Die Truppen links sind auf einem Schattenfeld positioniert und werden erst sichtbar, wenn ein Gegner auf Tuchfühlung geht.

Vorhersehbare Überraschungen

Tatsächlich spielt ihr in der Solokampagne weniger gegen einen klassischen KI-Kontrahenten sondern eher gegen besagte Skripts. Wenn ihr beispielsweise bei einem Vorstoß eine bestimmte unsichtbare Grenze überschreitet, fallen euch aus heiterem Himmel feindliche Verbände in den Rücken. Das ist mitunter wörtlich zu nehmen: Eure Widersacher landen dann einfach mit Raumkapseln hinter eurer Hauptkampflinie. In anderen Missionen startet der Computergegner regelmäßig Gegenangriffe aus nicht zugänglichen Kartenbereichen, selbst wenn ihr ihm bereits alle Rohstoffquellen abgeknöpft habt. Diese Skript-Ereignisse sind ein zweischneidiges Schwert. Einerseits sorgen sie regelmäßig für Spannung und helfen der ansonsten nicht sonderlich kompetenten KI auf die Sprünge. Andererseits verlangsamen die Hinterhalte den Spielfluss und sorgen für Frust, weil sie euch nicht selten schwere Verluste bescheren, die ihr dann in minutenlangen Aufbauphasen wieder auffüllen müsst, bevor ihr weiter vorrücken könnt. Bei dem oben angesprochenen Eldar-Auftrag beispielsweise haben wir einmal fast unsere komplette Armee verloren, weil die es nicht rechtzeitig zum nächsten Teleporter geschafft hat, bevor ein Meteoritenschauer einsetzte.

Es ist nicht unbedingt so, dass Dawn of War 3 generell zu schwierig wäre. Erfahrene Echtzeit-Strategen werden auf der mittleren der drei Stufen erst gegen Ende des Feldzugs einigermaßen gefordert. Aber es gibt definitiv ein paar unfaire Stellen, an denen selbst Genreveteranen in die Falle tappen dürften. Dann bleibt nur die Wahl, einen früheren Spielstand zu laden oder minutenlang Däumchen zu drehen, bis das Rohstoffkonto wieder gefüllt ist.

Die manchmal geradezu hektischen Gefechte, die euch nur wenig Zeit zum Reagieren lassen, und der vergleichsweise träge Aufbaupart sind im Solomodus einfach eine etwas unglückliche Kombination. Das Spiel lässt sich weder verlangsamen noch beschleunigen und ihr könnt auch keine Befehle im Pausenmodus erteilen. Umso befriedigender ist es freilich auch, wenn ihr durch geschicktes Taktieren einer Falle entgeht oder endlich rausgefunden habt, woher die dauernden Attacken kommen und dort Verteidiger postiert. (Da es fast keine Abwehrgebäude gibt, könnt ihr euch nicht einigeln, sondern müsst euch auf eine mobile Abwehr stützen.)
 

Ein Held wie bestellt

Vor jedem Einsatz suchen wir unsere Elitetruppen aus.

Eine weitere Eigenheit von Dawn of War 3 sind die bereits angesprochenen Anführer. Durch sie kommt eine dritte Ressource ins Spiel, die sogenannten Elitepunkte, die uns im Lauf der Zeit automatisch gutgeschrieben werden. Haben wir genug gesammelt, dürfen wir auf jeder Seite bis zu drei Helden zu den Waffen rufen. Es gibt fünf unterschiedliche Typen, die wir uns vor der Schlacht aussuchen: Tanks sind geborene Nahkämpfer, Nuker machen besonders viel Schaden, Crowd Controller halten Gegner in Schach, Assassinen fokussieren bestimmte Ziele und Supporter können Verbündete schützen oder heilen.

Die Bosse sind zwar nicht unverwundbar, nehmen es aber durchaus allein mit mehreren gegnerischen Verbänden auf. Werden sie doch mal geschlagen, verschwinden sie nur temporär und können ein paar Minuten später wieder angefordert werden. Im Lauf der Zeit verdienen unsere Offiziere Erfahrungspunkte, mit denen sie zusätzliche Fertigkeiten oder Tinnef wie farbige Rüstungen freischalten. Ork-Häuptling Gorgutz kann beispielsweise über Hindernisse klettern, mit wirbelnder Stahlfaust Schüsse abwehren oder seinen Jungs einen temporären Energieschild verleihen. Die imperiale Ritterin Soma belegt mit ihrem Gatling-Geschütz einen kegelförmigen Bereich mit schwerem Feuer oder schießt Raketen auf mehrere Ziele gleichzeitig. Die Eliten sind also sehr mächtig, aber mit ihren diversen Sonderaktionen auch nicht ganz einfach zu kontrollieren. Zusätzlich haben alle drei Fraktionen Zugriff auf eine Superwaffe, die erst nach einiger Zeit aktiv wird: Die Space Marines und die Orks können orbitale Bombardements anfordern, die Eldar einen Psi-Schlag, der Gegner verlangsamt und beschießt.
 

Der Codex ist eine Art Nachschlagewerk im Spiel– sogar mit einigen Videos.

Sichtlinien und Höhenstufen

Auch die Kampfmechanik von Dawn of War 3 hat ihre Besonderheit: Sichtlinien und Höhenstufen sind enorm wichtig. Viele Truppentypen, besonders schwere Geschütze, können wesentlich weiter feuern, als sie sehen können. Sie sind also auf Aufklärung durch Verbündete angewiesen. Dazu eignen sich naturgemäß besonders getarnte Scouts, die sich relativ ungefährdet vorwagen können.

Es empfiehlt sich, die Umgebung auszunutzen. Von erhöhten Positionen aus können wir besonders weit blicken; Hindernisse wie Sandsäcke, Gebäude oder (im Mehrspielermodus zerstörbare) Mauern blockieren die Sicht. Außerdem gibt es an manchen Stellen schattige Bereiche, in denen wir Kampfgruppen verstecken können. Erst wenn Gegner direkt auf Tuchfühlung gehen, decken sie unsere verborgenen Schützlinge auf. Dann wären da noch Abwehranlagen, die darin positionierte Einheiten vor Beschuss (aber nicht Nahkampfattacken) schützen. Werden die Schilde allerdings durch Beschuss zerstört, lassen sie sich nicht wieder reparieren.

Das Sichtsystem bringt auf jeden Fall taktische Tiefe in die Kämpfe, hat allerdings auch Nachteile. Zum Beispiel brechen unsere Soldaten die Verfolgung von Gegnern ab, wenn sie diese auch nur einen Sekundenbruchteil aus den Augen verlieren – wo ein Mensch schlicht noch weiterlaufen würde, da er ja weiß, dass der feindliche Trupp noch da sein muss.  Es ist auch nicht immer klar, welche Bereiche wir von welchen Positionen aus einsehen können. Und für den Computerkommandanten ist Aufklärung offenbar ein Fremdwort. Seine Schergen lassen sich mitunter widerstandslos zusammenschießen, wenn sie die Angreifer nicht entdecken können. Oder wir locken sie Trupp für Trupp in den Hinterhalt.

Auf den meisten Karten sind Bunker (rechts) verteilt, die unsere Truppen vor Fernbeschuss schützen.