Trotz einer Vielzahl grafischer Spezialeffekte bleibt das Geschehen auf dem Schlachtfeld übersichtlich – und dank der tollen Anzeigen stets kontrollierbar.

KI-Prüfung: bestenfalls befriedigend

Das ist eine gute Gelegenheit, um auf eine Schwäche von Dawn of War 3 einzugehen: die Künstliche Intelligenz. Auf strategischer Ebene agiert der Computergeneral nicht überzeugend. In der Solokampagne fällt das weniger stark auf, da er dort reichlich Unterstützung durch die oben beschriebenen Skripts erhält. Aber in Skirmish-Missionen wird recht schnell deutlich, dass die KI sehr anfällig für Hinterhalte ist, strategisch wichtige Objekte vernachlässigt und generell nur deshalb eine Chance hat, weil sie – im Gegensatz zu menschlichen Kommandanten – an mehreren Fronten gleichzeitig kämpfen und vor allem die Sonderfertigkeiten ihrer Truppen perfekt koordinieren kann. Bei unseren ersten Gehversuchen im Mehrspielermodus (gegen Computerkontrahenten) hatten wir jedenfalls alle Hände voll zu tun: Im Sekundentakt wurden unsere Schützlinge geblendet, zurückgeworfen und im Sturmangriff überrannt.
 

Auf manchen MP-Karten gibt es zerstörbare Objekte wie Mauern.

Multiplayer-Modus

Im Testzeitraum hatten wir nur einmal Gelegenheit, uns mit menschlichen Opponenten zu messen: während eines von den Entwicklern angesetzten Multiplayer-Events. Die übrige Zeit haben wir schlicht keine offenen Partien gefunden, was vor dem offiziellen Release des Spiels nicht weiter verwundert.

Trotzdem haben wir anhand der besagten Veranstaltung und diverser Skirmish-Gefechte einen recht aussagekräftigen Eindruck vom Mehrspielermodus gewonnen. Bis zu sechs Mitspieler können an Duellen, Teamgefechten zwei gegen zwei oder drei gegen drei teilnehmen. Es gibt nur eine Spielart: Beide Mannschaften versuchen, den Power Core des Gegenübers auszuschalten. Damit das gelingt, müssen sie zunächst die Schildgeneratoren und dann die Abwehrtürme der Kontrahenten deaktivieren. Eine weitere Eigenheit der Multiplayer-Matches sind die Eskalationsstufen. Alle zehn Minuten geht das Spiel in eine neue Phase über. In der ersten bekommen die Rivalen für verlorene Verbände noch ein Viertel der Kosten gutgeschrieben, in der zweiten 15 Prozent, in der vierten und letzten gibt es keinen Ersatz mehr. Dafür steigen parallel das Rohstoffeinkommen und die Trefferpunkte der Gebäude. Wir gehen davon aus, dass diese Maßnahmen schnelle Entscheidungsschlachten herbeiführen sollen.

Ansonsten gleicht der Spielablauf dem im Solomodus. Wir erobern Rohstoffpunkte, bauen langsam unsere Armee auf und ringen um Schlüsselstellungen. Die Balance können wir aktuell noch nicht abschließend einschätzen. Nach ersten Erfahrungen hat Relic hier aber solide Arbeit geleistet. Auch die sonst so übermächtigen Eldar sind mit der richtigen Strategie zu schlagen. Was auffällt: Die Karten sind sehr groß. Es ist nahezu unmöglich, alle wichtigen Bereiche zu bewachen. Das sorgt für besonders dynamische Auseinandersetzungen. Oft sind Aufklärung und Manöver wichtiger als direkte Konfrontationen. Kommt es dann doch zum Kampf, genießt derjenige Spieler große Vorteile, der den Überblick behält, die Steuerung aus dem Effeff beherrscht und die Fertigkeiten seiner Truppen gekonnt einsetzt.

Beispielhafte Bedienung

In einer Ork-Mission entern wir einen  Raumkreuzer des Imperiums.

Das Interface ist absolut vorbildlich. Dawn of War 3 bietet nahezu alle vorstellbaren Komfortfunktionen zur Auswahl, Gruppierung und Kontrolle der Truppen. Wir können alle Einheiten eines Typs erfassen, Abteilungen bilden, Aktionen mit Hotkeys auslösen, per Tastendruck zu bestimmten Gebäuden oder Brennpunkten springen, Verbesserungen erforschen und so weiter. Eigentlich vermissen wir nur zwei Kontrollmöglichkeiten: Einheitenverhalten und Formationen. Formationen gibt es zumindest ansatzweise. Über Rechtsklick und Ziehen können wir festlegen, in welche Richtung unsere Verbände schauen, wenn sie am Zielort angekommen sind. Beim nächsten Bewegungsbefehl lösen sich die Strukturen aber wieder auf.

Nach längeren Märschen herrscht nicht selten ein fürchterliches Durcheinander. Feste Formationen oder wenigstens eine automatische Aufstellung, die Nahkämpfer vorn und Fernkämpfer weiter hinten platziert, wären uns deutlich lieber. Das Einheitenverhalten können wir leider gar nicht beeinflussen. Wenn wir nicht manuell die Kontrolle übernehmen, lassen sich unsere Schützlinge schon mal aus der Ferne beharken, ohne zurückzuschießen, oder sie feuern auf unwichtige Ziele und ignorieren unmittelbare Bedrohungen.

Zum Glück gibt es ein relativ übersichtliches Infosystem, das uns auf der Minikarte und per Sprachausgabe mitteilt, wo unsere Aufmerksamkeit gefragt ist: „Kleines Scharmützel, nordwestlich eurer Position!“ Oder: „Starke Feindverbände gesichtet, südlich eurer Position!“ Gelungen finden wir auch die Infoleiste am unteren Bildschirmrand, die uns den Status aller unserer Verbündeten anzeigt: Gesundheitspunkte und Schildstärke oder Panzerung, zugewiesene Gruppe, Kampf oder Ruhe. Auch unsere Helden, Ressourcen, Gebäude, Superwaffen, Eskalationsstufen und globale Spezialfähigkeiten (abhängig von der Fraktion; die Space Marines können Verstärkung per Luftlandung anfordern) haben wir permanent im Blick. Im Mehrspielermodus gibt es sogar verschiedene Signale (Pings), mit denen wir unseren Kameraden mitteilen können, wo wir Gegner vermuten oder unsere Kräfte sammeln wollen.

Assault Marines (rechts oben) können mitten in Gegnerhaufen springen und diese so umwerfen und betäuben. Die Eldar-Scharfschützen (links) können sich dafür tarnen.