Test: Spieglein an der Wand

Black Mirror 3 Test

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Die anfangs tolle Geschichte verliert sich ab dem fünften von sechs Kapiteln (aus dem dieses Bild stammt), immer mehr in Klischees. Der hier zu sehende Exzorzismus stellt dabei nur die Spitze des 08/15-Mystery-Eisbergs dar.

Der Fluch des letzten Kapitels

Wir werden das Gefühl nicht los, dass nicht nur die Protagonisten der Serie Black Mirror, sondern auch die Serie selbst unter einem bösen Fluch leidet. Wir meinen konkret den Fluch des letzten Kapitels. Black Mirror 1 war toll. Bis auf das letzte Kapitel, das bei fast allen Spielern für mehr Frust als Lust sorgte. Black Mirror 2 war toll. Bis auf das letzte Kapitel, das mit einem nicht zufriedenstellenden Cliffhanger endete. Und jetzt ratet mal, wie es sich mit Black Mirror 3 und dessen letztem Kapitel verhält...

Richtig geraten: Leider lässt auch der dritte Serienteil gen Ende gehörig nach. Zwar erwartet euch im Finale des Spiels auf der Habenseite eines der besten Rätsel im ganzen Spiel (siehe Screenshot ganz oben), außerdem bekommt Adrian für das gesamte Kapitel eine Partnerin an seine Seite, mit der er nun im Teamwork Rätsel lösen muss. Aber leider nehmen zeitgleich auch die unter Hinweismangel leidenden Mini-Rätsel kontinuierlich zu. Und insbesondere die Story beginnt eine rasante Talfahrt. Denn der Fluch der Gordons muss schließlich aufgeklärt, das Rätsel um den Black Mirror gelöst werden. Und beim Versuch, eben das zu tun, verstrickt sich das Spiel in immer krudere Klischee-Gefilde. Was bis kurz vor dem Finale noch wohligen Grusel verbreitete, verliert sich plötzlich in alberner 08/15-Handlung. Natürlich verzichten wir hier auf Spoiler, aber soviel sei dennoch gesagt: Wenn ein Spiel den Spielern noch nach dem Abspann in Form eines Tagebucheintrags penibelst erklärt, was da eigentlich gerade alles geschehen ist, und man es trotzdem immer noch nicht so recht versteht -- dann ist irgendwas falsch gelaufen.

Dieses Bild verrät euch zwei Dinge über Black Mirror 3. Erstens: Die oft düstere Grafik punktet mit schöner Beleuchtung. Zweitens: Selbst Adrian Gordon selbst fällt es gen Ende hin schwer, seine eigene Geschichte ernst zu nehmen.

Fazit: Hohe Qualität, maues Ende

Hoffentlich habt ihr weitergelesen! Denn nach rund 16 Stunden Spielzeit können wir sagen, dass Black Mirror 3 uns trotz dem letzten Kapitel sehr gut unterhalten hat. Die grafische Qualität ist hervorragend (von den durch die Bank weg miesen, kurzen Zwischensequenzen einmal abgesehen), die Synchronisation eine der derzeit besten im Genre. Auch der Soundtrack kann punkten. Und wären da nicht die wenigen, nicht sehr gelungenen Minirätsel, könnten wir auch die Rätselqualitat mit einer glatten 1 bewerten. Wer sich an Black Mirror 3 wagt, sollte aber idealerweise beide Vorgänger kennen und sich ansonsten darauf einstellen, dass er nach anfänglicher Überforderung erst nach und nach immer mehr Zusammenhänge verstehen wird. Und wer ein Serienveteran ist, sollte sich von der Auflösung der offenen Fragen lieber nicht zu viel erwarten. 

Wie schrieb schon Horror-Altmeister Stephen King in seinem Buch Danse Macabre?
Ein künstlerisches Werk des Horrors ist fast immer eine Enttäuschung. Es handelt sich um eine klassische Situation, in der man nicht gewinnen kann. Man macht den Leuten lange Zeit mit dem Unbekannten Angst, aber früher oder später muß man, wie beim Pokern, die Karten aufdecken. Man muß die Tür aufmachen und dem Publikum zeigen, was dahinter ist. 
Dieses Dilemma erweist sich auch als die größte Schwäche von Black Mirror 3. Im Finale macht es die Tür auf, sehr weit sogar. Und plötzlich wünscht man sich, sie wäre lieber zugeblieben. Denn was anfangs noch eine tolle Mystery-Geschichte ist, mutiert zum Ende hin zu recht plumpem Hokuspokus-Allerlei. Die unten stehende Note ist das Resultat -- bei einem guten letzten Kapitel hätten wir die "9" gezückt.

Autor: Philipp Spilker (GamersGlobal)

Demo zu Black Mirror 3
Unter folgendem Hersteller-Link erhaltet ihr die 811 MB große, aktuelle Demo zum Spiel: hier klicken.

Einstieg/Bedienung
  • Einstieg knüpft nahtlos an das Ende von Teil 2 an
  • Einfache Bedienung
  • Serien-Neulinge werden die erste halbe Stunde nur Bahnhof verstehen.
Spieltiefe/Balance
  • Gut 16 Stunden Spielzeit
  • Sehr gute und teils auch sehr lange Rätselketten
  • Teilweise Wechsel zwischen zwei Charakteren
  • Abwechslungsreiche Orte
  • Story ist in den ersten vier Kapiteln durchweg stark
  • Stets um Verknüpfung mit Teil 1 und 2 bemüht
  • Mini-Rätsel sind mau und geben kaum Hinweise
  • Einige Gegenstände könnt ihr erst einsammeln, sobald ihr sie auch wirklich für ein Rätsel braucht
  • Story lässt ab Kapitel 5 nach und endet mit schwachem Finale
Grafik/Technik
  • Detailreiche Grafik mit schöner Beleuchtung
  • Wechselndes Wetter unterstreicht Atmosphäre
  • Hässliche Cutscenes
Sound/Sprache
  • Tolle Synchronisation mit passenden Sprechern
  • Soundtrack passt perfekt zur Gruselstimmung
 
Multiplayer Kein Multiplayer  
Hardware/Zubehör Mindestanforderungen: CPU mit 1,5 GHz, 512 MB (XP) oder 1 GB RAM (Vista/Windows 7), NVIDIA Geforce 8600 oder ATI Radeon 9800, 4 GB Festplattenplatz
 
Philipp Spilker 31. Januar 2011 - 16:56 — vor 13 Jahren aktualisiert
Christoph Licht 25 Platin-Gamer - 55862 - 31. Januar 2011 - 18:51 #

Wer Teil 1 + 2 noch nicht besitzt: für 15 Euro mehr gibt es zum Release auch die Black Mirror Collection mit allen drei Teilen, die sogar noch Bonusinhalte wie eine Best-Of-CD der Soundtracks bietet.

Henry Heineken 15 Kenner - 3569 - 31. Januar 2011 - 22:28 #

Wollt ich gerade danach fragen, weil mich die ersten beiden Teile schon immer interessiert haben, ich aber noch nie dazu gekommen bin. Wieviel Stunden Spielzeit hat man als Adventure-Anfänger (Nur die Monkey Island-Teile und ein paar kleinere Sachen) denn?

Juuunior 14 Komm-Experte - 2646 - 31. Januar 2011 - 22:52 #

Beide Teile sind sehr gut und sehr umfangreich. Ich denke, wenn man sich auf die Atmosphäre einlässt und alles genießt kommt man bei beiden Teilen auf je rund 20 stunden. Bei mir zumindest war es so.

Philipp Spilker 21 AAA-Gamer - P - 25137 - 1. Februar 2011 - 3:41 #

Beim zweiten Teil sind 20 Stunden realistisch. Der erste ist laaange her. Aber ich habe ihn dennoch als geringfügig weniger zeitaufwändig als Teil 2 und 3 in Erinnerung.

Juuunior 14 Komm-Experte - 2646 - 1. Februar 2011 - 18:25 #

Dadurch, dass der erste Teil meiner Meinung nach schwerer war, empfand ich ihn sogar als länger als Teil 2. Aber ist ja alles subjektiv, hängt stark davon ab, wie man mit den Rätseln klarkommt.

Henry Heineken 15 Kenner - 3569 - 1. Februar 2011 - 20:11 #

Schwanke gerade allerdings noch zwischen BM und The Next Big Thing, weil ich durch Penny Arcade Adventures mal wieder auf den Geschmack lustiger Adventures mit richtig gutem Stil gekommen bin

Rebbot 11 Forenversteher - 582 - 31. Januar 2011 - 20:06 #

Teil 1 fand ich super, auch das Ende. Vom zweiten Teil war ich enttäuscht, vor allem von der Story und den Charakteren. Teil 3 macht mich deshalb nicht wirklich an - nach dem Test hier sogar eher noch weniger.

keimschleim (unregistriert) 31. Januar 2011 - 21:32 #

Bei Amazon die Box (Black Mirror I-III) vorbestellt. Freu mich drauf! I und II waren ja schon klasse.
PS: Guter Test.

Juuunior 14 Komm-Experte - 2646 - 31. Januar 2011 - 22:25 #

Danke für den zeitnahen und schönen Test! Wird gekauft! :)

Orxus 13 Koop-Gamer - 1436 - 1. Februar 2011 - 18:32 #

Black Mirror 1 und 2 waren genial
habe viele schöne Stunden in diesem Spiel verbracht :)
freue mich sehr auf den 3ten Teil :)
das steht schon so gut wie in meinem Regal , bzw die CD im Laufwerk :D

Vidar 19 Megatalent - 15012 - 2. Februar 2011 - 11:52 #

Danke für den Test ich hab die bestellung storniert.
War eh auf der Kippe da ich eigentlich keine wirkliche Lust hatte wieder ein ganzes Spiel mit diesem Usympat rumzurennen aber gut lässt sich verscmerzen. Gut hat sich in Teil 3 auch geändert immerhin ein +Punkt.
Dennoch wenn ich die Zeile über das Ende lese, ne danke. Brauche nicht schon wieder ein Ende was mich evetl nur noch enttäuscht und evtl sogar noch verwirrender ist als das miese Ende in Teil 2.
Da die wertung in Teil 2 schon zu hoch war wirds hier auch so sein. (für mich)

In Teil 1 war alles abgeschlossen und so sehr ich den ersten Teil mochte, mir eine Fortsetzung gewünscht hab und gejubelt hab als dann eine kam, umso mehr wünschte ich mir man hätte die Serie doch in ruhe gelassen und keinem andren Entwickler gegeben.
Wenigstens wirds keinen vierten Teil geben (so wie ichs mitbekommen habe)

Xalloc (unregistriert) 2. Februar 2011 - 23:04 #

Ich habe die Collection bei Amazon vorbestellt wegen der Vorbestellerpreisgarantie (habe auch ein paar Euros gespart gegenüber den jetzigen Preis). Auf einmal kommt die heute schon an. Ich habe bisher nur den ersten Teil gespielt. Vom 2. und 3. Teil habe ich bisher nur die Demos gesehen. Beim 2. fand ich den Hauptcharakter schon sehr unsympathisch (wie auch schon andere Kommentatoren anmerkten). Und beim 3. scheint sich das kaum geändert zu haben. Was ich wirklich nicht mag, ist wenn das Ende nicht gut ist. Das ist immerhin das Ende einer Trilogie! Da kann man schon was erwarten, finde ich. Nun bin ich am Überlegen, ob ich die Box zurückschicke oder mich doch an den 2. und 3. Teil wage.

Philipp Spilker 21 AAA-Gamer - P - 25137 - 3. Februar 2011 - 3:03 #

Das Ende von Teil 3 ist nicht wirklich gut, keine Frage. Aber Black Mirror 3 lohnt sich dennoch für den Weg dorthin. Und der Hauptcharakter ist definitiv sympathischer als noch im zweiten Teil, meiner Meinung nach entwickelt er sich im Lauf der Story glaubwürdig weiter. Ich empfehle dir, die gesamte Trilogie zu spielen. Das lohnt sich schon.

opastock 13 Koop-Gamer - 1279 - 2. Februar 2011 - 23:57 #

Schöner, gelungener Test, ich bin leider noch nicht in den Genuss der ersten beiden Teile gekommen und sollte das dringend nachholen. Den 3. Teil kann man sich dann ja anscheinend sparen.

Eine Frage nebenbei, wird das jetzt zur Gewohnheit nur noch die 15 Minuten Einblicke zu machen? Oder gibt es demnächst wieder "richtige" Testvideos, wenn ich ehrlich bin, wären "die" mir nämlich lieber.

Philipp Spilker 21 AAA-Gamer - P - 25137 - 3. Februar 2011 - 3:05 #

Wie kommst du zu der Lesart, dass man sich den dritten Teil sparen kann? Seit wann sagt das eine Bewertung von 8.5 aus? Klar: Das Ende der Story könnte, nein, sollte besser sein. Aber dennoch ist Black Mirror 3 eines der atmosphärisch gelungensten Adventures auf dem Markt und ich habe es wie die Vorgänger mit Genuss durchgespielt.

opastock 13 Koop-Gamer - 1279 - 3. Februar 2011 - 15:24 #

War missverständlich ausgedrückt, ich meinte damit eher, dass ich mir vorher die anderen beiden Teile angucken sollte und nicht mit dem 3. einsteigen. (fehlt ein "erstmal" in dem Satz)

Jörg Langer Chefredakteur - P - 469794 - 4. Februar 2011 - 15:05 #

Es wird weiterhin auch richtige Testvideos geben. Da die aber ungleich mehr Aufwand machen (gut 1 Tag pro Video, manchmal mehr), können wir sie auch bei sehr guten Titeln nicht immer machen. Die First15 hingegen machen sehr wenig Aufwand (etwa 1 Stunde), die können wir fast immer machen.

Svenc (unregistriert) 3. Februar 2011 - 0:38 #

Musste doch mal reinschauen. Hm, die Demo zu Teil zwei machte im Vergleich sogar einen runderen Eindruck. Fast so, als wäre das hier das Sequel, das so schnell wie möglich hatte sein müssen. Die Renderarts sind mittelmäßig, die Animationen hakelig, die Dialoge verkeilen sich in blabla über Gott und die Welt, Fehlzünder-Humor und sonst relativ wenig. Im Vergleich zu Telltale-Spielen, die ja auch ihre Macken haben, wirkt das wie ein Retro-Throwback. Und kein sonderlich beeindruckendes. Da bin ich momentan lieber versucht, noch mal The Lost Crown zu starten. Das mag so krude und hakelig sein, wie es Ein-Mann-Projekte eben schon mal sind. Aber zumindest ist es nicht so komplett weichgespült wie die vielen Mystery-Adventures, mit denen dtp den Markt schon wieder fast halbtot geflutet hat.

Wo Episoden der Tales Of Monkey Island mit "interaktiven" Intros anfangen, Kameras als Erzählinstrument nutzen und eigentlich längst ausgelutschte Charaktere der ein oder andere flotte Einzeiler über die Lippen kommt, sitzt man hier zehn Minuten vor dem Bildschirm, bis man überhaupt mal eingreifen kann - und fragt sich als jemand, der bloß den Vorvorgänger gespielt hat, was überhaupt los ist. Ein bisschen wie Augsburger Puppenkiste nach einem unterhaltsamen Kinofilm. Schleierhaft, warum so etwas in der deutschen Presse wieder in Jubelregionen vorstößt, das vor fünfzehn Jahren Spielen wie Grim Fandango, Monkey 2 oder Gabriel Knight vorbehalten war. Aber es ist ja nur eine Demo. Und schon Black Mirror war hierzulande als Hit propagiert worden, wo unter der Haube grundsolide Groschenroman-Unterhaltung für kalte Winterabende steckte - aber wenig mehr.

Philipp Spilker 21 AAA-Gamer - P - 25137 - 3. Februar 2011 - 3:09 #

Dass Black Mirror 3 in der Demo keinen sonderlich guten Eindruck hinterlässt, kann ich mir fast vorstellen. Die Faszination beruht im Spiel sehr stark darauf, am Anfang wie der Ochs vor dem Berge zu stehen und mit der Zeit immer mehr Zusammenhänge zu verstehen und immer neue Mysterien aufzudecken. Die Animationen allerdings habe ich im Test nun wirklich nicht als hakelig empfunden und der Humor geht voll in Ordnung. Und auch die Dialoge haben mir überwiegend gut gefallen -- nur leider führen sie zu besagten hanebüchenem Ende.

micha (unregistriert) 4. Februar 2011 - 17:15 #

"Tolle Synchronisation" als Pluspunkt?? Ich finde, die deutschen Sprecher klingen furchtbar unmotiviert und unpassend. Das macht die ganze Atmosphäre kaputt.

Labrador Nelson 31 Gamer-Veteran - P - 266509 - 22. Juli 2011 - 0:00 #

Geisterstunde!