Test: Diablo trifft Siedler

Hinterland Test

Aufruhr in Hinterland: Der König möchte das noch unbesiedelte Territorium an sein Reich anschließen und beauftragt uns damit, den Grundstein dafür zu legen. Eine ehrenhafte Aufgabe, bei der wir Diablo-Kampfkünste und Siedler-Aufbaufähigkeiten beweisen müssen. Doch nicht nur die unzähligen Monstren der Spielwelt setzen uns zu...
Jörg Langer 21. April 2010 - 18:37 — vor 14 Jahren aktualisiert
PC
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von Sven Ohnstedt


Bereits seit September 2008 bietet der unabhängige Entwickler Tilted Mill Entertainment, die auch für Die Kinder des Nils verantwortlich zeichnen, ihr aktuelles Spiel Hinterland zum kostenpflichtigen Download an, Im Juni 2009 folgte eine größere "Content-Erweiterung" mit Orks. Der deutsche Publisher The Games Company, der mit der Lizenzierung von Max & the Magic Marker zuletzt ein gutes Gespür für Indie-Spiele bewies, veröffentlicht das Spiel im Mai 2010 hierzulande nun auch als Retail-Fassung. Wir haben aus diesem Grund die existierende Version einem Test unterzogen; sollte die deutsche Retail-Fassung nennenswert verbessert oder erweitert sein, werden wir euch das natürlich verraten.

Ankunft im Hinterland

Neue Bürger werden über ein spezielles Menü geworben.
"Hinterland" ist überhaupt kein Hinterland, es ist vielmehr ein "Vorderland", nämlich eines, dass unser König seinem Reich einverleiben möchte. Also werden dringend Pioniernaturen gesucht, um das noch unbesiedelte Territorium von Monstern zu säubern und zivilisatorisch zu erschließen. Also gut, helfen wir unserem Monarchen!  Im rudimentären Editor entscheiden wir uns zunächst dafür, dass unser Avatar eine geschickte Bogenschützin darstellen soll, die Feinde auch aus sicherer Distanz in das hochgewachsene Gras beißen lässt.

Daraufhin in der isometrischen Spielewelt angekommen, sichern wir uns die Dienste eines Bauern. Der verspricht, uns mit Nahrung zu versorgen, sofern wir ihm einen Bauernhof zur Verfügung stellen. Das spärliche Gold, das wir von unserem knickrigen Herrscher mit auf die Reise bekommen haben, reicht dafür gerade aus. Alle anderen potentiellen Bürger unserer zukünftigen Stadt müssen wir derzeit leider vertrösten: Nicht nur, dass wir kein weiteres Gold besitzen, um auch ihnen eine Unterkunft zu finanzieren. Sie gehen außerdem teilweise gehobenem Handwerk wie beispielsweise der Schmiedekunst oder der Totengräberei nach. Drum verlangen sie ein mehrfach ausgebautes Haupthaus, Zugriff auf bestimmte Ressourcen, einen ruhmreicheren Stadtherrn oder schlicht nach einer bestimmten Qualität der Stadt -- alles Dinge, die wir ihnen zu Beginn noch gar nicht beiten können. So bleibt uns nichts anderes übrig, als unsere Residenz erst mal zu verlassen und uns auf die Suche nach weiteren Reichtümern zu begeben. Und damit wären wir bei der Besonderheit, denn anstatt nur vor uns hin zu siedeln, müssen wir auch als Held Abenteuer bestehen -- Die Siedler trifft Diablo...

Jägerin oder Gejagte?


Nicht unweit der Stadt warten ein paar kleine Spinnen, die sich von unseren Pfeilen, die wir in gewohnter Action-RPG-Manier à la Diablo abfeuern, wenig beeindruckt zeigen: Um kaum mehr als die Hälfte ihrer Lebenspunkte konnten wir sie berauben, ehe sie uns erreichen und uns kräftig vermöbeln. Wäre die KI auch nur ein wenig geschickter, hätten wir wohl keine Chance. Doch wir können gelegentlich einzelne Feinde attackieren, ohne dass sich das umstehende Rudel daran stören würde, und so mogeln wir uns durch. Nach diesem ersten, wenn auch schmeichelhaften Erfolg sammeln wir unser erstes Schlachtengold auf...

Zudem steigt mit jedem erledigten Gegner unser Ruhm, der neben den positiven Effekten auf unsere Bürger und die Highscore-Liste auch als Währung bei eventuellem Ableben dient: Sollten unsere Lebenspunkte alle aufgebraucht sein, werden wir zwar in unsere Stadt zurückgesetzt, müssen allerdings mit einen deutlich geschmälertem Ansehen vorlieb nehmen. Stattdessen jagen wir aber die zwei noch in diesem Spielareal verbleibenden Krabbeltiere -- dann gehört es nämlich uns. Zur Belohnung für die komplette Monster-Entvölkerung erscheint eine große Schatzkiste, die neben vielen Goldstücken auch eine schwere Rüstung in sich birgt -- letztere legen wir natürlich sofort an. Außerdem bietet dieses Areal ein Vorkommen an seltenen Kräutern, auf die wir fortan zugreifen können. Der noch arbeitslose Alchemist in unserer Stadtmitte dürfte darüber begeistert sein und uns von nun an bereitwillig mit Heiltränken versorgen.

Eile mit Weile

Lebendige Zielscheibe: Ein Bandit hängt am Eck fest.
Mit fortschreitender Spielzeit und einer zunehmenden Gemütlichkeit nehmen wir immer weitere Areale der Spielewelt ein, steigen nebenbei im Level auf und gewinnen Angriffs- wie Verteidigungsboni. Nach einer Weile können wir uns kampflustige, wenn auch nicht sonderlich durchschlagkräftige Söldner leisten, die mit uns in die Schlachten ziehen. Wir finden Erzvorkommen für den dorfeigenen Schmied, Hafer für eine Farm voller wohlgenährter Tiere, und ab und an auch einzigartige Gegenstände. Letztere beansprucht unser König für sich, entschädigt uns aber angemessen dafür.

Sobald die Grundversorgung an Gold und Nahrung gesichert ist, kann in Hinterland nur noch wenig schiefgehen. Eile ist nur dann geboten, wenn mal wieder eine wilde Horde auf unsere Stadt losrennt und unsere Bürger attackiert, sollten wir nicht rechtzeitig vor Ort sein. Zwar werden wir ausdrücklich darauf hingewiesen, wenn ein solcher Trupp seinen Marsch zu uns startet -- nur hilft uns das herzlich wenig, wenn wir uns gerade durch ein von unserer Stadt weit entferntes Gebiet schlagen. Selbst die anheuerbaren Wachen solltet ihr besser nicht zu lange mit den Feinden alleine lassen. Die KI rettet uns aber wie so oft. Nein, nicht die KI unserer Mannen, sondern die KI der gegnerischen Monster. Denn immer wieder mal verhaken sich Gegner an den Ecken der Gebäude und warten dann darauf, getötet zu werden.

So gestaltet sich der Spielfluss ein wenig zäh: Wären die mitunter einminütigen Fußmärsche zu entlegenen Territorien nicht zwingend notwendig, um alle Areale einzunehmen und damit das Spielziel zu erreichen, könnten sie bei im Fünf-Minuten-Takt heranstürmenden Horden fast schon als taktisch blauäugiges Manöver ausgelegt werden. Das im Ansatz vergleichbare Spellforce, bei dem man ebenfalls Stück für Stück seinen Einflussbereich über diverse "Maps" ausbreitet, spielt sich trotz gemächlicheren Tempos jedenfalls weitaus flüssiger.

Unsere Stadt aus der Vogelperspektive: Schön anzuschauen, aber ohne spielerischen Gehalt.
Vidar 19 Megatalent - 15012 - 21. April 2010 - 19:05 #

übrigens laut amazon wird die ALden version 26€ kosten, auf steam kostet der titel mit zig kostenlosen UInhaltsupdates 18,99 ebenfalls in deutsch

Jamison Wolf 19 Megatalent - P - 14082 - 21. April 2010 - 19:29 #

Schade, der Mix hört sich ja schon nicht so schlecht an. Muss ich wohl weiter warten auf den Demon's Souls meets Siedler meets Totalwar meets Just-Cause-2-typische-ich-jage-alles-in-die-luft. ;)

Jörg Langer Chefredakteur - P - 469794 - 22. April 2010 - 9:20 #

Noch ein Hinweis: Der deutsche Publisher TGC weist uns nach Ansicht des Tests darauf hin (und wir somit gerne euch), dass die Handelsversion alle aktuellen Updates enthalten wird und zusätzlich Extras wie den Soundtrack, Artworks, Scribbles.

hachel (unregistriert) 23. April 2010 - 10:47 #

*gähn* für solche Spiele hol ich mein PC nciht wieder aus em Schrank :)
Und bei "Diablo trifft Siedler" könnte man auch sagen --> Sirup trifft Bratwurst
Kann ja nur scheiße schmecken :)

marshel87 17 Shapeshifter - 6583 - 23. April 2010 - 12:18 #

neee ich glaube das wird nicht so mein falls sein...

Larnak 22 Motivator - 37541 - 24. April 2010 - 0:11 #

Eigentlich schade, dass das Spiel offenbar eher mäßig ist. Einige Ideen und Vorstellungen klingen ungemein spannend.
Da hätten ein bisschen mehr Mühe und ein paar Monate mehr Entwicklungszeit wohl noch einiges rausholen können.

muemmel 08 Versteher - 187 - 28. April 2010 - 2:35 #

Kann dem Artikel nur zustimmen. Das Spiel macht fuer ein paar Stunden richtig laune, ist aber stellenweise frustrierend. Vor allem die haeufigen Angriffe auf die Stadt sind unheimlich nervig. Old-School eben. Schade, dass es keine Demo fuer evtl. Interessierte gibt.