Attila: Karl der Große

Attila: Karl der Große Test

TW-DLC: Das Zeitalter Karls des Großen

Stephan Petersen / 9. Dezember 2015 - 13:29 — vor 6 Jahren aktualisiert

Teaser

Der Name der neuesten Erweiterung klingt seltsam? Stimmt, denn immerhin liegen schlappe 300 Jahre zwischen Hunnenherrscher Attila und dem fränkischen Kaiser Karl. Aber auch wenn die Epoche ins Frühmittelalterliche wechselt, ändert sich an Engine und Spielprinzip nichts Wesentliches, insoweit ist der Name passend.
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Alle Screenshots stammen von GamersGlobal

Karl der Große gilt als einer der bedeutendsten Herrscher des Mittelalters, wird gar teilweise als „Vater Europas“ bezeichnet. Warum? Nach dem Zusammenbruch des Weströmischen Reiches lag ein großer Teil Europas darnieder, das Leben wurde für viele Menschen zum Kampf gegen Armut und Gesetzlosigkeit. Durch militärische Expansion, Christianisierung und Bildungsreform erschuf Karl der Große ein christliches Großreich in West- und Mitteleuropa, aus dem später Deutschland und Frankreich hervorgingen. Seinen Höhepunkt fand sein Wirken im Jahr 800 durch die Krönung zum Kaiser.
 

Zeitsprung ins Frühmittelalter

Es gibt nur noch zwei Erlasse. Einer der beiden ist meist erheblich sinnvoller.
Für den neuesten DLC zu Total War -  Attila (GG-Test: 8.5) – auch den ersten DLC testeten wir bereits (Der letzte Römer, GG-Test: 8.0) –  brauchen wir, logisch, das Hauptprogramm. Im Zusatz-Content wechseln wir dann von der Spätantike ins Frühmittelalter, genauer gesagt ins Jahr 768. Die Karte wurde dem Szenario entsprechend angepasst, sie umfasst mit Europa und den britischen Inseln nur noch einen Teil des Attila-Spielfelds.

Acht spielbare Fraktionen, alle mit individuellen Eigenschaften, stehen zur Auswahl. Neben dem Frankenreich von Karl dem Großen sind dies das Königreich Asturien (kleines christliches Reich im Nordwesten Spaniens), die Awaren (Reitervolk in Südosteuropa), das Emirat von Cordoba (großes islamisches Reich im Süden Spaniens), die Dänen (plündernde Seefahrer im Norden), Langobarden (mittelgroße Macht in Norditalien), das Königreich Mercia (christliches Reich im Süden Englands) und die heidnischen Sachsen (Königreich in Norddeutschland).

Das Ziel ist für alle Fraktionen das gleiche: Ihre Macht auszubauen und ein Imperium zu erschaffen. Dazu wollen Siedlungen erobert und Imperiumsstufen erlangt werden. Für letztere benötigt ihr Imperiumspunkte, die ihr für Forschung, Gebäude und Eroberungen erhaltet. Neben den Hauptzielen dienen als Orientierung erneut Nebenmissionen, die sich an historischen Ereignissen orientieren. So könnt ihr die Geschichte nachspielen oder aber neu schreiben. Darüber hinaus warten während der Kampagne eine Handvoll historischer Ereignisse samt Auswirkungen auf euch. Um welche es sich dabei handelt, wollen wir an dieser Stelle nicht verraten. Nur so viel: Der Wiederspielwert wird dadurch enorm gesteigert!
Geburt der Ritter: Im Verlauf der Kampagne erobern gepanzerte Kavallerieeinheiten das Schlachtfeld.
 

Spielerische Vereinfachungen

Der Technologiebaum unterteilt sich nicht mehr in verschiedene Abschnitte.
Neben der neuen Karte fällt optisch vor allem das thematisch angepasste Interface auf. Einheiten werden nun im Stil mittelalterlicher Buchdrucke dargestellt. Diese Entscheidung seitens der Entwickler wirkt etwas verwunderlich. Immerhin hatten bereits die abstrakten Darstellungen in „Rome 2 - Total War“ nicht für Jubelstürme gesorgt und waren in Total War Attila durch „realistische“ Darstellungen ersetzt worden. Die Unterscheidung, insbesondere zwischen Söldnern und regulären Truppen, fällt nun jedenfalls wieder etwas schwerer.

Auch die Gebäude erstrahlen im Mittelalter-Look. Das ist sicherlich Geschmackssache. Unschön ist hingegen die spielerische Simplifizierung, so haben einige Gebäude nur noch eine Ausbaustufe. Zahlreiche Gebäude können sowohl in Hauptstädten als auch in normalen Siedlungen errichtet werden. Außerdem verfügen im Grunde alle Fraktionen über die gleichen Gebäude. Sicher, Name und Bild unterscheiden sich. Die Werte sind jedoch fast immer exakt identisch.

Interessant ist hingegen die Wahl der Ausrichtung einer Provinzhauptstadt (Handel, Kirche oder Hof). Je nach eurer Entscheidung stehen euch andere  Bauprojekte zur Verfügung. Ein Beispiel: Wählen wir den kirchlichen Ausbauweg, so können wir später Hospize und Hospitäler bauen. Nur diese sorgen für Hygiene. Aber: Sie haben sowohl Auswirkungen auf die Heimat- als auch auf Nachbarprovinzen. Das gilt ebenfalls für das Tribunal (senkt Korruption), das sich nur an einem Hof errichten lässt. Das ist nur bedingt logisch (insbesondere wenn heiße Quellen bei den Awaren zusätzlich als sanitäre Anlagen für Nachbarprovinzen wirken), ergibt  spielerisch aber durchaus einen gewissen Sinn.
 
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Als Schauplatz für die Erweiterung dienen Europa und die britischen Inseln.
 
Jörg Langer Chefredakteur - P - 468470 - 9. Dezember 2015 - 13:38 #

Viel Spaß beim Lesen!

rammmses 22 Motivator - P - 32569 - 9. Dezember 2015 - 14:38 #

Komischer Spielname. Wann kommt "Hitler: Friedrich der Große"?

stylopath 17 Shapeshifter - 6257 - 9. Dezember 2015 - 15:51 #

XD - Made my Day!!!!

Stonecutter 22 Motivator - P - 31862 - 10. Dezember 2015 - 20:41 #

Bin gespannt, wie es sich spielt! Weniger Gebäudestufen seh ich eher als Vorteil, der Ausbau ist ab einer bestimmten Größenordnung nur noch nervig, da fehlt mir eine "Autobuild"-Funktion.

EDIT:
Hab ein paar Stunden ins Spiel versenkt, die Dänen spielen sich schon mal nicht schlecht. Mal schauen, wie sich die Partie mit zunehmendem technologischen Fortschritt entwickelt.

Vampiro Freier Redakteur - - 120552 - 9. Dezember 2015 - 22:51 #

Das liest sich leider sehr ernüchternd nach dem grandiosen (für ein Total War) Grundspiel.

jqy01 16 Übertalent - P - 4281 - 9. Dezember 2015 - 23:52 #

Oh ja. Attila steht auf meiner Wunschliste, der DLC hier wird wohl warten müssen. Bis auf die Kriegsmüdigkeit keine spieltechnischen Neuerungen, im Gegenteil alte Mechaniken sind dem Rotstift zum Opfer gefallen. Bleiben nur neue Einheitenmodelle.

Bei Paradox, die ja oft wegen ihrer DLC-Politik gescholten werden, hätte es so ein kleine Neuerung wie die Kriegsmüdigkeit per Patch und die Einheitenskins in einem Skinpack für 3€ gegeben. So viel zur Geldmacherei...

Maulwurfn (unregistriert) 10. Dezember 2015 - 0:12 #

Etwas mehr als die Kriegsmüdigkeit ist es dann schon, sind ja nicht nur Skins etc.

jqy01 16 Übertalent - P - 4281 - 10. Dezember 2015 - 0:44 #

Zitat:
Einziges wirklich neues Feature ist die „Kriegsmüdigkeit“.

Was sind denn noch Neuerungen? Bis auf ein geändertes Design und eben neue Einheitenmodelle habe ich im ganzen Test nur was von Streichungen alter Mechaniken gelesen.

Maulwurfn (unregistriert) 10. Dezember 2015 - 10:40 #

Tja, Design, Einheiten etc, ist eben mehr Arbeit, als nur ein paar Skins anzupassen. Allein die Karte anpassen und die Provinzen, macht sich auch nicht von allein.
Es sind einige Dinge reduziert worden, was mir auch nicht besonders gefällt, dennoch ist es unfair hier nur von Skinsupdate zu reden. Das hört sich wieder so typisch nach 1/10 Punkte Bewertung an.

jqy01 16 Übertalent - P - 4281 - 10. Dezember 2015 - 12:04 #

Für mich liest es sich so und meinetwegen hört es sich für dich nach einer 1/10 Punkte Bewertung an und da magst du recht haben, denn ich sehe keinen Grund mir außerhalb eines Sales dieses DLC zu holen. Eine irgendwie einzigartige Mechanik scheint es nicht so geben. Also ein Attila in einem anderen Gewand mit weniger Optionen. Das wird man wohl noch kritisieren dürfen.

Interssant, dass bei jedem neuen Paradox-DLC, bei dem immer auch per Patch kostenlos (!) mehrere (!) Inhalte hinzugefügt werden, in den Kommentaren von Abzocke geredet wird. Im Gegensatz hierzu wird aber tatsächlich jedes Mal die Spielmechanik um viele Punkte erweitert.

Maulwurfn (unregistriert) 10. Dezember 2015 - 12:45 #

Klar kannst du das kritisieren, mir gefällt es ja auch nicht und ich sehe mich hier eher für 9-7 € zuschlagen, bestimmt nicht für 15€. Allerdings kann man dennoch die Arbeit sehen, die da getan wurde, sicher kein Meisterwerk, aber solide. Und was die reduzierten Gebäudetypen/Möglichkeiten angeht, passt das schon ins Szenario, im Frühmittelalter in Europa sind viele Errungenschaften der Antike verloren gegangen, spielerisch ärgerlich, dennoch auch nachvollziehbar.

John of Gaunt 27 Spiele-Experte - 78505 - 10. Dezember 2015 - 12:52 #

Hm, sind die negativen Kommentare zu Paradox-DLCs hier oder wo anders? Hab da auf GG eher das Gefühl, dass die wohlwollend aufgenommen werden, wenn die entsprechende News denn überhaupt gelesen und kommentiert wird ^^

jqy01 16 Übertalent - P - 4281 - 10. Dezember 2015 - 13:55 #

Mal ganz davon abgesehen, dass es mehr Fans von Paradoxspielen gibt als man gemeinhin glaubt, ist eigentlich bei nahezu jeder News zu einem EUIV/CKII DLC die gleiche Beschwerde: 15€ sind mirzu teuer/bietet mir zu wenig Neues. Kann man besonders gut mal hier sehen:
http://www.gamersglobal.de/news/92511/europa-universalis-4-art-of-war-viertes-addon-erschienen

Und ich habe den Fehler gemacht, dass ich mich tatsächlich auf den DLC gefreut hatte, nur der Test war für mich ernüchternd. Aus diesem unverbrauchten Szenario hätte man spielerisch etwas mehr rausholen können. Es ist auch nicht so, dass zur Zeit Karls des Großen alles im Niedergang begriffen war, Stichwort karolingische Renaissance.

Aus diesem Grund musste ich dann an die Paradox DLCs, die Kritik daran und ihre im Vergleich zu diesem DLCs mehr als üppigen Features denken.

Maulwurfn (unregistriert) 10. Dezember 2015 - 14:40 #

Stimmt, der Niedergang war vor Karl dem Großen, jedoch wäre Renaissance nicht meine erste Wahl sein wirken um Bildung zu benennen, ich finde karolingische Renovatio besser, aber das ist, zugegeben, kleinlich ;)
Es dauerte bis Mitte bis Ende des 8. Jahrhunderts, bis wieder Klassiker der Antike bekannt wurden. Diese Bildung kam flächendeckend (wenn man das überhaupt so bezeichnen kann) erst im 14. Jahrhundert und später.

Wo ich dir auch sofort zustimme, da war verdammt viel mehr drin, als es geworden ist. Und ich hoffe es findet sich in Medieval 3!

jqy01 16 Übertalent - P - 4281 - 10. Dezember 2015 - 18:29 #

Auf Medieval 3 hoffe ich auch :) Hatte halt gedacht, dass man bei Karl den Großen vielleicht schon einmal einen Vorgeschmack zu bekommen. Naja, hol ich mir in diesem Weihnachtssale erstmal nur Attila.

John of Gaunt 27 Spiele-Experte - 78505 - 10. Dezember 2015 - 16:59 #

"Mal ganz davon abgesehen, dass es mehr Fans von Paradoxspielen gibt als man gemeinhin glaubt"

Ich weiß ;)

Aber stimmt, die Preisbeschwerde kommt gerne mal. Ist halt immer sehr individuell, was für den einzelnen angemessen ist und was nicht. Vielleicht spricht es ja auch einfach für die Beliebtheit von EU4, dass sich Leute dort über Preis/Leistung beklagen, und für die Unbeliebtheit von oder zumindest Gleichgültigkeit gegenüber Attila/Total War, dass es hier nicht passiert ^^

jqy01 16 Übertalent - P - 4281 - 10. Dezember 2015 - 18:36 #

Das könnte natürlich auch sein. Wobei ich denke, dass sich das Addon hier trotz der Gleichgültigkeit besser als die Paradox-DLCs verkaufen wird. Das stimmt mich als EUIV/CKII-Fan dann doch ein wenig traurig. :)

Timmäää 14 Komm-Experte - 1864 - 10. Dezember 2015 - 9:42 #

Attila hat mich ja ehrlich gesagt nicht so gereizt. Aber das DLC macht zumindest richtig Lust auf ein Medieval 3. Und dann hoffentlich wieder ohne die ganzen Schwächen von Rome 2

Ghusk 15 Kenner - 3214 - 10. Dezember 2015 - 10:43 #

Wenn ich das richtig verstanden habe, betreffen alle Änderungen nur die separat auswählbare Kampagne, richtig?

Maulwurfn (unregistriert) 10. Dezember 2015 - 11:09 #

Ja, richtig.

Elton1977 21 AAA-Gamer - - 28893 - 12. Dezember 2015 - 7:05 #

Lustig, das meine Heimat Aachen mal Mittelpunkt in einem Strategiespiel sein wird .....

Janosch 27 Spiele-Experte - - 86736 - 19. Februar 2016 - 16:02 #

Habe mit dem Kauf bis zu einem Sale gewartet und wurde nicht enttäuscht. Danke für den sehr lesenswerten Test.