Vorgänger gut, Sequel besser

Das Schwarze Auge - Memoria Test

Benjamin Braun 28. August 2013 - 20:00 — vor 10 Jahren aktualisiert
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... mittels des neuen Zaubers "Vision schicken" können wir allerdings sein Unterbewusstsein zu unseren Gunsten beeinflussen.
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Beim Twilight-Casting durchgefallenWährend zumindest die Charakteranimationen bei Sadja nur begrenzt Anlass zur Kritik geben, präsentiert sich Geron hingegen noch verhältnismäßig steif und scheint im Vergleich mit dem Vorgänger wenig dazugelernt zu haben. Das gilt insbesondere für die sehr überschaubare Mimik, mit denen auch Sadja wohl gerade noch so Kristen Stewart Konkurrenz machen könnte. Emotionen transportieren sie und der Vogelfänger äußerlich jedenfalls nur in den Nahansichten, die Daedalic wesentlich seltener einsetzt als noch in Satinavs Ketten. Schade eigentlich, denn da diesmal die Lippensynchronität viel besser funktioniert, hätte dieses Feature gewiss eine der großen Besonderheiten werden können. Etwas störend ist, dass die Animationen selbst auf Systemen deutlich über den geforderten Hardware-Anforderungen ab und zu einen Moment zu lange brauchen, um abgespielt zu werden.
 
Beim Sound ist dafür wiederum alles soweit im grünen Bereich. Die Sprecher machen einen klasse Job und bringen die gut geschriebenen Dialoge lebendig rüber. Auch bei den Soundeffekten haben wir keinen Grund zur Klage. Die Musik von Daniel Pharos und Dominik Morgenroth, die unter anderem bereits für den Soundtrack von A New Beginning verantwortlich zeichneten, unterstreicht die aventurische Spielwelt durchweg stimmungsvoll.
Nahansichten in den Dialogen gibt es weiterhin. Allerdings sind sie im Vergleich mit Satinavs Ketten deutlich seltener geworden, und die Lippenbewegungen von Spielfiguren und NPCs passen besser zum gesprochenen Wort.
 
Rätsel mit mehr Zauber
Alternativen
Da Memoria die Geschichte von Geron fortführt, aber nur begrenzt über die Ereignisse des Vorgängers aufklärt, solltet ihr euch Das Schwarze Auge - Satinavs Ketten (GG-Test: 8.0) zuvor anschauen. Macht euch DSA so gar nicht an, es soll aber nichts Humorlastiges sein? Dann werft einen Blick auf Pendulos Thriller Der Fall John Yesterday (GG-Test: 7.0) oder Memento Mori 2 (GG-Test: 8.0). Wenn ihr lieber eure Lachmuskeln anstrengen wollt, ohne auf eine gewisse Charaktertiefe und gutes Rätseldesign zu Verzichten, sollten es in Vorbereitung auf Teil 3 Deponia (GG-Test: 9.0) und Chaos auf Deponia (GG-Test: 9.0) sein.
Spielerisch liefert Daedalic in Memoria einmal mehr klassische Adventure-Kost. Durch die Integration einiger weiterer Zauber und der später oft etwas weitläufigeren Areale steigt die Komplexität allerdings im Vergleich mit dem Vorgänger etwas an. Unter anderem kann Sadja beispielsweise Visionen schicken. Hier müsst ihr drei Objekte in der Umgebung markieren, um einen anderen Charakter zu einer bestimmten Aktion zu bewegen. Verhältnismäßig komplex ist auch eine Aufgabe, die Geron später im Umland von Andergast erwartet. Dort stehen gleich zehn Schauplätze zur Verfügung, wobei es euch letztlich gelingen muss, einen davon komplett von Wachen zu bereinigen. Manchmal gilt es auch kleinere – nicht ganz klassische – Dialogrätsel zu lösen, bei denen etwa Krähe Nuri zur Ablenkung eingesetzt werden muss, sodass ihr die Gespräche der NPCs genau belauschen könnt. Sehr nett fanden wir auch eine Szene, in der wir an einen Schlüsselabdruck kommen müssen, indem wir auch den aus Satinavs Ketten bekannten Zerstörungszauber einsetzen.
 
In einem weiteren Abschnitt durchtrennt Sadja in einem Raum mehrere Ranken und deaktiviert einige Kristalle, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Gefallen könnten Adventure-Spieler auch an einer Aufgabe im Waldlabyrinth finden. Wer keine Lust hat, den richtigen Pfad zu suchen, kann dieses Rätsel aber auch per Skipbutton überspringen. Erstklassig ist das Rätseldesign trotz vieler guter Einfälle und nicht zu leichten Puzzles aber nicht – dazu gibt es noch zu viele konstruiert wirkende Aufgaben. Um die Tür eines Waffenschranks aufzureißen, sind innerhalb nur eines Raums zum Beispiel zig Aktionen notwendig, die für uns mehr nach Spielzeitstreckung als nach guter Rätselunterhaltung aussehen. Ein paar Rätseleinlagen konnten wir zudem nicht richtig nachvollziehen: Im Wald müssen wir einen Boten zu einer bestimmten Stelle locken, die wir zuvor entsprechend präparieren. Nicht, dass nicht jeder problemlos über die Lösung stolpern würde, aber weshalb der todmüde NPC nur an dieser Stelle einschlafen kann, damit wir ihm ein Objekt abnehmen können, wirkt einfach nur aufgesetzt. Alles in Allem vermeidet Memoria solche Situationen aber zumeist und präsentiert sich überwiegend mit logischem und cleverem Rätseldesign, das im rund 12- bis 15-stündigen Abenteuer bei Laune hält.
 
Autor: Benjamin Braun (GamersGlobal) / Redaktion: Christoph Vent (GamersGlobal)
 
Benjamin Braun
Schon Satinavs Ketten war vor etwa einem Jahr ein gutes Adventure, das dem DSA-Universum stilistisch, atmosphärisch und auch inhaltlich gerecht wurde. Aber es hatte gerade bei der Inszenierung und teils auch bei der Präsentation noch einige Probleme. Memoria macht seine Sache in beinahe jedem Bereich ein bisschen besser, fesselt schneller und intensiver an den Bildschirm als sein Vorgänger. Ganz die Klasse eines Chaos auf Deponia erreicht Memoria aber trotzdem nicht. Die ganz großen Ideen bei Story, Charakteren und Rätseln, die Jan Müller-Michaelis' Adventures auszeichnen, fehlen einfach – und noch gibt es mir immer noch ein paar konstruiert wirkende Aufgaben zu viel im Spiel.
 
Aber Memoria profitiert klar von zwei Dingen, die es entscheidend vom ersten Teil abheben: Zum einen bieten der generelle Aufbau der Story und das Wechselspiel zwischen den beiden Hauptfiguren mehr Spannung als die stärker vor sich hindümpelnde Erzählung vom Vogelfänger Geron. Zum anderen ist es fast alles, was mit Sadja zu tun hat. Die weckt nämlich wesentlich mehr Interesse als der vergleichsweise flache Geron und punktet zudem mit pointierteren Dialogen und wesentlich besseren, vielfältigeren Animationen. Adventure-Fans kommen aber auch trotz der noch vorhandenen Schwächen in den Genuss eines sehr guten Adventures, das mit der meist exzellent eingefangenen DSA-Atmosphäre gerade auch für Freunde der Pen-and-Paper-Rollenspielvorlage von Interesse sein dürfte.
 
 DSA - Memoria
Einstieg/Bedienung
  • Komfortables Point-and-Click-System
  • Automatisch erstellter Spielstand bei jedem Szenenwechsel
  • Tagebuchfunktion, die zusätzliche Hinweise gibt
  • Kurz angebundener Einstieg ohne Zusammenfassung des Vorgängers
Spieltiefe/Balance
  • Abwechslungsreiche Schauplätze...
  • Gut inszenierter Wechsel zwischen den Protagonisten
  • Vielschichtige, spannende Story
  • Viele clever designte Puzzles
  • DSA-Atmosphäre exzellent eingefangen
  • Gut geschriebene Dialoge
  • Hohe Spielzeit (12 Stunden +)
  • ... aber auch ein paar aus dem Vorgänger recycelte
  • Ein paar aufgesetzt wirkende Rätsel
  • Durchwachsenes Finale
Grafik/Technik
  • Wunderschöne Zeichenhintergründe...
  • Sehr schöne Charakteranimationen bei Sadja
  • ... die bisweilen etwas statisch sind
  • Geron vergleichsweise steif
Sound/Sprache
  • Sehr gute deutsche Sprecher
  • Stimmungsvoller Soundtrack
  • Gute Soundeffekte
 
Multiplayer
Nicht vorhanden  

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Adventure
16
30.08.2013
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Benjamin Braun 28. August 2013 - 20:00 — vor 10 Jahren aktualisiert
Deathsnake 20 Gold-Gamer - 22556 - 28. August 2013 - 20:07 #

Sieht doch schön aus für ein Adventure. Da wünschte ich eher das Double Fine diese Art gemacht hätte ._. Vor allem die Hintergründe sind schön gezeichnet. Danke für den Test ;)

Vidar 19 Megatalent - 15012 - 28. August 2013 - 20:25 #

Dann hätte der Herr Schafer aber wohl noch 5 Millionen mehr gebraucht....

EbonySoul 16 Übertalent - 4631 - 28. August 2013 - 20:47 #

Dollar oder Jahre?

Vidar 19 Megatalent - 15012 - 28. August 2013 - 20:48 #

Dollar + 5 Jahre :D

Just my two cents 16 Übertalent - 5431 - 30. August 2013 - 1:14 #

Och, Tim hat das nur falsch angefangen.

Er hat allen auf der Welt das Spiel für den gleichen Preis angeboten. Daedalic macht das anders. Amerikaner zahlen aktuell nur 18 Dollar auf Steam, wir Deutsche 36€ - jeweils incl. 10% Releaserabatt...

Vielleicht hätte Tim auch einfach von deutschen Backern einfach den doppelten Zahlenbetrag nehmen sollen und einfach $ in € tauschen...

avalonash 12 Trollwächter - 1147 - 28. August 2013 - 20:48 #

Auf Screenshots fand ichs auch gut. Dann habe ich Spielszenen gesehen - und hatte irgendwie immer noch das Gefühl Screenshots zu sehen. Als sich die Charaktere in einem Dialog dann doch mal ein paar Milimeter bewegt haben, habe ich mir dann wieder Standbilder gewünscht. Selbst für ein biederes Adventure kann ich das nicht mehr zeitgemäß finden

vicbrother (unregistriert) 28. August 2013 - 21:20 #

Du spielst ja aber auch ein Adventure, dass war immer schon Standbildkino mit eingeschränkter Interaktion, und keinen 60+fps-Ego-Shooter...

Kinukawa 21 AAA-Gamer - P - 25741 - 29. August 2013 - 8:47 #

Man kann es schon besser machen. Da Adventure kann ruhig mehr neue Technik vertragen. Es bleibt eben auf der Stelle stehen, deswegen kein Wunder, das es solange auf der Strecke blieb. Manchmal habe ich das Gefühl, ein Wimmelbildspiel vor mir zu haben, weil sowenig Bewegung drin ist.

vicbrother (unregistriert) 29. August 2013 - 10:21 #

Ein neues Myst wäre schön.

Vidar 19 Megatalent - 15012 - 28. August 2013 - 20:26 #

Guter Test hatten den titel gar nicht mehr auf dem Radar :D
Na weiß ich schon was ich am We machen werde :)

Poledra 18 Doppel-Voter - 12380 - 28. August 2013 - 20:47 #

Der Nachfolger kommt gerade zur rechten Zeit, habe eben erst DSA - Satinavs Ketten bendet

Flitzefisch (unregistriert) 28. August 2013 - 21:02 #

Der gesamte Stil erinnert mich an Kings Quest.

Pomme 17 Shapeshifter - P - 8623 - 28. August 2013 - 22:17 #

Als Adventure-Muffel und DSA-Fan freue ich mich nach dem Test umso mehr, das Spiel in die Griffel zu bekommen. Klingt gut.

Faerwynn 20 Gold-Gamer - P - 20280 - 29. August 2013 - 0:10 #

Sehr schön, schon der Vorgänger war ein echtes Highlight für mich :)

Krusk 15 Kenner - 2850 - 29. August 2013 - 3:59 #

Der erste Teil den ich günstig erstanden habe hatte mich schon positiv überrascht, das hier steht definitiv auch auf dem zettel. ich will ja auch Nuri zurückverwandeln.

J.C. (unregistriert) 29. August 2013 - 12:16 #

Meine Güte, wer hat diesen Trailer verbrochen?

http://www.youtube.com/watch?v=xHb7mcsg3zI

Kühlschrankmagnet (unregistriert) 30. August 2013 - 12:11 #

Angesichts des Interesses hätte wohl auch ein Kurztest gereicht. Naja, im Nachhinein ...

Endamon 15 Kenner - 3893 - 31. August 2013 - 22:51 #

Die Aufrufanzahl die du leider nicht sehen kannst, sagt mir was anderes....... ;)

EvilNobody 15 Kenner - 3141 - 30. August 2013 - 16:39 #

Danke für den Test! Ich spiele derzeit noch den ersten Teil, der mir auch sehr gut gefällt.
Wird "Memoria" auf Steam erhältlich sein? Mittlerweile nutze ich fast nur noch Steam, vor allem für solche Spiele, die man wahrscheinlich nur einmal spielt.

Noodles 26 Spiele-Kenner - P - 75372 - 1. September 2013 - 22:25 #

Memoria ist ebenfalls auf Steam erhältlich.

EvilNobody 15 Kenner - 3141 - 4. September 2013 - 20:25 #

Danke! :)

joernfranz (unregistriert) 30. August 2013 - 18:59 #

Also das Spiel würde mich wirklich reizen. Nur leider keinen PC zur Hand :(

Noodles 26 Spiele-Kenner - P - 75372 - 1. September 2013 - 22:27 #

Der Vorgänger hat mir bis auf ein paar unlogische Rätsel gut gefallen, deswegen freut es mich, dass Memoria sogar ein bisschen besser ist. Werde ich mir auf jeden Fall irgendwann zulegen. Ich hab bis auf Night of the Rabbit bis jetzt jedes Daedalic-Adventure gespielt und hatte immer eine Menge Spaß dabei. :)

otzelot (unregistriert) 3. September 2013 - 15:59 #

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