Test: Tim Schafers Halloween

Costume Quest Test

Dieser Inhalt wäre ohne die Premium-User nicht finanzierbar. Doch wir brauchen dringend mehr Unterstützer: Hilf auch du mit!
Mit der Freiheitsstatue, einem Lichtschwert-Astronauten und einem Roboter gegen ein Monster in einem Bagger zu kämpfen, ist ziemlich verrückt. Aber leider sind die Kämpfe auch nach spätestens einer Stunde ziemlich eintönig.

Kampfroboter contra Eintönigkeit

Costume Quest kann mit seinen Tugenden nicht darüber hinwegtäuschen, dass ihr in den drei Umgebungen des Spiels genau genommen immer dasselbe tut. Um am Ende eines jeden Levels durch ein von Monstern errichtetes Tor zu gelangen und dort einen Bosskampf zu bestreiten, müsst ihr zuvor euer gesamtes Umfeld um Süßigkeiten erleichtert haben. In der Praxis bedeutet das, dass ihr im ersten Level an Häusern, im zweiten Level an Geschäften und im dritten Level an Jahrmarktszelten klopfen müsst. Dann wird euch entweder von einem Erwachsenen die Tür geöffnet, der eure Kostüme als herzallerliebst bezeichnet und euch mit Süßem eindeckt -- oder es steht euch ein Monster gegenüber. In letzterem Fall steht euch ein Kampf bevor. In gewisser Weise handelt es sich also um Zufallskämpfe, wie man sie so aus japanischen RPG's der alten Schule zur Genüge kennt -- nur, dass die Monster nicht bei euch "klopfen", sondern ihr bei ihnen.

Sobald sie gegen Monster antreten müsen, geht mit den kindlichen Helden des Spiels völlig die Vorstellungskraft durch. Aus einem mit einigen alten Pappkartons mühsam zusammengeschusterten Roboterkostüm wird dann zum Beispiel ein bildschirmfüllender Kampfroboter. Und aus einem eher unbeholfen wirkenden Ninjakostüm ein echter Ninjameister. Je nachdem, mit welchem Kostüm ihr einen Kampf betretet, ändert sich also euer Aussehen. Und ihr habt unterschiedliche Fertigkeiten zur Verfügung. So verfügt jedes Kostüm über einen Standardangriff und eine ihm eigene Spezialfähigkeit, die nicht zwangsläufig Schaden beim Gegner anrichtet. Während der Roboter mit diesem Sekundärangriff massiven Schaden anrichtet, belebt das Einhorn damit einen gefallenen Kameraden wieder und der Ritter beschwört für kurze Zeit ein schützendes Schild.

Obwohl ihr im Lauf des Spiels an die zehn Kostüme aufsammelt, werdet ihr recht bald eure Favoriten gefunden haben, und von da an läuft jeder Kampf gleich ab: Standardangriff in der ersten und zweiten Runde, Spezialangriff in der dritten Runde, fertig. Hin und wieder solltet ihr noch überlegen, in welcher Reihenfolge ihr die Gegner angeht (wenn beispielsweise Heiler unter ihnen sind), aber damit hat es sich dann auch schon. Angriffe der Gegner könnt ihr durch ein Quick Time Event abzuwehren versuchen, aber auch das wird schnell zur Routine. Da hilft es auch nicht, dass ihr euch für eure Süßigkeiten bei einem Mädchen namens Sadie so genannte Kampfstempel kaufen könnt. Die geben einem Charakter besondere Fertigkeiten, beispielsweise mehr Lebenspunkte oder die Chance, einen der Gegner eine Runde lang zu lähmen. Aber auch hier gilt: Nach kurzem Experimentieren habt ihr eure Favoriten gefunden und dabei bleibt ihr dann auch.

Kombiniere Kostüm mit Rätsel

Im Einkaufszentrum von Autumn Haven müssen wir an einem Kostümwettbewerb teilnehmen. Nur eine der amüsant aufgebauten Quests in Costume Quest.
Es ist aber nicht so, dass Costume Quest nur aus den Kämpfen bestehen würde. Vor den Kampf mit den Endbossen haben die Designer außerdem auch einige Quests gestellt, die ihr jedoch nicht erfüllen müsst, wenn ihr denn nicht wollt. Aber ihr werdet wollen, denn die Aufgaben sind oftmals witzig und belohnen euch mit neuen Kostümen oder anderen Extras, auf die ihr sonst verzichten müsstet. Im Einkaufszentrum müsst ihr beispielsweise an einem Kostümwettbewerb teilnehmen, aber vorher die Preisrichter befragen, welches Kostüm ihr Favorit sein würde - und dann ihre kryptischen Hinweise verstehen. Um diese Quests zu bestehen, müsst ihr bei einigen Gelegenheiten auch auf besondere Funktionen eurer Kostüme zurück greifen. Als Beispiel erneut das Einkaufszentrum, in dem an einigen Stellen der Strom ausgefallen ist: Durch die Dunkelheit könnt ihr hier nur mit dem Weltraumjägerkostüm und dessen Lichtschwert vordringen. Diese eher ungewöhnliche Lichtquelle erlaubt es euch dann, finstere Ecken etwas zu erhellen, in die sich eure Kleinkindhelden sonst nicht trauen würden.

Als Problem stellt sich beim Spielen schnell heraus, dass Double Fine keinerlei Kartenfunktion in ihr Spiel eingebaut haben. Eine solche haben wir besonders im ersten Level schmerzlich vermisst, als wir im Heimatort der Kinder zunächst mal mehrere Runden um die Blocks drehen mussten, um die Struktur des Levels einigermaßen zu memorisieren. An einigen Stellen stand uns zusätzlich dazu noch die feste Kameraperspektive im Weg, größtenteils ist diese den Entwicklern aber gut gelungen. Wir haben außerdem das Gefühl, dass Costume Quest doch eher für ein amerikanisches Publikum gedacht ist. Klar: Auch wir haben über den pompösen Spezialangriff des Freiheitsstatue-Kostüms gelacht, während dem die Statue of Liberty in die Luft steigt und sowohl einen Adler als auch das Konterfei von Abraham Lincoln in den Himmel projiziert. Aber Amerikaner finden das sicher noch witziger und sind sowieso um einiges halloween-verrückter als wir Europäer -- was Väter am heutigen Sonntag sicher bestätigen können, wenn ihnen und ihren kleinen Hexen oder Geistern mal wieder die Tür vor der Nase zugeschlagen wurde...

Costume Quest ist eindeutig auf das amerikanische und weniger auf das europäische Publikum zugeschnitten. Was lange nicht heißen soll, dass nicht auch wir über den übertriebenen Spezialangriff der Freiheitsstatue gelacht hätten.

Fazit: Simpel-RPG mit viel Charme

Alles in allem haben wir uns in Costume Quest gerne bis zum Abspann durchgekämpft. An den Kämpfen, so witzig sie auch inszeniert sein mögen, lag das aber nicht. Vielmehr liefen wir bei ihnen schon nach einer Stunde auf Autopilot und akzeptierten sie mehr, als dass wir sie genossen hätten. Die einfallsreichen und witzig inszenierten Quests und der Kostüm-Sammeldrang allerdings konnten uns die sechs Stunden, die wir fürs Durchspielen brauchten, durchgehend motivieren. Nicht zu vergessen die äußerst gelungene Spielwelt, die sympathischen Charaktere und die amüsanten, teils sehr komischen Dialoge. Costume Quest kann man gut und gerne als das "Malen nach Zahlen" der RPG's bezeichnen: Es ist nicht herausfordernd, nicht komplex und ganz sicher nicht lang. Aber es hat für einen Kaufpreis von 15 Euro tonnenweise Charme im Gepäck. 

Außerdem habt ihr bestimmt schon lange nicht mehr so problemlos die vollen 100 Prozent an im Spiel vorhandenen Achievements erlangt wie hier. Und damit könnt ihr euch dann zumindest ein wenig darüber hinwegtrösten, dass eure Heldenpartie zum Schluss in Süßigkeiten schwimmt, während für euch nichts übrig bleibt. Aber immerhin durftet ihr für sechs Stunden mal wieder Kind sein. Das ist doch auch was wert.

Autor: Philipp Spilker (GamersGlobal)


Einstieg/Bedienung
  • Bedienung ist sehr simpel und schnell erlernt
  • Einstieg witzig inszeniert
  • ...fast schon zu schnell
  • Keinerlei Kartenfunktion
Spieltiefe/Balance
  • Einfallsreiche Quests, die mit Humor punkten
  • Zehn Kostüme mit spezifischen Fertigkeiten
  • Einsteigerfreundlich
  • Kampfstempel bringen etwas Abwechslung
  • Günstiger Preis
  • Simple Kämpfe, die nach Schema F ablaufen
  • Keine Herausforderung
  • Nur ein Schwierigkeitsgrad
Grafik/Technik
  • Charmant inszenierte Kostüm-Spezialangriffe
  • Gutes Kostümdesign
  • Schöner Comic-Look
  • ... die man leider nicht wegdrücken kann
Sound/Sprache
  • Guter Soundtrack
  • Super getimte Effekte, die Dialoge unterstützen
  • Keine Sprachausgabe
Multiplayer Nicht vorhanden
Hardware/Zubehör Downloadtitel via XBLA und PSN. Speicherplatz: ca. 400 MB


Philipp Spilker 1. November 2010 - 0:41 — vor 13 Jahren aktualisiert
Pestilence (unregistriert) 1. November 2010 - 0:55 #

Also der Test ist ja wieder sehr gut, aber ich finde die Wertung einfach viel zu niedrig und bin der Meinung das die User-Wertung von 8.0 es viel eher trifft. Sicherlich strotzt das Spiel jetzt nicht vor Abwechslung, aber das macht der Humor und die liebevoll gestaltete Welt völlig wieder wett.
Im PSN-Store kostet das Spiel 11,50€ und das ist es wirklich wert. Nur selten habe ich mich in einer Spielwelt so wohlgefühlt und bedauert das ich sie nun verlassen musste. Das Spiel hat es sogar geschafft, dass ich mich so sehr auf Halloween gefreut habe, dass ich hier tonnenweise Süßigkeiten rumliegen, aber zu wenig vorbeikommende Kinder hatte, an die ich sie verteilen konnte.

Ich freue mich schon aufs nächste Halloween, wenn Costume Quest 2 kommt. Das ist für mich persönlich ein absolutes must-have. :)

Möchte jemand Süßigkeiten haben? Klingelt einfach nur bei mir. ;)

GrimReaper 13 Koop-Gamer - 1622 - 1. November 2010 - 1:02 #

Im Test steht das das game in englisch sei.
Hab die testversion für die 360 geladen und die war in deutsch!
Giebt es da jetzt auch schon unterschiede?

Pestilence (unregistriert) 1. November 2010 - 1:08 #

Bei mir war das Spiel auch in Deutsch und ich habe es für die PS3.
Allerdings musste ich tatsächlich kurz drüber nachdenken, da ich Spiele normalerweise auf englisch spiele. *g*

GrimReaper 13 Koop-Gamer - 1622 - 1. November 2010 - 1:08 #

Edit: Sonst ein super test. Und die 6,5 sind berechtigt. Die charakter und die dialoge sind sehr schön. Dafür ist das spielprinzip und die kämpfe sehr stupide.
Sorry konnt den ersten post nicht mehr editieren. ^^

Philipp Spilker 21 AAA-Gamer - P - 25137 - 1. November 2010 - 1:15 #

Unsere Testversion lief wie gesagt in englischer Sprache. Aber danke für die Info: Wir werden den Kritikpunkt im Wertungskasten und auch im Test entfernen.

Wuslon 20 Gold-Gamer - - 21567 - 1. November 2010 - 1:13 #

Mir hat der Trailer zum Spiel sehr gut gefallen. Ich hätte allerdings gedacht, dass es besser ist als eine 6,5. Schade, dass es nicht für PC kommt.

Ich hätte gern noch ein kleines Gameplay-Video :-)

wolfengange 10 Kommunikator - 436 - 1. November 2010 - 20:31 #

Schöner Test, Philipp!
Vielleicht wäre es noch erwähnenswert, dass eine gewisse Tasha Harris das Team um Costume Quest geleitet hat. Tim Schafer hat, soweit ich das verstanden habe, das Projekt überblickt und beim Skripten geholfen, die Idee und das Design gehen allerdings auf ihr Konto. Aufgrund der niedrigen Frauenquote in dem Beruf sicher eine Besonderheit. Außerdem freut sich die gute Frau, wenn sie dieses Review entdeckt und ihren Namen sieht. Ist ja ihr erstes "eigenes" Spiel...

Faerwynn 20 Gold-Gamer - P - 20280 - 2. November 2010 - 14:01 #

Mir hat das Spiel sehr viel Spaß gemacht. :) Für die paar Euro war es wirklich klasse.

RedAngel333 (unregistriert) 12. September 2011 - 16:17 #

Das Spiel muss ich mir unbedingt mal merken. Schade das es dafür keine Funktion gibt, denn warten kann ich auf das Spiel ja nicht mehr, da es ja schon erschienen ist.

Desotho 18 Doppel-Voter - 9437 - 18. Oktober 2011 - 0:36 #

Hab es für PC und finde es wirklich knuffig. Allerdings denke ich, dass man schon ein wenig der Typ für soe ein "Casual" (böses Wort) Spiel sein muss.
Der Humor ist jedenfalls herzallerliebst und bisher habe ich 4 Stunden reingehängt.

McFareless 16 Übertalent - 5567 - 27. Februar 2012 - 15:40 #

Ich habs auch für den PC und es macht schon Spaß ;) Abgesehen davon gefallen mir die USanspielungen

Hack and Slay
7
20.10.2010 (Playstation 3, Xbox 360) • 15.10.2013 (iOS) • 07.05.2013 (MacOS, Linux) • 15.10.2011 (PC) • 07.05.2019 (Xbox One (Xbox 360 Backward Compatibility))
Link
6.5
7.4
iOSLinuxMacOSPCPS3360XOne