Die schrägen Charaktere sind eine der großen Stärken sowohl des Hauptprogramms als auch des Addons. Passenderweise dürft ihr in den Dialogen oftmals witzige bis bizarre Antworten geben.

Alte Schwächen, neue Stärken
Wie schon im Hauptprogramm, so weist auch das Addon handlungstechnische Logiklücken auf -- doch die gewohnt hochwertigen Quests und die skurrilen Charaktere machen das mehr als wett. Im Gegensatz zu dem für viele Fans unbefriedigenden Ende von Ego Draconis schließt Flames of Vengeance mit einem runden Finale ab -- ohne jedoch das Potential für einen Nachfolger zunichte zu machen. Doch bis ihr den Abspann seht, vergehen etwa 15 bis 18 Stunden -- je nachdem, wie gründlich ihr vorgeht. Wir raten euch dringend, mit offenem Blick an den Titel heranzutreten und alle Quests zu übernehmen, die euch angeboten werden. In der Regel werdet ihr mit gelungenen Geschichten belohnt und auch mal zum Schmunzeln gebracht. Zudem sind die Quests sehr abwechslungsreich. Übrigens: Manche Quests könnt ihr "besser" lösen, wenn ihr eure Gedankenlese-Fertigkeit einsetzt. Generell empfiehlt es sich, immer Gedanken zu lesen, da ihr euch ansonsten Details, Belohnungen oder Charakterverbesserungen entgehen lasst; von alternativen Quest-Lösungen ganz zu schweigen.

Wer gerne schnurstacks zum Ziel preschen will und keinen Spaß am Erforschen hat, ist mit dem Spiel ohnehin falsch beraten. Wer hingegen gerne die Spielwelt erkundet und mit ihren Bewohnern -- zum Teil sind das richtig schräge Vögel -- redet, kommt in Flames of Vengeance voll auf seine Kosten. Unkomfortabel finden wir, dass die Karte keine Questziele markiert -- die läppische Schriftrolle, die die Hauptquest "kennzeichnet", lassen wir nicht gelten. Im Gegensatz zu Ego Draconis ist die Welt jedoch so klein, dass ihr über diesen Lapsus hinweg sehen könnt. Und zumindest werden euch Häusereingänge und ähnliches -- samt Beschriftung -- markiert. Wer möchte, darf auch eigene Wegpunkte setzen und mit einer Notiz versehen. Dennoch: Wenn ihr nicht acht gebt oder euch die Geduld fehlt, die Welt gründlich zu erforschen, werdet ihr manche Quest nicht lösen können.

Auch im Addon dürfen wir wieder Salti-springend durch die Lande ziehen -- Fallschaden erleiden wir noch immer nicht.

Kein Lichtblick bei der KIDoch wie sieht es mit der KI aus? Ist sie schlauer geworden -- oder, man wagt es kaum zu hoffen, gar raffiniert? Kurze Antwort: Nein. Lange Antwort: Wie im Hauptprogramm verhalten sich die Gegner zum Teil äußerst dämlich. Herumirrenden, planlosen Bösewichtern, die eure Existenz geflissentlich übersehen, begegnet ihr immer wieder. Oftmals wird der Strohfaktor des Computerhirns durch die actionlastigen Kämpfe übertüncht, dennoch kommt es vor, dass wir uns über die Einfalt der Gegner ärgern beziehungsweise nur noch wundern. Das Addon ist übrigens etwas weniger kampflastig und wirkt dadurch kompakter und an vielen Stellen weniger ermüdend als Ego Draconis. Dennoch wird noch immer einen Tick zu viel gekämpft. Das liegt vor allem daran, dass Gegner auch innerhalb von Höhlen respawnen. Nicht selten müsst ihr euch den Weg durch einen Dungeon sowohl hinein als auch wieder heraus mit Schwert und Feuerball bahnen.

Der Schwierigkeitsgrad hat deutlich angezogen; ohne den geschickten Einsatz eurer Talente und das kluge Einsetzten von Steigerungspunkten werdet ihr nicht weit kommen. Einzig die Bosskämpfe waren uns meistens zu leicht; sie beschränkten sich zu oft auf stupides Dauerprügeln. Besonders genervt hat uns, dass sich diese leichten Kämpfe dennoch gerne hinzogen, weil sich unsere Kontrahenten ständig heilten. Alles in allem gefallen uns die Gefechte aber sehr gut. Neben der Notwendigkeit zum Taktieren und Überlegen, liegt das vor allem daran, dass sie effektvoll in Szene gesetzt sind. Wenn ihr die Heldenfertigkeiten geschickt nacheinander auslöst und förmlich durch das Schlachtfeld pflügt, machen die Kämpfe einen Heidenspaß. Leider gibt es recht wenig Variation bei den Gegnern. Da freuen wir uns über die Rätsel-Einlagen, auch wenn sie zumeist sehr leicht zu lösen sind, und Hüpfpassagen, die das Spielgeschehen etwas auflockern, teils aber auch ins Nervige abdriften.

Bis zu diesem Untoten haben wir bereits Massen getötet. Doch "dank" Respawn kämpfen wir auch auf dem Rückweg.