Actionhangelei im Test

Bionic Commando Test

Wie Tarzan durch den Urwald schwingt, so unser Held die Gegner linkt. Der Bionic Commando hat einen vielseitigen Tentakelarm, vollführt wilde Flüge durch Straßenschluchten und liefert sich heiße Gefechte mit futuristischen Gegnern... Was bietet die Fortsetzung des NES-Klassikers in Zeiten von NextGen? Wir liefern euch die Antwort.
Armin Luley 20. Juni 2009 - 19:22 — vor 14 Jahren aktualisiert
PC 360 PS3
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Die letzten Jahre waren hart für unseren Helden Nathan Spencer. Zwar befreite er durch seinen heroischen Einsatz (spielbar im NES-Remake Bionic Commando Rearmed) den Geheimdienstchef der Föderalen Staaten von Amerika aus den Klauen faschistischer Invasoren. Doch in Ruhe Cocktails schlürfen darf er trotzdem nicht. Im Lande grassiert plötzlich die kollektive Furcht vor künstlich verbesserten Menschen. Sie werden dazu gezwungen, ihre Prothesen abzugeben, einige sogar hingerichtet. Auch Nathan wird kurzerhand zum Tode verurteilt und ist nun schon seit fünf Jahren im Todestrakt weggesperrt. Doch Terroristen von BioReign verüben einen nuklearen Anschlag auf die Hauptstadt Ascension City und infiltrieren danach das Stadtgebiet.  Kurzerhand wird Nathan aus seinem finsteren Loch geholt, damit er sein Land einmal mehr rette. Wir würden uns ja bedanken, aber der Bionic Commando hilft mit der Loyalität eines Dackels seinem Staat, der seinesgleichen ausgrenzt, gegen Terroristen, die sich die Freiheit für bionische Menschen auf die Fahnen geschrieben haben. 
 
Spencers bionischer Arm ist der eigentliche Star des Spiels. Er dient zur Fortbewegung, als Waffe und als Hacking Device. Ebenfalls im Video zu hören: Seltsame Betonungen bei der Sprachausgabe.

 
Neue Form der Fortbewegung

Das Besondere an Bionic Commando ist Spencers Tentakelarm. Mit dieser modernen Form einer Liane kann er sich wie einst Tarzan durch die Welt bewegen, da er sich damit an nahezu jeder Wand und jedem Objekt der Spielwelt festklammern kann. Diese Spiderman-Fortbewegung macht auch den Hauptteil des Spiels aus. Wenn ihr euch erst einmal an die (gar nicht so einfache) Schwingbewegung gewöhnt habt, hangelt ihr euch flott von Gerüst zu Gerüst und von Laterne zu Laterne durch das apokalyptische Stadtszenario. Zwei Schwierigkeiten sind dabei zu beachten: Erstens, die Kamera muss richtig ausgerichtet sein, sonst erwischt ihr möglicherweise nicht das nächste Greifziel. Zweitens, die Entwickler von Grin haben die scheinbar offene Welt kurzerhand durch angeblich nuklear verseuchte Zonen stark eingegrenzt. Diese Gebiete sind oftmals nur schwer von den sicheren Bereichen zu unterscheiden, gerade, wenn ihr euch mit hoher Geschwindigkeit durch die Straßen hangelt. Lauft ihr einmal in die Fallout-Falle, habt ihr nur noch wenige Sekunden, um das Ableben zu verhindern. Meist ist das zu wenig.

Tentakelkämpfe


Auch im Kampf ist der bionische Arm Spencers der eigentliche Star. Ihr könnt beispielsweise Gegenstände damit auf eure Feinde werfen. Oder ihr packt euch einen Soldaten und setzt ihn mit einer Sprungattacke außer Gefecht. Oder durchs Herumschleudern. Natürlich könntet ihr dafür auch eine der sechs  Waffen verwenden, allerdings ist die Munition meist recht knapp und die Reichweite des Arms meist wesentlich höher.


Der Zipkick ist eine der Spezialattacken, die ihr mit eurem Greifarm ausführen könnt. Im Video seht ihr davon zwei -- und auch die unvermittelt auftauchenden radioaktiven Bereiche.


Das Kampfsystem ist in seinen Grundzügen sehr unterhaltsam. Getrübt wird das Spektakel hauptsächlich durch die immer gleichen Gegnertypen. Im Wesentlichen sind es vier Grundvarianten: Fußvolk, ein schwerer Mech, eine schnelle Flugdrohne und ein Jäger. Besonders deren KI gibt Anlass zur Kritik. Fußsoldaten versuchen sich zwar zu verbergen und weichen eurem Zorn auch mal durch Hechtsprünge aus. Meistens warten sie aber seelenruhig darauf, von euch abgefertigt zu werden. Die Mechs könnten euch dank Jumppacks nahezu überall hin verfolgen. Stattdessen verweilen sie aber brav am Fuß eines Gebäudes, bis ihr euch endlich wieder bequemt, das Dach zu verlassen. Der Schwierigkeitsgrad erhöht sich auch nicht durch intelligentere Taktik oder stärkere Gegner, sondern hauptsächlich durch Masse, enge Levels und wenig Munition. Die Zwischen- und Endgegner sind da auch kein großer Lichtblick, denn es gibt derer exakt drei. Besonders enttäuschend ist der Endkampf, der nur noch aus simplen Knöpfe drücken zur rechten Zeit besteht und damit den Zwischengegner 15 Minuten vorher als eigentlichen Höhepunkt des Spiels dastehen lässt. Auch der Abspann ist eher enttäuschend und ist ironischerweise die einzige Sequenz, die sich abkürzen lässt.

Um euch trotzdem zu unterhalten, hat sich Grin ein paar zeitlich unbegrenzte Miniaufträge überlegt. Diese sind vollkommen optional, bringen aber manchmal Verbesserungen für euren Helden mit sich. Die Aufgaben erinnern stark an Achievements: „Vernichte 5 Mechs im Nahkampf“ oder „Absolviere 5 Hochgeschwindigkeitssprünge hintereinander“. Als Belohnung wird zum Beispiel eure Rüstung verstärkt, oder das Nachladen der Waffen entfällt. Wer noch mehr Aufgaben will, der sammelt die überall in den Leveln verteilten Symbole ein die oftmals nur mit akrobatischen Sprüngen zu erreichen sind. Das wäre sicherlich ein unterhaltsames Feature, wenn ihm nicht das Speichersystem entgegenstehen würde.
 
Bei der Weitsicht wird ordentlich geschummelt. Die Umgebung versinkt in diesigem Grau oder Hitzeflirren.
 
Speicherfrust

Bionic Commando verwendet miserabel gesetzte Speicherpunkte. Seit ungefähr 30 Jahren hat man auf Konsole gelernt, dass vor jeder schwierigen Sprungpassage ein Savepoint gehört. Nicht so in Bionic Commando: Wer abstürzt oder in die schwer erkennbaren radioaktiven Gebiete stürzt, darf sich gleich nochmal minutenlang durch gegnerische Horden kämpfen, um dann womöglich abermals an derselben kniffligen Sprungpassage zu scheitern. Für zusätzlichen Frust sorgt, dass die seit dem letzten Speicherpunkt erfolgreich durchgeführten Sonderaufgaben eures Charakters ebenfalls nicht gespeichert werden!

Illustre Aufgaben wie „Töte mit einer Handgranate 5 Gegner auf einmal“ sind leider immer auch ein wenig glücksbedingt, der Verlust solcher Kleinaufträge daher doppelt ärgerlich. Schwierigkeitsgrad-Puristen könnten darüber frohlocken. Aber bei normalsterblichen Spielern führt das unweigerlich dazu, dass sie die Sonderaufgaben irgendwann gar nicht mehr gezielt angehen. Damit läuft allerdings auch der Versuch einer Beschäftigungstherapie vollkommen ins Leere, was dem etwas eintönigen Spielverlauf auch keinen Gefallen tut. Um das Ganze auf die Spitze zu treiben, haben sich die Entwickler folgenden Clou einfallen lassen: Zwar kann man im Startmenü die einzelnen Akte nochmal gezielt ansteuern, allerdings werden dann keine Sammelobjekte und Kleinaufträge gespeichert. Wer wirklich alles haben will, muss also einen perfekten Durchlauf von Anfang bis Ende hinlegen. Ob man das wirklich möchte, um dafür ein paar Concept Arts im Hauptmenü präsentiert zu bekommen?
 
Der Mohole ist der zweite und wohl fordernste Zwischengegner des Spiels (auch wenn das hauptsächlich dem Terrain geschuldet ist). Leider zählt er damit zu den wenigen positiven Ausnahmen.


Junkfoot 13 Koop-Gamer - 1533 - 21. Juni 2009 - 16:50 #

Schade... das ist genau so eine Wertung bei der ich nicht mehr weis, ob ich's riskieren soll...

GingerGraveCat (unregistriert) 22. Juni 2009 - 16:55 #

Ich denke ich werden einen großen Bogen um das Spiel machen, da das Spiel an entscheidenen Punkten einfach versagt.

Das Schwingen mit dem bionischen Arm wirkt sehr undynamisch und laut mehrerer Test's muss man da wirklich lange trainieren, dass so schön wie in den Videos vom Entwickler hinzu bekommen. Das finde ich ziemlich enttäuschend.

Das Speichersystem klingt auch sehr abschreckend. Es hat mich bei GTA 4 schon genervt immer erst Minutenlang zum Zielort zu fahren, nur um dann wieder zu sterben und den ganzen Weg immer wieder fahren zu müssen. Das ist sehr frustrierend und sollte in der heutigen Zeit nicht mehr vorkommen.

Und bedenkt man dann noch die kurze Spielzeit steht für mich fest, dass ich dafür kein Geld ausgebe.

Henke 15 Kenner - 3636 - 7. April 2013 - 1:18 #

Kann alles, was im Test zu Bionic Commando steht, 1 zu 1 bestätigen.
Stehe gerade selber fast vorm Ende des Spiels, ein schlecht gesetzter Speicherpunkt vor einer nervigen Sprungpassage und ein mal zuviel der Schriftzug "Du hast verspielt!"

Einzig an dem Test wäre die Endnote zu bemängeln; 6.5 Punkte erscheinen mir für diesen Murks aus dem Hause Capcom noch viel zu hoch bewertet!