Test des Science-Fiction-RPG

Star Ocean: The Last Hope Test

Ein Mass-Effect-Klon aus Japan? Nein, die Star-Ocean ist älter als Biowares Erstlingswerk Baldur's Gate, und versucht mit The Last Hope einen Neuanfang. Serienkenntnisse braucht ihr also nicht, um in die Tiefen des Sternenozeans abzutauchen -- wohl aber eine lange Puste.
Tim Gross 11. Juni 2009 - 14:45 — vor 14 Jahren aktualisiert
360
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Der Weltraum – unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr … Nein, dieses Intro ist genauso ausgelutscht, wie unpassend für Star Ocean: The Last Hope. Versuchen wir es mit etwas anderem. Wie wär’s damit: Damit auch Spätgeborene und Spieler, denen die Star-Ocean-Reihe bislang völlig schnuppe oder unbekannt war, ohne Story-Verständnisprobleme zu den Sternen aufbrechen können, verlegten die Entwickler von tri-Ace kurzerhand die gesamte Handlung ihres neuen Rollenspiels vor den allerersten Teil der Serie. Dieser erschien 1996 für den Super Nintendo und belegte rund 6 MByte Modulplatz. Im Vergleich: The Last Hope benötigt drei DVDs, die ihr (wenn ihr euch nicht für eine Vollinstallation entscheidet) nach und nach eurer Xbox 360 zuführt. Doch bedeuten mehr Daten auch mehr Spielspaß?

Zum Helden verdammt

An Bord des Raumschiffs wird viel geredet. Spannend sind diese Gespräche meist nicht.
Leute mit dem Namen Edge Maverick werden entweder Hollywoodstar oder ein waschechter Held. Der Dritte Weltkrieg hat die Erde dauerhaft verseucht; Hollywood dürfte es also nicht mehr geben. Bleibt nur die andere Möglichkeot: Edge heuert bei der postnuklearen Weltraumbehörde USTA an, um zu unbekannten Welten aufzubrechen und eine neue Heimat für die Menschheit zu finden. Doch schon beim ersten Warpsprung geht etwas schief: Ein Kumpel aus Jugendtagen verschwindet samt Schiff, und ehe sich Edge versieht, wird er selbst Kommandeur eines Raumkreuzers. Mit an Bord sind die (leider farblose) Freundin Reimi und der von Selbstzweifeln geplagte Außerirdische Faize. Doch vor dem Sprung zu unerforschten Welten -- jetzt und für das ganze restliche Spiel --  haben die Entwickler mit typisch fernöstlichem Gechmack elendlange Gespräche der weitgehend belanglosen Art gestellt, mal als überlange Zwischensequenz, dann wieder als durchschaltbare Textboxen. Dagegen wirkt selbst das in den Konversationen ausufernde Mass Effect kurz angebunden, aber immerhin könnt ihr die Zwischenszenen auch abbrechen, und erhaltet dann eine kurze Zusammenfassung.

Angriff in Echtzeit

Doch keine Sorge: Trotzdem die Dialogautoren offensichtlich pro Wort bezahlt wurden, landet ihr dann doch nach einigen Minuten auf dem ersten (und zu Beginn einzigen erreichbaren) Planeten, und es geht endlich zur ersten Mission. Und zwar runter auf die Planetenoberfläche. Wie bei Rollenspielen japanischer Bauart üblich, seht Ihr nie die ganze Gruppe herumstreifen, sondern immer nur Edge. Ein Blick auf die Karte zeigt euch interessante Örtlichkeiten, die Monster findet ihr darauf aber nicht. Zum Glück müsst ihr dennoch keine Zufallskämpfe à la Final Fantasy absolvieren, sondern könnt in der normalen Sicht die Gegner schon aus einiger Entfernung erblicken. Allerdings werden die Monster manchmal erst sehr spät eingeblendet, und dann stürzen sich die Unholde wie ein Torpedo auf die Heldentruppe.

Ganz der Nippontradition verhaftet, bekämpft Ihr die Monster in einer eigenen Kampfarena. In Echtzeit drescht ihr mit euren Jungs und Mädels auf die Feinde ein. Dabei steuert ihr immer nur einen Charakter, der Rest gehorcht KI-Befehlen, die ihr zu einem gewissen Grad zuvor festlegen könnt. Etwa, ob Magie eingesetzt werden soll, ob jeder für sich allein kämpft, oder alle organisiert miteinander. Wer mag, kann den selbst gesteuerten Helden auch jederzeit wechseln. Um unnötige Hektik zu vermeiden, pausiert das Spiel beim Auswählen von Tränken oder Zaubersprüchen.

Kämpfe laufen in "pausierender Echtzeit" ab. Eure Mannschaftsmitglieder kämpfen nach euren Vorgaben automatisch mit.


Komplexe Kämpfe

Die Kämpfe wirken auf den ersten Blick sehr verwirrend, verliert man die Feind doch schnell aus dem Auge. Doch per Knopfdruck stürzt sich der angewählte Held auf den nächsten Gegner und mit ein bisschen Übung (ihr könnt jederzeit an Bord des eigenen Raumschiffs ein sehr umfassendes Tutorial absolvieren) habt ihr die Gefechte schnell im Griff. Spätestens, wenn die Heldentruppe drei oder vier Levels aufgestiegen ist, was kaum länger als fünf Minuten dauert, braucht ihr euch um den verfrühten Heldentod keine Sorgen mehr machen. Das gilt zumindest in den genauso zahlreichen wie ermüdenden Standardkämpfen gegen das omnipräsente Viechzeugs, das euch auf Schritt und Tritt angreift. Lediglich bei Zwischengegnern solltet ihr ein wenig Taktik walten lassen, denn alle Bosse haben ihre eigenen Angriffsvarianten, auf die sich eure Truppe einstellen muss. Sehr hilfreich ist der Zorn-Modus, der sich langsam auflädt und so Spezialattacken ermöglicht. Oder Ihr sammelt Punkte für durchschlagsstarke Komboattacken. Nett anzusehen sind die Blindside-Angriffe. Um die zu aktivieren, müsst ihr im richtigen Moment einem gegnerischen Schlag oder Schuss ausweichen, und könnt dann in Zeitlupe präzise Sonderangriffe starten.

Auf den ersten beiden der insgesamt vier Schwierigkeitsgrade, werdet ihr aber generell nur selten den Tod eines Charakters beklagen müssen. Stirbt doch mal einer, lässt er sich mittels zuvor gekauftem Salbei leicht wieder beleben. Während unseres Tests haben wir nicht ein einziges Mal einen Kampf verloren. Erst wenn man das gesamte Spiel auf Schwierigkeitsstufe 2 durchgespielt hat, wird der dritte, deutlich forderndere Grad freigeschaltet. Das ist sehr dumm für geübte Spieler, die sich so das gesamte Spiel hindurch unterfordert fühlen. Vielleicht sehen diese Veteranen das starre Speicherpunktsystem ja als Motivationshilfe an. Alle anderen schütteln den Kopf angesichts einer derart antiquierten Methode, vor allem, weil immer wieder ganze Dungeons ohne einen einzigen dieser Punkte auskommen müssen. Eine simple Quicksavefunktion hätte hier Wunder wirken können.

Name 11. Juni 2009 - 23:02 #

Kann es sein, dass der Reviewer nicht wirklich auf Japano-RPGs steht, und Final Fantasy halt wegen der Renderscenes liebt? Denn typische JRPGs sind nunmal sehr text- und storylastig. Aber ist das so schlimm, wenn man die Zwischenszenen abbrechen kann? Größter Kritikpunkt, den ich von der (von mir angezweifelten) Story-Tristesse abgesehen finden kann im Text, ist das der geringen Schwierigkeit. Das würde mich in der Tat stören. Dazu kommen die "0815"-Dungeons. Mag sein. Aber insgesamt denke ich, dass hier das Spiel ein wenig zu schlecht wegkommt. Und immer nur Final Fantasy kann es ja wohl auch nicht sein.

Nicol_Bolas 12 Trollwächter - 881 - 12. Juni 2009 - 3:48 #

Man kann es lieben oder hassen, aber viele Japano-Spiele enthalten Dialoge a la: "Oh nein!" "Doch!" "Wirklich?" "Ja!" "Glaub ich nicht!" "Hihi!"

"Belanglos" ist mir da auch schon durch den Kopf gegangen.

Freeks 16 Übertalent - 5525 - 12. Juni 2009 - 1:13 #

Dieser Test hat mich irgendwie dazu motiviert, meine PS2 an den Beamer anzuschließen und mal wieder FF8 anzufangen... Angenehmer Schwierigkeitsgrad und tolle Story mit nich soooo viel gelaber :)
Ich hatte schon Hoffnung in Star Ocean gesetzt, aber Kleinigkeiten wie nicht Lippensynchrone Vertonung können mich zu tode aufregen...

Mick Schnelle Freier Redakteur - 7940 - 12. Juni 2009 - 10:48 #

@Anonym: Nö, ich mag die Japanorollenspiele. Mein erstes war vor sehr vielen Jahren Final Fantasy 3 (in Japan Teil 6). Das kam komplett ohne Rendersequenzen aus (ging ja auf dem Super Nintendo auch gar nicht) und war trotzdem brillant. Danach folgten nicht nur alle FF-Teile (auf so ziemlich jedem System), sondern auch die Breath of Fire-Spiele, die Suikodens, Chrono Trigger, Grandia, Xenogear, Skies of Arcadia und auch die Action-Varianten wie die Zeldas dieser Welt oder Secret of Mana. Gegen keinen davon kann das neue Star Ocean punkten und die Story IST nun mal sehr generisch, praktisch eine Ansammlung gängiger Nipponklischees und schon zig mal dagewesen. Zudem sehr, sehr langatmig und langweilig. Dasselbe gilt für die Charaktere. Und es ist nichts gegen viele Texte zu sagen, wenn sie denn gut geschrieben sind und nicht langweilige Sprechblasen voller Redundanz bieten und inhaltlich auf dem Niveau pubertierender Kinder sind. Die 7.0 ist schon sehr den interessanten Kämpfen geschuldet, wem die Kämpfe weniger wichtig sind, kann sogar auch auf 6.5 gehen.

CloudAC (unregistriert) 15. Juni 2009 - 8:26 #

passt mal uff, wenn ich noch mehr sehe das Japan Rollenspiele so schlecht geredet werden, wundert es mich nicht das die so oft erst garnicht hier zu lande lokalisiert werden. fakt ist ohne japan gäbs keine rollenspiele und fakt ist das die Japan Rollenspiele die wahre RPGs unter den ganzen möchtegern RPGs sind die von europa und den USA so rüber schwappen. GRADE VIEL STORRY egal wie belanglos oder nicht machen diese RPGs aus, wer kennt das nicht. jeder redet mit seinen freunden auch mal belanglose sachen. Das macht die ganze sache Menschlich und gibt den figuren persönlichkeit, und man kanns ja weg klicken ist doch für jeden also was dabei! Schade mal wieder ist allerdings keine deutsche syncro, Der RPG Gott und Mistwalker haben das bei LO und BD schlieslich auch hinbekommen aber na ja das ist bei ff ja auch immer so leider.Ich habe SO nie gezockt, weil ich das Action System nicht so mag eher das ALTBACKEN kult rundenbasierende Kampfsystem. Aber wenn ich das hier in dem bericht alles so lese glaube ich doch das ich es mir jetzt erst recht kaufe, allein nur weil es ein Japan RPG ist! Keine macht den USA/Europa RPGS ! was sich heute alles RPG nennen darf ist eine frechheit!

Jörg Langer Chefredakteur - P - 468609 - 16. Juni 2009 - 18:11 #

Von Wizardry, Ultima, Pool of Radiance, Dungeon Master, Magic Candle, Bard's Tale, Wasteland etc. hast du aber schon zumindest mal gehört? So von wegen "ohne Japan gäbe es keine Rollenspiele"...

Starslammer 15 Kenner - 2904 - 15. Juni 2009 - 8:47 #

Ich habe das Spiel auch seit einer Woche und es macht mir recht viel Spass, obwohl ich auch mehr mit den Urvater aller Rollenspiele der Computer "Ultima" aufgewachsen bin und daher auch eher ein wenig westlich geprägt bin , was RPGs angeht. Zu den Japan-RPGs kam ich eigentlich erst mit der 360 richtig. Neben "Lost Odyssee", liegt "Star Ocean IV" auf Platz 2 meine JRPG-Liste, danach kommen Eternal Sonata, Blue Dragon und Enchanted Arms. Da ich schon seit der Vorschau bei der E3 damals mich schon auf das Spiel gefreut habe, bestellte ich mir für die PSP noch die ersten beiden Episoden zur Einstimmung.
"Star Ocean IV" fesselt mich schon an der Konsole, allerdings hat das Spiel auch seine Schattenseiten. Nicht die langen Konversationen in den Textboxen, das ist man auch bei den anderen JRPGS wie zum Beispiel FFVII gewöhnt, sondern die relativ spät aufploppenden Gegner und die etwas nervende Kameraführung ist es, was die Euphorie etwas bremst (Oft genug in die Gegner reingerannt, denen man eigentlich ausweichen wollte !). Also mit Mick Schnelles Endwertung gehe ich konform, wenn auch mit anderen Gründen :)