Test: Westernjuwel mit Fehlern

Call of Juarez - Bound in Blood Test

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12 Uhr, zwei Männer, zwei Colts, keine Ausreden – das ist ein Duell. Diese markieren meist Höhepunkte, bauen vor allem auf Spannung, lassen die Daueraction für einen Moment ruhen.


Stufenweise zum Höhepunkt

Bei der Jagd quer durchs Fort lässt Call of Juarez - Bound in Blood seine Grafikmuskeln spielen. Ein Feuerwerk fliegender Partikel legt sich über das Fort, die einzelnen Häuser und Türme explodieren in mehreren Stufen. Wer ein 5.1-System zu Hause hat, der muss sich fast die Ohren zuhalten. Dann gibt es einen schnellen Schnitt, mittlerweile flieht Capitan Muerez auf einem Pferd, Ray und Thomas jagen auf ihren Gäulen hinterher. Das Spiel schafft einen reibungslosen Überlauf zwischen explosiver Action, fast schon romantischen Szenen, in den Ray und Thomas zwar den starken Mann markieren, ihre echten Gefühle aber immer wieder herausblitzen -- und schon schliet sich eine rasante Verfolgungsjagd quer durch die Prärie an.

All diese Szenen sind toll inszeniert, genau wie die Duelle. Wenn ihr ein solches bestreiten müsst, wird das Bild in Sepia getaucht, euer Gegner steht euch direkt gegenüber. Ihr müsst auf eure Positionierung achten, um euren Widersacher nicht aus dem Blickfeld zu verlieren. Ansonsten heißt es abwarten, bis ein Glockenschlag das Feuer freigibt. Das Spiel wechselt in die Bullet-Time und ihr müsst im richtigen Moment eure Kugeln abfeuern. Diese Gefechte sind vielleicht nicht besonders taktisch, dafür aber umso dramatischer.

Die Geschichte wird in famosen Cutscenes erzählt.
Wo wir bei Dramatik sind: Zwischensequenzen sind eine große Stärke des Entwicklers Techland und fangen die Geschichte durch gekonnte Kamerafahrten sehr gut ein. Von wunderschönen Panoramaaufnahmen eines Grand Canyon zoomt die Kamera auf die Gesichter, fängt Wortwechsel ein, wirkt nicht zu hektisch. Das einzige was nicht passt, ist die deutsche Synchronisation. Während die englische Sprachausgabe mit markanten Stimmen glänzt, könnte die Deutsche Version von einem Ein-Euro-Jobber stammen. Netterweise liegt die englische Fassung allen Discs bei, egal ob ihr die PC, Playstation 3 oder Xbox 360-Variante bevorzugt. Wer des Englischen ausreichend mächtig ist, muss also  keinen Atmosphäremalus hinnehmen.

Story top, Umsetzung teils geschludert

Doch Ubisoft muss sich noch mehr Kritik gefallen lassen als nur die Rüge der Synchronisation: Warum fühlt sich die Story so liebevoll bis ins kleinste Detail durchdacht an -- während das Spiel selbst noch einige Wochen Tuning nötig gehabt hätte?  Warum laufen die blöden Gäule wie auf Schienen? Warum wackelt die Waffe nicht mal, wenn das Pferd über einen Baumstamm springt und wieder aufsetzt? Und warum knallen Explosionen so richtig durch, doch alle anderen Waffen klingen blechern? Auch die KI hat wohl nie in der Schule gesessen: Da treten ein Dutzend Unionssoldaten gegen Ray und Thomas an, und zwar so: Zwei preschen vor, lassen sich abknallen. Dann kommen wieder zwei Todeskandidaten an die Reihe! Und so weiter. Wie man seine Überzahl nutzt und den Feind flankiert, scheint den Nordstaatlern niemand beigebracht zu haben. Diese Hirnschwäche versucht Techland zu kaschieren, indem sie die Jungs übertrieben "panzern": Ein Standard-Nordstaatler hält etwa drei direkte Treffer! Komisch, Kevlarwesten gab es damals noch nicht. Die drei Schwierigkeitsgrade ändern daran nichts, sondern regeln lediglich die Zahl der Bohnen, die Ray und Thomas schlucken dürfen, bevor sie zu Boden gehen.

Dabei agiert die KI an anderer Stelle sehr fähig. Die zehn Gringos am Eingang einer Mine etwa sind reines Kanonenfutter für unsere Helden. Doch ihr Scharfschützenkollege hat es in sich. Statt wie mit einem modernen Snipergewehr aus Tausenden von Metern Entfernung zu feuern, muss er nah an uns heran. Der Kerl ist clever, klettert wie ein Affe über das Holzgerüst vor der Mine, ist uns immer einen Schritt voraus. Er schießt, das Bild färbt sich langsam rosarot, wir wollen kontern. Doch wo ist er? Der hat sich längst auf der anderen Seite des Verschlags verschanzt, huscht hin und her. Ein spannendes Katz- und Mausspiel entfaltet sich. Dass die hauseigene Chrome Engine 4 beachtliches KI-Potential hat, beweist auch das taktische Zusammenspiel zwischen Ray und Thomas. Die beiden sind zu gut zwei Dritteln der Zeit gemeinsam unterwegs, geben einander Feuerschutz, nutzen ihre Stärken. Ray tritt ohne Aufforderung Türen ein, wenn wir gerade Thomas spielen. Der wiederum hievt seinen Bruder auf erhöhte Positionen.

Auf die KI des Partners ist fast immer Verlass, das macht Call of Juarez - Bound in Blood stellenweise sogar besser als Resident Evil 5. Warum gibt es dann kein Koop-Modus? Das ist, als würde ein Cowboy ohne Revolver aus dem Haus gehen! Oder vielleicht doch nicht? Wir wollen nicht zu viel verraten, aber es hätte wohl einfach nicht zur Story gepasst...

Solche Szenen gibt es immer wieder, meist müsst ihr brennenden Balken ausweichen und euch per Lasso übers Dach zu retten.


Bravouröse Inszenierung

Wie gerade schon angedeutet: Um ein möglichst immersives Gefühl zu erzeugen, verzichtet Call of Juarez - Bound in Blood auf eine Lebensanzeige. Stattdessen kommt das gleiche System wie in allen Call of Duty 4 und etlichen anderen Shootern zum Einsatz: Färbt sich der Bildschirm blutrot, heißt es schnell in Deckung gehen, regenerieren und erst wieder in den Kampf stürmen wenn der Bildschirm glasklar ist. Prinzipiell ein bewährtes System, nur sterben wir in Call of Juarez - Bound in Blood mal nach vier Querschlägern, mal nach einem direkten Treffer – es ist schwer abzuschätzen, wie viel Lebensenergie der Gringo noch hat.


Die Inszenierung ist Techland bravourös gelungen, die Bullet-Time-Sequenzen hingegen sind ein zweischneidiges Schwert: Die Zeitlupe lädt sich mit jedem getöteten Gegner auf, symbolisiert durch die Totenköpfe am oberen Bildschirmrand. Aber irgendwie will das Markieren von Gegnern mit roten Punkten nicht so recht ins Szenario passen. Klar, es ist praktisch, mal eben acht Feinde aus den Latschen zu ballern, aber zum einen nimmt es Atmosphäre, und zum anderen sind die Analogsticks eines Gamepads nicht so feinfühlig wie eine Maus. Während PC-Spieler die Bullet-Time-Sequenzen ohne größere Probleme abschließen, tun sich Konsoleros schwer. Zumal es auch richtig fiese Szenen gibt, wie die mit der Postkutsche: Nachdem Schwerenöter Thomas die Tochter des US-Marschalls ins Heu gelegt hat, jagt die ganze Stadt nach uns. Nun versperren zwölf schießwütige Cowboys den Weg. Diesmal aktiviert sich der Konzentrationsmodus von selbst, drückt uns zwei Colts Marke Dragoon in die Hand. Mit dem rechten und linken Analogstick sollen wir innerhalb weniger Sekunden die zwölf Widersacher anvisieren, von rechts nach links und links nach rechts. Mit der Maus geht das,wie gesagt, recht flott, Konsoleros hingegen brauchen etliche Anläufe. Wer nicht alle Gegner auf einmal trifft, stirbt merkwürdigerweise und das obwohl die Postkutsche durchbricht. Das kostet Nerven und zermürbt für einen Moment die Lust weiterzuspielen.

Grafisch ist Bound in Blood top: Beachtet die feinen Texturen des Wagens und die Wölbungen von Rays Lederjacke.

Hans 05 Spieler - 58 - 30. Juni 2009 - 23:28 #

Lies den Artikel nochmal aufmerksam, sind noch einige Tipp- und auch Grammatikfehler drin.
Sonst: Gefällt mir ausgezeichnet (Inhalt & Schreibstil). Sieht nach einem genialen Spiel aus.

peo 08 Versteher - 188 - 1. Juli 2009 - 8:51 #

Guter Bericht, ein kurzes Video wäre nicht schlecht gewesen damit man ein bischen sieht von der tollen Atmosphäre. Aber wenn das Spiel so kurz ist werde ich wohl warten bis es für 10 Euro zu haben ist.

Wolsga 13 Koop-Gamer - 1775 - 1. Juli 2009 - 10:22 #

Aktualität ok, aber ich finde es gibt zuviele und zu schnelle Reda-Tests. Ich hätt gut gefunden, den hätte sich irgendein GG-User vorgenommen. Meinetwegen 2 Wochen später, aber das gäbe GG wie ich finde mehr handgemachtes "Benutzer-Feeling".

Christoph 18 Doppel-Voter - P - 10236 - 1. Juli 2009 - 10:47 #

Zu viele Redaktionstests kann es per se NIE geben! Alles was die Redakteure selbst als Profis machen, ist ja nach wie vor ein Hauptgrund für die hiesige Qualität. Nichts gegen Usertests, auch die können hervorragend sein, aber sie sind notwendig, weil die Redakteure nicht alles allein machen können, weil's schlicht zu viel ist, und nicht etwa umgekehrt, daß man die Usertests bräuchte oder wollte, weil man primär *keine* Redakteurstests will; dafür gibt es doch kein einziges sinnvolles Argument. User können doch trotzdem beliebig viele Tests schreiben (zum Beispiel über ein noch aktuelles, gutes, aber schon so "altes" Spiel, daß ein Redaktionstest dazu nicht mehr zu erwarten ist).

Wolsga 13 Koop-Gamer - 1775 - 1. Juli 2009 - 12:52 #

Dafür das es das NIE! geben kann, ist es mir konkret zuviel.
Die Grundidee von GG ist ein Portal an dem alle gemeinsam mitarbeiten sollen und man hat oft das Gefühl das die wenigen Leute in der Reda produzieren wie verrückt um der Erwartungshaltung gerecht zu werden, die man von eben von einem Gamesportal hat.
Dein Posting hinterläßt den Eindruck das Du die Grundidee von GG nicht richtig verstanden hast. Es geht nicht darum das 90% die Redaktion macht und die restlichen 10% an Usern sind das "notwendige Übel". Es geht um ein Portal an dem beide Parteien gleichermaßen wirken und ich weise lediglich drauf hin, das die Redaktionsbeiträge
derzeit sehr in der Überzahl sind.

Jörg Langer Chefredakteur - P - 469822 - 1. Juli 2009 - 23:51 #

Da bin ich ja mal ganz anderer Meinung: Ca. 90% der News stammen von Usern, ca. 90% der Artikel stammen von der Redaktion -- ist das etwa keine Zusammenarbeit? Also, ich bin hochzufrieden damit, wie GamersGlobal angelaufen ist, und freue mich sehr, dass es bereits so viele gute Kontributoren gibt -- und auch einige Leute, die hinter den Kulissen mit der Redaktion zusammen News freigeben.

Die Zahl der User-Artikel wird automatisch steigen, wenn es mehr hochstufige Leute gibt.

Wolsga 13 Koop-Gamer - 1775 - 2. Juli 2009 - 9:58 #

Ja, sry dann habe ich wohl das Konzept von GG falsch verstanden.
Ich dachte ursprünglich es sollte eine Plattform zischen Profis und Nutzern sein, ich wusste nicht das es Dich im Übermaß zufrieden stellt wenn 90% der User News-Anhängsel sind und fleißig den ganzen Tag überall abschreiben.
Naja obwohl, aus geschäftlicher Sicht wär ich wahrscheinlich auch sehr zufrieden, wenn ich mit vergleichsweise geringen Kosten soviele Leute mobilisieren kann.

Jörg Langer Chefredakteur - P - 469822 - 2. Juli 2009 - 10:59 #

Hauptsache meckern, gelle? Ich finde schon bemerkenswert, wie du die teils richtig guten News, die die Leute bringen, mit Begriffen wie "Anhängsel" und "Abschreiben" verunglimpfst. Wo sind denn deine täglichen wegweisenden News?

Außerdem liebe ich es, wenn sich Leute das aus Kommentaren raussuchen, was ihnen gerade passt, und den Rest ignorieren. Lies doch nochmal den letzten Satz meiner vorigen Antwort. Was steht da? Dass es mehr User-Artikel geben wird, wenn es mehr hochrangige Leute gibt. Weil das das Prinzip von GamersGlobal ist: Hocharbeiten, mehr Rechte bekommen -- und vor allem mehr Erfahrung, um längere Artikel auch solide schreiben zu können.

Und für Naturtalente gibt es ja die Möglichkeit, per News einen Artikel zu schreiben, den wir dann bei vorhandener Qualität "upgraden". Deine Angebote, Artikel zu schreiben, muss ich bislang übersehen haben...

Wolsga 13 Koop-Gamer - 1775 - 2. Juli 2009 - 13:57 #

Ich meine mich zu erinnern, das selbst in einer Umfrage die Frage auftauchte ob zuviel oder zu wenige Reda-Inhalte GG zieren.
Ich habe in einem einzigen Satz es erwähnt, das es mir etwas viel erscheint und werde sofort angegangen. Is oke, wenn interessiert es. Ich werde mich nicht mehr äußern und cu.

Jörg Langer Chefredakteur - P - 469822 - 2. Juli 2009 - 21:27 #

Mich hat an deinem Kommentar nicht gestört, dass du das Verhältnis von Redaktions- zu User-generierten Inhalten bemängelst, sondern dass du pauschal über die teils sehr gute Arbeit ziemlich vieler User hergezogen bist. Und dann folgerst du aus dem aktuellen Verhältnis, dass es uns darum geht, "mit vergleichsweise geringen Mitteln soviele Leute zu mobilisieren.", ignorierst aber, dass es gerade noch gar nicht viele User-Artikel geben kann, eben weil wir das Rangsystem haben, in dem man sich erstmal hocharbeiten muss.

Du kannst dich hier ruhig weiter äußern.

Philipp Spilker 21 AAA-Gamer - P - 25137 - 1. Juli 2009 - 18:01 #

Da hatte ich mich gerade dazu entschieden, das Spiel erstmal links liegen zu lassen. Und dann macht mich dieser Test direkt wieder schwach. Ist wirklich sehr schön geschrieben und meine Herren: die Grafik sieht allererste Sahne aus. Aber hallo.

Marco Büttinghausen 20 Gold-Gamer - 20481 - 3. Juli 2009 - 0:54 #

Ich wollte es eigentlich auch nicht spielen, da ich eigentlich keine Shooter spiele, aber der erste Teil hat mir doch sehr gut gefallen...hmm mal sehen was passiert wenn ich beim einkaufen das nächste Mal dran vorbei komme.

Thuril 10 Kommunikator - 495 - 1. Juli 2009 - 18:54 #

Ich habe den ersten Teil geliebt, wenn dieser nun nur ansatzweise so wird, freu ich mich wie ein Kind auf Weihnachten auf diesen Titel.

Crizzo 20 Gold-Gamer - - 24427 - 1. Juli 2009 - 21:16 #

Kann man in der Deutschen Version des Spiels die Englische Sprachausgabe auswählen?

Philipp Spilker 21 AAA-Gamer - P - 25137 - 1. Juli 2009 - 22:17 #

Antwort ist Ja. Steht ganz deutlich auf Seite 2 der Review. Lesen hilft. ;)

André Pitz 15 Kenner - 2976 - 2. Juli 2009 - 18:52 #

Das Spiel sieht ja ganz schön "beige" aus :D Sehr schöner Test. Ich würde das Spiel jetzt gerne mal antesten, vllt gibt es ja bald noch eine Demo.

vadi 15 Kenner - 3746 - 3. Juli 2009 - 14:55 #

Schöner Artikel sieht nach einem coolen Spiel aus.

Messer 08 Versteher - 195 - 3. Juli 2009 - 16:12 #

Klasse Artikel....Vielleicht noch ein Video?

jaspajones 11 Forenversteher - 738 - 6. Juli 2009 - 14:19 #

alle die anfangs etwas gelangweilt waren von dem spiel - unbedingt weiterspielen...es wird wirklich von mal zui mal spannender und besser und man kommt als konsolero immer besser als spiel.
Zum unteren Bild erste Seite:
Duelle markieren Höhepunkte der Story. Hier töten wir gerade einen Bodyguard, der um Gnade winselt.

Nicht ganz richtig... wir töten links den Bodyguard, zu seiner rechten winselt sein Herr um Gnade

Jörg Langer Chefredakteur - P - 469822 - 6. Juli 2009 - 14:40 #

wird korrigiert, danke.

Oberpanda 09 Triple-Talent - 305 - 17. September 2009 - 8:14 #

Eigentlich ist der wilde Westen ja nicht so wirklich mein Szenario, aber die beiden Ballerbrüder scheinen unterhaltsame Action abzuliefern. :) Den ersten Teil hab ich beim Anspielen damals leider nicht so überzeugend empfunden, dieses Mal scheint es aber eher mein Geschmack zu werden. Guter Testbericht. :)