Test: Grundsolide Rundentaktik

Gary Grigsby’s War in the East Test

Ein wenig originelles Szenario, ein sperriges Regelwerk, außergewöhnlich hässliche Grafik und wenig ansehnliche Menüs: Nein, einen Preis für Schönheit oder Design wird War in the East sicherlich nicht gewinnen. Dafür finden unerschrockene Strategiefans damit nahrhaftes Futter für die anstehenden Herbst- und Winterabende.
Mick Schnelle 12. September 2011 - 16:31 — vor 12 Jahren aktualisiert
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Der Autor dieses Textes hat in seinem Leben schon den einen oder anderen Spieleentwickler getroffen, der sich getrost Legende nennen darf. Aber einer fehlt ihm noch auf seiner Liste: Gary Grigsby ist ihm seit beinahe 30 Jahren ein Begriff, obwohl er die meisten seiner Spiele nie gespielt hat. Das liegt daran, dass vor 25 Jahren Grigsbys ultrakomplexe Rundenstrategiespiele wie Kampfgruppe, Carrier Force oder War in Russia hierzulande nur für absurde Preise im Direktimport zu haben waren. Wer gibt schon 200 Mark für eine C64-Diskette mit Handbuch aus? Aber vielleicht ist es auch ganz gut so, Herrn Grigsby noch nicht kennengelernt zu haben, denn das erlaubt es, ihn sich als einen rauschbärtigen Mittelwestler vorzustellen, der in seinem Keller hockt und seinem Lieblingshobby frönt: Ultrakomplexe Rundenstrategiespiele zu entwickeln, und dabei alles was im letzten Vierteljahrhundert an technischen Innovationen erschienen ist, zu ignorieren. Und so bastelt Gary liebevoll vor sich hin und ab und zu ruft er seiner Frau zu: „Schatz, ich hab wieder was fertig“ Dann nimmt die Gute einen Packen 5,25 Zoll Disketten und versendet die in alle Welt, wo Garys Freunde schon auf neues Futter für ihren Apple II warten.

Die Ostfront im herausgezoomten Überblick. Hunderte Einheiten und noch wesentlich mehr Hexfelder.
Wüste an der Ostfront Der geneigte Leser verzeihe dem Verfasser diese zugegebenermaßen ein ganz klein wenig lästerliche Einleitung, aber genau dieses Bild hatte er vor Augen, als er Gary Grigsbys War in the East - The German-Soviet War 1941-1945 das erste Mal gestartet hatte. Die Installation von CD dauerte ein Weilchen, weil der Autostarter ungefragt erst mal etliche Files entpackt. Dann aber war es soweit, die Spannung stieg und ein 4:3-Windowsfenster poppte auf! Darauf zu sehen: eine Karte aus Myriaden von Hexfeldern, die die Ostfront zwischen 1941 und 1945 symbolisiert. Von der Unzahl an Countern, die die Einheiten mit NATO-Piktogrammen darstellen, ganz zu schweigen.

Tja, da schluckt selbst der abgebrühteste Rundenstratege erstmal, wühlt in der Packung und zieht das rund 130-seitige gedruckte Handbuch zu Rate. Das wiederum empfiehlt dem Ratsuchenden, das auf der CD beigefügte Tutorialhandbuch zu studieren. Also setzen wir schon mal Teewasser auf und führen wir uns den Wälzer zu Gemüte. Der ist allerdings nur auf Englisch verfasst und verliert sich schnell in unnötigen Details und Menübeschreibungen. Zwischen zahlreichen Tabellen, ellenlangen Infotexten und Querverweisen -- und trotz beigefügtem Übungsszenario -- waren wir jedenfalls nicht viel schlauer als zuvor.

Langsam schien unsere eingebildete Freundschaft zu Gary zu schwinden. Doch wer sich seinerzeit auch vom komplett japanisch gehaltenen Advanced Military Commander auf dem Mega Drive nicht abschrecken ließ, der weicht auch einem Gary Grigsby nicht! Ums kurz zu machen: Gut drei Tage später, etlichen größtenteils verlorenen Schlachten und Momenten, in denen uns der Vorrat an Schimpfwörtern auszugehen drohte, da endlich öffnete der War in the East auch für uns seine Pforten. Wir begannen Gary Grigsbys Spiel zu verstehen, konnten die maue Grafik ignorieren (es muss der Gewöhnungseffekt sein, von dem auch U-Boot-Mannschaften hinsichtlich der starken Gerüche an Bord berichten) und störten uns nicht mal mehr an dem belanglosen Orchestergedudel.
Die Ergebnisse der Schlachten werden Zug um Zug ausgewürfelt und in dem hässlichen blauen Textfenster oben Einheit für Einheit angezeigt. Man kann das aber auch überspringen, weiß dann aber natürlich nicht mehr genau, was so passiert ist.

Punkt für Punkt zum SiegWar in the East ist im Grunde ein klassisches Rundenstrategie-Spiel. Der Titel verrät es: Es geht um Krieg an der Ostfront der Jahre 1941 bis 1945, zwischen Erzgebirge und Ural. Was muss der GamersGlobal-Stratege machen, um zu gewinnen? Das ist nicht ganz so schnell erklärt. In den mitgelieferten acht "kleineren" Szenarien, die allesamt an echte Operationen angelehnt sind (etwa Fall Blau, Marsch auf Kiew, Leningrad oder Moskau) geht es darum, vorher definierte Siegpunkte -- meistens handelt es sich um Städte -- einzunehmen und zu halten. Wer die meisten Punkte hat, gewinnt.

Anders geht es in der großen Kampagne, dem Unternehmen Barbarossa zu, sprich dem Angriff auf die Sowjetunion. Das war der bis dato größte Feldzug in der Kriegsgeschichte, allein die angreifenden Deutschen führten zu Beginn der Kampagne mehr als vier Millionen Soldaten, rund 4.000 Panzer und 3.000 Flugzeuge ins Gefecht. Und bei der Hauptkampagne von War in the East haben wir das ernsthafte Gefühl, jeden einzelnen Soldaten einzeln zu steuern, so viele Icons, die ganze Truppenteile symbolisieren, sind auf der riesenhaften Karte verteilt. Bei Unternehmen Barbarossa gibt es keinerlei feste Siegpunkte. Stattdessen berechnet die CPU die Punkte nach den eroberten Städten. Wenn die deu
Anzeigen/v
tsche Seite eine bestimmte Zahl erobert hat oder zumindest zum Zeitpunkt X wichtige Punkte hält, hat sie gewonnen. Die Russen siegen, sobald sie größere Teile der Karte eingenommen haben -- und natürlich Berlin.

Dass die Hauptkampagne derart epische Ausmaße annimmt, liegt auch daran, dass jedes Hexfeld gerade mal eine Kantenlänge von 10 Meilen repräsentiert. Ein weites Feld für hunderte Einheiten jeder Art, die sich auf der Karte bis zu den Ausläufern des Ural tummeln. Allein, um einen ersten Überblick zu erlangen, müsst ihr locker einige Stündchen investieren, wenn ihr das Szenario erstmals erforscht. Achsenmächte und Sowjetarmee ziehen abwechselnd, ihr könnt beide Seiten übernehmen. Es ist übrigens egal, ob eine Einheit bereits gezogen hat, und dann eine zweite: Solange die erste noch ausreichend Bewegungspunkte hat, kann sie (beziehungsweise der ganze Einheitenstapel) jederzeit weiterbewegt werden. Das ist spannend, weil zwischendurch auch Angriffe stattfinden können. Wer mag zieht also Trupp A, wartet, wie danach Trupp B im Angriff abschneidet, um dann erneut mit A zuschlagen zu können, oder den Gegner einzukesseln oder was auch immer.
Manche Menüs wie den Wetterbericht findet man erst nach zig Partien. Andererseits braucht man die Infos anfangs nicht.
Andreas 16 Übertalent - 4672 - 12. September 2011 - 17:38 #

Danke, Mick, für diesen Test. Grafisch ist ja nicht soviel zu sehen, von daher auch danke für deine gute Schreibe die einem die Komplexität näher bringt. Kann man echt nur im Windowmode spielen, gibt es wirklich keinen Fullscreen?

Mick Schnelle Freier Redakteur - 7940 - 12. September 2011 - 17:53 #

ja, kein Vollbildmodus...

DerStudti 12 Trollwächter - 929 - 13. September 2011 - 1:10 #

Bei WITPAE funktioniert es, eine Verknüpfung zur exe mit diesen Parametern zu erstellen:

"X:\...\War in the Pacific Admiral Edition.exe" -f -px1280 –py960

Das -f löste den Vollbildmodus aus und -px bzw. -py definierten die Auflösung (in diesem Fall für meine alte Röhre).

Vielleicht klappt das mit WITE auch.

Flopper 15 Kenner - 3665 - 12. September 2011 - 17:44 #

Respekt für soviel Geduld, sich in so ein Spiel reinzufuchsen. Da ist mir Echtzeit-Strategie lieber. Mich würde mal die Verkaufszahlen für so ein Spiel interessieren. Gibt es da große Communitys zu?

Zockeredwin 15 Kenner - 3152 - 12. September 2011 - 17:47 #

Die Community ist nicht riesig aber wohl größer als manch einer denkt. Die Foren bei Slitherine und Matrix sind sehr gut besucht und bei solchen "Toptiteln" findet man ohne Probleme Gegner für PBEM.

Zockeredwin 15 Kenner - 3152 - 12. September 2011 - 17:47 #

Nein, einen Fullscreen-Mode gibt es wirklich nicht, aber so viel Platz nehmen die Menüleisten ja auch nicht ein...

Mick Schnelle Freier Redakteur - 7940 - 12. September 2011 - 17:52 #

ehrlich gesagt, das ist in fast zwanzig Dienstjahren und über 30 Jahren aktivem Spielen das erste Spiel, das sowas nicht hat. Wäre doch wirklich nicht zuviel verlagt, vor allem, weil so die Seitenverhältnisse beim Umrechnen von 4:3 auf 16 : 9 oder 16 : 10 nicht ganz korrekt umgerechnet werden...

Zockeredwin 15 Kenner - 3152 - 12. September 2011 - 18:07 #

Das mit der "falschen" Umrechung war mir nicht bewusst.

Balberoy 11 Forenversteher - 814 - 12. September 2011 - 18:08 #

Nach ner 6,5 für Warhammer Space Marine hier 7 Punkte zu geben?

Ihr habt dochn den Schuss nicht gehört.

Aber Space Marine u.a. wegen wenig schicker Grafik reinreiten...
ne is klar.

Hier isses nicht wichtig, bei nem Shooter aber, wo der gewählte Grafikstil super stimmig ist, da haut ihr in die Bewertungskerbe...

haZzeeM 11 Forenversteher - 691 - 12. September 2011 - 18:21 #

Lass mich raten, du hast nicht einen Satz vom Test hier gelesen?
Am besten wir bashen nun jede Wertung eines Nicht AAA-Titels, welches höhere Wertungen einsackt.

Jörg Langer Chefredakteur - P - 469794 - 12. September 2011 - 18:37 #

Den Schuss hast eher du nicht gehört. Space Marine hat seine Wertung vor allem wegen der Langeweile erhalten, die sich bei uns beim Spielen nach kurzer Zeit eingestellt hat. Davon kann bei War in the East keine Rede sein -- wenn man sich die Mühe macht, sich in das Spiel einzuarbeiten. Völlig andere Baustelle.

Mick Schnelle Freier Redakteur - 7940 - 12. September 2011 - 18:41 #

hiermit versichere ich an Eidesstatt, dass im ganzen War in the East kein einziger Schuss fällt... zumindest keiner, den man hören kann... Also kann ich den unmöglich überhört haben.

Niemand (unregistriert) 12. September 2011 - 19:53 #

Also man kann doch Shooter und Strategie Spiele nicht einfach so vergleichen, da sind einfach die Schwerpunkte ganz andere! Ein Shooter lebt einfach zu einem großen teil durch das "Mittendringefühl", und das wird eben primär durch die Grafik vermittelt.

@GM

Schöner Test! Selten das sich Redakteure mal die Zeit nehmen sich wirklich mit komplexeren Spielen auseinanderzusetzen!

Truffe 17 Shapeshifter - - 6729 - 12. September 2011 - 18:23 #

Super Test Mick.
Wenn es erlaubt ist hier mal eine Seite mit einem Grafik Mod fürs Spiel.
http://www.designmodproject.de/forum/viewforum.php?f=1831

Balberoy du kannst Space Marine und dieses Spiel nicht vergleichen.

Exocius 17 Shapeshifter - 7534 - 12. September 2011 - 18:48 #

Danke für den schönen Test Mick.
Finde es super das immerhin das ein oder andere Rundenstrategiespiel noch den Weg auf den Bildschirm findet.
Werde mir allerdings erst einmal Panzer Corps gönnen, War in the East scheint mir doch zu schwergewichtig.

Cloud (unregistriert) 13. September 2011 - 10:07 #

Zustimmung zu allen Punkten :-)

Frohgemuet 15 Kenner - - 3920 - 12. September 2011 - 18:52 #

Schöner Test. Hab mir schon gedacht, dass das Spiel "so" wird.
Wird nur noch Zeit, dass die Feldpost mit meiner Kopie endlich ankommt!

Claus 31 Gamer-Veteran - - 421619 - 12. September 2011 - 19:02 #

Vielen Dank für den Test.

Ich bin wirklich sehr glücklich, dass auf GamersGlobal so umfassend und fundiert getestet wird.

Grade Gary Grigsby Titel sind seit Anbeginn der Zeit ARBEIT beim Einstieg.
Wenn man die Todesphase (ein bis zwei Tage) aber übersteht, dann geht bei seinen Titeln in der Regel wirklich der Wunsch eines jeden Westentaschen-Strategen auf.

Bei einem der Vor-Vorgänger (die von Matrix renovierte Version von SSIs War in the Pacific) habe ich drei oder vier Anläufe gebraucht, bis ich a) das Spiel verstanden habe und b) das Spiel weiterspielen wollte.

Aber danach, da war das bei aller Arbeit, die die Bedienung und das Befehlen der Trilliarden Einheiten mit sich bringt, mit Abstand das beste Strategie-Spiel, dass ich je gespielt hatte.

Ich hatte damals dann sogar angefangen, die Kampfergebnisse in Excel-Listen mitzuplotten um dann eigene Verluststatistiken etc. damit zu erstellen.

Schöne Erinnerungen. Besonders beindruckt war ich damals auch davon, dass ein General (oder war es ein Admiral? Ach, egal), dem ich einer Einheit oder einem Einheitenverband zugeordnet hatte, nach einem gegnerischen -strategischen- Bombenangriff auf die Stadt, in der sich sein Hauptquartier befand (also kein Angriff auf die Einheit) sich dann anschließend unter den zivilen Opfern befand, die der Angriff neben der Zertörung von Industriepunkten ebenfalls mit sich brachte.
Der General war nach einer kurzen Meldung dann anschließend aus dem Spiel ausgeschieden. Life is a bitch, and than you die, sozusagem.
Sehr Beeindruckend, wenn man soviel Möglichkeiten in einem Spiel entdeckt.
Man möge den obigen Text bitte nicht missverstehen oder falsch interpretieren, bei aller Begeisterung über die Spieltiefe finde ich Krieg, zivile Bombentote etc. natürlich einfach nur entsetzlich.

Langer (haha!) Rede kurzer Sinn:
vielen Dank für Tests von hochkomplexen Spielen, vielen Dank für Tests von hervorragenden Fachjournalisten, vielen Dank für dieses wunderschöne Rundenstrage-Zuhause hier!

Zockeredwin 15 Kenner - 3152 - 12. September 2011 - 19:05 #

Oh ja das wunderbare "War in the Pacific". Ich bin noch in "Phase" a) das Spiel verstehen lernen :)

firtz1970 (unregistriert) 12. September 2011 - 19:37 #

Auch ich bedanke mich für diesen tollen Test und bin froh, dass auf GG auch solche Strategie Schwergewichte getestet werden.
Ich freue mich auf den neuen Grigsby:-)

Hatte auch schon Kampfgruppe und Panzer Strike auf den C64, lang lang ists her... ;-)

Ganesh 16 Übertalent - 5116 - 12. September 2011 - 19:44 #

"Darauf zu sehen: eine Karte aus Myriaden von Hexfeldern, die die Ostfront zwischen 1941 und 1945 symbolisiert. Von der Unzahl an Countern, die die Einheiten mit NATO-Piktogrammen darstellen, ganz zu schweigen."
Die NATO an der Ostfront? Irgendwas ist da schief gelaufen... :)

Baran 12 Trollwächter - 826 - 12. September 2011 - 20:18 #

Jein. Das Spiel verwendet für die Einheiten die "Taktischen Zeichen" basierend auf dem NATO-Standard für "Taktische Zeichen".

Frohgemuet 15 Kenner - - 3920 - 12. September 2011 - 21:10 #

Im Forum zum Spiel gibts allerdings auch Mods um die deutschen taktischen Zeichen von damals (nur leider kenn ich die mal gar nicht) einzubauen.

Claus 31 Gamer-Veteran - - 421619 - 12. September 2011 - 21:21 #

Oh, uh, hier, hier!

Ich hab noch was zum Klugscheißern:

das Programm ist eigentlich bereits der vierte Aufguss eines mittlerweile 17 Jahre alten Titels:

1984 "War in Russia" (SSI, tanzt vor Freude mit stolzgeschwellter Hähnchenbrust, und ni-hi-icht SSG)
kuckst du hier: http://www.strategiespiele.de/gal/galrus.html
1990 "Second Front" (SSI)
kuckst du dort: http://www.mobygames.com/game/second-front-germany-turns-east
1993 "War in Russia" (SSI)
kuckst du da: http://www.strategiespiele.de/geo00/h3l/warrus.html
2000 "War in Russia: Matrix Edition" (Matrix Games)
kuckst du mal: http://www.matrixgames.com/products/236/details/War.in.Russia:.Matrix.Edition
2011 "War in the East" (Matrix Game"

Da passt das von Mick Schnelle beschriebene Bild vom Keller-Grigsby eigentlich doch sehr gut. Das weckt gradezu instinktiv Erinnerungen an diverse Gary LARSON Cartoons: die Ehefrau, die mit frischen Disketten auf der Anrichteplatte die Kellertreppe herunterpurzelt, während knapp darunter Gary Grigsby mit dem Rücken zur Treppe wild den Sturz eines hässlichen Diktators programmiert.
:)

Mick Schnelle Freier Redakteur - 7940 - 12. September 2011 - 21:45 #

das erinnert mich daran, wie ich vor über zehn Jahren mal mit Chuck Kroegel über zwei Stunden lang rumdiskutiert habe, dass Angreifen mehr Spaß als Verteidigen macht und unser Redaktionshund (Daisy, die jetzt sicherlich im Hundehimmel ist) ihm dabei die Finger ableckte...

Claus 31 Gamer-Veteran - - 421619 - 12. September 2011 - 22:13 #

Schöne Erinnerung. Da wäre ich (in sicherer Entfernung zu Daisy) auch gerne bei gewesen.
Seufz.

Jörg Langer Chefredakteur - P - 469794 - 12. September 2011 - 22:39 #

Hier liegt eine Titel-Überschneidung vor. Ich kann mich noch sehr gut an das erste War in Russia erinnern, das muss ca. 1984/85 gewesen sein. Es war definitiv von SSG. Es verwendete dasselbe Grundprinzip bei der Bedienung wie der Firmen-Vorgänger Reach for the Stars. Man konnte trotz Hexfeldsystem seine Armeen nicht direkt befehligen, sondern ihnen nur Zielstädte vorgeben und hoffen, dass sie es dorthin schaffen (Armee war die kleinste Einheit, darüber kam das Korps, darüber war man schon bei der Heeresgruppe. Divisionen tauchten nur als Zahl auf, quasi als Hitpoints der Armeen). Man konnte bereits Gegner von mehreren Hexfeldern aus gleichzeitig angreifen lassen; überhaupt gab es eine Planungs- und dann die Ausführungsphase, letztere spulte die Bewegungen und Angriffe beider Seiten gleichzeitig ab. Ich habe das Original noch irgendwo, das naturalistisch gezeichnete Cover zeigte einen deutschen Panzer mit, glaube ich, zwei Panzerfahrern vor weiter russischer Ebene.

Gary Grigsby aber hatte mit diesem Spiel nichts zu tun, das war meiner Erinnerung nach von Roger Keating und Ian Trout.

Mick Schnelle Freier Redakteur - 7940 - 12. September 2011 - 23:29 #

mein erstes Spiel von SSG war Halls of Montezuma für den C64. Die hatten damals tatsächlich einen offiziellen Vertrieb in Deutschland, weshalb es "nur" 50 Mark kostete. War so weit ich weiß auch von Keating und Trout
Man möge mich korrigieren, aber ich glaube das waren wirklich so rauschebärtige Entwickler... zumindest damals...

Claus 31 Gamer-Veteran - - 421619 - 13. September 2011 - 1:14 #

Könnte es sich dabei um dieses 1987 erschienene Spiel namens
Russia - The Great War in the East 1941-1945 handelt:
http://www.gb64.com/game.php?id=6527&d=42&h=0
Das wäre dann von Roger Keating und Ian Trout.

Dem Gegenüber stände dann das von mir erwähnte War in Russia, welches (wenn man der Quelle denn Glauben kann) aus dem Jahr 1984, dem Hause SSI und von Herrn Grigsby stammt:
http://www.strategiespiele.de/gal/galrus.html

edit:

der Hinweis auf das gezeichnete Cover erklärt es dann:
http://image.gamespotcdn.net/gamespot/images/bigboxshots/8/916988_41035_front.jpg

der SSG Titel heißt also "Russia - The Great War in the East 1941-1945", während nur SSI ein bzw. mehrere Versionen von "War in Russia herausgebracht hat.

Ist aber erschreckend, wie schlecht die 80er Jahre im Netz protokolliert sind. Eine komplette Übersicht aller SSG oder SSI Titel zu erstellen ist offenbar die Aufgabe einer kommenden Generation, unsere hat es bislang (oder nicht mehr) hinbekommen.

Jörg Langer Chefredakteur - P - 469794 - 13. September 2011 - 9:23 #

Ja genau, war also ein Erinnerungsfehler bei mir, was den Titel anbelangt.

An das Cover habe ich mich noch sehr gut erinnert, wie ich finde -- gar keine schlechte Leistung nach über 20 Jahren... :-)

partykiller 17 Shapeshifter - 7410 - 13. September 2011 - 1:34 #

Das erste War in Russia scheint aber wirklich von SSI zu sein, sogar 1983/84 rum, das taucht auch in sehr alten SSI Katalogen auf.
Hier der Covershot dazu:
http://www.elisoftware.org/index.php?title=War_In_Russia_%28Apple_II,_5_1/4%22_Disk%29_Strategic_Simulations,_Inc._-_1984_USA,_Canada_Release

Es gibt aber ein paar Jahre später was von SSG, das nennt sich
Russia - The Great War in the East 1941-45
http://www.lemon64.com/?mainurl=http%3A//www.lemon64.com/games/details.php%3FID%3D3251

ups: ich sehe schon, es hat sich bereits geklärt.

Es wundert mich ein wenig, dass es mit den SSI Spielen so Verwechslungen gibt, das kann hier nur am Titel liegen. Die Spiele sind auch jetzt noch auf eBay in schöner Regelmäßigkeit zu bekommen, und anhand der verschiedenen Produkt-Prospekte aus den SSI Spielen kann man die gesamte Titelvielfalt recht gut herauslesen, nur die ganz frühen Werke dürften noch Probleme bereiten, die sind nicht so leicht zu ergattern. Damals liefen einige noch unter dem Label "Rapid Fire", das sind dann Sachen von 1982 und 1983.

Und es stimmt, was Mick Schnelle schreibt. Ich erinnere mich noch gut an die alten Spielehefte, in denen Werbung für die SSI Games gemacht wurde. Das legendäre "Kampfgruppe" lag bei ca 170 DM wie einige andere SSI Titel auch.
Ich war heilfroh, dass sich das in der heutigen Zeit stark relativiert hat, diese Titel sind doch um einiges günstiger zu bekommen in der Zwischenzeit. Die Welt ist halt doch ein wenig zusammengerückt.

Claus 31 Gamer-Veteran - - 421619 - 13. September 2011 - 18:46 #

Matrix Games will für das Programm auch immer noch stolze 80 Dollar.
Wenn man das mal umrechnet in DM ...

PCEumel 13 Koop-Gamer - 1436 - 12. September 2011 - 21:35 #

Puh, das sieht staubtrocken und nach "vom Freak für Freaks" aus ^^. Da hätte ich wahrscheinlich niemals die Geduld für. Aber schön, das sowas in der heutigen Zeit immer noch veröffentlicht wird.

Gravian 10 Kommunikator - 497 - 13. September 2011 - 13:14 #

Das sehe ich auch so. Lieber ein paar Spiele, die eine ganz bestimmte Zielgruppe für lange Zeit unterhalten, als dieser ganze Einheitsbrei, der niemanden wirklich noch (lange) begeistert!

Retrofrank 11 Forenversteher - 800 - 12. September 2011 - 22:36 #

Ich glaube nicht,daß ich mich in hundert Jahren an diesen Titel herantrauen würde,aber ich finde es schön zu wissen,das es noch knorrige Enthusiasten gibt,die so etwas weit jehnseits vom Massengeschmack programmieren.
Sozusagen das komplette Gegenteil eines EA-Spieles.

Gratulation auch zu dem Test,der immer wieder klar darstellt,daß dieser Titel sich einer klassischen Wertung entzieht und das Mick Schnelle noch ein echter Redakteurs-Veteran mit Herzblut ist.
Ein besserer Gegenentwurf zu den Beschwerden von Christian Schmidt konnte ihm kaum gelingen.

Christoph 18 Doppel-Voter - P - 10233 - 12. September 2011 - 22:47 #

Schön, daß dieses Spiel hier getestet wird. Auch wenn mir Panzer Corps völlig ausreicht (davon bin ich allerdings hingerissen!), ist es gut, daß es dieses Spiel gibt und daß es hier so ein Forum bekommt. Hoffentlich wirst Du nach Stunden bezahlt, Mick ;-)

El Cid 13 Koop-Gamer - 1784 - 13. September 2011 - 18:11 #

Gibts Panzer Corps eigentlich auf Deutsch? Wenn ja, würde ich es mir auch mal angucken, auf Englisch ist mir das dann doch zuviel.

Cloud (unregistriert) 13. September 2011 - 19:33 #

Nein, das gibt's nur auf Englisch.

El Cid 13 Koop-Gamer - 1784 - 13. September 2011 - 19:40 #

Na dann ists wohl leider nichts für mich, wenn das eh schon so kompliziert ist, will ich die Texte gerne auf Deutsch haben.

Karsten Scholz Freier Redakteur - 15195 - 12. September 2011 - 22:55 #

Kein Spiel für mich, aber perfekt für einen Mick-Schnelle-Test :-)

volcatius (unregistriert) 12. September 2011 - 23:09 #

Schöner Test. Was neuzeitliche Menüs und Komfort angeht, hätte man sich bei Panzer Corps einiges abgucken können.

Wie lang ist denn die Zugdauer?
Ich kann mich noch an Eastern Front aus den späten 90ern erinnern, da brauchte ein Zug der KI 10 oder 20 Minuten und wurde fast unspielbar.

Mick Schnelle Freier Redakteur - 7940 - 12. September 2011 - 23:33 #

etwas schneller ist es schon. Allerdings, wenn du die Infooption auf volle Details stellst und du alles in Ruhe mitliest, kann es hier auch schon mal ein halbes Stündchen dauern, bis alles durch ist. Wers überspringt, braucht nur ein paar Minuten, muss aber dann viel Zeit darin ivestieren "per Hand" nachzugucken, was wann wo genau passiert ist. Alles in allem nix für unruhige Geister.

Rustikof 11 Forenversteher - 790 - 12. September 2011 - 23:13 #

Danke für den tollen Test! Gern gelesen, allerdings ist das leider doch nichts für mich, obwohl ich auf Rundenstrategie im 2WK stehe.
Mir reicht da aber Hearts of Iron 2&3 voll und ganz, noch komplexer brauch ich es nicht ;)

Sciron 20 Gold-Gamer - 24182 - 12. September 2011 - 23:23 #

Das ist wohl ein klassisches Spiel für die einsame Insel. Wäre mir persönlich aber dann doch etwas zu trocken. Ich war ja teilweise schon mit "History Line 1914-18" etwas überfordert. Könnte aber auch daran gelegen haben, dass auf dem A500 jede gegnerische Zug-Phase ne gefühlte halbe Stunde gedauert hat. Das hat meine jugendliche Ungeduld dann doch nicht verkraftet.

Severian 18 Doppel-Voter - - 10850 - 12. September 2011 - 23:29 #

Schöner Test. Auch sehr gut, dass mal abseits vom Mainstream Spiele getestet werden. Für mich ist das Spiel allerdings nix. Meine (Un-)Geduld würde dafür nie und nimmer ausreichen.

Sensei 10 Kommunikator - 408 - 13. September 2011 - 5:55 #

@Mike: Kann es sein, dass du dem "lieben Christian Schmidt" am Ende doch auf dem Leim gegangen bist?

- Auf welchem Abstraktionsgrad findet das Spiel statt: Batallion, Regiment, Division?
- Wie steht dieses Spiel im Verhältnis zu anderen Genrevertretern da? Was macht es besser, was schlechter, was ist ganz anders?
- Gibt es Diplomatie, Spionage, FoW. Wenigstens der Nachschub wurde ja genannt. Wie detaliert ist das Bau- und Verstärkungssystem?

Es ist ja schön, dass du auch neulingen das Gefühl beschreibst, dass sie beim Spielen/Erlernen eines komplexen Strategiespiels ergibt, aber für die eigentlichen Interressenten und Zielgruppe steckt in dem Test leider viel zu wenig handfeste Information.
Aber naja, dann Informieren wir uns halt wo anders tiefgründiger ;)

Christoph 18 Doppel-Voter - P - 10233 - 13. September 2011 - 6:51 #

Ich finde, wir sollten mit dem Öl-ins-Feuer-Gießen jetzt einfach alle wieder aufhören.

Mick Schnelle Freier Redakteur - 7940 - 13. September 2011 - 8:33 #

ah, jemand der mehr wissen möchte. Also gut: a) Es handelt sich meist um Divisionen, kann aber auch mal auf Regimentsebene gehen.
b) Was War in the East auszeichnet ist die sehr glaubhafte Simulation eines Feldzugs. Das liegt zum großen Teil (wie im Test erwähnt) am Nachschubsystem, der über Hauptquartiere und Bahnlinien läuft. Je weiter weg von der Bahnlinie, desto länger dauert es. Deswegen gibt es keine Hurra-Sturmangriffe übe die gesamte Ostfront hinweg, sondern nur überlegtes Vorgehen, anhand der logistischen Möglichkeiten. Beinahe einzigartig ist die halbautomatische Verwaltung sämtlicher Operationen, wie etwa auch der Luftangriffe, die die CPU verwaltet ohne das zutun der Spieler. Wer will kann aber natürlich auch per Hand Bombardements anfordern.
c) Nix Diplomatie, eine Mini-Schadenslogistik und Verstärkungssystem, indem etwa beschädigte Einheiten nach und nach wieder automatisch repariert werden und der Truppenbestand auch wieder aufgefüllt wird. Gerade auf deutscher Seite gibt es im Spielverlauf auch immer wieder automatisch erscheinende Verstärlung. Kriegsnebel gibt es, kann aber deaktiviert werden.
So, ich hoffe das hilft dir. Ich bin übrigens nirgendwo drauf reingefallen. Nur muss man in einem 2-Seitenartikel eben schon drauf achten, nicht beliebig Details aufzuzählen, denn, und da hat der Kollege Schmidt übrigens völlig recht: Ein Spieletest ist nicht der Ersatz fürs Handbuch, man muss sich schon auf das Wichtige konzentrieren. Mir war wichtig den Geist des Spiels rüberzubringen statt irgendwelcher Detaildetails, damit jeder weiß, was ihn erwartet.

Zille 21 AAA-Gamer - - 26486 - 13. September 2011 - 9:30 #

Was dir auch sehr gut gelungen ist. Es stimmt sicher, dass gerade so ein Titel schier unendliche Möglichkeiten für Detailberichterstattung mit sich bringt, aber für den Großteil der Leser wäre das sicher eher ein Grund, den Test nicht ganz zu lesen. Letztlich kommt es ja auch immer auf die Zielgruppe an - und da scheine ich drin gewesen zu sein. ;-)

Zaunpfahl 19 Megatalent - 17564 - 18. September 2011 - 15:40 #

"Mir war wichtig den Geist des Spiels rüberzubringen statt irgendwelcher Detaildetails, damit jeder weiß, was ihn erwartet."

Und das ist dir auch bestens gelungen, habe den Test interessiert und amüsiert gelesen, weiß nun das ich sowas niemals spielen werde, aber bin trotzdem fasziniert das es sowas gibt und immer noch Fans findet. Und selbige werden auch andere Informationsquellen für das Genre kennen wo noch mehr auf solche Detail Fragen eingegangen wird.

neoghoul (unregistriert) 13. September 2011 - 14:30 #

Da freut sich doch der Kriegstreiber in mir!:-)
Das Spiel sollte die Wartezeit, bis das Map-Project, Darkest Hour zu Arsenal of Democracy, fertig ist, gut überbrücken:))
Danke für den tollen Test! Mick versteht sein Fach.

Klausmensch 14 Komm-Experte - 2213 - 15. September 2011 - 14:50 #

Manchmal glaub ich solche Spiele werden nurnoch gemacht, damit Mick sie testen darf ;)
Ich kenne jedenfalls (leider) Niemanden, der sich mit sowas schonmal länger beschäftigt hat.

Christoph 18 Doppel-Voter - P - 10233 - 28. September 2011 - 21:29 #

...und so hat sowas 1986 ausgesehen:
http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotostrecke-72588-6.html
- und wurde indiziert. Krasse Entwicklung bis heute, oder? Ich find's super :)

Die Spiele aus der Spiegel-Fotostrecke habe ich übrigens mit süßen Vierzehn damals allesamt gespielt. Index oder nicht, das wußte ich gar nicht, höchstens bei den ganz krassen. Das Verbotene war ja das Spannende daran. Ich glaube, an die 100% der Jungs in der Schule hatten die Disketten...

Anonymous (unregistriert) 30. September 2011 - 10:18 #

Ich benutze einen Account ohne Admin Rechte, damit will "War in the east" nicht starten. Es verlangt Admin-Rechte. Wenn ich die "WarInTheEast DV.exe" so ändere daß bei den Eigenschaften "Berechtigungsstufe - Programm als Admin ausführen" deaktiviert ist, kommt eine Fehlermeldung daß meine Seriennummer nicht stimmt. :(

Als Admin funktioniert alles, ist aber unpraktisch und ein Spiel sollte keine Admin Rechte fordern.

Meine Version ist 1.04.36. Der Updater sagt, das ist aktuell. Aber auf
WWW-matrixgames.com/products/372/downloads/Gary.Grigsby%27s.War.in.the.East:.The.German-Soviet.War.1941-1945
liegt schon Version 1.04.40.

Wenn ich das Update installieren möchte verlang er wieder meine Seriennummer die ich schon bei Installation von DVD eingab, aber nun sagt er die Nummer stimmt nicht. (Vielleicht weil das Update die englische Version ist)

Habt ihr ähnliche Probleme mit dem Spiel?

Denniss (unregistriert) 21. September 2012 - 23:08 #

Adminrechte sind für den Multiplayerschutz erforderlich, nicht aber für das Spiel selber.