Auflauf der Nationen

Medal of Honor Warfighter (MP) Test

Im Solomodus konnte uns Medal of Honor – Warfighter nicht auf ganzer Linie überzeugen. Das wird einen Teil der Spieler jedoch nur wenig stören, denn für viele ist und bleibt der Multiplayer-Modus die Paradedisziplin eines Shooters. Hier geht Warfighter einen neuen Weg und kombiniert kompakte Gefechte mit Teamplay.
Christoph Vent 26. Oktober 2012 - 14:00 — vor 11 Jahren aktualisiert
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Mit Militärshootern ist es doch immer das Gleiche: Ein Land – meistens die USA – sind die Guten, ein anderes – beispielsweise Russland – muss als Feindbild herhalten. Das gilt für die Solokampagne und zieht sich bis in den obligatorischen Mehrspieler-Modus durch, ohne den ein Shooter heute kaum noch denkbar wäre. Mit dem gerade veröffentlichten Medal of Honor – Warfighter wagt Danger Close einen neuen Ansatz und verabschiedet sich von dem tristen Gut gegen Böse. Hier kämpfen Spezialeinheiten unterschiedlichster Länder bunt gemischt gegeneinander. Wirkt unglaubwürdig? Vielleicht. Spätestens aber, wenn das Spiel startet, macht sich darüber sowieso keiner Gedanken...

Ein bunt gemischtes TeamSchon beim ersten Start des Multiplayer-Modus von Medal of Honor - Warfighter macht sich ein Unterschied zu anderen Militärshootern bemerkbar. Denn anstatt euch sofort auf die Gefechte loszulassen, müsst ihr euch zuerst für eine Nation entscheiden.

Die 12 Spezialeinheiten
Jede der zwölf Parteien hat für jede der sechs Klassen (Scharfschütze, Kanonier, Späher, Spec Ops, Pionier und Angreifer) eine eigene Haupt- und Nebenwaffe und teilweise sogar Granatentypen.

FSK-HJK (Forsvarets Spesialkommando - Hærens Jegerkommando), Norwegen
GROM (Grupa Reagowania Operacyjno-Manewrowego), Polen
JTF-2 (Joint Task Force 2), Kanada
KSK (Kommando Spezialkräfte), Deutschland
Navy SEAL (Navy Sea, Air, Land), USA
OGA (Other Government Agency), USA
SAS (Special Air Service), Vereinigtes Königreich
SAS-R (Special Air Service Regiment), Australien
SFOD-D (Spec. Forces Operational Det.-Delta), USA
SOG (Särskilda Operationsgruppen), Schweden
Spetsgruppa Alfa, Russland
UDT/SEAL (Naval Special Warfare Flotilla), Südkorea
 
Zur Auswahl stehen euch zwölf Spezialeinheiten aus zehn Ländern, siehe Kasten rechts. Abhängig von eurer Wahl zieht ihr fortan für die betreffende Nation in den Krieg, was für bunt gemischte Onlinepartien sorgt. Womit wir auch schon bei der nächsten Besonderheit von Warfighter wären: Wie in jedem Shooter steigt ihr während des Spielens kontinuierlich im Rang auf. Doch anstatt lediglich Waffen und Ausrüstung freizuschalten, erhaltet ihr mit der Zeit Zugriff auf die Einheiten der anderen Nationen. Ihr seid also nicht zwangsläufig an eure erste Entscheidung gebunden, sondern dürft im Laufe der Zeit zwischen JTF-2, der Spetsgruppa Alfa oder den Navy Seals wechseln.

Da jede Einheit auch ihre eigene Waffe mitbringt, ergeben sich dadurch auch spielerische Unterschiede, weswegen ihr euch nicht auf bestimmte Spezialeinheiten versteifen solltet – ein schönes und erfrischendes Feature, das wir so noch nicht gesehen haben. Zu Beginn werden wir von der Nationenwahl und dem damit verbundenen Levelsystem allerdings auch erschlagen. Eine Einleitung, wie genau alles funktioniert, gibt es nicht. Und auch wenn das System im Grunde nicht kompliziert ist, fragten wir uns in den ersten Spielstunden des Öfteren, was genau wir jetzt gerade überhaupt freigeschaltet haben.


Nach jeder abgeschlossenen Runde hagelt es zudem wie in anderen Militärshooter lauter Abzeichen und Orden. Darüber hinaus erhalten wir auch noch Token, die wir für unsere Nation einlösen dürfen und damit unserem Heimatland im Nationenranking nach oben verhelfen.

Der eigentliche Einstieg in das Spiel – abseits des Levelsystems –  gelingt dann aber doch sehr zügig. Die Steuerung orientiert sich an der Genre-Konkurrenz. Jedoch müsst ihr euch damit abfinden, dass euch in Warfighter schneller als gewöhnlich das virtuelle Licht ausgeht. Zwar vertragen die Soldaten nicht weniger Treffer als in anderen Spielen ihrer Art, doch sobald ihr einmal getroffen werdet, seid ihr nicht mehr zu normalen Gegenreaktionen in der Lage. Uns kommt es wie eine Verzögerung vor, die es fast unmöglich macht, in Deckung zu gehen, geschweige denn, das Feuer unsererseits zu eröffnen.

Tod von oben
Die hart erarbeitete Drohne starten wir aus der Hand. (PS3)
Neben der von der Spezialeinheit abhängigen Bewaffnung haben die sechs Soldatenklassen – Scharfschütze, Angreifer, Pionier, Kanonier, Späher und Spec Ops – auch noch klassenabhängige Fähigkeiten, die ihr euch jedoch erst erarbeiten müsst. Das System ist in etwa mit den Killstreaks in Modern Warfare 3 zu vergleichen. Mit Unterstützeraktionen – dazu zählt letztendlich alles, wofür es Punkte auf euer Konto gibt – füllt ihr eine Leiste. Werdet ihr getötet, bevor sie komplett gefüllt ist, geht sie wieder etwas zurück, es dauert also etwas länger, bis ihr sie einsetzen könnt. In unserer Testphase empfanden wir dieses Konzept als sehr gut ausbalanciert. Wo es in Modern Warfare teilweise Killstreak-Belohnungen wirklich regnet und manche Spieler auf Spielmodi ohne Killstreaks ausweichen, konnten wir hier keine zu häufige Anwendung feststellen. Der Kanonier etwa darf einen Blackhawk-Helikopter herbeirufen und dessen Bordkanone bemannen. Im Durchschnitt sahen wir aber pro Partie maximal nur einen Helikopter. Zudem ist sein Bordgeschütz zwar extrem stark, da er aber im Schwebeflug mitten über dem Schlachtfeld verweilt, ist er ein ideales Ziel für die feindliche Partei. Der Hubschrauber lässt sich nämlich nicht nur mit Raketen- oder Granatwerfern, sondern auch mit normalen Waffen per Dauerfeuer verjagen. Realistisch ist das sicher nicht, zu Gunsten des Balancings aber eine gute Entscheidung der Entwickler. Zudem lässt sich der Bordschütze mit wenigen gezielten Schüssen direkt ausknipsen.

Auch die Spezialaktionen der anderen fünf Klassen sind nicht ohne. Der Spec Ops belegt das feindliche Radar mit einem Störsender, der Späher lässt eine Drohne starten, die Feinde auf der Minimap anzeigt. Doch auch die defensiven Spezialfähigkeiten, die bei allen Klassen gleich sind, haben ihre Berechtigung: Der Nebelwerfer etwa lässt sich sehr gut taktisch einsetzen, wenn ihr möglichst unbemerkt eine Bombe platzieren möchtet. Darüber hinaus besitzen einzelne Klassen noch kleinere Boni. Der Pionier macht zum Beispiel schneller Bomben scharf und entschärft sie entsprechend auch flotter.

Kompakte Karten
Medal of Honor – Warfighter spielt sich flott und tendiert von seinem Spieltempo her zur Call of Duty-Reihe. Mit einem Battlefield 3 lässt es sich trotz gleicher Engine eher nicht vergleichen. Insbesondere die Karten sind bei Warfighter viel kleiner, wobei sie gleichzeitig sehr abwechslungsreich sind. So schlagen wir uns etwa durch ein Tsunami-zerstörtes Dorf auf den Philippinen, kämpfen im Umfeld einer Zisterne in Somalia oder ballern im verwüsteten Stadion Sarajewos. Durch die verwinkelten Gassen der Maps gibt es eine Vielzahl Wege von A nach B. An bestimmten Engstellen wie einem halb geöffneten Tor, das uns an das aus der Counter-Strike-Map Aztec erinnert, kommt es auch immer w
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ieder zu hart umkämpften Gefechten zwischen den beiden Parteien. Mit der richtigen Position und dem Gewehr im Anschlag lässt sich das Durchkommen an solchen Stellen sehr effektiv verhindern. Jede der acht Maps bietet mindestens einen, wenn nicht sogar gleich mehrere solcher Chokepoints.

Was uns an den Maps aber nicht gefällt, sind die vielen Einschränkungen: Zäune lassen sich oft nicht überspringen, um Wege abzukürzen. Auch dürfen wir häufig nicht auf Fässer klettern, um über eine Mauer in feindliches Gebiet zu blicken. Sowas erlaubt uns das Spiel nur an fest definierten Stellen, die wir allerdings erst einmal finden müssen. Am meisten ärgert uns an den Multiplayer-Karten jedoch, dass die Fähigkeit der Frostbite-2-Engine, Teile der Level-Architektur frei zu zerstören, komplett ungenutzt bleibt – Battlefield 3 zeigt, wie es ginge. Dabei würden wir gar nicht erwarten, in Warfighter jede einzelne Mauer einreißen zu können – alleine schon aus Balance-Gründen. Der komplette Verzicht auf die Zerstörungsfähigkeit ist allerdings nicht nachvollziehbar.
Die Maps bestehen meist aus engen Gassen oder kleineren Plätzen wie diesem. (PC)
Christoph Vent 30 Pro-Gamer - 175320 - 26. Oktober 2012 - 14:00 #

Viel Spaß beim Lesen!

Michl Popichl 24 Trolljäger - 52778 - 26. Oktober 2012 - 14:26 #

schöner test.....danke.

CptnKewl 21 AAA-Gamer - 26647 - 26. Oktober 2012 - 15:04 #

Hat einer die "Osama-Map" identifizieren können? Ich spiel jetzt schon nen paar Tage, aber ich hab sie nicht gefunden. Ode rkommt die als DLC später?

Christoph Vent 30 Pro-Gamer - 175320 - 26. Oktober 2012 - 15:27 #

Kommt als DLC: http://www.gamersglobal.de/news/58412/warfighter-map-auf-basis-des-orts-der-bin-laden-exekution

CptnKewl 21 AAA-Gamer - 26647 - 26. Oktober 2012 - 19:33 #

Danke nochmal für den Link. Ich hoffe das Ding ist im Dezember DLC (für Käufer der Limited/Day1) drin.

Ich mag die Somaliamap (Leuchtturm) und die Indonesischen Strandhütten gerne...machen super Viel spaß :-)

Crowsen (unregistriert) 26. Oktober 2012 - 16:22 #

Mal aus reiner Neugierde: Wieso ist ein Origin-Konto auf Konsolen ein Minuspunkt am PC nicht? Das kann ich nicht ganz klar nachvollziehen und habe es im Test auch nirgends gelesen :S

Thomas Barth (unregistriert) 26. Oktober 2012 - 17:42 #

Und warum ist es bei Medal of Honor ein Minuspunkt, bei Mass Effect 3 und Battlefield 3 aber nicht? Werden die Spiele nun schlechter, weil sie ein schon seit geraumer Zeit etabliertes System nutzen?
Man weiss es nicht...

LittlePolak 13 Koop-Gamer - 1783 - 26. Oktober 2012 - 16:30 #

Danke für den Test ;)

Crizzo 20 Gold-Gamer - - 24412 - 26. Oktober 2012 - 20:37 #

Mhm, der MP klingt dann wieder deutlich besser als der SP. Da könnte man glatt mal drüber nachlegen, ob man sich doch so ein Spiel kauft oder nicht. Aber Origin... O_o

Silverhenge 14 Komm-Experte - 2049 - 26. Oktober 2012 - 23:10 #

Vor MoH kommt erstmal Blops2, dann schauen wir weiter.

Jan Schnitzler (unregistriert) 28. Oktober 2012 - 11:48 #

Was höchstwahrscheinlich genauso wird wie die letzten fünf Call of Dutys, mit dem "neuen" Pick-10-System allerdings in den Himmel gelobt wird. Ist ja schließlich super innovativ... Ich würde so 9.5/10 schätzen. (Das ist jetzt übrigens nicht spezifisch auf GG bezogen, sondern auf die gesamte Branche.)

. 21 AAA-Gamer - 28253 - 27. Oktober 2012 - 19:37 #

Klingt eigentlich ganz gut, doch der Masterchief ist schon unterwegs und bald ist er da. :-)