Spannend, emotional, humorvoll

Blackwell Epiphany Test

Benjamin Braun 24. April 2014 - 20:03 — vor 9 Jahren aktualisiert
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Rosa und Joey müssen ständig miteinander kooperieren, um die Rätsel zu lösen. In dieser Messie-Wohnung bringt Joey mit seinem Geisteratem ein Objekt in Position, damit Rosa es später unbemerkt auflesen kann.
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Kreative RätselIn Blackwell Epiphany übernehmt ihr wie gewohnt Medium Roseangela und ihren Geisterbegleiter Joey Mallone, zwischen denen ihr fast immer frei hin und her wechseln könnt. Das müsst ihr sogar, um die Aufgaben im Spiel bewältigen zu können. Während Rosa als Mensch in der Lage ist, Inventarobjekte aufzunehmen und mit anderen Lebenden zu kommunizieren, kann nur Joey unbemerkt in bestimmte Bereiche eindringen. Als Geist kann er geschlossene Türen passieren und so zumindest frei herumliegende Schriftstücke lesen. Auf diesem Wege beschaffte Informationen stehen umgehend auch Rosa zur Verfügung, umgekehrt gilt das auch für durch Rosa erlangte Erkenntnisse. Kleinere Manipulationen der Umgebung sind aber auch Joey möglich. Mit seinem Geisteratem kann er zum Beispiel kleinere Objekte wie die Zugangskarte zu einem Fitnessstudio bewegen, die in einer Messie-Wohnung am Boden liegt. Nur wenn Joey diesen Schritt vollzogen hat, darf Rosa die Karte später unbemerkt einsammeln. Das ist aber nur ein kleines Beispiel für die zwingend erforderliche Kooperation des Helden-Duos.

Rosas Aufgaben sind aufgrund der weitreichenderen Interaktionsmöglichkeiten naturgemäß vielfältiger und werden zusätzlich durch die Verwendung ihres Smartphones erweitert. Darauf sammelt sie Informationen oder sucht nach Stichwörtern im Web, um an zusätzliche Informationen oder auch Adressdaten von Schauplätzen zu gelangen. Immer wieder mal muss sie die Stichwörter wie Namen oder bestimmte Ereignisse auch verwenden, um Querbezüge herzustellen oder eine nicht einsehbare Verhaftungsliste der Polizei mit dem Namen einer Person abzugleichen. Dieselben Stichwörter (die sich im Laufe des Abenteuers auch verändern können, wenn zum Beispiel anfangs nur ein Vorname, später aber der ganze Name bekannt ist) verwendet ihr in den Dialogen. So sprecht ihr Charaktere gezielt auf die Themenbereiche an, was der Übersichtlichkeit dient.

Was ihr in Erfahrung gebracht habt, findet ihr anschließend im Smartphone knapp zusammengefasst unter dem jeweiligen Stichwort. Wenn ihr also nach einer längeren Spielpause wieder ins Abenteuer einsteigt, solltet ihr euch dadurch dennoch schnell wieder zurecht finden. Wisst ihr generell mal nicht weiter oder wollt detaillierter die Erkenntnisse resümieren, dürft ihr sämtliche Punkte im Dialog zwischen Rosa und Joey besprechen. Diese Dialoge sind grundsätzlich nie verpflichtend und geben euch oft zusätzliche Hinweise, falls ihr einmal feststeckt. Darüber hinaus könnt ihr im Dialog auch den „nächsten Schritt planen“, was euch mal einen dezenten, mal einen sehr offensichtlichen Hinweis darauf gibt, wie ihr weiter verfahren müsst.

Die Struktur von Blackwell Epiphany fällt genretypisch eher linear aus, es gibt aber immer wieder die Möglichkeit, einzelne Teilaspekte in beliebiger Reihenfolge anzugehen. Die Rätsel sind für Adventure-Veteranen selten eine Herausforderung, aber meist so kreativ, dass wir Dave Gilbert für sein Design dennoch loben wollen. Einen der Geister müssen wir zum Beispiel davon überzeugen, dass ein bestimmter Tag ist, damit er sich zu einem konkreten Ort begibt. Besonders gut gefallen hat uns auch eine Aufgabe, bei der wir uns Zugang zum Account eines Online-Spiels namens Trollgate verschaffen müssen. Den Benutzernamen rauszufinden, ist noch leicht. Für die Beschaffung des Passworts hingegen wäre Edward Snowden wohl kein schlechter Berater.

Retro-Look mit tollem Sound
Alternativen
Serien-Vorkenntnisse sind für Blackwell Epiphany nicht unbedingt erforderlich, wir würden euch aber dennoch empfehlen, die vier vorherigen Abenteuer (The Blackwell Legacy, Blackwell Unbound, Blackwell Convergence und Blackwell Deception) nachzuholen, die es bei Wadjet Eye Games, Steam oder GoG.com kostengünstig im Paket gibt.

Schätzt ihr Dave Gilberts Erzählkunst und habt etwas für Der Zauberer von Oz übrig, solltet ihr euch außerdem Emerald City Confidential zu Gemüte führen, das zwar recht leicht ist, aber ebenfalls mit inhaltlichen Qualitäten überzeugen kann. Reizt euch der Mystery-Ansatz oder das Paranormale, könnt ihr einen Blick auf die erste Episode von Reperfection (GG-Test) oder Resonance riskieren.

Fans des Retrolooks sollten sich das auch in einer deutschsprachigen Fassung erhältliche Blade Runner-mäßige Gemini Rue (GG-Test: 8.0) oder das ungewöhnliche Roboterabenteuer Primordia (GG-Test: 7.0) anschauen.
Blackwell Epiphany würde wahrscheinlich auch mit moderner Grafik funktionieren. Wie in all seinen bisherigen Adventures setzt Dave Gilbert aber auch in seinem neuesten Werk auf einen Retrolook, der an die Adventures der späten 80er und frühen 90er Jahre erinnern. Da die Emotionen der Charaktere auf den wenigen Pixeln großen Gesichtern kaum zu vermitteln wären, werden durchweg größere Porträts während der Dialoge eingeblendet. Die passen zwar nicht immer hundertprozentig zum gesprochenen Wort, gerade Rosas Porträt ist öfters „entsetzter“ oder auch „fröhlicher“, als ihre Worte nahelegen würden. Alles in allem sind das aber Kleinigkeiten, die der Atmosphäre kaum einen Abbruch tun.

Die Stimmung wird aber ohnehin vor allem von den exzellenten englischen Sprechern getragen und von der dezenten, aber dennoch stets passend Musikuntermalung. Unschön ist lediglich, dass die Audiokompression, wie in Gilberts Spielen üblich, recht hoch ausfällt, um Speicherbedarf zu sparen. Das ist über weite Strecken kein Nachteil, in Einzelfällen klingen jedoch die Sprecher metallisch. Da diese Stellen, verglichen mit der Preview-Version vor einigen Wochen, nur eine Ausnahme darstellen, sehen wir hier keinen wertungsrelevanten Nachteil.

Autor: Benjamin Braun (GamersGlobal)

Benjamin Braun
Dave Gilbert hat nicht zu viel versprochen: Blackwell Epiphany ist der krönende Abschluss seiner paranormalen Adventure-Reihe geworden! In Anbetracht der dichten Atmosphäre stellt sich die Frage, ob der Retro-Look denn unbedingt sein muss, erst gar nicht (und ich persönlich glaube, er trägt sogar zum Spielspaß bei). Das Adventure sieht gut aus, so wie es ist, und sorgt mit seinem schönen Soundtrack und den guten englischen Sprechern für Stimmung.

Blackwell Epiphany funktioniert in erster Linie aufgrund der großartigen Dialoge, wobei insbesondere Joeys oft ironischen und schnippischen Kommentare die Szenerie auflockern. Denn herzerweichende Dramatik und Unterhaltungswert halten sich durchweg die Waage, ohne jemals gekünstelt zu wirken. Wer eine tolle Geschichte erleben möchte und über den gelegentlich aufkeimenden Kitsch, von dem sich keines der Spiele von Dave Gilbert komplett freisprechen kann, hinwegsieht, liegt mit der Blackwell-Serie und besonders dem letzten Teil goldrichtig.

Spielerisch bleibt gewiss noch Luft nach oben, harte Kopfnüsse dürft ihr nicht erwarten. Die oft kooperativen Aufgaben mit Joey und Rosa sind aber dennoch kreativ, was den nicht allzu hohen Rätselknacker-Anspruch ausgleicht. Diesmal stimmt mit gut acht Stunden Spielzeit auch der Umfang – und das ohne künstliche Zeitstrecker. In vorherigen Serienteilen waren es meist weniger als die Hälfte.  Aber selbst bei geringerem Umfang wäre Blackwell Epiphany eine klare Empfehlung für Genre-Fans. Wer die Reihe noch nicht kennt, sollte natürlich die vier vorherigen Abenteuer von Rosa und Joey nachholen. Es lohnt sich!

 Blackwell Epiphany
Einstieg/Bedienung
  • "Nächster Schritt"-Dialogoption hilft im Notfall meistens weiter
  • Speichern jederzeit möglich
  • Keine Hotspot-Funktion
Spieltiefe/Balance
  • Spannende Story
  • Später relativ viel Freiraum...
  • Fantastische Dialoge mit Tiefsinn und Humor
  • Schlägt schöne Handlungsbögen zu den Vorgängern
  • Sympathisches Heldenduo
  • Gut ausgearbeitetes Zwei-Charakter-Gameplay
  • Einige kreative Rätsel
  • Unzählige optionale, gute Dialoge
  • Ordentlicher Umfang (8 Stunden und mehr)
  • Für Genreprofis kaum herausfordernd
  • ... in einem ansonsten aber sehr linearen Spiel
Grafik/Technik
  • Stilvoller Retrolook
  • Vielseitige Schauplätze
  • Größtenteils ordentliche Animationen
  • Charakterporträts in Dialogen passen nicht immer ganz zur Gemütsfassung
Sound/Sprache
  • Sehr gute englische Sprecher
  • Stimmungsvolle Musik
  • Keine deutschen Untertitel
  • Audiokompression teils zu hoch
Multiplayer
Nicht vorhanden  

Userwertung
8.2
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Adventure
Wadjet Eye Games
Wadjet Eye Games
24.04.2014
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Benjamin Braun 24. April 2014 - 20:03 — vor 9 Jahren aktualisiert
Benjamin Braun Freier Redakteur - 440299 - 24. April 2014 - 8:16 #

Viel Spaß beim Lesen!

keimschleim (unregistriert) 24. April 2014 - 20:33 #

Hab grad den 1. Teil durch. Ziehen die Episoden dann noch an?

McSpain 21 AAA-Gamer - 29213 - 24. April 2014 - 20:41 #

Bin zwar etwas parteiisch. Aber ja. Die Reihe entwickelt sich deutlich weiter. Jeder Teil wird von den Sprechern, den Animationen und Hintergründen besser und runder.

Sp00kyFox (unregistriert) 24. April 2014 - 21:25 #

kann ich nur mcspain beipflichten. für mich in den letzten jahres eines der gelungendsten erlebnisse im adventure-gene. tolle stimmung und ungewöhnliche aber interessante story.

keimschleim (unregistriert) 25. April 2014 - 10:51 #

Danke euch beiden. Dann werd ich am Sonntag mal Teil 2 beginnen.

FPS-Player (unregistriert) 24. April 2014 - 21:12 #

Wenn die Spiele irgendwann mal in Deutsch (entweder vertont oder mit Untertiteln) kommen, schau ich sie mir bestimmt mal an, denn der Test zu diesem Teil liest sich interessant.

keimschleim (unregistriert) 25. April 2014 - 10:50 #

Mein Englisch ist auch etwas eingerostet, aber zumindest Teil 1 konnte ich problemlos spielen. Nebenbei LEO zurate ziehen und man sollte keine Probleme haben.

FPS-Player (unregistriert) 25. April 2014 - 14:46 #

Darum geht es nicht. Ich beherrsche Englisch perfekt, aber ich lebe hier in Deutschland, das ist meine Muttersprache, und verstehe nicht, warum Spiele, die hierzulande erscheinen, (noch) nicht lokalisiert sind.

McSpain 21 AAA-Gamer - 29213 - 25. April 2014 - 14:49 #

Naja. Wadjeteye ist halt ein 2-Man-Team und hat laut Daves Aussage mit Community-Übersetzungen nur schlechte Erfahrungen gemacht. Für eine professionelle lokalisierung fehlt es an Geld oder einem deutschen Publisher. (Gemini Rue hat ja Daedalic mal eingedeutscht)

FPS-Player (unregistriert) 25. April 2014 - 15:34 #

Genau, Gemini Rue war auch klasse. Aber mal ernsthaft, wenn sie schon Kohle raushauen, um die Spiele auf den deutschen Markt zu bringen, können sie sie auch lokalisieren (lassen) - muß/sollte ja nicht von der Community gemacht werden.
Ich denke, ich stehe nicht alleine und ihnen entgeht da schon eine gehörige Anzahl an Spielern, die es eben nicht auf Englisch spielen wollen (und ein kleiner Teil vielleicht auch nicht kann).

Olphas 26 Spiele-Kenner - - 66900 - 25. April 2014 - 15:39 #

Vielleicht hab ich das auch geträumt, aber war nicht sogar eine Blackwell-Box über Daedalic im Gespräch? Dann könnte das ja noch passieren.

FPS-Player (unregistriert) 25. April 2014 - 15:41 #

Das wäre in der Tat prima!

Olphas 26 Spiele-Kenner - - 66900 - 25. April 2014 - 15:47 #

Jetzt hoffe ich nur, dass ich keinen Unsinn erzählt oder es mit irgendwas anderem verwechselt habe. Denn auf die Schnelle finde ich jetzt doch nix mehr darüber :(

McSpain 21 AAA-Gamer - 29213 - 25. April 2014 - 15:55 #

Wüsste ich nix von. Schien mir als sei die Zusammenarbeit mit Daedalic auch nicht so gut gelaufen aus Wadjeteyes Sicht.

Was feststeht ist Blackwell 1-3 im Juni für Smartphones.

McSpain 21 AAA-Gamer - 29213 - 25. April 2014 - 15:58 #

"wenn sie schon Kohle raushauen, um die Spiele auf den deutschen Markt zu bringen" Sie veröffentlichen das Spiel auf Steam/GOG/Humble. Das ist ein üblicher Weltweiter Release. Ich denke wenn sich Kosten und Einnahmen bei Gemini Rue gelohnt hätten wären auch die anderen Titel lokalisiert worden. Aber vielleicht zeigt Daedalic oder ein anderer Publisher ja jetzt Interesse wo die Reihe komplett ist. Schön wäre es.

FPS-Player (unregistriert) 25. April 2014 - 16:05 #

Ok, das war mir nicht bekannt. Dann nehme ich alles zurück und behaupte dasselbe :)

Kinukawa 21 AAA-Gamer - P - 25708 - 25. April 2014 - 16:14 #

Genau dieses Problem der Lokalisierung zieht sich eigentlich durch alle Miniteams. Dann steht man wirklich auf dem Schlauch, wenn man keine Englisch versteht. Und da gibt es hier wirklich viele.

Olphas 26 Spiele-Kenner - - 66900 - 24. April 2014 - 22:09 #

Freu mich sehr drauf und hab es schon installiert. Jetzt muss ich aber erstmal noch Broken Sword 5 durchspielen. Das sollte am Wochenende geschafft sein. Dann geht es mit Blackwell weiter. Ich mag die Reihe wirklich sehr gern.

Vampiro Freier Redakteur - - 121613 - 25. April 2014 - 2:14 #

Das schaut echt spannend aus.

Cheezborger 15 Kenner - 3536 - 25. April 2014 - 8:04 #

Ich mag ja das was erscheint, wenn ich auf den "Jetzt bei Amazon bestellen" link klicke...

McSpain 21 AAA-Gamer - 29213 - 25. April 2014 - 9:15 #

:-D Klasse. ^^

Benjamin Braun Freier Redakteur - 440299 - 25. April 2014 - 20:38 #

Schon wieder die Penispumpe?

Edit: Doch nicht. Puh! ;)

Scando 24 Trolljäger - 54816 - 27. April 2014 - 16:48 #

Ich warte mal ab, bis es in einem Sale auftaucht. Hört sich ja ganz gut an.

Labrador Nelson 31 Gamer-Veteran - P - 266441 - 30. April 2014 - 2:25 #

Klingt spannend.

RyuKawano 11 Forenversteher - 761 - 4. Mai 2014 - 16:38 #

Habe mit Epiphany jetzt alle Blackwell Spiele durch.
Es ist einfach nicht NUR zu empfehlen sondern quasi verpflichtend für Adventure Liebhaber. Dave Gilbert hat (wieder) ganze Arbeit geleistet und ein wundervolles Spiel geschaffen, welches vor allem durch die sympatischen Protagonisten lebt.

Schaumkelle 10 Kommunikator - 486 - 5. Mai 2014 - 13:38 #

Die hier, wie auch oftmals in anderen Magazinen bemängelte Hotspot Funktion würde ich persönlich als Pluspunkt werten. Ich mag es mühselig die Örtlichkeiten abzusuchen. So auch bei RPGs beispielsweise, aber auch in denen geht es leider ja auch fast nicht mehr ohne.