Test: GTA als Samurai

Way of the Samurai 4 Test

Mit einem unverbrauchten Setting, einer offenen Welt und vielen Storypfaden will Way of the Samurai 4 die Spieler nach Japan locken. Für Freunde des Lands der aufgehenden Sonne ist es schon fast ein Pflichtkauf – doch können auch Spieler, die einfach nur ein spannendes Open-World-Spiel suchen, etwas mit dem Titel anfangen?
Keksus 22. Oktober 2012 - 22:31 — vor 11 Jahren aktualisiert
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Alle Screenshots stammen von GamersGlobal

Wir schreiben das Jahr 1855. In der Hafenstadt Amihama zieht ein einsamer Samurai durch die Gassen. Er ist ein Ronin – ein Herrenloser. Ein Mann kommt auf ihn zu, der Strohhut auf seinem Kopf verbirgt sein ganzes Gesicht. Ein dumpfes Klicken ertönt, als er sein Schwert zieht. Wenige Sekunden später fällt der Mann zu Boden, während der Samurai seine Klinge wieder in die Scheide fahren lässt. Er setzt seinen Weg fort. Es ist ein Weg, der viele Entscheidungen von ihm verlangen wird. Ein Weg, auf dem das Schicksal Japans ruht. Ein Weg, auf dem ihr ihn begleiten werdet.

Eine Zeit des UmschwungsWay of the Samurai 4 spielt in der Zeit des Bakumatsu im 19. Jahrhundert in Japan. Strategiespielkenner sind mit dieser Zeit möglicherweise durch Shogun 2 – The Fall of the Samurai (GG-Test: 8.0) vertraut. Während dieser Epoche gab Japan seine Isolationspolitik auf und öffnete die Grenzen für den freien Handel. Dadurch hielt westliche Kultur Einzug in das Land der aufgehenden Sonne. Dass es nicht nur Befürworter dieser Politik gab, ist selbstverständlich. Im Spiel wird dieser Konflikt zwischen dem Shogunat, den Westmächten in Form der Briten und den Anhängern von Prajna, die den Fremdenhass vertreten, ausgetragen. Der namenlose Samurai, den ihr als Spieler verkörpert, gerät zwischen die Fronten.

Letztendlich läuft alles auf ein Kampfturnier hinaus, bei dem ihr euer Können unter Beweis stellt und in die Ränge eines echten Samurais aufzusteigen versucht. Eure vorherigen Taten und Entscheidungen bestimmen, wie es nach diesem Turnier weitergeht. Bis dahin könnt ihr jedoch wahllos Aufgaben für die einzelnen Parteien erledigen. Ihr könnt aber auch neutral bleiben und den Konflikt ignorieren. In Way of the Samurai 4 schreibt ihr eure Geschichte zum großen Teil selbst. Doch wer jetzt ein Drama mit ernstem Hintergrund erwartet, liegt falsch. Im Spielverlauf werdet ihr auf gewollt übertrieben agierende Charaktere treffen, mit nicht gerade schlau dargestellten Ausländern reden, gegen Duellanten mit Töpfen statt Helmen kämpfen, witzigen Situationen in den Storymissionen beiwohnen und teils sehr merkwürdige Accessoires freischalten.

Kämpfen wie ein Samurai
Dank der "Spring Gauge" habt ihr auch mit größeren Gegnermassen keine Probleme.
Als herrenloser Samurai ist es euer erstes Ziel, Geld zu verdienen. Dafür nehmt ihr Quests an, von denen einige zufällig generiert werden, andere wiederum geskriptet sind. Die Zufallsmissionen erhaltet ihr von namenlosen NPCs. Sie wiederholen sich häufig: Meistens liefert ihr ein Paket ab oder tötet eine Zielperson. Anders sieht es bei den geskripteten Missionen aus, die ihr bei auf der Karte markierten Questgebern annehmt. Hier liegt nicht nur der Mittelpunkt des Spiels, ihr geratet auch ziemlich schnell in die ersten Konflikte hinein. Ihr habt die Auswahl zwischen fünf Kampfarten – Schwert, Speer, Waffenlos, Schusswaffen, zwei Schwerter – und unzähligen Kampfstilen. Letztere müsst ihr jedoch erst durch Bücher freischalten, die hin und wieder von Gegnern fallengelassen werden. Einige besondere Stile erhaltet ihr nur von bestimmten Schlüsselpersonen. Jeden einzelnen Stil levelt ihr dann nach dem Motto „Learning by doing“ auf – neue Attacken oder besondere Fähigkeiten erlernt ihr also mehr oder weniger automatisch mit der Zeit. Die Fähigkeiten ermöglichen es euch beispielsweise, während eines Kampfes schneller (durch einen Snack) Hitpoints zu tanken oder mehr Schläge abzuhalten. Mit einmal freigeschalteten Fertigkeiten könnt ihr auch euren ganz eigenen Stil entwickeln: Ihr kämpft gerne mit zwei Schwertern, wollt aber trotzdem im Kampf schneller essen können? Kein Problem.

Besonders kompliziert gestalten sich die Kämpfe letztendlich aber nicht. Ihr setzt zwei Tasten – für den leichten und den schweren Angriff - ein. Kombos führt ihr mit den Richtungstasten sowie einer Angriffstaste aus. Die Lebensenergie setzt sich aus zwei Balken zusammen: Die Vitalitätsleiste füllt in ruhigen Momenten eure normale Lebensenergie wieder auf. Dafür dürft ihr jedoch weder attackiert werden, noch selbst in den Angriff übergehen. Durch simple Nahrungsaufnahme direkt im Kampf oder in Gaststätten regeneriert ihr eure Vitalität. Sinkt euer Lebensbalken aber vorher auf Null, hilft euch auch eine volle Leiste nicht mehr. Zudem besitzen auch eure Kontrahenten diese Leiste. Erholt ihr euch also mitten im Kampf, dann machen sie das auch. Mit der stumpfen Seite eurer Waffe lässt sich das allerdings schon im Vorfeld verhindern. Diese macht zwar keinen direkten Schaden, senkt dafür aber die Vitalitätsleiste eurer Feinde. Auch ist es euch so möglich, einige Kämpfe zu beenden, ohne euren Kontrahenten umzubringen.

Problembehaftete DuelleDurch besiegte Gegner ladet ihr eure sogenannte „Spring Gauge“ auf. Ist diese etwa zu einem Dreiviertel gefüllt, lässt sie sich aktivieren und dadurch die Zeit verlangsamen. Eure Gegner reagieren nun verzögert, wohingegen ihr euch schneller bewegt. Dieser Effekt hält solange an, bis sich die Leiste geleert hat. Solltet ihr jedoch vor Ablauf der Zeit sämtliche Gegner besiegt haben, beendet ihr den Modus vorzeitig durch das Wegstecken eurer Waffe. So spart ihr nicht nur etwas "Frühlingsduft" für den nächsten Konflikt – das Spiel belohnt euch außerdem mit einer typischen Samuraifilm-Szene, bei der sämtliche Gegner zu Boden fallen, sobald euer Schwert in die Scheide klickt. Die Kämpfe leiden unter einigen Problemen. So ist es oftmals schwierig, den richtigen Gegner anzuvisieren, da das Spiel immer automatisch auf den direkt vor euch stehenden Widersacher aufschaltet. Manuelles Wechseln ist zwar möglich, aber nur, wenn ihr in den freien Laufmodus wechselt. Da ihr in diesem aber nicht blocken könnt, seid ihr währenddessen sehr verwundbar. Gerade während der Storymissionen ist das sehr ärgerlich, da ihr manche Geplänkel vorzeitig beenden könntet, wenn ihr einen bestimmten Gegner besiegt. Das wäre eigentlich auch sinnvoll, denn eure Waffen halten nicht ewig.

Darüber hinaus schwenkt die Kamera gerne in ungünstige Positionen. Das machte uns beim Test besonders dann Probleme, wenn bereits einige Gegner auf dem Schlachtfeld lagen. Die Körper sind hier nicht nur bloße Dekoration, sondern besitzen eine Kollisionsabfrage und bringen euch daher zu Fall, wenn ihr über sie stolpert. Resident Evil 6-Spieler kennen das Prinzip. Um das Chaos perfekt zu machen, kommen noch seltsame Animationen dazu: Drängt ihr beispielsweise einen Feind in einen Handkarren hinein, stürzt er nicht hinterrücks in diesen und wird behindert – vielmehr läuft er rückwärts auf diesen hoch, als hätte er ein Rückwärtseinparksystem an seinem Hintern und überdies beeindruckende akrobatische Fähigkeiten. Das sieht nicht nur unrealistisch aus, sondern euer Gegner entkommt so auch eurer Angriffskette. Besonders ärgerlich ist das dann, wenn ihr einen Bossgegner in die Ecke drängen wollt. Denn deren häufige Spezialattacken kosten euch direkt ein Viertel oder gar die Hälfte eurer Lebensenergie.

Seltene SpeicherpunkteWährend der Storymissionen kostet euch eine Niederlage einiges an Spielfortschritt. Denn obwohl Way of the Samurai 4 außerhalb der Missionen beim Betreten jedes neuen Gebietes automatisch speichert, liegen die Speicherpunkte während der Missionen oft sehr weit auseinander. In einer Mission zum Ende des Spiels hin müsst ihr sogar fünf harte Kämpfe gegen Bossgegner bestreiten, ohne dazwischen euren Fortschritt abspeichern zu dürfen. So eine künstliche Spielzeitstreckung kennt man sonst nur aus... japanischen Spielen, etwa der Endkampf-Orgie von Final Fantasy 13-2.

Überdies erweisen sich die Kämpfe dann auch noch zum Teil als pure Glückssache. Besonders auffällig wird das, wenn die Feinde blocken. Manchmal durchbricht euer Angriff die feindliche Verteidigung problemlos. Ein anderes Mal bringt euch das wiederum ins Stolpern und ihr kassiert im Gegenzug einen schweren Treffer. Anhand der Animationen könnt ihr zudem vorher nicht erkennen, ob ihr den Gegner ins Wanken bringt oder umgekehrt. Trotz dieser Zufallsaspekte erlebten wir selten Kämpfe, in denen wir uns zum Heilen taktisch zurückziehen mussten.
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Stattdessen gewannen wir die Duelle häufig entweder schon nach wenigen Sekunden – oder bekamen gleich eine so starke Attacke ab, dass der Kampf für uns so gut wie gelaufen war.

Eure Chancen im Wettstreit der blitzenden Klingen optimiert ihr durch das Aufwerten eurer bestehenden Waffe. Beim örtlichen Schmied verbessert ihr gegen einen stattlichen Obolus etwa Angriffskraft oder Haltbarkeit der Klingen. Der Verteidigungswert aus dem Vorgängerspiel entfällt hingegen ersatzlos. Wenn ihr jedoch gänzlich mit eurer Waffe unzufrieden seid, könnt ihr beim Schmied auch eine neue anfertigen lassen. Dazu benötigt ihr nur einen Griff, einen Handschutz und eine Klinge. Diese Teile findet ihr entweder bei besiegten Gegnern oder erhaltet sie durch das Zerlegen vorhandener Waffen. Die Einzelmaterialien bestimmen dann die entsprechenden Werte. Wenn ihr besonders gut kombiniert, erhält eure Waffe zudem einen der sogenannten „Charms“, die euch bestimmte Spezialfertigkeiten geben. So füllt sich durch die Verzauberung „Life & Death“ zum Beispiel eure Vitalitätsleiste auch im Kampf von selbst wieder auf.
Beim örtlichen Schmied lasst ihr nicht nur eure Waffen reparieren, sondern verbessert sie auch oder stellt neue her.
Jörg Langer Chefredakteur - P - 468613 - 22. Oktober 2012 - 22:48 #

Viel Spaß beim Lesen!

LittlePolak 13 Koop-Gamer - 1783 - 22. Oktober 2012 - 22:59 #

Danke für den Test :)

Green Yoshi 22 Motivator - P - 36177 - 22. Oktober 2012 - 23:30 #

Die PS2 lebt! Spielerisch soll es ja laut Feinschmeckern ganz gut sein, aber mir ist das alles viel zu japanophil.

Sciron 20 Gold-Gamer - 24181 - 23. Oktober 2012 - 0:56 #

Wenn man den Test so liest, könnte dieser fast exakt genauso auch zu einem der Vorgänger passen. Bis auf das Zeitlupenfeature scheint hier wirklich alles beim Alten geblieben zu sein und das nicht unbedingt im positiven Sinne.

Schon auf der PS2 war WotS ein interessant-ungewöhnliches, aber wegen der vielen Mängel im Gamedesign, auch frustiges Erlebniss. Manche der unzähligen Enden konnte man schon nach wenigen Minuten erreichen. Welche Bedingungen man für die anderen erfüllen musste, war allerdings nie so recht klar. Obwohl ich oft mehrere Spielansätze verfolgt habe, kam oftmals schlicht das selbe bei raus.

Alles nochmal von vorne zocken zu müssen, nur um dann mal eine Kleinigkeit anders zu machen, um damit eventuell den Lauf der Story doch noch zu ändern, war irgendwann echt nicht mehr motivierend. Langfristig hat es mich also leider nicht fesseln können. Das dürfte beim neuesten Teil wohl nicht viel anders sein.

Punisher 22 Motivator - P - 32221 - 23. Oktober 2012 - 9:25 #

"Spielzeit für einen Durchgang 1-1,5 Stunden" - man sieht nach 1,5 Stunden tatsächlich schon eines der möglichen Enden und soll sich dann irgendwie motivieren, das nochmal zu spielen?! Als "nicht-wiederspieler" finde ich das schon fast dreist...

Sciron 20 Gold-Gamer - 24181 - 23. Oktober 2012 - 10:04 #

Die WotS-Spiele sind keine gewöhnlichen Titel, die man so 2-3 mal durchspielt und dann in die Ecke stellt. Das Konzept ist auf eher dutzendfaches durchzocken aufgebaut, da man auch immer wieder Waffen und Gadgets freischaltet, welche man in späteren Durchgängen erneut verwenden kann. Wie weiter oben gesagt: In den Vorgängern konnte man ein Ende teilweise schon nach 10 Minuten erreichen. Wenn du generell nicht so der mehrfach-Durchspieler bist, wirst du damit also wohl eher nix anfangen können.

Guldan 17 Shapeshifter - 8554 - 23. Oktober 2012 - 10:00 #

Also kaufen will ich es, wäre mein erster Teil aber nicht jetzt ich warte bis es günstig zu haben ist.

Iceblueeye 15 Kenner - 3085 - 23. Oktober 2012 - 11:08 #

"So eine künstliche Spielzeitstreckung kennt man sonst nur aus...japanischen Spielen..."

:-D Großartig

Anonymous 2143 (unregistriert) 23. Oktober 2012 - 12:34 #

dafuq, was hab ich da eben nur gelesen.

McGressive 19 Megatalent - 14300 - 23. Oktober 2012 - 13:36 #

Keksus schreibt jetzt Tests für GG? Cool! :)

Keksus 21 AAA-Gamer - 25149 - 23. Oktober 2012 - 14:28 #

Das hier ist mein erster richtiger Test. ;) Davor hatte ich den Angetestet zu Planetside 2 gemacht.

Guldan 17 Shapeshifter - 8554 - 23. Oktober 2012 - 16:55 #

Gerne mehr davon :)

Darth Spengler 18 Doppel-Voter - 9372 - 23. Oktober 2012 - 16:52 #

Also so kurz sollte die Spielerfahrung dann doch nicht sein ^^

Ich hatte so an ShenMue in 1800ern gedacht :D