Test: Dungeon-Keeper-Klon

Impire Test

Mit ihrem neuesten Spiel nahm sich Cyanide Studio die ehrwürdige Dungeon-Keeper-Serie zum Vorbild. Doch wollten sie das Spielprinzip nicht nur kopieren, sondern durch deutlichere Rollenspiel-Anleihen sowie Truppen-Management modernisieren. Ist ihnen das Vorhaben gelungen oder ist der Titel im wahrsten Sinne des Wortes unterirdisch?
Rüdiger Steidle 28. Februar 2013 - 20:42 — vor 10 Jahren aktualisiert
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Alle Screenshots stammen von GamersGlobal

Dungeon Keeper gehört zu den erfolgreichsten Titeln der ehemaligen britischen Spieleschmiede Bullfrog Productions, die seinerzeit noch unter Leitung von Peter Molyneux (Fable 3, GG-Test: 8.5) stand. Viele Nachahmer haben seit Ende der 90er erfolglos versucht, das Erbe der launigen Verliesbausimulation anzutreten. Besser machen möchte es jetzt Impire. Das geht auf das Konto der Cyanide Studios aus Montreal, die sich zuvor unter anderem mit Bloodbowl und dessen Untertage-Ableger Dungeonbowl einen Namen für technisch nicht perfekte, aber für Taktikgenießer spannende Kost gemacht haben. Nun schicken sie uns erneut in dunkle Kerkeranlagen und machen uns zum Erzdämonen eines finsteren Fantasy-Imperiums.

(Don't) be evil!„Es ist gut, böse zu sein“, lautete der Slogan des offensichtlichen Vorbilds Dungeon Keeper, und auch in Impire übernehmen wir die dunkle Seite der Macht. In der Schuppenhaut des Dämonen Baal – liebevoll „Death Slayer“ genannt – sollen wir ein ekelerregend heroisches Königreich untergraben und die selbstgerechten Einwohner aus dem Verborgenen heraus piesacken. Die Idee hat wenig von ihrem Charme verloren: Wer kann sie nicht mehr ausstehen, die gutherzigen goldhaarigen heiligenscheinumrundeten Heldenhäupter typischer 08/15-Fantasy? Die Frage ist natürlich, was ein Spiel daraus macht. Bei Impire buddeln wir wie im Vorbild Dungeon Keeper Tunnel, richten Versorgungsräume ein, bilden fiese Schergen aus und wehren eindringende Heldengruppen ab. Und als ob das nicht schon Arbeit genug wäre, treten wir obendrein in Konkurrenz mit anderen Möchtegern-Schurken und ihren Verliesanlagen. Mal vergiften wir mit vergammeltem Rattenfleisch Brunnen, mal überfallen wir einen Hilfstransport für ein Waisenhaus, mal erkunden wir einen unterirdischen Irrgarten. Die Solokampagne sorgt also für Abwechslung, auch wenn die Aufgaben praktisch immer auf Echtzeit-Gefechte hinauslaufen.

Gut kopiert ist halb gewonnen
Im Planungsmodus werdet ihr die meiste Spielzeit verbringen.
So weit, so Dungeon Keeper. Tatsächlich bereiten uns die Versatzstücke, die Impire eins zu eins vom großen Vorbild übernimmt, in den ersten Stunden einigen Spaß. Frust entsteht hingegen da, wo die Entwickler stattdessen versucht haben, die offensichtliche Vorlage zu verändern und zu "verbessern". Ein Beispiel: In den meisten Levels unternehmen wir begleitend zur Buddelei Vorstöße ans Tageslicht. Dafür wechseln wir von der üblichen Dungeon-Perspektive auf eine Übersichtskarte der Oberwelt, die potentielle Ziele in der Umgebung auflistet, die wiederum mit Rohstoffen oder Schätzen locken. Ein Mausklick entsendet ein Überfallkommando, das – repräsentiert durch ein Symbol – gemächlich zum Einsatzort zuckelt, dort die Wachen überwältigt und anschließend mit der Beute zurückkehrt. Das liest sich nicht allzu spannend? Dann haben wir das falsch formuliert, Verzeihung. Es ist nämlich überhaupt gar nicht spannend: Wir können den Gefechten nur zusehen, aber nicht eingreifen. Solange unsere Angreifer stärker sind als die Verteidiger, gewinnen sie automatisch.

Verzichten können wir auf die langweiligen Raids aber kaum, da sie wertvolle Ressourcen einbringen. Echte Herausforderungen finden wir lediglich in den vereinzelten Bosskämpfen. Hier gilt es beispielsweise, nebenbei bestimmte Gegenstände zu zerstören. Doch zurück zu den Grundlagen und unter die Erde, wo sich unser Baugrundstück in einer dreh- und zoombaren 3D-Ansicht präsentiert. Unser subterranes Terrorreich ist ganz hübsch anzusehen, die Räumlichkeiten stimmig-modrig und mit Liebe zum Detail gestaltet. Zwar wirkt die Technik leicht angestaubt, dafür läuft Impire aber auch auf schwächeren Daddelkisten angenehm flüssig. Insbesondere den fantasievollen Figuren merkt man aber an, dass die Grafiker mit Herz bei der Sache waren. Allerdings fällt der Wuselfaktor deutlich geringer als in vergleichbaren Titeln aus, da unsere kleinen Helfer – die namensgebenden Imps – neue Abteilungen wie von Zauberhand entstehen lassen, statt sich wie etwa die Kollegen Siedler ihre Hände in aufwändigen Animationen schmutzig zu machen.
Den Gefechten an der Oberfläche könnt ihr nur zusehen – selber eingreifen und die Kämpfe beeinflussen dürft ihr nicht.

Kindermädchen statt Dungeon Master
Neue Projekte geben wir im Planungsmodus in Auftrag, der unser Verlies in der Draufsicht darstellt. Wir wählen aus rund einem Dutzend Abteile: Schatzkammern und Lager bunkern Ressourcen, Brutstätten züchten Kämpfer, Werkstätten basteln Fallen, Gefängniszellen verwahren besiegte Gegner. Die Grundrisse sind jedoch fest vorgegeben, wir können lediglich die Ausrichtun
Anzeigen/v
g anpassen und die Zimmer mit Versorgungsgängen verbinden. Weitläufige, ausgefeilte Verteidigungsanlagen lassen sich so kaum gestalten.

Auch neue Einheiten werden von uns im Planungsmodus ausgehoben. Zur Verfügung steht eine Reihe blutrünstiger Kreaturen, die sich grob in Fern- und Nahkämpfer sowie Magier gliedern. Wenn wir wollten, könnten wir unsere Monster einzeln kontrollieren – aus Effizienzgründen fassen wir sie jedoch in bis zu fünf Squads zu je vier, nun ja, Mann zusammen und weisen ihnen bestimmte Aufgaben zu: Entweder patrouillieren sie selbstständig die Gänge, bewachen einen bestimmten Bereich oder folgen unserer Spielfigur Baal ins Gefecht. Die Kämpfe untertage laufen ähnlich wie die Scharmützel an der Oberfläche weitgehend automatisch ab. In üblicher Strategiemanier erteilen wir per Mausklick den Angriffsbefehl, den Rest erledigen unsere Schützlinge von allein. Was dabei richtig nervt: Zwar können wir die Imps auf einen bestimmten Gegner ansetzen, sie ignorieren solche Order aber regelmäßig und wechseln die Ziele dann dennoch. Und dabei sagen wir ihnen jeden morgen beim Frühstücksappell: "Ihr Imps. Wir Denker!"
 
Der Wuselfaktor fällt geringer aus als in vergleichbaren Titeln, da Arbeiter und Kämpfer nur wenige Animationen ausführen.
Zille 21 AAA-Gamer - - 26480 - 28. Februar 2013 - 20:50 #

Und was sagen wir immer wieder, wenn ein neuer Nachfolger im Geiste zu Dungeon Keeper 2 rauskommt? "Es hätte soooo schön werden können...!"

Deathsnake 20 Gold-Gamer - 22556 - 28. Februar 2013 - 20:59 #

War for the Overworld könnte den Fluch brechen. Selbst Peter Molyneux ist sehr begeistert was da eine Gruppe von Fans zusammenstellen. Sieht aus wie eine Kopie aber genau das wollen wir ja :D Dungeon Keeper HD und fertig.

Pomme 17 Shapeshifter - P - 8614 - 28. Februar 2013 - 23:33 #

Peter Molyneux ist immer begeistert. Das ist quasi seine Hauptfunktion, Begeisterung zu demonstrieren. ;-)

Kirkegard 20 Gold-Gamer - 21090 - 1. März 2013 - 8:08 #

Ja, da hast du Recht. Das grenzt schon ans Debile. Der könnte auch Teleshopping.

Zille 21 AAA-Gamer - - 26480 - 1. März 2013 - 15:51 #

"Siehst du das Sandy?! Siehst du das??!!!! Ist das nicht ein großartiges Dungeon-Spiel!?"

"Oh my God! Ja, du hast Recht! Es ist so unglaublich!!!"

...

Könnte ich mir gut vorstellen ;-)

Darth Spengler 18 Doppel-Voter - 9372 - 28. Februar 2013 - 23:18 #

Ich will es nicht wahrhaben :(

Ich muss es selber testen, vielleicht hat der Tester sich vertan ^^

warmalAnonymous2 (unregistriert) 28. Februar 2013 - 20:58 #

vernichtende wertung... schade.

Jamison Wolf 19 Megatalent - P - 14073 - 28. Februar 2013 - 21:00 #

Aaalso wer gerne was Buddeln möchte und nicht umbedingt DK1+2 mit Grobpixeln spielen will, dem kann ich nur "A Game of Dwarves" empfehlen. Kostet auch nur 9.99€ auf Steam (gab es auch beim Direktanbieter als Steam-Key für 4,99€ - ob das noch läuft, hab ich nicht geprüft).

Etwas gewöhnungsbedürftig, weil man da auch nach Oben und Unten graben kann, was heisst das man öfter mal mit der Kamera kämpft. Dafür ist freies Buddeln möglich inklusive verschönern des Interiors.

abc2030 14 Komm-Experte - 1849 - 3. März 2013 - 15:40 #

das spielt sich leider so zäh, als würde man selber ein loch ausbuddeln müssen

Chuck Morris 13 Koop-Gamer - 1887 - 28. Februar 2013 - 21:37 #

So schlecht? Schade.
Test fand ich aber gut.

Darkwolf 12 Trollwächter - 1143 - 28. Februar 2013 - 21:41 #

deckt sich ziemlich genau mit dem was man so im steam forum liest^^ schade das es wieder nix geworden ist mit einem "dungeon keeper 3"
meine letzte hoffnung ist jetzt noch War for the Overworld

Rüdiger Steidle Freier Redakteur - P - 17268 - 28. Februar 2013 - 21:53 #

Jupp, auf Overworld hoffe ich auch. Die ersten Infos lesen sich schon sehr vielversprechend.

Despair 17 Shapeshifter - 7556 - 28. Februar 2013 - 22:14 #

Schöner Test zu einem leider unschönen Spiel. Welcome back, Rüdiger! Können wir in Zukunft noch mehr Tests für GG erwarten?

Scando 24 Trolljäger - 54816 - 28. Februar 2013 - 22:26 #

Ich habe es mittlerweile auch einige Zeit trotz Speicherbugs gespielt. Und sooo schlecht ist es nun auch wieder nicht. Ich dafr nicht alles an das Meisterstück DK messen. Es gab schlechtere "Nachfolger" wie z.B. Dungeons.

Arno Nühm 18 Doppel-Voter - 9327 - 28. Februar 2013 - 22:29 #

Doofes Spiel - Schöner Test :-)
Würde mich sehr freuen, auf GamersGlobal.de mehr von Rüdiger zu lesen.
Weiter so *g*

Lorion 18 Doppel-Voter - P - 9383 - 28. Februar 2013 - 23:00 #

Kann mich dem Test nur anschliessen.

Die ersten 2-3 Level machen noch Spass, danach gehen einem die zufälligen Angriffe über die Heldenleitern und das immer gleiche Micromanagement nur noch auf den Senkel.

Effektiv läufts im späteren Spielverlauf darauf hinaus das man 5-10 Minuten das gegnerische Dungeon erkundet bis die Meldung kommt das neue Leitern erschienen sind. Zurück zum eigenen Dungeon scrollen, Leitern suchen, Squads hinteleportieren und versuchen soviele Leitern wie möglich wegzubekommen, danach die einfallenden Helden plätten. Für die gestorbenen Schergen neue beschwören, selbige in den Trainingsraum schicken, neue Ausrüstung kaufen, alle Mann zum Essen schicken da der Bonus in der Zeit verbraucht ist... dann wieder für 5-10 Minuten ins gegnerische Dungeon bis die nächste Leitermeldung kommt.

Das Ganze ist dabei auch in keinster Weise anspruchsvoll sondern einfach nur repetiv und nervig. Nach dem 6ten Level hats mir dann gereicht und ich habs deinstalliert...

sneaker23 17 Shapeshifter - - 7329 - 28. Februar 2013 - 23:23 #

Ein herzliches Willkommen an den Herrn Rüdiger Steidle!
Obwohl mich das Spiel nur am Rande interessiert, hab ich den Test sehr gerne gelesen.

Claus 31 Gamer-Veteran - - 421397 - 1. März 2013 - 9:18 #

Ditto, in allen Punkten (Willkommen / am Rande / gerne gelesen).

Green Yoshi 22 Motivator - P - 36174 - 1. März 2013 - 0:56 #

Schade um die vergeudete Entwicklungszeit. Ich spiel dann mal derweil Startopia, gab es letztens günstig bei GOG.

Rüdiger Steidle Freier Redakteur - P - 17268 - 1. März 2013 - 4:48 #

@Lorion, ich merke schon, ich hätte den Test auch sehr viel kürzer schreiben können. ;-) Das fasst den Spielablauf tatsächlich sehr gut zusammen. Impire geht eigentlich recht spaßig los, aber es macht sich dann sehr schnell Routine breit.

@All: Ja, es liegt durchaus im Bereich des Möglichen, dass von mir in Zukunft noch der eine oder andere Artikel bei GG zu lesen sein wird.

floppi 24 Trolljäger - P - 52608 - 1. März 2013 - 19:09 #

Das wäre schön Rüdiger, willkommen an Bord! Aber das Antworten auf Kommentare musst du dann noch brav üben. ;)

supersaidla 16 Übertalent - 4503 - 1. März 2013 - 8:33 #

schade...

keimschleim (unregistriert) 1. März 2013 - 8:34 #

Tja, muss ich wohl weiter auf einen würdigen Dungeon Keeper-Nachfolger warten.

pauly19 15 Kenner - 2957 - 1. März 2013 - 9:26 #

Wirklich schade.

Andreas 16 Übertalent - 4672 - 1. März 2013 - 10:26 #

Er öffnet das Hoffungslos...und...NIETE! :(

motherlode (unregistriert) 1. März 2013 - 14:31 #

Gamedesign in den Grenzen von 1995.

Zyankali (unregistriert) 1. März 2013 - 22:11 #

Das war bei dem Entwickler auch nicht anders zu erwarten. Cyanide hat in den letzten Jahren nur noch halbgare Spiele rausgebracht. Entweder ist es die Steuerung oder die Bugs. Die Grafik ist sowieso immer subpar.

Tassadar 17 Shapeshifter - 8161 - 2. März 2013 - 2:33 #

Korrektur:
-------------
effizientere Abwehranlagen anlagen können

jguillemont 25 Platin-Gamer - - 63400 - 2. März 2013 - 13:26 #

Hallo danke für den Test. War gut zu lesen. Schade, dass nichts mehr aus der Idee geworden ist.

jguillemont 25 Platin-Gamer - - 63400 - 2. März 2013 - 13:27 #

Warum kann ich das First 15 nicht anschauen? "Du hast nicht die nötigen Rechte, um diesen Inhalt aufzurufen."

Jörg Langer Chefredakteur - P - 468612 - 2. März 2013 - 20:03 #

Das hatte ich nicht live geschaltet, sorry! Mittlerweile geht es.

jguillemont 25 Platin-Gamer - - 63400 - 4. März 2013 - 12:07 #

Danke!