Guter Mystery-Trash

Alan Wake’s American Nightmare Test

Benjamin Braun 28. Februar 2012 - 19:10 — vor 10 Jahren aktualisiert
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In den Filmsequenzen kommen echte Schauspieler zum Einsatz, was diese Cutscenes überraschend atmosphärisch macht.
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Schräger Blick für DetailsSchon die Vorlage aus dem Jahr 2010 bot absolut großartige Licht- und Schattenspiele, zeigte aber teils herbe Schwächen bei Animationen und Texturen. Während American Nightmare bei Licht- und Schatten das Niveau hält und bei den teilweise hakeligen Animationen (etwa beim Springen) kaum etwas dazugelernt hat, hat es doch gleichzeitig im Detailgrad zugelegt. Nicht nur die Texturen in den drei Gebieten sind nicht mehr so grob wie im Vorgänger, auch bei der Kollisionsabfrage gibt es kleinere Verbesserungen. Besonders deutlich wird das, wenn wir mit Alan durch Sträucher in der Wüste laufen. Die reagieren zwar leicht gummiartig, aber doch im Wesentlichen natürlich – neigen sich also zur Seite, wenn wir direkt daran vorbei laufen.

Sehr schön inszeniert waren schon im ersten Alan Wake die zahlreichen gerenderten Zwischensequenzen. In American Nightmare geht Remedy einen Mittelweg und kombiniert oft Computereffeke mit echten Schauspielern.


An einigen Stellen nutzt ihr die Umgebung und jagt die Besessenen etwa mit einem Gastank in die Luft.
Gerade dort sind Gestik und Mimik entsprechend auf hohem Niveau, was die Ingame-Grafik leider nur teilweise von sich behaupten kann. Alan und die anderen Charaktere bewegen zwar ihre Münder, meistens stehen sie aber eher etwas gelangweilt in der Gegend rum. Schwächen in der Inszenierung gibt es auch bei den Videobotschaften von Mr. Scratch (dessen Namen nebenbei bemerkt immer von einem Rauschen überdeckt wird).

Auch diese Botschaften sind mit echten Schauspielern gedreht, aber sind nicht so wie die Night-Springs-Folgen aus dem Erstling auf den Punkt geschnitten. Hier experimentiert Remedy zweifellos auch mit Erwartungen des Zuschauers, wenn er zum Ende hin auf etwas wartet und dann gefühlte Minuten nichts mehr passiert. Aber das hätten die Finnen teilweise sicherlich auch anders regeln können. Und dann gibt es noch Details, die nicht jedem liegen werden. Einige Spielszenen werden nämlich von hämmernden Metal-Klängen unterlegt, die zum Beispiel eine Flucht vor Alans vor einem brenndenden Ölbohrturm begleiten. Wenn euch die Szene mit der Bühnenschlacht aus Alan Wake gut gefallen hat, dann werdet ihr diese Szenen aber ebenso zu schätzen wissen.

Mit Automatikwaffen gegen die DunkelheitRemedy hat früh gesagt, dass Alan Wake’s American Nightmare actionlastiger ausfallen würde. Davon zeugen unter anderem auch einige neue Waffen wie Nagelschussgerät, MP oder Sturmgewehr. Zudem werden bekannte Waffen etwas variiert, so findet ihr nun auch ein Jagdgewehr oder eine Schnellschuss-Shotgun. Bis zu zwei Pistolen und ein Gewehr sowie eine begrenzte Anzahl an Fackeln und Granaten könnt ihr bei euch tragen. Munition liegt überall offen herum. In Munitionsschränken (die sich nach einiger Zeit wieder automatisch befüllen) ladet ihr zudem alle aktuellen Waffen komplett nach. In Waffenkisten, die ihr erst ab einer bestimmten Anzahl gesammelter Manuskriptseiten öffnen könnt, findet ihr besonders gute Schießprügel. Fast jede dieser Waffen lässt sich aber auch frei zugänglich an (leicht) entlegenen Punkten in den drei Spielabschnitten finden. Dazu zählt auch eine Armbrust, die zwar langsam nachlädt, mit der ihr aber die Dunkelheit ohne Licht durchdringen könnt. Wie im Hauptspiel werden die finsteren Kreaturen nämlich von einer seltsamen Schwärze beschützt.

Diese Schwärze müsst ihr für den Einsatz der meisten Waffen zunächst mit Licht beseitigen, bevor ihr die Besessenen besiegen könnt. Dafür steht euch eine Taschenlampe zur Verfügung (diesmal gibt es nur ein einziges, normal großes Modell). Wenn ihr den linken Trigger zieht, verstärkt ihr den Lichtstrahl, um den düsteren Schutzwall schneller zu durchdringen. Das kostet euch Batteriekraft, die sich in einer Pause langsam wieder auflädt oder durch einen Batteriewechsel schnell wieder aufgefrischt werden kann. Die Dunkelheit verscheucht ihr auch mit Blendgranaten oder Leuchtfackeln. Mit ersteren vertreibt ihr die Dunkelheit bei gleich mehreren Widersachern auf einmal (oder tötet sie damit in seltenen Fällen gar direkt). Letztere sind vor allem dazu geeignet, euch einige Sekunden lang von den im Anmarsch befindlichen Besessenen abzuschirmen. An einigen Stellen nutzt ihr auch die Umgebung und jagt etwa eine Propangasflasche in die Luft. Aber Vorsicht: Steht ihr zu nah dran, nimmt auch Alan Schaden.

Trotz dieser Neuerungen im Detail spielen sich die Kämpfe fast identisch zu Alan Wake: Ihr verscheucht die Dunkelheit mit Licht und tötet dann die Feinde. Weglaufen könnt ihr nur selten, da die Lampen, an denen ihr eure Gesundheit regeneriert, grundsätzlich ausgehen, sobald ihr ihren Lichtkegel betreten habt. Rückzugspunkte wie im ersten Teil habt ihr also nur sehr selten, wodurch ihr häufiger dazu gezwungen seid, euch zu wehren. Wenn der Angriff eines Gegners naht, wechselt das Spiel in eine Zeitlupenaufnahme, und ihr taucht per Tastendruck unter dem Angriff hinweg. Das funktioniert theoretisch fast jederzeit – da die Gegner aber meist aus mehreren Richtungen angreifen, bemerkt ihr feindliche Attacken aber nicht immer rechtzeitig. Das kleine Übersichtsproblem bei den Kämpfen hat Remedy also ebenfalls im Nachfolger konserviert.
Neu ist die Armbrust, mit der ihr auch direkt durch die Dunkelheit hindurch schießen könnt.

Besessenheit ein bisschen anders
Die meisten Gegnertypen kennt ihr schon aus dem Vorgänger. Dieser hier stürmt auf euch zu, um euch umzureißen.
Am meisten getan hat sich bei den Feindtypen. Wobei das relativ ist: In den allermeisten Fällen bekommt ihr es mit gewöhnlichem Fußvolk zu tun, das euch mit Messern, kleinen Sensen oder ähnlichen angreift. Die etwas größeren Gegner verfügen über eine stärkere Dunkelheit und machen mit Axt, Vorschlaghammer oder Brecheisen deutlich mehr Schaden. Und manche greifen euch mit einer Sturmattacke an, die euch unter Umständen zu Fall bringt. Soweit sind die Gegner mehr oder weniger exakt aus dem Vorgänger bekannt. Lediglich die nächsthöhere Gegnerstufe unterscheidet sich etwas stärker, da sie nicht mehr mit einer Kettensäge, sondern mit einer Kreis säge daherkommt. Drei wirklich neue Typen gibt es dann aber doch: Da wären zum einen Schattenwesen, die sich mehrfach teilen, sobald ihr sie mit Licht angreift. Das kann schnell sehr gefährlich werden, wenn aus vier dieser Schergen urplötzlich 16 werden.

Neuerdings werfen manche der Besessenen auch so etwas wie Schattengranaten auf euch. Wenn ihr nicht rechtzeitig zur Seite geht, verletzt euch die Explosion. Und schließlich hat Remedy die Vogelschwärme etwas umgemodelt. Sie greifen euch jetzt nicht mehr direkt an. Stattdessen sind es Besessene, die sich in einen Vogelschwarm verwandeln, um euren Angriffen zu entgehen. Die Gegner sind verhältnismäßig schnell und tauchen dann auch gerne mal in eurem Rücken wieder auf. Größere Bossgegner sind übrigens gar nicht mehr anzutreffen und Objekte, die von der Dunkelheit ergriffen wurden, nur noch höchst selten. Lebendige Fahrzeuge, sonderbare Bossgegner wie am Ende des DLC Das Signal existieren folglich nicht. Dafür ist die Anzahl der Widersacher meist deutlich größer, zudem nehmen sie euch deutlich effektiver in die Zange und bewegen sich etwas schneller. Alles Zugeständnisse an den Actionfokus, ohne dass sich das Spielgefühl generell wandeln würde.
Bossgegner gibt es zwar keine im Spiel, später werden die Besessenen aber zunehmend größer und stärker.
Maximilian John Community-Event-Team - 10078 - 28. Februar 2012 - 19:30 #

Mir hat die Demo sehr zugesagt, allerdings finde ich die Story von AW dermaßen verwirrend, das ich garnicht weiß, ob ich ihr überhaupt durch die DLCs im Hauptspiel folgen will....

Retrofrank 11 Forenversteher - 800 - 28. Februar 2012 - 19:35 #

Ich hätte viel lieber ein Deadly Premonition, mit der Grafikqualität und dem Bedienkomfort von Alan Wake.

Anonymous (unregistriert) 28. Februar 2012 - 19:47 #

Ein Daniela Katzenberger Vergleich? Das Niveau hier sinkt echt immer mehr.

OtaQ 16 Übertalent - 4443 - 28. Februar 2012 - 19:49 #

Uuuuuh.. Das Niveau hier sinkt immer mehr? Sag mir mal wo es nicht sinkt ^^

maddccat 19 Megatalent - 14116 - 28. Februar 2012 - 22:30 #

Im Fernsehen. ;D

falc410 15 Kenner - 3176 - 28. Februar 2012 - 20:25 #

Ich fand die Bildunterschrift ziemlich geil :)

Ultrabonz 14 Komm-Experte - 2316 - 28. Februar 2012 - 22:45 #

+1

Fischwaage 17 Shapeshifter - 6765 - 28. Februar 2012 - 22:45 #

Ich fand das Spiel nicht wirklich gut (habe es durchgespielt!)....
Story ist eigentlich kaum Vorhanden - es erzählt halt ne winzig kleine Geschichte die aber in sich geschlossen ist und eigentlich auch kaum Sinn macht / wenig erklärt wird.

Das typische "Alan Wake" Gefühl kommt natürlich auf und es hat auch ein bissel Spaß gemacht wieder mit Taschenlampe und Wumme unterwegs zu sein...

Als ich dann aber zum dritten mal alle Locations besuchen durfte is mir der Spass extrem vergangen!

Manche mögen das "Story" nennen - aber für mich ist das absolute Inhaltsstreckung!

Kleiner Spoiler:
Ihr macht quasi 3x-4x genau das selbe (an den gleichen Orten), nur leicht verändert...dann ist das Spiel vorbei.

Jadiger 16 Übertalent - 5509 - 28. Februar 2012 - 23:09 #

Hast es sehr gut getroffen.

Herr Oelgemöller 09 Triple-Talent - 307 - 29. Februar 2012 - 0:14 #

Hm, das fand ich eigentlich gar nicht. Das Backtracking ist gewagt, passt aber perfekt zur Story und hat mich eigentlich gar nicht gestört. Und die Story fand ich auch nicht zu schwach. Zusammen auch mit den Manuskript-Seiten und den Radiobeiträgen wird Teil 1 sehr schön weitergestrickt. Man sollte das Spiel wohl wirklich eher als eine weitere Episode betrachten, denn als eigenständiges Spiel. Aber so funktioniert es ziemlich gut.

Anonymous (unregistriert) 29. Februar 2012 - 13:42 #

Danke für die Bestätigung, denn genau den Eindruck habe ich nach einigen Gameplayvideos und dem Test hier auch. Gepaart mit dem etwas actionlastigeren Konzept, dem Entfernen der "Verschnaufpausen" bei Tag, die in meinen Augen sehr zur Atmosphäre beigetragen haben und der "trashigeren" Handlung werde ich, obwohl (oder vielleicht gerade weil) ich großer Fan des ersten Teils war, auf diesen Titel verzichten.

FLOO7 14 Komm-Experte - 1833 - 1. März 2012 - 1:58 #

Hab das Spiel auch durchgespielt und kann deine Kritik gut verstehen. IM Nachhinein bin ich enttäuscht, dass nicht ein "richtiger" zweiter Teil erschienen ist.

Vorallem das Recyceln ist störend. Ich habe das Spiel an einem Stück durchgespielt und konnte die Levels schon fast nicht mehr sehen...

SirDalamar (unregistriert) 6. März 2012 - 13:29 #

"Hab das Spiel auch durchgespielt und kann deine Kritik gut verstehen. IM Nachhinein bin ich enttäuscht, dass nicht ein "richtiger" zweiter Teil erschienen ist."

Ja, stimmt. Ich fand vor allem das Ende vom zweiten DLC (des ersten Teils) sehr gut - so hätte ich es stehen lassen.