Blackwood Crossing

Blackwood Crossing Test

Mysteriös-bewegendes Abenteuer

Benjamin Braun / 16. April 2017 - 14:20

Teaser

In unserem Indie-Test im April 2017 stellen wir ein interessantes Abenteuer von PaperSeven vor. Darin erlebt ihr die Geschichte von Scarlett und ihrem Bruder Finn – und dass Story-Adventures nicht auf Rätsel und verzichten müssen.
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Alle Screenshots stammen von GamersGlobal

Nach einem kleinen Nickerchen erwachen wir im Abteil eines Reisezuges. Wir sind Scarlett, ein hübsches rothaariges Mädchen, wie wir deutlich in der Spiegelung am Fenster erkennen. Auf die wimmernden Hilferufe unseres Bruders Finn reagieren wir sofort und versuchen, die kläglichen Laute zu lokalisieren. Wir kommen hörbar näher und öffnen die Tür zu einer Abstellkammer. Der wie Superman mit einem Umhang ausstaffierte Finn springt heraus und versucht uns, mit seinem Löwengebrüll einen Schreck einzujagen. Viel mehr als das sind wir jedoch verwundert darüber, dass außer Scarlett und ihrem kleinen Bruder scheinbar niemand mit dieser Bahn reist. Doch da sind noch ein paar andere Leute, mit Masken von Löwen oder Walrössern. Und wer ist eigentlich dieser Kerl im Hasenkostüm?

Das werden wir euch im Indie-Test des Monats April zum Story-Adventure Blackwood Crossing nicht verraten. Dafür gehen wir näher auf die Frage ein, ob Freunde dieser Spielekategorie zugreifen oder lieber die Finger davonlassen sollten.
 

Mysteriös-spannend

Scarlett besitzt später ein paar außergewöhnliche Fähigkeiten.
Blackwood Crossing lässt sich Zeit bei der Einführung in Scarletts Abenteuer. Mit Bruder Finn spielen wir eine Runde „Simon Says“ und verfolgen den gut gelaunten, aber auch trotzigen Bengel durch den fahrenden Zug. Dass alles um uns herum nicht der Wirklichkeit entspricht, kann man sich schon beim Durchschreiten der leeren Waggons denken. Dennoch gelingt es PaperSeven sehr gut, diese Erkenntnis beim Spieler in wohlportionierten Dosen reifen zu lassen. Scarlett selbst scheint hier etwas in der Vergangenheit Geschehenes verarbeiten zu müssen und sieht auch deshalb die Menschen mit den seltsamen Masken. Verhehlen können wir jedoch nicht, dass sich dieses Bild erst mit der Zeit ergibt. Gespannt verfolgten wir das Geschehen zwar auch in der ersten halben Stunde. Ernsthaft gepackt hat uns Blackwood Crossing aber nicht von Beginn an.

Scarletts Gedankenwelt nimmt im Verlaufe der vier Kapitel immer unwirklichere Züge an. Nach einem besonderen Ereignis wachst in der Bahn plötzlich Gräser und Bäume. Anstelle eines Führerhauses betritt sie einen Wintergarten mitten in einem Garten. Keine zwei Meter davor im letzten Waggon zog nur die Landschaft während der Fahrt an uns vorbei. Das klingt im ersten Augenblick vielleicht nach „da will doch jemand besonders künstlerisch und kreativ rüberkommen“. Tatsächlich hatten wir in Blackwood Crossing nicht ein einziges Mal den Eindruck, dass solche Elemente tendenziös genutzt werden. Viel mehr ergibt sich mit der Zeit noch stärker der Eindruck eines in sich sinnigen Konzepts. Das gilt auch für den Umstand, dass sich Scarletts Gedankenwelt zunehmend verdüstert, clever gespickt mit kleinen Hoffnungsschimmern zwischendrin.
Scarlett "sieht" immer wieder Menschen mit seltsamen Tiermasken, die alle mit ihrer oder Finns Lebensgeschichte zu tun haben.
 

Mehr Spiel als gedacht

Während viele andere Vertreter der Kategorie Story-Adventure die Spielmechanik auf Sparflamme kochen sowie oft nur Elemente nutzen, die wir so auch aus vielen ähnlich gelagerten Titeln kennen, sticht Blackwood Crossing heraus. Das gelingt dem britischen Entwickler zum einen durch die Einbettung von Rätseln. Nein, ihr dürft keine knüppelharten Puzzles erwarten, wohl aber ein paar Aufgaben, durch die man sich nicht einfach durchklicken kann. In einem Fall müssen wir etwa eine Bildergeschichte in die richtige Reihenfolge bringen. Nur damit sind wir in der Lage, Finn das richtige Passwort zu nennen, um Zugang zum Baumhaus zu erlangen.

Darüber hinaus müssen wir mehrfach Aufgaben im Zusammenhang mit den maskierten Charakteren erfüllen. Die beziehen sich in ihren Aussagen nämlich in verschiedenen Konstellationen aufeinander, und wir müssen die richtige Paarung herausfinden. Diese Rätsel sind eher simpel gestrickt. Allerdings sorgt Blackwood Crossing damit für eine clevere Verknüpfung von Storyelementen und Spielmechanik. Denn nur, wer richtig zuhört, gelangt wissentlich auf die richtige Lösung.
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Dass hier plötzlich Gras und Bäume wachsen, wirkt im ersten Moment vielleicht aufgesetzt. Am Ende ergibt alles einen Sinn.
Benjamin Braun Freier Redakteur - 440060 - 7. April 2017 - 14:45 #

Viel Spaß beim Lesen!

Steffi Wegener 21 AAA-Gamer - 26937 - 16. April 2017 - 14:36 #

Vorgestern durchgespielt und eines der besten Adventures seit langem. Viele schöne Momente im Spiel. Ich nenne es "Mein eskapistisches Abenteuer". Es zieht einen richtig schön in die Geschichte rein und ist dabei so surreal und abgefahren, dass es nicht übertrieben wirkt. Kauf-Tipp!!!

doom-o-matic 17 Shapeshifter - P - 8579 - 16. April 2017 - 18:41 #

Ich hab letztens Life is Strange durchgespielt und das hat mir sehr gut gefallen. Ist das vom "Feeling" her vergleichbar?

Steffi Wegener 21 AAA-Gamer - 26937 - 16. April 2017 - 19:24 #

Absolut!

Jürgen -ZG- (unregistriert) 16. April 2017 - 20:10 #

Danke!

G1N_T0X1C 11 Forenversteher - 601 - 17. April 2017 - 16:36 #

Geht die Hintergrundthematik in Richtung "Alice-Madness Returns"? Bevor jemand "SPOILER!!!" schreit: Gerne Antwort per PM. Danke.

Janosch 27 Spiele-Experte - - 86744 - 17. April 2017 - 18:42 #

WoW, nach dem Test habe ich das Spiel eigentlich abgeschrieben, dies klingt aber wieder sehr interessant... Von der kurzen Spielzeit abgesehen...

G1N_T0X1C 11 Forenversteher - 601 - 16. April 2017 - 14:38 #

Ein interessant zu lesender Test, dessen Inhalt aber eher auf eine 1-1.5 Punkte höhere Wertung schließen lässt.

Das Einzige, was kritisiert wird, ist die Steuerung.

Dass dann bei einem Spiel, dass primär auf Story und deren Erleben setzt, genau das kritisiert wird, ist eventuell mal ein Grundsatzthema (?). Muss ein Spiel unbedingt eine komplexe Mechanik haben, damit es ein Spiel ist? Für mich sind die Telltale Spiele zum Teil deutlich bessere Spiele als so manches "echte" Spiel. Ein Batman von Telltale ist mir 1000x lieber als ein Alien Isolation. Bei ersterem muss ich zwar nur Köpfchen drücken und schnell reagieren aber ich erlebe eine spannende Geschichte. Bei Alien bin ich nach 2 Stunden nur eines: frustriert.

Punisher 22 Motivator - P - 32221 - 16. April 2017 - 18:18 #

Ich mag ja gar nicht über Noten diskutieren (und meistens gabs da auch noch eine gute Begründung), aber wenn man im Meinungskasten liest, BC würde zu den besseren Vertretern der Story Adventures gehören verwundert die Bewertung dann doch etwas, da muss ich dir recht geben.

Der Rest ist dann allerdings wie so oft Geschmackssache.

Nyukn 12 Trollwächter - 885 - 16. April 2017 - 23:34 #

Ich. Ich. Ich.

manacor 14 Komm-Experte - 2583 - 17. April 2017 - 8:26 #

absolut deiner Meinung - für dieses Spiel funktioniert das Wertungssystem nicht! die Punktzahl vermittelt einen zu niedrigen Eindruck und wertet das Spiel unnötig ab.

Harry67 20 Gold-Gamer - - 24204 - 18. April 2017 - 5:00 #

Immerhin wurde das Spiel mit Firewatch in den Vergleich gezogen. Wenn das tatsächlich noch mal in einer anderen Liga spielt (war auch für mich eine erstklassige Spielerfahrung), dann kann ich die "Abwertung" schon nachvollziehen.

Wobei ich Firewatch schon sehr hart bewertet sehe. Da bleibe ich lieber bei der Userwertung.

Benjamin Braun Freier Redakteur - 440060 - 18. April 2017 - 20:47 #

Da gab es keine "Abwertung", aber danke fürs Verständnis, dass Blackwood Crossing schwächer als das meines Erachtens bessere Firewatch bewertet wurde.

Drapondur 30 Pro-Gamer - - 161575 - 17. April 2017 - 11:36 #

Steht schon auf der Wishlist.
Edit: Vampiro hat übrigens dazu ein Let's Try Video gemacht: http://www.gamersglobal.de/video/user-video-lets-try-blackwood-crossing-story-driven-adventure-um-zwei-geschwister

G1N_T0X1C 11 Forenversteher - 601 - 17. April 2017 - 16:36 #

Ah, sowas ist super. Werde ich mir mal anschauen. Danke für den Link.

Vampiro Freier Redakteur - - 121137 - 17. April 2017 - 20:47 #

Vielen Dank :-)

Q-Bert 25 Platin-Gamer - P - 56324 - 16. April 2017 - 18:47 #

Schön parabolisch!

Crazycommander 15 Kenner - 3024 - 16. April 2017 - 19:16 #

Nett - zumal ich gemerkt habe, dass ich in meiner Spielehistorie durchaus ein Faible für eben diese "okayen" Spiele entwickelt habe. Es müssen nicht immer Superlative sein!

Extrapanzer 17 Shapeshifter - P - 7447 - 17. April 2017 - 5:39 #

"vom atmosphärischen Schlag eines Firewatch"
Die großen Zeitsprünge bei Firewatch haben die Atmosphäre für mich ziemlich zerstört ...

Olipool 19 Megatalent - P - 13527 - 17. April 2017 - 9:04 #

Das mit dem Gras im Zug finde ich super. Grad wenn es evtl. mit ihrem Unterbewusstsein zu tun haben sollte. Hat was von Lynch und das ist nie verkehrt :)

Sven Gellersen 23 Langzeituser - - 45100 - 17. April 2017 - 23:15 #

Die Wertung ergibt kaum Sinn, wenn man den Test gelesen hat. Aber egal, das Spiel ist interessant und ich werde es sicherlich beizeiten kaufen.

Maddino 18 Doppel-Voter - 10766 - 18. April 2017 - 17:48 #

Das muss man wirklich ankreiden: Wenn man den Test hier gelesen hat, erschließt sich einem die niedrige Wertung nicht. Das sage ich ohne jede Verteidigungshaltung, da ich durch diesen Test zum ersten Mal von diesem Spiel gehört habe.

Benjamin Braun Freier Redakteur - 440060 - 18. April 2017 - 20:45 #

Gebt doch mal nicht so viel auf die reine Zahlenwertung. Entscheidend ist am Ende vor allem, ob der Text das Spiel treffend beschreibt und was einen darin erwartet. Ihr müsst halt auch sehen, dass wir (soweit das möglich ist) eine Vergleichbarkeit der Noten erreichen möchten. Und da reicht imo ein Blackwood Crossing, so schön es ist, nicht an ein Firewatch heran.

Sven Gellersen 23 Langzeituser - - 45100 - 18. April 2017 - 22:32 #

Ach, ich gebe gar nicht so viel auf die Zahlenwertung. Mir ist der Text viel wichtiger, da der besser dazu geeignet ist, ein Spiel einzuschätzen als die nackte Zahl am Ende. Ich fand es einfach bloß irritierend.
Eigentlich sollte ich von meiner Abo-Funktion Gebrauch machen, die Wertung auszublenden^^ (bin bloß am Ende immer doch zu neugierig)

immerwütend 22 Motivator - 31893 - 19. April 2017 - 11:13 #

Ist vorgemerkt ;-)

Maverick 34 GG-Veteran - - 1299448 - 26. April 2017 - 13:49 #

Gutes Review, gestern das Spiel gekauft für die Xbox One. :)

Crazycommander 15 Kenner - 3024 - 18. Juli 2017 - 18:24 #

Habe mir das Spiel jetzt im Sale gekauft. Leider springt der Funkte nach dem Genuss vom hervorragenden Edith Finch hier garnicht über. Und die Laufgeschwindigkeit (steht ja auch im Test) ist selbst für Walking-Simulator Verhältnisse ein Graus. So langsam habe ich mich in solch einem Spiel noch nie fortbewegt.

Nervt mich leider zu sehr. Der Grafikstil ist aber hübsch.

Sven Gellersen 23 Langzeituser - - 45100 - 18. Juli 2017 - 23:46 #

Ich habe "Beyond Eyes" gespielt und überlebt. Langsame Laufgeschwindigkeiten können mir nun gar nichts mehr!

Crazycommander 15 Kenner - 3024 - 19. Juli 2017 - 18:13 #

Das Reizt mich auch schon sehr lange. Jetzt trau ich mich jedoch gar nicht mehr daran ;)

Sven Gellersen 23 Langzeituser - - 45100 - 20. Juli 2017 - 1:00 #

Das kann ich sehr gut nachvollziehen :)
Ich fand das Spiel nett, aber nicht so richtig gut. Angesichts der Laufgeschwindigkeit ein durchaus verzichtbares Erlebnis.