen 20 Gold-Gamer - 20481 - 28. Februar 2010 - 3:32 #

Hab grad was für zwischendurch gesucht, und mich dann an Greed hier erinnert, wieso gibts das Spiel den bitte nicht auf Steam, das kann ich ja mal gar nicht verstehen, ich will doch jetzt keine 3 Tage warten wenn ich es bestelle.

Schade. Besonders auch nicht nachzuvollziehen weil vom gleichen Publisher (Headup Games) z.B. das Spiel "Twin Sector" durchaus auf Steam zu holen ist.