Test: Gelungene Mördersuche

Sherlock Holmes jagt Jack the Ripper Test

Ein offensichtlich wahnsinniger Mörder treibt sein Unwesen in den Gassen von London. Im Schutze der Dunkelheit meuchelt er Frauen auf grausamste Weise. Die Polizei ist rat- und planlos, jetzt kann nur noch Sherlock Holmes helfen. Gemeinsam mit Dr. Watson taucht ihr ab in die dunkle Welt der Armenviertel von London...
Alex Hassel 21. Dezember 2009 - 15:55 — vor 14 Jahren aktualisiert
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Wir schreiben den 31. August 1888. Zwei Streifenpolizisten entdecken im Londoner Stadteil Whitechapel die entstellte Leiche der Prostituierten Mary Ann Nichols. Vom Täter fehlt jede Spur. Und obwohl der Tatort in der Buck`s Row von Wohnhäusern gesäumt ist, gibt es keinen einzigen Zeugen für den Mord. Erschwerend kommt noch hinzu, dass die Polizei in den ärmeren Vierteln personell und materiell nur spärlich ausgerüstet ist. Es scheint, als ob der Mörder niemals zu fassen sein wird. Wenn da nicht ein gewisser Herr aus der Baker Street 221b wäre, dem schon in der Vergangenheit kein Fall zu knifflig und kein Rätsel zu schwer war.

Besagte Person ist schlank, hat eine Vorliebe für Tabakprodukte und spielt in seiner Freizeit leidenschaftlich gerne Violine. Und im Zusammenhang mit einem Kriminalfall noch viel wichtiger: Er ist intelligent und verfügt über eine bemerkenswerte Kombinationsgabe. Er vermag es außerdem, Indizien und Anhaltspunkte zu erkennen, die den ermittelnden Polizisten oft entgehen. Der Name dieses hochbegabten (aber leider vollkommen fiktiven) Detektivs: Sherlock Holmes.

Holmes und Watson ermitteln im dunkelsten Teil Londons. Nur am Tatort lassen sich wichtige Hinweise finden.


Fakt trifft auf Fiktion

Anders als Sherlock Holmes basiert die Figur des Jack the Ripper nicht auf fiktiven Erzählungen eines Schriftstellers. Die Taten des Serienmörders waren grausige Realität in den Straßen Londons im ausgehenden 19. Jahrhundert. Auf teils bestialische Weise ermordete der Täter mindestens fünf Frauen, die genaue Anzahl seiner Opfer lässt sich nur vermuten. Trotz intensiver Bemühungen der damaligen Polizei schaffte sie es nicht, den Mörder zu fassen oder seine Identität zu klären. Damit übt der Mythos Jack the Ripper bis heute einen morbiden Reiz aus. Wer war dieser Mann? Und was trieb ihn zu seinen Taten? Da ein Großteil der Ermittlungsunterlagen aus dieser Zeit verschwunden ist, stützt sich die "Ripper-Forschung" zu großen Teilen auf Vermutungen und Gerüchte. Die Liste der in Frage kommenden Täter ist so lang wie illuster: vom einfachen Metzger bis zum anerkannten Chirurgen, vom Landstreicher bis zum Mitglied des königlichen Hofes: Wer im Jahr 1888 einmal ein Messer in der Hand hielt, ist nicht davor gefeit, auch 120 Jahre später noch als potentieller Verdächtiger genannt zu werden.


So viel ist sicher: Ohne diesen Mythos hätten Schriftsteller und Filmemacher eines ihrer einflussreichsten Motive verloren. Hunderte von Büchern und Filmen befassen sich mit dem Mann, der sich vermutlich selber in einem Brief den Namen Jack the Ripper gegeben hat. Er wurde zu einem Prototyp  des medial inszenierten Serienmörders, dem fiktive Charaktere wie Norman Bates (Psycho) oder reale Bestien wie Ted Bundy folgten. Die Entwickler von Frogware Games nahmen sich der Thematik an und und stellen die spannende Frage, was wohl passieren würde, wenn einer der berühmtesten Detektive einen der berüchtigsten Verbrecher aller Zeiten jagen würde.

Noch Fragen, Watson? 

Wie wir alle wissen: Sherlock Holmes ermittelt nie allein. An seiner Seite befindet sich stets sein guter Freund Dr. Watson. Dieser ist zwar ein gebildeter Mann, fungiert aber meistens nur als Stichwortgeber für den Meisterdetektiv. Wie auch in den Büchern wird die Geschichte aus der Perspektive Watsons erzählt. Zwar wechseln wir im Spiel regelmäßig zwischen den beiden Personen, aber jedes der acht Kapitel beginnt wieder mit einer Einführung aus der Sicht des Doktors.

Der Ripper schlägt zu. Doch die Polizei tappt im Dunkeln.
Zu Beginn befinden wir uns in der Wohnung von Sherlock Holmes. Wir wurden darüber informiert, dass ein Mord im Stadtteil Whitechapel stattgefunden hat und Holmes kann sein Verlangen nicht unterdrücken, in dem Fall zu ermitteln. Unsere erste Aufgabe besteht darin, als Watson das Appartement zu erkunden und eine Stadtkarte von London zu finden. Wir haben hierbei die Wahl, ob wir das Spiel aus einer für Adventures typischen Third-Person-Ansicht spielen möchten, oder ob wir lieber in die Ego-Perspektive wechseln. Letztere Variante entpuppte sich im Test als die angenehmere, weil flottere Variante. In der klassischen Ansicht bewegen sich die Figuren recht behäbig durch die Bildschirme und man ertappt sich ein ums andere Mal, wie man aufgrund einer ungünstigen Kameraperspektive in die falsche Richtung steuert.

Die Rest der Steuerung folgt den Genre-Standards. Objekte untersuchen, aufheben und in das Inventar legen, kombinieren und benutzen sowie eine Hotspot-Anzeige, die manipulierbare Objekte oder Stellen markiert. Einzig bei Dialogen wählte Frogware eine umständliche Variante: Wenn ihr Personen einen Gegenstand geben oder darüber reden wollt, müsst ihr besagtes Objekt zunächst auswählen und aktivieren, um danach die Konversation zu starten. Machen wir dies nicht, können wir mit keiner der Dialogoptionen das Gespräch auf das Objekt lenken. Aber sei's drum, wir haben schnell die Stadtkarte gefunden und machen uns Richtung Whitechapel auf.

Die Polizei ist nicht besonders kooperativ, obwohl sie es selbst nicht schafft, den Mörder zu finden.

Die Straßen Londons

Sherlock Holmes jagt Jack the Ripper ist definitiv nicht die neue Grafikreferenz des Genres. Ungelenke Animationen, eckig wirkende Gliedmaßen, geringe Weitsicht und nahezu identisch aussehende Häuser. Wer nun einen Verriss befürchtet, dem geben wir hiermit Entwarnung. All diese optischen Mängel hatten wir nach kaum zehn Minuten erfolgreich verdrängt. Denn was das Spiel an grafischen Details einspart, macht es mit der bedrückenden Atmosphäre wieder wett. Die vernebelten Straßen von Whitechapel werden von Bettlern, Prostituierten und Arbeitern bevölkert, links und rechts zweigen schmale Gassen ab, der Dreck stapelt sich auf den Gehwegen. Whitechapel war zur Zeit der Ripper Morde kein ansehnliches Viertel mit einer hohen Lebensqualität -- und genauso wird es auch dargestellt.

Haben wir uns vom kleinen Grafik-Schock erholt, besinnen wir uns wieder auf den Mordfall. Bestimmt kann uns jemand von der lokalen Polizei genauere Informationen liefern! Also steuern wir zunächst das Revier an. Dank der zuvor eingesammelten Stadtkarte transportieren wir uns im weiteren Verlauf im Schnellverfahren an jeden bereits entdeckten Ort. Da Sherlock Holmes kein offizieller Ermittler ist, sondern lediglich als Berater hinzugezogen wird, sind unsere Einflussmöglichkeiten bei der Polizei eingeschränkt. Im Verlaufe des Gesprächs -- bei dem wir nur vorgegebene Themen abfragen und sonst keine Auswahlmöglichkeiten haben--, erfahren wir nur Andeutungen über Zeugenaussagen oder mögliche Verdächtige. Um exakte Informationen zu erhalten, müssen wir auf eigene Faust Untersuchungen anstellen. Unser nächstes Ziel ist daher die Buck`s Row. Dort wurde Mary Ann Nichols aufgefunden.

Ungewöhnliche Fälle erfordern ungewöhnliche Ermittlungsmethoden.

ichus 15 Kenner - 2987 - 22. Dezember 2009 - 14:49 #

Danke für den Test. Habe jetzt einen Kaufgrund mehr.

John of Gaunt 27 Spiele-Experte - 78508 - 22. Dezember 2009 - 14:55 #

Danke für diesen tollen Test. Ich überlege schon seit langem, ob ich mir das Spiel zulegen soll und bin jetzt fast komplett überzeugt. Nur der Preis... Lohnen sich den die 40€ für 10-12 Stunden oder sollte man eher auf eine Preissenkung warten?

hoschi 13 Koop-Gamer - 1631 - 22. Dezember 2009 - 15:18 #

Ich warte schon ewigkeiten drauf dass das Game endlich mal im Budget Bereich landet. 40€ sind mit irgendwie zuviel. 7.5 Punkte sind ein bisschen wenig für ein eigentlich gelungenes Adventure und das beste der SH-Reihe.

raumich 16 Übertalent - 4673 - 22. Dezember 2009 - 16:03 #

Der Test hat mich neugierig gemacht. Werde es mir gleich bei play.com ordern. 24 Euro sind ok für den Titel, denke ich.

hoschi 13 Koop-Gamer - 1631 - 23. Dezember 2009 - 12:19 #

ist das spiel eigentlich multilingual ? d.h. kann man eine englische version runterladen und dann auf deutsch spielen ? bei gamesload.com kostet das ding glaub ich nur 12,5€

keimschleim (unregistriert) 22. Dezember 2009 - 21:09 #

wenns billig wird, bist du mein!

Iceman 10 Kommunikator - 424 - 23. Dezember 2009 - 13:05 #

Ich habe Das Geheimnis des silbernen Ohrrings gespielt, sowie Jagt Arsène Lupin. Beides fantastische Spiele die nebenbei auch noch einiges an historischem Wissen vermitteln. Den Ripper werde ich auch noch jagen.

Houseputz (unregistriert) 26. Dezember 2009 - 17:04 #

Ich hab mir das Spiel nun auch mal besorgt. Mal sehn ob man da auch gescheid knobeln o. rätseln kann... ;)

Rubio The Cruel 12 Trollwächter - 1078 - 28. Dezember 2009 - 11:56 #

nur mal so kurz: es gibt mehr als vier speicherplaetze. es werden aber halt nur immer vier pro seite angezeigt...

McFareless 16 Übertalent - 5567 - 4. Januar 2010 - 5:46 #

Ich kaufe es dann in einem Jahr für 10€

Ganon 27 Spiele-Experte - - 83933 - 8. Januar 2010 - 13:21 #

Interessant, so einen ausführlichen Test zu dem Spiel habe ich bisher nicht gelesen. Klingt ja auch alles sehr vielversprchend, obwohl ich Krimi-Adventurs eigentlich nicht so besonders mag. Und zu viele Minispiele, wie Schiebepuzzles etc., mag ich in einem Adventure auch nicht. Das teil werde ich vielleicht al zum Budget-Preis kaufen, davor warten noch Machinarium und Runaway 3.

Alex Hassel 19 Megatalent - 17995 - 8. Januar 2010 - 14:47 #

Dann sei "gewarnt", auch Machinarium hat haufenweise Minispiele. ;-) Trotzdem solltest du es dir nicht entgehen lassen, genauso wie eben auch Sherlock Holmes nicht.

Anonymous (unregistriert) 2. Februar 2010 - 17:40 #

Ausser Minispielen gibt es in diesem Spiel so gut wie keine Rätsel. Man läuft nur durch die Gegend und unterhält sich mit irgendwelchen Personen. Ich kann die Euphorie des Testers leider nicht verstehen. Für mich ist das eines der schlechteren Adventures, die ich bisher gespielt habe. Kann es sein, dass es aus Deutschland kommt? Das deutsche "Rätseldesign" ist mMn erbärmlich, was man hier auch sieht. Es kommt weder an Lucasfilm/-arts, Telltale noch an Sierra herean.

Houseputz (unregistriert) 6. Februar 2010 - 15:10 #

Anonymous über mir hat Recht. Die 3 (erbärmlich leichten) Rätsel bringens nicht, und im Rest des Spiels rennt man nur rum (auf der Xbox 360 ruckelts dabei auch noch), und befragt irgendwelche Leute. Die Story ist schlecht erzählt, und die Spielmechanik ist grottig. Wenn jemand daran denkt sich das Spiel zu kaufen dann 1. für den PC und 2. als Budget-Titel