James Cameron und Pelè zu Gast

Ubisofts E3-Pressekonferenz Report

Als letzte der großen Montags-Pressekonferenzen war um 17:00 Uhr Ubisoft dran. Lest, was der Großpublisher in Sachen Splinter Cell Conviction, Red Steel 2 und anderen Highlights zu verraten hatte.
Jörg Langer 2. Juni 2009 - 19:55 — vor 14 Jahren aktualisiert
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Die Ubisoft-PK begann, den Tand wie lustige Moderatorsprüche von Comedian Joel McHale mal außen vorgelassen (er war überwiegend wirklich witzig und wies mehrmals daraufhin, dass eh alles vom Teleprompter abgelesen wird), mit Firmen-Mitgründer und -Chef Yves Guillemot. Die neue Strategie von Ubisoft sei die der Konvergenz zwischen den Medien, damit meinte er vor allem zwischen Film und Spielen. Neben der engen Zusammenarbeit mit James Cameron (bei Avatar) werde Ubisoft außerdem mit Peter Jackson und Steven Spielberg zusammenarbeiten, mit letzterem bei der Umsetzung der Comic-Serie Tintin.

Ubisoft-Chef Yves Guillemot sprach über die Konvergenz von Spielen und Filmen.


Guillemot begrüßte die Microsoft-Entwicklung Natal, da sie die Barrieren zwischen Spieler und Produkt abbauen helfen werde: Einen Kinofilm könne man jedem zeigen, bei Spielen sei das noch nicht so: „Das Interface wird für das Mainstream-Publikum verschwinden!“. Danach wurde kurz uplay vorgestellt, eine Online-Erweiterung, die passend zum jeweiligen Spiel etwa einen Shop, Walktrhoughs und die Community anderer Spieler anbieten soll. Ab Ende des Jahres werde uplay unter anderem in Assassin’s Creed 2, Splinter Cell Conviction und Avatar eingebaut.

Dann kamen Yves und Yannis Mallat erneut auf die „Content Convergence“ zu sprechen: Mit dem Tochterunternehmen Ubisoft Digital Arts kümmere man sich schon jetzt um Animationen, die sowohl in Spielen als auch in Filmen verwendet werden könnten. Für James Camerons Kinofilm Avatar stelle man über 100 „Shots“ (kurze Szenen mit Digitaleffekten) her. Auch ein Film in einem Assasin’s-Creed-Szenario sei bereits in Entwicklung.

James Cameron über Avatar

Daraufhin hatte der erfolgreiche und mittlerweile nicht mehr ganz junge Regisseur James Cameron (Terminator, Aliens, Titanic) für 15 Minuten die Bühne. Er erzählte ebenso von der Konvergenz zwischen Spielen und Filmen -- Avatar wird gleichzeitig als Film und als Spiel entwickelt, angeblich mit sehr enger Abstimmung zwischen Cameron und Ubisoft, und unter Verwendung der teilweise gleichen Ressourcen. Zur Abwechslung für einen Promi nahm man Cameron sofort ab, dass er sich mit Computerspielen beschäftigt hat. Cameron erzählte viel von der Filmwelt Pandora, von den Avataren, die von im Koma liegenden Menschen kontroliert werden, und den Navi. Gemeint ist nicht die liebevolle Abkürzung für Navigationsgerät, sondern sehr großgewachsene, technologisch primitive, aber -- wer würde es für möglich halten? -- auch sehr gutherzige und weise Wesen. Die kommen ohne Schuld in Konflikt mit dem „militärisch-industriellen Komplex“ (wir finden, es wäre eine schönere Welt, wenn wir dieses Wortungetüm nie wieder hören müssten, ob in „Kölner Aufrufen“ oder anderswo) der Menschen. Die Rollen von Gut und Böse sind damit klar verteilt, man wird aber laut Cameron im Computerspiel beide Seiten übernehmen können -- und mehrmals auch die Seiten wechseln dürfen, sollte man sich doch „falsch“ entschieden haben. Für das Ende des (Achtung, Mediensprung) Films kündigt Cameron die „Mutter aller Schlachten“ an, wenn die Menschen mit ihren Hightech-Waffen auf die Navi treffen, die man sich wohl als fell-lose, größere Ewoks vorstellen darf -- auch wenn sie in Avatar weniger an Lianen herumschwingen wie die Vorbilder aus Star Wars Episode 6, sondern lieber Flugtiere namens Kran reiten. Außerdem setzen sie Wesen namens Viper Wolves und Hammerheads ein.

James Cameron berichtete über die Zusammenarbeit mit Ubisoft beim Avatar-Projekt.


Danach verriet James Cameron noch folgendes: „Normalerweise dauert die Produktion eines Film ungefähr ein Jahr, sobald jemand auf den Knopf gedrückt hat, aber Spiele brauchen länger, also haben wir schon vor zwei Jahren angefangen, Materialien an Ubisoft zu geben und uns mit ihnen auszutauschen.“ Cameron (der schon lange steroskopisches Kino befürwortet und auch eine Art 3D-Spinoff von Terminator 2 gedreht hat) schloss mit dem Hinweis, das Computerspiel Avatar werde wie der Film Avatar in "echtem" 3D (Spezialbrille nötig) sein.

Red Steel 2

Als nächstes wurde -- nicht Erwähnenswertes lassen wir gnädig aus, übrigens -- Red Steel 2 gezeigt. Der erste Teil war einer der Wii-Launchtitel und weitgehend missglückt in seinem Versuch, Ballern und Schwertschwingen zu verknüpfen: Nicht nur die Grafik war mies, auch das Schießen und Laufen und Schwertschwingen war nur mäßig umgesetzt. Letzteres kann sehr gut an der sehr ungenauen Bewegungssensorik der Wii-Steuergeräte gelegen haben, sodass -- täterätää -- Red Steel 2 natürlich mit Wii Motion Plus gebundelt wird, Nintendos „Hardware-Patch“ für ihre ungenaue Wii-Remote. Red Steel 2 ändert aber auch Szenario (schwertschwingender Pistolere im Western-Ambiente) und Grafik (einerseits realistisch angehaucht, andererseits im Cell-Shading-Verfahren dargestellt) und machte einen insgesamt sehr guten Eindruck. Vor allem lässt die Info Anlass zur Hoffnung, dass man (wie etwa auch bei Conduit von High Voltage Software) die Steuerung frei den eigenen Wünschen anpassen kann.

Red Steel 2 soll dank Wii MotionPlus sehr viel besser zu steuern sein als der etwas missratene Vorgänger.


Die Vorstellung des nächsten Shaun White Snowboarding überspringen wir und kommen gleich zu Academy of Champions. Das soll ein Fußballspiel sein, der gezeigte Trailer sah aber eher danach aus, als hätte jemand die Magierschule Hogwarts aus Harry Potter mit jugendlichen Cartoon-Fußballern gekreuzt. Über das Spiel können wir nur sagen, das es definitiv Kinder anspricht -- viel spannender war aber, wen Ubisoft dafür gewinnen konnte, das Spiel zu supporten (und auch als kaum erkenntliche Cartoon-Figur darin zu posieren): Der ehemalige Wunderstar Brasiliens, der wohl größte Fußballer aller Zeiten: Pelé. Der bekam ebenfalls gut 10 Minuten Redezeit (auf Englisch und Portugiesisch) und sagte tränenevozierende Sätze wie: „Als ich mein 1000. Tor geschossen habe, habe ich die brasilianische Regierung gebeten, sich besser um die Kinder im Land zu kümmern“. Macht nichts, das ist Pelé, der darf sagen, was er will!

Splinter Cell Conviction

Alex Parizeau und Max Beland stellten danach ihr Splinter Cell Conviction vor, und gaben die Maxime vor: „Der Spieler soll Stealth nutzen, nicht weil er schwach ist, sondern weil er damit effektiver ist. Weil er damit ein tödlicher Superheld ist.“ Also machen sie das Spiel etwas schneller und brutaler als die Vorgänger -- das unappetitliche Gangsterkopf-gegen-Urinal-schlagen war schon morgens auf der Microsoft-PK zu sehen gewesen, wir hätten ein zweites Mal darauf verzichten können.

Die "Outline" von Sam Fisher links lenkt die Gegner ab, er selbst kraxelt nach rechts.


Sodann stellten sie die neuen Features vor: „Last known position“ zeigt die letzte bekannte Position von Serienheld Sam Fisher, an der er aus dem Blickfeld der Gegner verschwunden ist: Die ballern dann auf die weiße Outline von ihm, während er in Wahrheit schon ganz wo anders ist. „Mark and execute“, also markieren und ausführen (wobei die Doppeldeutigkeit mit „exekutieren“ sicher kein Zufall ist) bedeutet: Erst markiert man mehrere Ziele für Aktionen, etwa erstens Fenster öffnen, zweitens Lampe anvisieren, drittens Gegner 1 und viertens Gegner 2 beschießen -- und lässt diese Aktion dann automatisch ablaufen. Sehr effektiv, das -- mal sehen, wie es limitiert wird, um das Schleich-Actionspiel nicht zu einfach zu machen. Ach ja, Missionsziele und das Ergebnis von kurzen Folterbefragungen erscheinen direkt in der Grafik, auf Wände oder Fenster projiziert. Also etwa „Infiltrate the Mansion“, oder den Namen eines Kontaktmanns. Wenn ihr die Anfangs-Credits von Mirror’s Edge kennt: Genau so sieht das aus. Soll „alles aus einem Guss“ wirken lassen, hat uns aber eher irritiert. Auch noch interessant bei Splinter Cell Conviction: Wenn man sich im Schatten aufhält, wird auch die Spielgrafik schwarzweiß -- nur die Gegner bleiben farbig. Neue Gadgets soll es auch geben, darunter EMP-Granaten, die alle Lampen im Umkreis ausschalten. Splinter Cell Conviction wird sicher ein großer Titel (für Xbox 360 und PC), wir freuen uns auf den Test.

Und dann waren da noch... Juwelen? Hasen?

Die restliche Ubisoft-PK drehte sich um Casual- und Mädchenspiele. Da wir davon ausgehen, dass ihr nicht selbst Juwelen designen und diese dann als Plastikversion im echten Leben zugeschickt bekommen haben wollt, dass euch ferner auch Imagine Town (eine Online-Community) nicht so wahnsinnig interessiert, und dass es euch auch kalt lässt, dass die süßen Haustierchen aus Petz Nursery in zwei andere DS-Spiele (etwa Petz Talent Show) gebeamt werden können, ihr ferner vermutlich auch nicht per Style Lab und einem DSi euer Makeup pefektionieren wollt -- aus all diesen Gründen erwähnen wir nur noch, dass Ubisoft mit ihren Casual-Games auf DS wahnsinnig erfolgreich ist, siehe Foto:

Ubisoft ist nach dieser Darstellung der führende Drittanbieter für DS-Spiele (Nintendo gilt als "Firstparty").


Wer nun geglaubt hat, er komme a) ohen Fitness-Programm und b) ohne Raving Rabbids aus dem Los Angeles Theater heraus, sah sich getäuscht: Your Shape (Wii) nimmt euch mit kleiner Kamera (der ersten für Wii) auf und erkennt dadurch, ob ihr auch brav die Übungen mitmacht. Und auch die Raving Rabbids feierten ein längeres Stelldichein: In Raving Rabbids Go Home planen sie, zum Mond (als ihre vermutete Heimat) “zurückzukehren”. Ihr Plan: Soviele Einkaufswagen aufeinander türmen, bis sie zum Mond kommen.

Die Ubisoft-Pressekonferenz hatte mit Splinter Cell Conviction (sicher) und Red Steel 2 (weniger sicher) zwei Hit-Kanidaten im Programm, auch die Redezeit für die Promis fanden wir angemessen und eine wohltuende Abwechslung vom Üblichen. Insgesamt aber würden wir sie auf einer Stufe oder knapp unter der von Electronic Arts ansiedeln in ihren Verlautbarungen: Microsoft liegt immer noch auf Platz 1. Werden die E3-PKs von Nintendo und Sony (am Dienstag) dies ändern?
















Jörg Langer 2. Juni 2009 - 19:55 — vor 14 Jahren aktualisiert
jps (unregistriert) 2. Juni 2009 - 22:56 #

Warum ist im Report von Splinter Cell 2 die Rede?

Jörg Langer Chefredakteur - P - 469800 - 6. Juni 2009 - 23:55 #

Weil ich mich verschrieben habe -- gemeint ist natürlich Splinter Cell Conviction. Ich ändere es, falls der Fehler noch besteht :-)