Frische Brise bei den Piraten?

Ghost Pirates of Vooju Island Test

Schiffskapitäne in der Karibik, Voodoo-Rituale und untote Geisterpiraten – einst war dies das Erfolgsrezept für Monkey Island. Knapp 20 Jahre später versuchen es die Geisterpiraten von Vooju Island mit den gleichen Zutaten. Wird es ein Volltreffer oder eher ein Mast- und Schotbruch?
Alex Hassel 9. November 2009 - 18:37 — vor 14 Jahren aktualisiert
PC
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Eine vergilbte Seekarte, eingängige Musik, eine Horde von raubeinigen Seeleuten singt zur Begrüßung ein schmissiges Piratenlied -- willkommen bei den Ghost Pirates of Vooju Island. Das Adventure von Bill Tiller (arbeitete unter anderem an den Lucas Arts Spielen The Dig und Monkey Island 3 mit) versetzt euch in eine Welt, in der Rum, versteckte Schätze und gefährliche Unwetter auf See noch zum normalen Berufsalltag hartgesottener Männer gehören. Die Rede ist natürlich von den allseits beliebten Piraten, Freibeuter der Weltmeere und überdies eine recht beliebte Zielgruppe für Adventure-Spiele. Es gibt wohl kaum gestandene Computerspieler, die bei der Erwähnung des Namens Guybrush Threepwood nicht sofort an hübsche Lederjacken und karibische Inseln denken, mithin an die Monkey-Island-Serie.
Da stellt sich einem natürlich die Frage, was man von dem Versuch halten soll, genau dieses Setting erneut für ein humoristisches Adventure zu gebrauchen. Soll das ganze einen verspäteten Tribut an Ron Gilbert und sein Team darstellen, oder ist es einfach nur ein bisschen übereifrig? Gerade in 2009 ist eine ganze Reihe erstklassiger Adventures herausgekommen, darunter just ein gelungenes Remake von Monkey Island, The Secret of Monkey Island. Ob da ein Szenario-Klon wie Ghost Pirates of Vooju Island -- das auch inhaltlich stark an die Vorlage erinnert -- die allerbesten Chancen hat?

Nur selten trefft ihr auf Personen, mit denen ihr Gespräche führen könnt.
 
Ein Trio zum Anbeißen
 
Ghost Pirates of Vooju Island überlässt euch die Steuerung von gleich drei Charakteren. Namentlich sind dies der Vooju-Zauberer Papa Doc, die hübsche Piratin Jane Starling sowie der gleichsam ungeschickte und unförmige Schiffskoch Blue Belly. Dass dieses ungleiche Trio im Verlauf des Spiels überhaupt zusammen arbeiten muss, liegt an der bösartigen Zauberin Queen Zimbi. Die Dame, eigentlich die Geliebte von Papa Doc, lockt mit Hilfe dunkler Mächte und Zombie-Piraten unser Trio in die Falle. Kurzerhand werden sie von Queen Zimbi ins Jenseits geschickt – zumindest ihre Körper. Dank eines Tricks von Papa Doc bleiben jedoch die Seelen der drei Unglücklichen verschont. Fortan schreitet ihr als transparente Geister durch die Welt von Vooju Island, mit der Mission, den Fluch zu brechen und wieder in eure wahren Körper zurück zu kehren.
 
Nur selten agieren die drei Geisterpiraten gemeinsam an einem Ort. Vielmehr teilt sich die Gruppe zu Beginn eines jeden Kapitels auf und erledigt individuelle Aufträge. Während Papa Doc beispielsweise einen Weg in einen Tempel auskundschaftet, kümmert sich Blue Belly darum, eure reglosen Körper zu finden. Und Jane Starling bekämpft derweil eine Horde von Queen Zimbis untoten Handlangern. Dank modernen Vooju-Kommunikationsmitteln stehen die drei dabei stets in Kontakt. Ein jeder sieht und hört, was die anderen beiden gerade machen. Wessen Part gerade gespielt wird, entscheidet aber ihr.

Die Geisterpiraten von Vooju Island
Ihr steuert nicht nur einen, sondern gleich drei Charaktere in diesem Adventure. Wir stellen euch die wichtigsten Akteure vor. 1 Papa Doc, der Vooju Meister und ehemalige Geliebte von Queen Zimbi. Besitzt chauvinistische Züge. An seiner Seite 2  Blue Belly, unförmiger und wenig intelligenter Schiffskoch. Kann wenig, aber immerhin eines: Atziclanische Karten übersetzen.3 Jane Starling, wohlgeformte Piratenbraut, die dank ihrer Anatomie keinen Rettungsring benötigt. Darüber hinaus noch sehr akrobatisch. 4 Queen Zimbi, die Ursache des ganzen Übels. Sie hintergeht sogar ihren Geliebten und führt eine Armee von untoten Piraten an.. 5 ... mit dem fiesen Kapitän Green Beard als "General". 6 Levi, der Riesenfisch. Hier etwas verschnupft, hat er doch gleich ein ganzes Schiff verschluckt.
 
Die Geister, die ich rief
 
Jeder der drei Charaktere steuert sich gleich, großartige Spezialfähigkeiten gibt es nicht -- wenn man mal davon absieht, dass die sportliche Jane leichter an Wänden hoch klettern kann als der übergewichtige Blue Belly, der darüber hinaus auch noch eine Gabel an Stelle der rechten Hand trägt. Per linker Maustaste manövriert ihr die Geisterpiraten durch handgezeichneten Szenerien. Haltet ihr die linke Maustaste gedrückt, erscheint ein Kontextmenü, mit dem ihr die drei wesentlichen Aktionen auswählt – Sprechen, Untersuchen oder Berühren. 

Mit der rechten Maustaste öffnet ihr euer Inventar, das eine Besonderheit aufweist: Da Geister keine Hosentaschen haben, nehmen wir nicht einfach jeden Gegenstand mit, den wir finden. Stattdessen merken wir uns die Objekte, die dann blau umrandet im Inventar angezeigt werden. Dort lassen sie sich dann auch mit anderen Gegenständen kombinieren. Für euch als Spieler birgt es allerdings den Nachteil, dass Hot Spots auch nach dem „geistigen Einsammeln“, immer noch in den Räumen angezeigt werden – die Übersicht geht hier schnell mal verloren.
 

Wir erwähnten schon, dass die drei Geisterpiraten in ständigem Kontakt stehen. Per Inventar verwaltet ihr nicht nur Gegenstände, sondern nehmt auch Kontakt mit den anderen beiden Kameraden auf. Entweder wählt ihr diese direkt aus und spielt deren Mission weiter, oder ihr holt euch deren Meinung über einen Gegenstand ein. In manchen Situationen ist dies auch eure einzige Chance dar. Etwa wenn ihr als Starling eine Karte findet, die in einer ihr unbekannten Sprache verfasst ist. Ausgerechnet der schlichte Blue Belly kann die Zeichen entziffern und ermöglicht somit erst die Lösung des Rätsels. Solche hilfreichen Geistesblitze solltet ihr aber nicht zu oft erwarten, häufig erwarten euch nur abweisende Reaktionen oder schwammig formulierte Antworten, die euch kaum weiterhelfen werden.

Per Inventar könnt ihr euch Ratschläge holen oder zwischen den einzelnen Charakteren wechseln.
Anonymous (unregistriert) 13. November 2009 - 5:03 #

[quote]...darunter just ein gelungenes Remake von Monkey Island 2, The Secret of Monkey Island...[/quote]

Monkey Island 1, nicht 2.

Jörg Langer Chefredakteur - P - 468612 - 13. November 2009 - 13:06 #

Aua, den Fehler habe ich beim Redigieren reingebracht. Danke!

ronnymiller 12 Trollwächter - 1113 - 13. November 2009 - 10:47 #

Man merkt leider an vielen Stellen, dass das Spiel relativ zügig fertig gestellt wurde. Am deutlich kürzeren, aber logischeren "Vampire Story" wurde länger geschraubt. Es hat weniger Fehler, ist stimmiger. Nur hat man auch das bisher nicht wirklich fertig programmiert. Da hat man nach 2 Kapiteln damals wohl die Lust verloren und wollte wieder Piraten segeln lassen. Die sind jetzt ganz ok - endlich mal wieder ein Spiel mit drei spielbaren Figuren. Leider wird das im Gegensatz zum Klassiker Day of the Tentacle nicht für geniale Rätsel genutzt sondern nur für teils dermaßen flache Witze, dass jede Schaluppe sofort auf Grund laufen würde.
Der Wertung stimme ich zu.

Inko Gnito (unregistriert) 13. November 2009 - 11:21 #

"witzige Dialoge (die man schon anno 1990 abbrechen konnte!)"

Vielleicht habe ich mich auch nur saudumm angestellt, aber anno 2009 konnte ich in der SE von Monkey Island keine Dialoge mehr abbrechen, was mich etwa bei Stan spontan zu dem einen oder anderen Schreikampf veranlasst hat. Mich beschleicht langsam das Gefühl, dass die Nichtabrechbarkeit von Dialogen ein "Feature" aktueller Adventures ist.

Fabian Knopf Dev - P - 19484 - 14. November 2009 - 14:26 #

Da konnte man immerhin noch in die Urversion wechseln und mit "." die Sätze überspringen.