Rammstöße verursachen massiv Schaden – oft aber auch am eigenen Schiff.

 

Brachiale Seeschlachten

Trotz aller Science-Fiction-Techologie wie Warp-Antrieben und Energieschilden erinnern die Weltraumschlachten erstaunlich deutlich an Seegefechte aus der Antike bis zur Moderne. Das beginnt  damit, dass Battlefleet Gothic die dritte (Höhen-) Raumdimension einfach ignoriert. Alle Scharmützel werden auf einer Ebene ausgetragen – ein Erbe des Brettspiels und ein beliebter Trick im Weltraum, Wing Commander etwa funktionierte ganz ähnlich. Die Raumer verhalten sich wie Marineschiffe: flott beim Geradeausfahren, behäbig beim Wenden. Kreuzer und Schlachtschiffe haben je nach Modell einen Großteil ihrer Bewaffnung zu den Seiten ausgerichtet, sodass Duelle zwischen solchen Riesen wie im Zeitalter der Galeonen auf den Austausch von Breitseiten hinauslaufen. Es gibt Enterkämpfe, und natürlich dürfen auch Minen und Torpedos nicht fehlen – selbstverständlich ohne modernen Schnickschnack wie Freund-Feind-Erkennung oder Zielsuche. Und wenn alles andere fehlschlägt, heißt es eben: „Äußerste Kraft voraus! Klarmachen zum Rammen!“
 

Auf der Sektorenkarte können wir die jeweils nächste Mission wählen. Auswirkungen hat die Wahl selten.

Jedes Schiff verfügt über Spezialfertigkeiten, deren überlegter Einsatz oft schlachtentscheidend ist. Deflektorschilde lassen sich beispielsweise für ein paar Sekunden überladen und so undurchdringlich für Feindfeuer machen. Kreuzer können Stasisminen in den Kurs gegnerischer Boote beamen und diese so drastisch verlangsamen. Und ein Mikro-Warpsprung bringt ein angeschlagenes Schiff blitzschnell aus der Gefahrenzone.

Alle diese Sonderbefehle weisen allerdings auch beträchtliche Abklingzeiten auf, sodass es auf das richtige Timing ankommt. Wenn wir beispielsweise unsere Reparaturteams zur Brandbekämpfung ausgeschickt haben, müssen wir anderthalb Minuten warten, bevor wir sie wieder anfordern dürfen. Und auch zwischen zwei Torpedosalven vergeht einige Zeit – Fehlschüsse schmerzen deshalb doppelt. Bei Treffern werden üblicherweise zunächst die Schilde in Mitleidenschaft gezogen, bevor es an die Panzerung und damit an die Substanz des Ziels selbst geht, wobei zwischendrin auch mal ein Geschütz zerstört wird. Denn wie in den besseren Weltraum-Sims haben die Pötte verschiedene Subsysteme, die sich separat anvisieren lassen. Wenn wir es schaffen, den Antrieb eines Gegners auszuschalten, treibt dieser beinahe hilflos durchs All.
 

Mach mal Pause

Der Anspruch der Missionen schwankt stark, es gibt immer wieder frustrierende Erlebnisse. Auch ein Herabsetzen des vierstufigen Schwierigkeitsgrads brachte im Test kaum Erleichterung. In Relation finden wir einige Story-Missionen immer noch zu knifflig oder allzu zufallsabhängig. Immerhin: Eine Niederlage ist kein Beinbruch, wir dürfen trotzdem weiterspielen. Allerdings verdienen wir dann natürlich weniger Rufpunkte und weniger Erfahrung, erschweren uns potentiell also spätere Gefechte.
 

Torpedos folgen einem geraden Pfad. Wir müssen die gegnerischen Manöver vorausahnen, um zu treffen.

Die ganzen Feinheiten gestalten die Schiffsgefechte in Battlefleet Gothic erstaunlich komplex für ein Echtzeit-Spiel. Wir müssen darauf achten, dass wir unsere stärksten Waffen stets auf den Gegner ausrichten, dass wir unsere Schiffe „rotieren“ und angeschlagene aus der Schusslinie nehmen, dass wir rechtzeitig Manöver einleiten, um Fallen auszuweichen, dass wir unsere Sonderfertigkeiten zum richtigen Zeitpunkt einsetzen, dass sich unsere Streitkräfte nicht gegenseitig ins Gehege geraten, dass wir die Umgebung nutzen (es gibt Gaswolken, die Sensoren behindern, und Asteroidenfelder als Hindernisse). Das alles unter einen Hut zu bringen, erfordert einige Übung, zumal das Spieltempo trotz der majestätischen Kampfschiffe insgesamt sehr hoch ist.
 
Intensiviert wird die Hektik noch dadurch, dass es nur sehr wenige Tastaturkürzel gibt und wir deshalb viele wichtige Kommandos ausschließlich per Maus erteilen können. Zumindest in Soloschlachten gibt es glücklicherweise Erlösung: Ein Hieb auf die Leertaste aktiviert die Zeitlupenfunktion, die uns deutlich mehr Zeit lässt, Befehle zu erteilen, fast schon zu viel Zeit. In den Multiplayer-Matches für bis zu vier Teilnehmer gibt es diese Option zwar auch, allerdings ist sie nur wenige Male einsetzbar, sodass man sie für Notfälle aufheben sollte. Schnellklicker genießen bei Spielerduellen eindeutig Vorteile. Es gibt zwar ein paar rudimentäre KI-Kommandos zur Automatisierung, aber die Computertruppen stellen sich bei der Ausführung oft derart ungeschickt an (bis hin zum gegenseitigen Rammen), dass uns manuelles Micro-Management als bessere Option erscheint.
 

Ungleiche Gegner: Die Eldar sind schnell und wendig, aber verwundbar, die Orks langsam und träge, aber zäh.