Rufus braucht Bozos Handtuch, der will sich aber einfach nicht anziehen. Also müssen wir dafür sorgen, dass er sich ganz schön krank fühlt – dann müssen wir auch nicht mehr seinen "Basic Instinct"-Beinüberschlag-Wechsel mit anschauen.

Komplexer SpielaufbauGoodbye Deponia besteht aus vier Akten plus Prolog, wobei die Abschnitte in einem schäbigen Hotel und später in Porta Fisco die mit Abstand größten davon bilden. Während ihr das erste Drittel über nur einen Rufus steuert, stehen euch ab dem dritten Akt gleich drei Rufusse zur Verfügung, zwischen denen ihr meist frei hin und her wechseln dürft. Natürlich müsst ihr dabei auch Inventarobjekte zwischen den Charakteren verschieben, was zunächst mit zwei, später auch mit allen drei Spielfiguren möglich ist. Gerade in Akt 3 erlangt Goodbye Deponia allein dadurch und die Größe der drei Schauplätze eine Komplexität, die moderne Adventures nur sehr selten bieten. Dabei spiegelt das Spiel zwar nicht ganz die komplexe Struktur eines Edna bricht aus wider, kommt aber zumindest phasenweise sehr nahe dran.

Die genretypische Linearität versteckt Goodbye Deponia selbst in den weniger freien Abschnitten meist sehr gut, hin und wieder lässt das Spiel sie aber zu stark durchblicken. Das ist meist dann der Fall, wenn ein weiterer Fortschritt von einer einzelnen Aktion abhängt, durch die weitere Optionen freigeschaltet werden. In diesen Situationen fällt auch auf, dass es auf einzelne der notwendigen Aktionen kaum Hinweise gibt. Zum Beispiel müssen wir Toni, die dank eines neuen Therapeuten all ihre Aggressionen gegenüber Rufus im Griff hat, so richtig aus der Fassung bringen. Als wir die korrekte Aktion eher zufällig starteten, fiel es uns zwar wie Schuppen von den Augen. Bis dahin liefen wir aber gut 20 Minuten herum, ohne auch nur den geringsten Fortschritt an anderer Stelle zu erreichen. Perfekt ist die Spielstruktur somit nicht, aber man muss auch sagen, dass andere Genrevertreter es meist noch deutlich schlechter machen. Über eine mangelnde Logik der Rätsel oder eine Inkonsistenz der Gesamtstruktur können wir uns wahrlich nicht beklagen. Selbst wenn es in Einzelfällen gesperrte Aktionen gibt, ist der Grund in aller Regel nachvollziehbar.

Unterhaltsame Minispiele

Ein klassisches Logikrätsel, bei dem wir mittels fünf Schaltern die Heizung komplett ausschalten müssen.

Der größte Teil der Puzzles besteht aus klassischen Inventar- und Kombinationsrätseln, wobei es häufig Aufgaben gibt, an die ihr euch langsam herantasten müsst. So gibt es etwa eine spannende Szene, in der Rufus sich vor jemandem verstecken und ein Diktiergerät manipulieren muss, um an den Inhalt eines Safes zu kommen. An anderer Stelle müssen wir den Weg durch ein Labyrinth finden, wozu wir uns an einem piepsenden Etwas zu schaffen machen. Wieder mit dabei sind auch diverse mehrteilige Aufgaben. So gilt es etwa, einen Napfkuchen mit mehreren Objekten zu "verfeinern", um beim Konsumenten die gewünschte Wirkung zu erzielen. Ein andermal müssen wir zunächst drei Bilder nachbilden, bevor wir jemanden überlisten können. Schön sind auch einige klassische Puzzles, etwa wenn wir mit mehreren Schaltknöpfen das Panel einer Klimaanlage komplett auf Kühlung umstellen. An anderer Stelle muss einer der drei Rufusse mehrere Dinge vorbereiten, um die Kinder, die ihm am Rockzipfel hängen, ruhig zu stellen. Andernfalls ist es ihm nämlich nicht möglich, eine Kneipe in der Kanalisation zu betreten. Im Rahmen der Rätsel vergrößert ihr meist auch zunehmend euren Aktionsspielraum, wodurch das Gesamtgebiet innerhalb eines Akts zeitweise auch mal 20 Szenen gleichzeitig zur Erkundung bereitstellt.

In Goodbye Deponia bekommt ihr es mit deutlich mehr Minispielen zu tun als in den Vorgängern. Dabei handelt es sich teilweise um kleinere "Geschicklichkeitsaufgaben", wobei ihr etwa die Putzbewegungen einer Zahnbürste nachahmt. Der größte Teil besteht aber aus richtigen Rätselaufgaben. In einem seht ihr den Korridor eines Hotels, in dem sich mehrere Charaktere bewegen und gegenseitig fangen wollen. Ihr müsst die Türen in der richtigen Reihenfolge durchqueren, damit sich zwei bestimmte Charaktere treffen. Auch sehr schön ist ein Rätsel, bei dem ihr einige Sicherheitskameras überlistet: Rufus lenkt deren Aufmerksamkeit in bestimmte Richtungen, damit Goal ungesehen auf drei Terminals zugreifen kann. Hier geht es nicht um Geschick, sondern um Denkarbeit. Die Bodenplatten werden bei dieser Aktion übrigens farbig markiert, es erschallt Disco-Musik und erscheint eine Disco-Kugel – schon erinnert das Minispiel an Saturday Night Fever. Noch besser gefallen hat uns eigentlich nur die Idee, ein Minispiel im Stil des Surgeon Simulator einzubauen. Lasst euch überraschen, um was es dabei genau geht!

Wie üblich könnt ihr die diversen Minigames auf Wunsch per Knopfdruck überspringen. Das solltet ihr, anders als bei manchen der nicht immer gelungenen Minigames in den Vorgängern, aber lieber nicht tun. Ansonsten entgehen euch nämlich nicht nur ein paar sehr unterhaltsame Spieleinlagen, sondern auch ein paar wirklich schöne Rätsel. Etwa auch eins, bei dem wir auf einem Fließband die Reihenfolge der Arbeitsschritte festlegen müssen, damit am Ende das gewünschte Ergebnis herauskommen kann.

Im dritten Akt steuert ihr gleich drei Varianten von Rufus. Einer landet in der Kanalisation, der zweite in Porta Fisco und dieser hier im Aufstiegsturm des Organon. Ihr müsst dabei miteinander kooperieren und häufiger Inventarobjekte austauschen.