Rüdiger Steidle 17. Juli 2017 - 15:49 — vor 6 Jahren aktualisiert
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Bei Luftangriffen zeigen sich die Explosionen in ihrer ganzen Pracht.
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Überflüssige Verteidigungsanlagen
Von den Hauptquartieren und den Gefechten um sie hatten wir uns ebenfalls mehr versprochen. Nach den ersten absolvierten Einsätzen dürfen wir nämlich eine Basis aus dem Boden stampfen oder genauer: sie mit diversen Abwehrstellungen, Bunkern, Minenfeldern und verschiedenen Einheiten sichern. Andere Spieler können dann das Feldlager attackieren und wir im Gegenzug ihre; die Verteidigung läuft vollautomatisch ab.
Nur: Auswirkungen haben diese Gefechte keine, abgesehen davon, virtuelle Rufpunkte zu steigern. Die meisten Blitzkrieger scheinen diesen Spielmodus deshalb auch links liegen zu lassen. Wir haben jedenfalls beim Ausprobieren nirgendwo halbwegs gut gesicherte Anlagen gefunden. Unverständlich finden wir, dass Blitzkrieg 3 eine permanente Online-Verbindung voraussetzt, egal ob in Solo- oder Multiplayer-Schlachten.
Zu den wenigen grafischen Highlights gehören die organischen Landschaften und die Lichteffekte.
Im Westen nichts Spektakuläres
Alternativen zu Blitzkrieg 3
An Company of Heroes 2 (im Test: Note 9.0) kommt Blitzkrieg 3 nicht heran, immerhin aber sehr nahe an seine eigenen Vorgänger, die man immer noch zum Budget-Preis findet. Wenn es nicht gerade der Zweite Weltkrieg sein muss, würden wir ansonsten Dawn of War 3 (im Test: Note 8.0) empfehlen. Der nächste große Konkurrent dürfte Sudden Strike 4 werden, das allerdings erst in einem Monat erscheint.
Die Technik zeigt sich in Blitzkrieg 3 ebenso unspektakulär wie der Spielablauf: solide, ohne dramatische Stärken und Schwächen. Am besten hat uns noch die orchestrale Klanguntermalung gefallen, die allerdings nicht dem Spielgeschehen folgt. Weniger gut fanden wir die nicht immer ganz passenden Einheitenkommentare in der jeweiligen Landessprache, was auch an der stellenweise ungeschickten Übersetzung liegen mag. Zu den wenigen grafischen Highlights gehören die mit Liebe zum Detail natürlich gestalteten Landschaften, die von Wäldchen und Wiesen über karge Wüsten bis hin zu Eis und Schnee reichen.
Städte und Dörfer können sich ebenso sehen lassen wie die bombastischen Spezialeffekte: Wenn eine Formation Bomber aus der Luft eine Feindstellung einäschert, füllt sich der komplette Bildschirm mit Rauch und Feuer, Bäume knicken um und Sandsäcke fliegen durch die Gegend. Schade, dass wir die Kamera nur in engen Grenzen drehen und zoomen dürfen. Die Einheiten bleiben da leider etwas zurück: Sie sind hübsch animiert, leiden aber sichtlich unter Polygonarmut, was sich besonders in den seltenen Engine-Zwischensequenzen zeigt.
Größtenteils erzählt Blitzkrieg seine karge Story nur über Textbildschirme und Funkdurchsagen. Ein Mittelklasserechner reicht, um das Spiel flüssig zu genießen, allerdings kommt es in manchen Szenarien zu unerklärlichen Aussetzern, bei denen das Geschehen regelmäßig komplett stehen bleibt. Ein Blick ins offizielle Forum zeigt, dass viele Käufer über diesen Bug klagen. Abstürze hatten wir immerhin nur zwei.
Blitzkrieg 3 ist der Panzer IV des Genres: ein nicht gerade brillanter, aber solider Entwurf, der die meisten ihm zugedachten Aufgaben adäquat erfüllt – allerdings auch ausbaufähig ist. Die Spielmechanik arbeitet weitgehend reibungslos. Technik und Inszenierung sind zwar nicht ganz auf der Höhe der Zeit, aber auch kein Reinfall. Liebhaber des Weltkriegs-Szenarios oder ganz allgemein von Echtzeit-Taktikspektakeln wird Blitzkrieg 3 auf jeden Fall das eine oder andere Wochenende unterhalten, zumal die drei Kampagnen mit je rund zehn Stunden Spielzeit angenehm umfangreich sind – und das für nur 30 Euro Ladenpreis. Dann wiederum bieten die Missionen so wenig Abwechslung, dass man Blitzkrieg 3 am besten nur häppchenweise konsumiert.
Hätten die Entwickler ihre wenigen innovativeren oder interessanteren Konzepte konsequenter umgesetzt, könnte der Blitzkrieg freilich noch wesentlich spannender ausfallen. Warum beispielsweise gibt es zwar Formationen, aber keine Formationsbefehle? Warum ein Deckungssystem, aber fast nirgendwo Deckung? Warum Veteranen und Spezialeinheiten, wenn man diese einfach verheizen kann, weil sie ja nach der Schlacht ohnehin wiederauferstehen? Wozu dienen die Multiplayer-Basen, wenn die Gefechte um sie praktisch keine Auswirkungen haben?
So bleibt ein sehr solides, pseudorealistisches RTS – aber auch der fade Nachgeschmack, dass Blitzkrieg 3 viel Potential verschenkt, weil es nach langer Entwicklungsdauer eben einfach irgendwann veröffentlicht werden musste. Immerhin: Vom F2P-Konzept ist Nival abgekommen.
Blitzkrieg 3 PCMacOS
Einstieg/Bedienung
Steuerung folgt Echtzeit-Standard
Tastenkürzel für die wichtigsten Befehle
Pausenmodus lässt uns verschnaufen
Steil ansteigender, schwankender Schwierigkeitsgrad (aber immer fair)
Kein Tutorial, nur Texthinweise
Mangels Handbuch bleibt vieles ungeklärt
Spieltiefe/Balance
Drei Kampagnen mit über 60 Missionen und rund 30 Stunden Spielzeit
Sekundär- und Bonusziele
Große spielerische Freiheit
Optionale Nebenmissionen
Gefechte lassen sich wiederholen und Ergebnisse verbessern
Mehr als 200 halbwegs realistische Einheiten und Waffen (bis auf die Reichweiten)
Kernarmee mit Erfahrungspunkten und Technik-Upgrades
Spezialeinheiten als Belohnungen
Ordentliche KI mit kleinen Wegfindungsmängeln
Keine Formationsbefehle
Kein Deckungssystem
Etwas rätselhaftes Sicht- und Tarnungssystem
Infanterie hält zu wenig aus
Übermächtige „Superwaffen“
Geringe Abwechslung bei den Missionen
Grafik/Technik
Spektakuläre Explosionen, Rauch und Feuer
Atmosphärische Lichteffekte
Flüssige Animationen
Hübsch designte Landschaften und Dörfer
Einheiten wirken arg kantig und detailarm
Spielablauf stockt gelegentlich
Wenig Drumherum (Zwischensequenzen)
Sound/Sprache
Einheitenkommentare in Landessprache …
Unterhaltsame Schlachtmusik
Gelungene Soundeffekte
… die aber mitunter unpassend wirken
Auffällig viele Übersetzungsfehler
Multiplayer
KI (bei Skirmishes) cheatet nicht
Flotter Spielablauf (Gefechte dauern etwa zehn Minuten)
Nur fünf Karten zur Auswahl
Nur zwei Spielmodi, wovon einer, der Basis-Angriff, schlicht keinen Spaß macht
Rüdiger Steidle
Freier Redakteur - P - 17268 - 17. Juli 2017 - 17:09 #
Der Test sollte Genrekennern auch durchaus Lust machen. Blitzkrieg 3 ist ein wirklich sehr gefälliges Echtzeit-Taktikspiel, aus dem eben mit etwas mehr Arbeit und Innovationskraft nur sehr viel mehr hätte werden können. Dass Addons kommen, glaube ich weniger. Der Titel ist jetzt schon sehr umfangreich und deckt mit seinen drei Kampagnen und Hunderten Einheiten das europäische Szenario weitgehend ab. Eine Pazifik-Erweiterung wäre denkbar, halte ich aber für unwahrscheinlich.
Q-Bert
25 Platin-Gamer - P - 56324 - 17. Juli 2017 - 17:06 #
Woran liegt es nur, dass bei der doch recht großen Vielzahl an neuen Strategietiteln seit langem kein Titel mehr vollends überzeugen konnte? Mangelt es an Budget, Ideen, begabten Designern?
Alles 3.
Wobei mir recht stark auffällt, dass in der letzten Zeit auch Teams als Heilsbringer hochgefeiert wurden, die schon zur Hochzeit der Echtzeitstrategie nur Mittelmaß hervorbrachten.
Für mich sind weder die Macher von Act of War ein Qualitätssignal, noch Entwickler, die an den späten C&Cs mitgearbeitet haben.
Schöner Test. Das bei den Strategiespielen nach wie vor die KI vernachlässigt wird, verstehe wer wolle. Ich meine grundsätzlich ist das Genre ausgeschöpft, die eigentlich Herausforderung besteht doch darin, zu den bekannten und bewährten Mechaniken eine vernünftige KI zu entwickeln.
Rüdiger Steidle
Freier Redakteur - P - 17268 - 17. Juli 2017 - 17:11 #
Es gab ja schon durchaus Echtzeit-Strategiespiele mit brauchbarer KI. Erinnert sich noch jemand an Conflict Zone? Ist mir ebenfalls schleierhaft, warum modernere Titel da nicht zumindest aufschließen.
Ene wirklich gute KI würde einen großen Teil der potentiellen Spieler überfordern.
Eine gute KI hat schon damals einen großen Teil der Spieler überfordert. Nur sind heute Gedult und Lernwille wesentlich weniger stark ausgeprägt.
Warum sollten die Entwickler sich also selbst ihr Grab schaufeln.
Ich schließe mich an. Wieder mal ein sehr gut lesbarer Test von Rüdiger, der mir allerdings diesmal ein wenig ratlos scheint, was die Quali des Spiels betrifft. Daraus ergibt sich für mich die Meta-Botschaft: Todlangweiliges Game von der Stange, Finger weg :)
Bis jetzt habe ich noch kein Echtzeitstrategie Spiel gesehen das an Men of war 2 rankommt.
Das ist leider immer noch der Maß aller WW2 Spiele. Voll Zerstörbare Umgebung, Panzer mit wirklichen Panzerung Modellen, Modul schäden, Soldaten haben ein Inventar sowie Fahrzeuge mit Munition und Sprit.
Wer sowas sucht sollte sich das unbedingt ansehen.
Viel Spaß beim Lesen!
"der Panzer IV des Genres" Sehr schön :)
Schöner Test, der dann eigentlich doch Lust auf das Spiel macht.
Ist denn mit Addons zu rechnen?
Der Test sollte Genrekennern auch durchaus Lust machen. Blitzkrieg 3 ist ein wirklich sehr gefälliges Echtzeit-Taktikspiel, aus dem eben mit etwas mehr Arbeit und Innovationskraft nur sehr viel mehr hätte werden können. Dass Addons kommen, glaube ich weniger. Der Titel ist jetzt schon sehr umfangreich und deckt mit seinen drei Kampagnen und Hunderten Einheiten das europäische Szenario weitgehend ab. Eine Pazifik-Erweiterung wäre denkbar, halte ich aber für unwahrscheinlich.
Das mit dem großen Umfang hatte ich vor der kritisierten Variationsarmut gar nicht so realisiert. Danke für die Einschätzung!
Woran liegt es nur, dass bei der doch recht großen Vielzahl an neuen Strategietiteln seit langem kein Titel mehr vollends überzeugen konnte? Mangelt es an Budget, Ideen, begabten Designern?
Alles 3.
Wobei mir recht stark auffällt, dass in der letzten Zeit auch Teams als Heilsbringer hochgefeiert wurden, die schon zur Hochzeit der Echtzeitstrategie nur Mittelmaß hervorbrachten.
Für mich sind weder die Macher von Act of War ein Qualitätssignal, noch Entwickler, die an den späten C&Cs mitgearbeitet haben.
Schöner Test. Das bei den Strategiespielen nach wie vor die KI vernachlässigt wird, verstehe wer wolle. Ich meine grundsätzlich ist das Genre ausgeschöpft, die eigentlich Herausforderung besteht doch darin, zu den bekannten und bewährten Mechaniken eine vernünftige KI zu entwickeln.
Es gab ja schon durchaus Echtzeit-Strategiespiele mit brauchbarer KI. Erinnert sich noch jemand an Conflict Zone? Ist mir ebenfalls schleierhaft, warum modernere Titel da nicht zumindest aufschließen.
Ne Conflict Zone sagt mit gar nix. Muss ich mal suchen.
Ene wirklich gute KI würde einen großen Teil der potentiellen Spieler überfordern.
Eine gute KI hat schon damals einen großen Teil der Spieler überfordert. Nur sind heute Gedult und Lernwille wesentlich weniger stark ausgeprägt.
Warum sollten die Entwickler sich also selbst ihr Grab schaufeln.
Schön zu lesen, aber kleiner Fehler:
"Mit unserer Trupp durch Dick und Dünn" hört sisch hessisch an.
Ei guude, wie?
Wo meschstn hie?
Danke für den Test! Geht da was mit Modding?
Gruss aus Rüdesheim an den Rodgau Monotones Kenner!
Super Test, danke!
Schöner Test, langweiliges Spiel.
Ich schließe mich an. Wieder mal ein sehr gut lesbarer Test von Rüdiger, der mir allerdings diesmal ein wenig ratlos scheint, was die Quali des Spiels betrifft. Daraus ergibt sich für mich die Meta-Botschaft: Todlangweiliges Game von der Stange, Finger weg :)
Gut ausgedrückt.
schöner test
Klingt gar nicht mal so schlecht. Vielleicht.. Irgendwann in der Zukunft.. Wer weiß.. ;-)
Bis jetzt habe ich noch kein Echtzeitstrategie Spiel gesehen das an Men of war 2 rankommt.
Das ist leider immer noch der Maß aller WW2 Spiele. Voll Zerstörbare Umgebung, Panzer mit wirklichen Panzerung Modellen, Modul schäden, Soldaten haben ein Inventar sowie Fahrzeuge mit Munition und Sprit.
Wer sowas sucht sollte sich das unbedingt ansehen.
Wenn man die Fummelei mag, warum nicht?
Fehler auf Seite 2: "Bevor wie sie in Sicherheit bringen"
Sollte wohl eher "wir" heißen.