Test: Per LKW durch Deutschland

German Truck Simulator Test

Nachdem ihr in früheren Versionen bereits US-Highways oder Europa-Strecken zur Verfügung standen, wird es jetzt weniger international: Der German Truck Simulator lässt euch mit eurem LKW erstmals nur die heimische Bundesrepublik durchqueren. Ob es dabei einen Wiedererkennungsfaktor gibt? Mick Schnelle hat es für uns getestet.
Mick Schnelle 1. Februar 2010 - 18:37 — vor 10 Jahren aktualisiert
PC
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Die Spielewelt ist ein hektischer Ort: Stets gilt es wild rumzuballern, holde Prinzessinnen zu retten, Rennen zu gewinnen oder gar gleich ganze Universen zu befreien. Wer bei soviel Hektik zur Entspannung auch mal gern nur aus dem Fenster sieht, der sollte vielleicht einen Blick auf den German Truck Simulator riskieren. Viel entspannender als mit der LKW-Simulation aus tschechischer Produktion kann man den wohl verdienten Feierabend vor dem PC kaum genießen. Und das meinen wir weder ironisch noch anzüglich, sondern verstehen es als ersten Versuch, die eigentümliche Faszination dieses Titels zu beschreiben.

Ihr kennt die Simulationen aus der 18 Wheels of Steel-Reihe? Der Euro Truck Simulator rattert noch über eure Festplatte? Dann wisst ihr ja, was euch beim GTS erwartet. Alle anderen schließen diese Wissenslücke in den ersten fünf Minuten nach dem Start des German Truck Simulators: Nachdem ihr bei einem von vier quer über Deutschland verteilten Fuhrunternehmen angeheuert habt, erfahrt ihr über knappe Textinfos alles, was ihr über die Steuerung eines LKWs wissen müsst. Dann wird euch auch schon die erste Fuhre zugeteilt, und schon rumpelt ihr über die Bahn dem Lieferort entgegen.

Alle Infos auf einen Blick: Am oberen Bildschirmrand stehen die Angaben zu Ladung, Liefertermin, Barvermögen, Müdigkeit und Schaden am Laster. Und ihr findet dort die übersichtliche Minimap.

Quatsch, Halt, Stopp, nochmal auf Anfang! Denn bevor ihr Gummi geben dürft, müsst ihr erstmal den richtigen Anhänger ankuppeln. Doch auch dabei unterstützt euch die eingebaute Hilfe. Kompetent verrät sie euch, dass ihr mit Druck auf die Taste "3" die Vogelperspektive aktiviert, über die ihr den mit einem dicken Pfeil markierten Hänger leicht lokalisiert und per T-Taste ankoppelt.

Geradeaus und dann noch weiter...

So, jetzt geht's aber richtig los. Unsere erste Fuhre geht von Dortmund nach Rostock, was für den German Truck Simulator schon eine ziemliche Strecke ist. Das Routennetz mit 18 Städten reicht von Kiel bis München und von Duisburg bis Dresden, wobei die dazwischen verlaufenden Autobahnen und Landstraßen dem echten Verlauf bestenfalls grob nachempfunden sind. Der automatische Routenplaner weist dabei auf einer Karte den richtigen Weg zum Ziel. Per Tastendruck darf diese Karte nun anders als im European-Vorgänger auch im Fahrercockpit eingeblendet werden. Allerdings wird dummerweise die Route selbst dort nicht angezeigt, ein echtes Navi kann da mehr...

Und dann heißt es geradeaus fahren und fahren und fahren... bis wir endlich am Ziel angekommen sind. Oben im Cockpit eingeblendet sehen wir das aktuelle Ziel, die Ladung und -- ganz wichtig -- die vereinbarte Lieferzeit. Wer zu spät kommt, muss mit Lohnabzug rechnen und bekommt weniger Prestigepunkte. Ein Warnmelder zeigt deshalb an, wie gut wir in der Zeit liegen. Kurz vor dem Ablauf der Frist gibt's ein Jingle samt Textmeldung, die uns zur Eile mahnt. Sind wir endlich am Ziel angekommen, gilt es "nur" noch den Hänger rückwärts am markierten Platz abzustellen. Eine Aktion, die selbst mit Hilfe der Vogelperspektive zumindest Einsteiger ein Weilchen beschäftigen dürfte. Und auch Profis dürfen dafür, je nach Parkposition, ein, zwei Minütchen einplanen.

Schlaf versus Termin

Die Prestigepunkte verhelfen euch zu neuen Jobangeboten, die ihr per E-Mail zugeschickt bekommt und meist mehr Geld und schickere LKW bedeuten. Und irgendwann dürft ihr selber als Unternehmer antreten. Fortan beschäftigt ihr bis zu fünf Fahrer, sucht die Aufträge selber aus, müsst dafür aber auch sämtliche Wartungen und Reparaturen an den Lastern bezahlen. Und natürlich fahrt ihr auch weiterhin selber auf dem Bock und kämpft wie zuvor nicht nur gegen den Zeitdruck, sondern auch gegen die Müdigkeit an. Denn nach und nach fallen euch, beziehungsweise eurem Bildschirm-Alter-Ego, die Äuglein zu. Wer nicht rechtzeitig an einem Rastplatz oder auf dem Firmenhof ein Nickerchen macht, muss mit Sekundenschlaf rechnen, wobei schlagartig der ganze Bildschirm dunkel wird. Ein wenig kann man aber immer doch noch erkennen, so dass ihr den Schlaf -- wenn nötig -- auch mal hinauszögern könnt, wenn der Termindruck mal wieder ein wenig zu heftig ist. Bitte nicht im Real-life nachmachen...

Nachhilfe in deutscher Geographie nötig: Ganz so dicht liegt Düsseldorf nun doch nicht bei Köln.
ichus 15 Kenner - 2987 - 1. Februar 2010 - 18:44 #

Danke für den Test.
Aber in der Bildunterschrift des letzten Bildes auf Seite 1 fehlt ein "liegt".

Freeks 16 Übertalent - 5525 - 1. Februar 2010 - 19:45 #

War nach dem User-Video neugierig ob noch mehr dahintersteckt, aber die HackedichtGilde fasst das Spiel wohl recht gut zusammen. Danke für den Test, irgendwann lad ich die Demo und pack mein Lenkrad aus :)

Rondidon 15 Kenner - 3108 - 1. Februar 2010 - 21:43 #

Endlich wieder ein toller Simulatorentest von Mick :-)
Wirklich toll geschrieben. Der Test gibt genau das wieder, was ich mir beim Anspielen der Demo schon gedacht habe. Danke!

TruckerKing (unregistriert) 1. Februar 2010 - 21:48 #

Testet ihr jetzt auch diese Simulatoren? Finde ich klasse, bitte mehr davon!!!

Screeny (unregistriert) 1. Februar 2010 - 22:59 #

Im Gegensatz zu Landwirtschaftsimulator [Beliebiges Jahr] hat dieses Spiel richtig was :)

Allein 18 Wheels of Steel konnte ich Tage lang spielen :D

Joehnsson 13 Koop-Gamer - 1407 - 1. Februar 2010 - 23:15 #

sorry, war nicht eingeloggt...
Vor allem die Forderung nach Neuerungen unterschreibe ich sofort, habe bisher jeden Teil der Serie gespielt, aber seit Haulin hat sich quasi nichts mehr getan, hin und wieder gab es sogar noch Rückschritte, dass man auf einmal kein Unternehmen leiten durfte usw. aber richtige Fortschritte gabs seit Haulin nicht mehr, außer vielleicht, dass man auch durch Texas fahren darf oder so wie hier jetzt durch Deutschland.

Porter 05 Spieler - 2981 - 2. Februar 2010 - 10:42 #

naja, ein 7.0 ist doch eine verdammt gute Wertung für ein so bider dahrkommendes Spiel.
Ich meine alleine der Name impliziert schon einschlafen am Steuer...

Jörg Langer Chefredakteur - P - 468470 - 2. Februar 2010 - 12:56 #

Haben lange mit Mick drüber diskutiert, aber er hat sich wie ein Löwe, äh, wie ein Brummifahrer mit verschränkten, tätowierten Armen vor die Wertung gestellt. Dass sich die Neuerungen in Grenzen halten, schreibt er ja, was aber kein Hindernisgrund für überzeugte Fans sowie Neu-Einsteiger in die Serie darstellen sollte. Nach dem Gespräch mit Mick hätte ich beinahe selbst das Spiel installiert...

Orxus 13 Koop-Gamer - 1436 - 4. Februar 2010 - 17:34 #

also ein spielehit sieht für mich anders aus
es sieht immernoch aus wie vor 5 jahren und an spielspaß nimmt es auch nicht zu
das spiel ist doch ehr für eine randgruppe und hat meines erachtens die wertung nicht ganz verdient

Carsten Justenhoven (unregistriert) 4. Februar 2010 - 20:21 #

Ein Spiel wird aber nicht mit einer niedrigeren Wertung abgestraft, bloß weil es sich an eine "Randgruppe" (was im Übrigen nicht ganz stimmt, denn die Truck-Simulatoren haben einen großen Fan-Kreis) wendet. Es geht vielmehr um die Frage: Macht es das, was es machen will, gut? Die Antwort darauf lässt sich dem Test entnehmen.

Spartan117 13 Koop-Gamer - 1479 - 9. Februar 2010 - 15:36 #

Kennt jemand noch "King of the Road" das wünsche ich mir.. nur mit besserer Grafik und ich wär schon zufrieden

Klaus Ohlig 14 Komm-Experte - 2301 - 16. Februar 2010 - 16:35 #

Da ich letztes Jahr einen LKW-Führerschein gemacht habe, finde ich die Thematik des Spiels recht interessant. Allerdings fehlen mir im Test diverse Features (sind die nicht vorhanden, oder wurden die nur nicht erwähnt?), die ich von einer LKW-Simulation (mit Betonung auf Simulation) heute erwarten würde:

1. Bremsverhalten: Runterschalten, mehrstufige Dauerbremse (die überhitzen kann oder viel Saft zieht), Betriebsbremse (Verschleiß = Kosten);

2. Ökonomische Fahrweise wird belohnt: so ein 40Tonner kann sich je nach Fahrstil schnell mal 10 Liter je 100 KM mehr ziehen, was natürlich der Bilanz schadet;

3. Einhalten von Lenk- und Ruhezeiten: das mit dem "der Bildschirm wird schwarz" ist ja schön und gut, aber erzähl mal den Jungs von der BAG, du wärst nach 6h ununterbrochener Fahrt nicht müde...;

4. Staus & Alternativrouten, Bundesstrasse kontra mautpflichtige Autobahn: auch hier liegt viel Potential, eine Fahrt schneller und/oder kostengünstiger abwickeln zu können.

Beim Stichwort "Schadensmodel" graust es mir hingegen: mal mit dem Hänger über die Bordsteinkante fahren ist ja noch OK, aber so was wie einen Unfall will wohl keiner in einem echten Laster erleben...

Realistische Landschaften und Straßenverläufe hätten einen schönen Wiedererkennungswert für Leute, die öfter mal Fernstraßen bereisen. Dazu noch wetterbedingte Veränderung der Fahrbahnbeschaffenheit, Tag und Nachtwechsel - gibt's sowas?

Und noch eine Frage: wie lange fährt man denn an einer Tour von z.B. Duisburg nach Dresden?

SpeedyBK 08 Versteher - 195 - 16. Februar 2010 - 19:10 #

"Realistische Landschaften und Straßenverläufe hätten einen schönen Wiedererkennungswert für Leute, die öfter mal Fernstraßen bereisen. Dazu noch wetterbedingte Veränderung der Fahrbahnbeschaffenheit, Tag und Nachtwechsel - gibt's sowas?"

-- Tag und Nacht gibt es. Regen auch, der hat aber leider keinen wirklichen Einfluss auf das Fahrverhalten, jedenfalls ist mir dieser nicht aufgefallen.

"Und noch eine Frage: wie lange fährt man denn an einer Tour von z.B. Duisburg nach Dresden?"

-- Hm, ich würde jetzt sagen so um die 20 Minuten. Klar, hier braucht man in den Realität mit dem Auto etwa 5 1/2 bis 6 Stunden. Aber wer will denn so lange an einer Strecke fahren? Wenn ich jetzt einmal davon ausgehe, das ich 1 h Zeit am Tag habe zum Spielen, dann würde ich mal eben eine Woche für so eine Tour brauchen.

Was mich viel mehr stört ist das doch sehr grobe Straßennetz. Zum Beispiel ist die A44 einfach eine normale Landstraße, oder die A7 hört einfach am Kirchheimer Dreieck auf. Das man nicht jeden Feldweg braucht ist ja klar, aber ein wenigstens die Autobahnen und wichtigen Bundesstraßen wären nett gewesen.

Zudem sind 13 Städte schon verdamt wenig, gerade wenn bedenkt, wie die Städte aussehen. Richtigen Stadtverkehr gibt es ja leider gar nicht, es sind halt 4-6 Kreuzungen und das war es halt mit einer Stadt.

Trotzdem ist es so, wie Mick schreibt, man müsste das Spiel eigentlich nach der ersten Stunde sofort wieder von der Platte werfen, aber irgendwie macht es Spaß. Aber es wäre halt so viel mehr möglich gewesen.

Speedy

Klaus Ohlig 14 Komm-Experte - 2301 - 16. Februar 2010 - 20:13 #

Hey Speedy,

danke für die prompte Antwort. Ich hatte ja nicht damit gerechnet, dass die Touren in Echtzeit ablaufen würden, halte 20 Minuten allerdings für recht knapp bemessen - schon allein dadurch wird eine halbwegs realistische Strecke unmöglich. Duisburg - Dresden sind laut Routenplaner generisch 581.27 km, ein Laster braucht dafür (bei Tempo 80) 7 1/4 Stunden, also mit Pausen locker 'nen ganzen Tag. Ein Achtel davon, also etwa eine Stunde, würde ich für eine Simulation als angemessen betrachten.

Mehr Autobahnen & gut ausgebaute Bundesstraßen sowie mehr Städte wären allerdings wirklich nicht zuviel verlangt. Gerade die Straßen sind für einen taktischen Aspekt (nehme ich die etwas längere, schwach befahrene Route, oder probier ich mein Glück auf der Stautrasse) unabdingbar.

DocMoriarty (unregistriert) 7. April 2011 - 20:31 #

Im Prinzip teile ich die Meinung, daß GTS auf magische Weise Spass macht. Allerdings gab es im Vergleich zu den letzten Vertretern der 18WoS Serie deutliche Rückschritte im Gameplay. Was mir als erstes negativ auffällt, ist daß die angezeigten Leistungsdaten der LKW im LKW-Laden überhaupt nichts mit den in der "Simulation" verwendeten Werten zu tun haben. Alle C-Klasse Zugmaschinen sind extrem lahm, alle B- und A-Klasse Trucks sind dagegen total und unrealistisch overpowered. Wenn man nach den Leistungsdaten aus dem Laden ginge müsste ein Swift C Class deutlich besser sein als ein Ivedo B Class.
Stattdessen wurde dieses vollkommen unrealistische Klassensystem eingeführt an dem sich einige Spielfunktionen orientieren, z.B. auch die Berechnung der Vorgabezeiten für einen Auftrag. Daraus ergibt sich dann, daß (entgegen anderslautender Meldungen im Game) ein Eilauftrag mit einem C Class LKW deutlich einfacher zu fahren ist als mit A- oder B Class.
Der nächste Punkt ist, daß weder die Leistungsdaten noch der Fahrstil des Fahrers eine Auswirkung auf den Verbrauch haben (ist einfach eine Konstante pro Kilometer, gleich für alle LKW und nur unterschieden ob mit oder ohne Anhänger). Das ist in einer Zeit knapper werdender Resourcen und für ein für Deutschland produziertes Game schon mehr als bedenklich.
Meiner Meinung nach hätte man mit ein wenig mehr Stunden Aufwand in der Strukturierung der Simulationsdaten und realistischeren Werten ein DEUTLICH besseres Spiel machen können. Jetzt ist die Austria - Version erschienen und diese Chance wurde leider wieder verpasst.
Derzeit spiele ich mit dem Gedanken, ein Mod zu machen, daß den LKW's in etwa die Leistung gibt, die sie auch nach Beschreibung im Laden haben sollten und daß die total unrealistische Klasseneinteilung aufhebt.