Das Runde muss über das Eckige

Virtua Tennis World Tour Test

Virtua Tennis 4 auf der Vita – das ist im Wesentlichen, was euch bei diesem Launch-Titel erwartet. Doch erstens ist das schon eine ganze Menge, zweitens interessierte uns, wie die Bedienungsoptionen des neuen Sony-Handhelds von einem der ersten Sportspiele genutzt werden. Tennis-Altstar Jörg Langer (Bezirksliga...) schwang das Racket.
Jörg Langer 18. Februar 2012 - 21:42 — vor 10 Jahren aktualisiert
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Alle Screenshots im Artikel stammen von GamersGlobal.

Virtua Tennis war schon immer der verrückte Jeanshosenträger unter den Tennisspielen. Und wer in den 80ern in gutbürgerlichen Tennisclubs sozialisiert wurde ("Runter vom Platz, du hast kein rein weißes T-Shirt an!"), weiß, dass dazu Mut gehört. Wo EAs Grand Slam Tennis oder 2K Games' Topspin-Serie immer realistischer wurden, baute Virtua Tennis mit seinen Minispielen, Regelsünden (zu Beginn zwei Gewinnspiele statt vier Gewinnsätze?!) und Ablenkungen konsequent den Verrücktheitsfaktor aus. Und findet seine Fans damit. Auf der Vita macht Virtua Tennis 4 World Tour praktisch alles so wie das "große" Virtua Tennis 4. Und das in sehr schöner Handheld-Grafik und mit entweder relativ klassischer Button-/Analogstickbedienung, Touchscreen-Bedienung oder einer Mischung aus beiden. Wie viel Spaß macht das mobile Tennis?

Brettspiel-Weltkarte Wie im "großen" Virtua Tennis 4 bewegt ihr euch im Hauptmodus, der World Tour, via "Tickets" auf einer brettspielartigen Karte umher. Das könnt ihr mit einem selbsterstellten Spieler machen, wobei ihr erst ein Foto von euch aufnehmt, dann recht umfangreich eicht und nachjustiert, damit es auf ein Kopfmodell passt und akkurate Mundbewegungen machen kann, und schließlich den Spieler in den üblichen Kategorien wie Haut- und Haarfarbe, Körperform und so weiter anpasst. Mit einiger Mühe werdet ihr es schaffen, tatsächlich so etwas wie euer Ebenbild antreten zu lassen (unser 5-Minuten-Versuch hat zumindest im weitesten Sinne Ähnlichkeiten mit dem Autoren).

 In der World Tour besucht ihr nacheinander vier Regionen, angefangen im asiatisch-pazifischen Raum. Mittels "Tickets" macht ihr pro Spieltag ein bis vier Schritte und versucht so, auf günstige Felder zu kommen. Da gibt es viele, die Minispiele triggern (Küken sammeln, Tontauben zerschießen, solche Sachen) und deren Bestehen euch Boni auf einige Attribute geben. Manche Felder schenken euch Sterne gegen Goldzahlung, auf anderen erholt sich eure Kondition, und wieder andere lösen Freundschaftsspiele oder kleinere Turniere aus. Durch geschickten Einsatz eurer Tickets (die ihr euch auf dem Feld "Managerbüro" auch dazukaufen könnt) landet ihr meist auf den Feldern, auf die ihr auch wollt. Zudem gibt es öfter mal alternative Wege nach dem Motto "länger, aber dafür mehr Trainingsmöglichkeiten".

Größere Turniere benötigen eine Mindest-Sternzahl zur Teilnahme, sie werden mit einen großen Stadion-Icon symbolisiert. Durch Fleiß und Können erspielt ihr euch immer mehr Sterne, steigt im Rating und dürft irgendwann in die Riege der Topspieler (bei denen ihr einige bekannte Namen wie Nadal oder Haas finden werdet) vorstoßen. Alles so, wie von der großen Variante gewohnt. Auch die zahlreichen anderen Modi wollen wir nicht einzeln vorstellen, sondern uns auf die Spezialitäten der Mobilfassung konzentrieren.

Gar nicht sooo schlecht getroffen oder? Der Autor im Spiel.
Was heißt hier Augmented Reality?Eine der neuesten Demos der WiiU besteht darin, den Display-Controller im Raum zu schwenken und dadurch stückweise diesen Raum zu sehen, als stünde man darin. Genau dieses Prinzip könnt ihr beim entsprechenden Spezialmodus VR-Match (unter "VT Apps") von Virtua Tennis 4 auf Vita nutzen und ein Freundschaftsspiel zwischen beliebigen der zwei Dutzend Spieler und Spielerinnen aus der Egosicht erleben. Je nachdem, wie ihr die Vita haltet oder schwenkt, seht ihr eine etwas andere Perspektive auf den Tennisplatz – wer will, guckt auch einfach weg vom Netz und damit Gegner. Zwei weitere VT Apps sind nicht erwähnenswert, die vierte aber schon: Hir spielen auf einem von oben gezeigten Tennis Court zwei Spieler gleichzeitig per Touchscreen gegeneinander, was überraschend gut klappt, aber natürlich nicht mit der normalen Spielerfahrung vergleichbar ist.

Schlagen mit und ohne TouchscreenDoch nun zum Wesentlichen: Wie spielt sich Virtua Tennis 4 auf der Vita? Ausgesprochen gut. Wobei wir mit der klassischen Steuerung via Buttons und Analogstick deutlich am besten zurechtgekommen sind; wer per Touchscreen sowohl den Spieler bewegt als auch schlagen lässt, bekommt leicht Knoten in die Finger. Besser funktionierte es, den Spieler per Analogstick zu bewegen und die Schläge per Touchscreen durchzuführen; nach etwas Übung gelangen uns halbwegs geplante Topspins, Slices oder Lobs nach links und rechts. Wer will, darf auch das Rückseiten-Touchpad aktivieren, das dann genauso funktioniert wie das vordere – aus unserer Sicht sehr verwirrend. Wir kehrten sowieso dankbar zur klassischen Steuerung zurück, sie gab uns die beste Kontrolle über das Geschehen.

Auf "einfach" werdet ihr kein Spiel verlieren, auf "Normal" sind die besseren Gegner bereits recht schwer zu knacken – wobei ihr eure Fähigkeiten immer weiter ausbaut und auch Spezialmanöver wie "Starker Volley" erlernt, was auch die Topspieler mit der Zeit besiegbar macht. Der höchste Schwierigkeitsgrad ist sehr anspruchsvoll. Im Vergleich zu anderen Tennisspielen fällt uns auf, dass es (abseits vom Aufschlag) eine echte Kunst ist, den Ball mal ins Aus zu dreschen oder ins Netz zu schlagen – Punkte verliert ihr fast ausschließlich dadurch, dass ihr den gegnerischen Ball nicht mehr retournieren könnt. Das war aber schon immer so bei Virtua Tennis, und stört nicht weiter. Wer in Kostümmatches mit Tennisschlägern im Halbmond-Layout und mit Zylinder antritt, darf an anderer Stelle keine authentische Simulation erwarten. Dennoch ähnelt das, was auf dem kleinen Vita-Bildschirm passiert, in den "ernsthaften" Matches echtem Tennis, auch führen ähnliche Strategien zum Erfolg. Zu guter Letzt sehen Plätze und Spieler sehr gut aus, die Stars wie Roger Federer könnt ihr gut erkennen.

Wenn sich die Leiste oben (hier: "Taktisch") gefüllt hat, dürft ihr eine Spezialfähigkeit auslösen, die oft den Punkt bringt.

Fazit: Schönes Vita-SportspielWir hatten doch einige Stunden großen Spaß mit Virtua Tennis 4 auf PSVita, es ist eine sehr saubere, sehr schön aussehende Umsetzung des von den großen Konsolen bekannten Tennisspiels aus 2011. Die Steuerung funktioniert insbesondere mit Buttons und Analogstick sehr präzise, wer will, kann sich aber auch per Touchscreen betätigen. Gerade aufgrund des Minispiels-Charakter inklusive standardmäßig ultrakurzen Matches eignet sich das Programm vortrefflich für den Zwischendurch-Zeitvertreib; genauso lässt sich aber auch mal eine Saison am Stück durchprügeln (sofern die Akkus halten, wir kamen auf netto vier Stunden Spielzeit mit einer Akkuladung bei Virtua Tennis 4).

Autor: Jörg Langer (GamersGlobal)

 Virtua Tennis 4 World Tour
Einstieg/Bedienung
  • Minispiele führen tatsächlich in bestimmte Bewegungen / Schläge ein
  • Auf "Leicht" sehr verzeihende Gegner, die gerne mal vom Ball weglaufen
  • Touchscreen-Bedienung könnte besser funktionieren
Spieltiefe/Balance
  • Minispiele sind je nach Sichtweise eine witzige Abwechslung...
  • Zahlreiche Modi inklusive "Virtual Reality"-Modus
  • Kampagne bietet einige Spielzeit, zumal man sie auch in der nächsthöheren Schwierigkeit nochmal mit Genuss spielen kann
  • Brettspiel-Aspekt ist nett
  • Steigerung der Fähigkeiten des Alter Egos sowie optische Individualisierung
  • .... oder eine gemeine Verballhornung des professionellen Tennissports
  • Langzeitmotivation durchwachsen, da das Spiel der KI-Gegner nicht sonderlich variiert
  • Keine Simulation, der Ball geht kaum mal ins Aus
Grafik/Technik
  • Lizenzierte Spieler gut erkennbar
  • Gute Animationen, detailreiche Grafik
  • Läuft ruckelfrei
  • Ladepausen könnten kürzer sein
Sound/Sprache
  • Passende Schlaggeräusche; Publikum raunt vor dem Matchball
  • Gute (aber seltene) Sprachausgabe
  • Weltkartenmusik wirkt dudelig
Multiplayer
  • Ad-Hoc-Modus für Freundschaftsspiele
  • Der eigene Avatar wird auch anderen Spielern gezeigt
  • Lustige Variante "Zwei an einem Bildschirm" in Top-down-Sicht
  • Keine echten Turniere möglich
  • World Tour nicht zu zweit möglich
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7.7
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3
Sega AM3
Sega
22.02.2012
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Jörg Langer 18. Februar 2012 - 21:42 — vor 10 Jahren aktualisiert
Jörg Langer Chefredakteur - P - 469822 - 18. Februar 2012 - 22:39 #

Viel Spaß beim Lesen!

Dr. Garry 12 Trollwächter - 831 - 18. Februar 2012 - 23:48 #

So viele Spiele mit einer 7.5 für die Vita. ^^

Martin Lisicki Redaktions-Praktikant - 40271 - 19. Februar 2012 - 21:21 #

die haben sich halt für den Launch ein paar bessere Sachen gesucht ;)