Test: Diablo à la 3DS?

Heroes of Ruin Test

Steckbrief
3DS
Hack and Slay
12
n-Space
Square Enix
15.06.2012
Link
Amazon (€): 55,63 ()
Wildes Tastendrücken, zahlreiche Dungeons, Levelaufstiege und nicht zu vergessen jede Menge Loot - nein, Diablo 3 hat es nicht auf den Nintendo 3DS geschafft, dafür ein vom Konzept her ähnlicher Titel: Heroes of Ruin. Kann sich das Square-Enix-Spiel mit Blizzards Klickitöt-Giganten messen? Unser Test verrät es euch.
Jonas Schramm 25. Juni 2012 - 23:29 — vor 11 Jahren aktualisiert
Dieser Inhalt wäre ohne die Premium-User nicht finanzierbar. Doch wir brauchen dringend mehr Unterstützer: Hilf auch du mit!
Heroes of Ruin ab 55,63 € bei Amazon.de kaufen.
Alle Screenshots wurden von uns erstellt, und per Pixel-Vervielfachung (bewusst ohne Interpolierung) von der Originalauflösung (3D-Screen: 400x240) hochskaliert.

Das Verkloppen von Monstern aus der Iso-Perspektive gehört schon seit langem zu einer viel gesehenen Tätigkeit in Videospielen. Hack & Slays sowie Dungeon Crawler gibt es für den PC und die Heimkonsolen inzwischen wie Sand am Meer. Nur nicht auf dem Nintendo 3DS, wo Square Enix und Entwickler n-Space (die Macher der Nintendo-DS-Version von Call of Duty – Black Ops und Call of Duty- Modern Warfare Mobilized) eine Lücke entdeckt haben. Diese wollen sie mit Heroes of Ruin füllen. Das Rezept dazu: Unterschiedliche Charakterklassen und Dungeons, jede Menge Loot und neue Fähigkeiten. Vor allem aber ein Koop-Modus für bis zu vier Spieler. Wenn euch das alles bekannt vorkommt, müssen wir euch zustimmen: Heroes of Ruin macht nämlich nichts wirklich neu. Aber es macht es mobil...

Zweckmäßige Story, bekannte Klassen
In der Stadt Nexus besucht ihr Händler (oben) und redet mit Questgebern (unten).
Wie in vielen Spielen ähnlicher Machart, nicht zuletzt Diablo 3 (GG-Test: 9.0), dient auch in Heroes of Ruin die Handlung vor allem dazu, euch von einem Dungeon in den nächsten zu bugsieren. Als Held des Spiels ist es eure Aufgabe, ein Heilmittel für Ataraxis, den Herrscher der Stadt Nexus, zu finden. Dieses optisch an eine Sphinx erinnernde Wesen droht an einem Fluch zu sterben. Ihr begebt euch also nach Nexus und ins umliegende Land, um schon sehr bald herauszufinden, dass es ein ausgewachsenes Komplott gegen Ataraxis gibt. Die Story fällt vor allem durch ihre unkonstante Erzählstruktur auf: Mal bringt euch ein Erzähler die Geschehnisse näher, während euch auf dem oberen Bildschirm bunte Bilder angezeigt werden. Mal präsentiert euch das Spiel Zwischensequenzen in Spielgrafik. Und ein anderes Mal lest ihr einfach einen (manchmal vertonten, manchmal unvertonten) Dialog auf eurem Touchscreen. Aber wie gesagt: Weder die Entwickler noch die Spieler von Heroes of Ruin dürften auf eine Story mit Tiefgang aus sein – und so erfüllt die Handlung ihren Zweck eigentlich ganz gut.
 
Bevor ihr in das Abenteuer startet, wählt ihr zuerst eine der vier Klassen aus und baut euch euren Charakter. Die Klassen sind zwar allesamt nichts neues, spielen sich aber doch sehr unterschiedlich. Da wäre einmal der Berserker, ein muskulöser Typ, der sich direkt in die Schlacht stürzt und aus nächster Nähe mit den Klingen an seinen Armen mächtig Schadenspunkte austeilt. Das genaue Gegenteil ist der Revolverheld, der mit seinen Schießprügeln die Feindscharen aus der Ferne beharkt, aber nicht allzu viel einstecken kann. Der Verteidiger führt ein Schwert ins Gefecht und wechselt agil zwischen Angriffen auf nahe und mittlere Distanz. Zu guter Letzt gesellt sich noch die Alchitektin zum Kreis der spielbaren Klassen. Bei ihr handelt es sich um eine Magierin, die unter anderem mit Flächenzaubern ganzen Gegnergruppen gefährlich wird.

Von Nexus in die Welt
Die Stadt Nexus dient euch in Heroes of Ruin als Zentral-Level. Hier handelt ihr mit Gegenständen, redet mit NPCs, erhaltet Quests und begebt euch dann in Dungeons. Nexus besteht aus mehreren Vierteln und lässt sich frei erkunden. Wenn man das denn will, denn mehr als ein wenig optische Abwechslung bietet sie nicht. Das Ghetto, das Handelsviertel oder das Adelsviertel sind zwar allesamt schön in Szene gesetzt, zum Erkunden laden sie aber nicht ein, dazu sind sie zu statisch aufgebaut. Die NPCs bewegen sich allesamt nicht. Mit der Zeit fällt dies auch deshalb störend auf, weil ihr immer wieder vom Händler zu einem Questgeber und dann zum Dungeoneingang lauft und somit quasi immer die gleichen Routen durch Nexus nehmt. Zum Vergleich: Bei Diablo 3 laufen einige der NPCs schon mal ein Stück weiter (zwischen Teilakten, oder wenn sie euch Gesellschaft leisten), zudem erlebt ihr bekanntlich drei Basislager mit jeweils ganz anderer Grafik. Nicht so in Heroes of Ruin.
Alternativen
Wer auf ein Hack & Slay für Nintendo 3DS aus ist, der hat momentan überhaupt keine Alternative zu Heroes of Ruin. Wenn es dagegen ein Rollenspiel im Allgemein sein soll und für wen das Totklicken zahlreicher Monster nicht an erster Stelle steht, der sollte zu Zelda – Ocarina of Time 3D (GG-Test: 9.0) greifen. Selbst ein Jahr nach dem Release der Neuauflage gehört das Spiel noch zu dem Besten was der 3DS zu bieten hat. Generell gibt es nur sehr wenige Hack & Slays für Handhelds. Und erscheint doch einmal eines, kommt nicht selten etwas wie Dungeon Hunter – Alliance (GG-Test: 4.0) dabei heraus. Vor allem auf dem PC gibt es dafür umso mehr Alternativen. Erwähnenswert ist natürlich das kürzlich erschienene Diablo 3 (GG-Test: 9.0), das auch einen fließenden Übergang zischen Einzelspieler- und Koop-Modus besitzt und euch zudem dank mehrerer Schwierigkeitsstufen länger fordert. Billigere Alternativen wären noch Torchlight (GG-Test: 8.0), Titan Quest oder Sacred 2 - Fallen Angel.

Etwas nervig finden wir die Dialoge, die ihr mit den Questgebern führt. Schon bald werdet ihr euch einfach durch sie hindurchklicken, da am Ende eh immer nur eine „Bring mir vier Schildkrötenpanzer“ oder „Besorg' mir fünf Zauberbücher“-Aufgabe herausspringt. Neben den Quests der NPCs erhaltet ihr außerdem tägliche und wöchentliche Herausforderungen über das Internet. Wie ihr es wahrscheinlich schon ahnt, sind diese nach genau dem selben Muster gestrickt, nur eben noch ein bisschen übertriebener. 2.000 Gegner an einem Tag zu verprügeln ist für den einen sicherlich eine spaßige Herausforderung. Für den anderen (uns!) eher nicht.
 
Auf in den Kampf, Berserker!Den Großteil des Spiels werdet ihr aber eh nicht in Nexus, sondern in einem der zahlreichen Dungeons verbringen. Vom Stil her bieten diese einige Abwechslung. So erkundet ihr unter anderem eine Unterwasserwelt (Korallengräber genannt), den Ältestenwald oder die Frostweiten, eine Eislandschaft. Diese Gebiete halten allesamt mehrere Dungeons für euch bereit. In ihrem Aufbau ähneln sich die Schauplätze stark und wirken dadurch sehr generisch. Im Grunde kämpft ihr euch immer durch einen Level-Schlauch, dessen Abzweigungen mal in einer Sackgasse, mal in einem gut mit Loot gefüllten Raum enden. Und am Ende eines jeden Dungeons wartet der obligatorische Bosskampf auf euch. Genauso einfallslos wie der Aufbau der Schauplätze ist in vielen Fällen auch das Gegnerdesign. In den Korallengräbern trefft ihr zum Großteil auf zwei Gegnertypen: Haie, die auf zwei Beinen laufen (Tibure genannt), und Fische, die auf zwei Beinen laufen und „Ickthide“ heißen. Wobei, erwähnten wir das schon, alle Tibure und alle Ichthide quasi gleich aussehen. Aber auch Dungeon-übergreifend wiederholen sich die Gegner: Während ihr euch im Frostlevel mit einem „Kolossalen Frostgolem“ anlegt, übernimmt diese Rolle im Elfenwald der Bernsteingolem.
 

Doch, siehe da! Just das Kampfsystem von Heroes of Ruin ist sehr eingängig, was die Gefechte trotz der immergleichen Gegner spaßig macht, wenngleich sie nicht sonderlich anspruchsvoll sind. Über die vier Fronttasten des 3DS führt ihr Angriffe aus, wobei euch zu Beginn nur ein Standardangriff zur Verfügung steht, der sich zudem aufladen lässt. So durchbrecht ihr zum Beispiel die Deckung eines Tiburs, der normale Attacken
Anzeigen/v
einfach abwehrt. Im Laufe der Spiels schaltet ihr neue Fähigkeiten frei, von denen ihr dann drei auf die verbleibenden Tasten verteilt und einsetzt. Außerdem besitzt eure Charakter einen Block, den ihr mit RB aktiviert. Tippt ihr die Taste an, vollführt er oder sie eine Kampfrolle. Das war es auch schon an Kampfmanövern. Was sich nach wenig anhört, wird in der Praxis zum Glück nicht langweilig. Den Entwicklern von Heroes of Ruin ist es nämlich ähnlich Diablo 3 gut gelungen, die Buttonmash-Orgien mit dem Gefühl zu verbinden, dass bei jedem Tastendruck etwas Spektakuläres passiert. Taktik ist aber nie gefragt, was vor allem darauf zurückzuführen ist, dass ihr bis zu 20 Heiltränke ins Gefecht mitnehmen dürft. So sucht ihr meist nicht nach Schwachstellen bei euren Gegnern, sondern managt vor allem eure Gesundheit. Als Berserker rannten wir beispielsweise immer wieder mitten in eine Gruppe Gegner, hauten wie wild auf die vier Angriffstasten und achteten nur noch darauf, uns im rechten Moment zu heilen. Und das, obwohl die Entwickler mithilfe einer Energieleiste versucht haben, den Einsatz der drei zusätzlichen Fähigkeiten einzuschränken. 
Der Revolverheld setzt sich mit mit zwei Pistolen zur Wehr. Allzu nah sollte er Gegner aber nicht an sich heran lassen.
Jörg Langer Chefredakteur - P - 469341 - 25. Juni 2012 - 23:43 #

Viel Spaß beim Lesen!

Faerwynn 20 Gold-Gamer - P - 20268 - 26. Juni 2012 - 0:02 #

Warum ist "Loot wird geteilt" ein negativer Punkt? Ich fand es immer ein sehr schönes Element mit meinen Freunden gemeinsam zu diskutieren, wie wir das am besten verteilen. Bei Diablo 3 ist das eine reine Farmgemeinschaft, und stimmungsvoll ist es auch nicht, dass keiner mehr das vom anderen sehen kann. Kein "WHOAAA" aus vielen Kehlen gleichzeitig, wenn ein tolles Item beim Boss droppt und es alle sehen.

Jörg Langer Chefredakteur - P - 469341 - 26. Juni 2012 - 11:35 #

Das klappt aber nur mit einer gut eingespielten Truppe. Meine persönliche Erfahrung aus diversen "Loot für alle"-Partien der letzten Jahre: Wer schnell oder frech ist, gewinnt, was kümmern einen diese anonymen Mitspiel-Spacken?

Finde ich auch schade, aber angesichts der Realität finde ich unsere Kritik berechtigt. Für LAN oder mit Freunden kannst du das natürlich für dich selbst anders beurteilen.

Spiritogre 19 Megatalent - 13401 - 26. Juni 2012 - 20:08 #

Spielt man auf dem 3DS wirklich sowas mit Fremden?

Thomas Barth (unregistriert) 26. Juni 2012 - 2:30 #

Vielen Dank für den Test! Das Spiel kann ich nun getrost im Laden liegen lassen und mir stattdessen Kingdom Hearts 3D dafür kaufen.

Sniizy (unregistriert) 26. Juni 2012 - 9:19 #

Schade, eine Chance, die vertan wurde von Square. Die Demo überzeugte mich auch nicht wirklich, hat mich eher gelangweilt. Aber vielleicht ist es auch einfach nicht mein Genre.

Aber: Immerhin Respekt, dass ein Entwickler es immerhin versucht, ein solches Spiel auf eine Nintendo-Plattform zu bringen, mit dem Wissen, dass es ein Risiko ist.

Guldan 17 Shapeshifter - 8554 - 26. Juni 2012 - 17:22 #

Das Spiel ist klasse ne 6.0 naja kann klar gehen sehen ja hier wieder viele als 1.0 an. Ich kaufe gerne spiele im 6er Bereich da ich damit viel Spass habe. HoR würd ich eher im 7er sehen. Die genannten Kritikpunkte sind soweit richtig aber es macht echt süchtig und motiviert mich was ich nicht von Diablo 3 sagen kann.

Das Spiel macht imo mehr richtig als falsch und ist grund solide. Und da man eh keine Alternativen zu dem Genre auf 3DS hat kann man sich als Fan das ganze ansehen.

Necromanus 20 Gold-Gamer - - 23096 - 26. Juni 2012 - 19:32 #

Um ehrlich zu sein bin ich ein wenig überrascht von der "schlechten" Wertung. Habe die Vollversion zwar noch nicht gespielt aber die Demo die einen ordentlichen Eindruck gemacht hatte. Ich werde es mir die Tage von nem Kollegen ausleihen und dann mal ausgiebig antesten. Prizipiel könnte ich mir trotz der "Mängel" vorstellen ne Menge Spaß dabei zu haben.

. 21 AAA-Gamer - 28253 - 30. Juni 2012 - 8:21 #

Also mir macht das Spiel auch Spass bis jetzt, mal sehen wie es weitergeht.