Exklusiv-Blick aufs Quasi-Addon

Shogun 2: Rise of the Samurai Report

Ein DLC für vermutlich um die 7 Euro, und dafür fliegt ein Redakteur nach England? Macht man das? Ja, macht man, zumindest wenn es um einen DLC zu einem Top-Strategiespiel geht, und er so viel Neues bringt wie sonst nur ausgewachsene Addons. Wir haben Rise of the Samurai probegespielt und mit gleich drei seiner Designer geredet.
Jörg Langer 27. August 2011 - 12:00 — vor 12 Jahren aktualisiert
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Die meisten Screens in diesem Report hat Creative Assembly extra für GamersGlobal erstellt.


In Zeiten, wo viele Berichte embargogesteuert weltweit in derselben Minute online gehen, sich viele Online- und Printmagazine selbst bei Tests mit Hersteller-Screenshots begnügen und vielerorts einfach Pressemitteilungen als eigene News verkauft werden, freut sich der gemeine Spieleredakteur umso mehr, wenn er mal einen Happen exklusiv für seine Leser ergattern kann. Auch wenn es nur ein DLC zu einem sehr guten Spiel (GG-Test von Shogun 2: 9.0) ist. Aber was für ein DLC Shogun 2: Rise of the Samurai geworden ist! Davon konnten wir uns bei einem Besuch bei Creative Assembly in England vor wenigen Tagen überzeugen.

Sollten Veteranen unter unseren Lesern sein, die noch das Addon Mongol Invasion zum allerersten Total-War-Teil, Shogun, kennen: Rise of the Samurai bietet wie dieses nur dieselbe Japankarte, aber eine ganz andere politische Ausgangssituation. Es hat zwar keine große Invasion zu bieten wie Mongul Invasion, fügt dafür aber viel mehr Neuerungen ins Spiel ein als die Annodazumal-Erweiterung. Wenn ihr übrigens nähere Infos zur Total-War-Serie sucht, werdet ihr sicher in unserem großen Report fündig, der alle erschienenen Spiele nebst Addons umfangreich beschreibt.

Diese Neuerungen sind sowohl grafischer als auch spielerischer Natur, außerdem bringt Creative Assembly passend zum DLC auch einen Groß-Patch für alle Shogun-2-Fans heraus (siehe Ende des Artikels). Wir konnten Rise of the Samurai etwa 90 Minuten lang anspielen, vor allem aber ausführlich mit den Game Lead Game Designern Jamie Ferguson, James Russell sowie dem Lead Designer für Paid Downloadable Content, Chris Gambold, reden.

Drei Clans statt einem Dutzend
Shogun 2 - Total War: Rise of the Samurai spielt ungefähr ebenso viele Jahre vor dem Hauptprogramm, wie es dauert, den vollen Titel auszusprechen: nämlich 400. Jamie Ferguson drückt es so aus: "Während es im Sengoku-Krieg quasi um den letzten Shogun ging, geht es im Gempei-Krieg um den allerersten." Wir erinnern uns: In Shogun 2 will man selbst Shogun werden, und damit faktisch der Alleinherrscher Japans, denn der Kaiser hat kaum noch Macht. Ganz anders im 12. Jahrhundert nach Christus (was natürlich keine Datumseinheit im mittelalterlichen Japan war): Es gibt zwar schon Clans und das Kaiserhaus, aber längst nicht so viele "Mittelmächte" wie zu Beginn der Sengoku-Periode. Auch den Shogun als oberster Befehlshaber aller Heere im Land gibt es nicht -- diese Rolle muss sich erst noch bilden. Sie zu erlangen stellt das Spielziel von Rise of the Samurai dar. Größter Unterschied zu Shogun 2: Statt einem guten Dutzend großer Clans sind drei Familien vorherrschend: Die Fujiwara (im Spiel mit grünen Standarten) waren die Regenten, doch dann wurden sie von den Taira (rot) ausmanövriert. Und die Minamoto (blau) sind die kriegsmächtigsten der großen Drei.

Im Spiel sind die drei Familien noch mal in je zwei Lager gespalten, was nicht nur historische Gründe -- es gab oft Familienfehden und Nachfolgekämpfe -- hat, sondern auch spielerische, wie uns James Russell verrät: "Der Hauptgrund für die Zweiteilung ist, dass man jeden Clan auch kooperativ spielen kann. Es würde einfach wenig Sinn machen, wenn sich die Taira mit den Fujiwara verbünden, nur weil zwei Spieler kooperativ agieren wollen." Außerdem, so fügt Chris Gambold verschmitzt dazu, "gibt uns das sechs Startpositionen statt nur drei." Natürlich sind sich die beiden Familenteile jeweils näher als den anderen Großclans, das sieht man schon an der ähnlichen Farbe (etwa blau und türkis bei den beiden Minamoto-Clans). Zudem sind die Familienclans zu Beginn alliiert und können für lange Zeit zusammenarbeiten -- auch wen die zweite Partei von der KI gespielt wird.

James Russel führt weiter aus: "Die sechs Parteien unterscheiden sich deutlicher voneinander als die Clans in Shogun 2, sie spielen sich wirklich unterschiedlich." So ist die Familie von Kamakura Minamoto auf die (erst noch zu "erfindenden") Samurai spezialisiert, sie können diese fast von Beginn an rekrutieren, zahlen weniger für ihren Unterhalt. Zudem laden ihre Bogenschützen schneller nach, und die Budo-Künste (Künste des Krieges) erlernen sie um 20 Prozent schneller. Kiso Minamoto bewegt seine Armeen schneller über die Karte, kann Samurai ebenso früh ausbilden wie sein Bruder, aber auch schneller ausbilden (1 Runde weniger Bauzeit). Dafür hat er jedoch einen Malus von 20 Prozent auf alle Bunka-Künste (die friedlichen Errungenschaften). Die beiden Taira-Clans sind auf traditionelle Truppentypen spezialisiert, doch während Yashima Taira einen Schwerpunkt auf Händler und Schiffe legt, hat Fukuhara Taira Vorteile bei den Naginata-Truppen und als einziger drei (statt zwei) Startprovinzen. Kuboto Fujiwara setzt auf die Bunka-Künste und erforscht diese unter anderem um 30 Prozent schneller, hat aber als Bürokrat um 10% höhere Rekrutierungskosten für traditionelle Kampfeinheiten. Sein Bruder Hiraitumi Fujiwara setzt voll auf den neuen (und hochinteressanten!) Agententyp "Inspektor" und hat höhere Steuereinnahmen.

Neben den schicken roten Flaggen der Taira seht ihr den immens wichtigen neuen Agenten "Inspektor". (Exklusiv-Screen)

Neues Spielprinzip: AllegianceBekannte Clans aus der Sengoku-Periode sind zwar ebenfalls enthalten (die Provinzen auf der Karte entsprechen denen des Hauptprogramms), doch dereinst Mächtige wie die Oda oder Takeda sind kleine Provinzfürsten, die ihrerseits einer der großen drei Familien Gefolgschaft schulden. Das ist ein ganz neues Spielprinzip: Jeder unabhängige Clan gehört lose einer der Familien, was durch einen kleinen blauen, roten oder grünen Kreis direkt beim Namen kenntlich gemacht wird. Das heißt nun nicht, dass sie der jeweiligen Familie treu ergeben wären, sondern zeigt eher historische Einflusszonen und Vasallen-Verhältnisse. Jamie Ferguson erklärt es uns so: "Stell dir die Allegiance fast wie eine Religion vor -- übrigens, Religionen wie in Shogun 2 gibt es nicht, die Christen spielten noch keine Rolle. Dafür hat die Allegiance eine ähnliche Funktion. Sie bestimmt das Grundverhältnis, das ein unabhängiger Clan zu dir hat." Will heißen: Zu Beginn sind die Clans der "richtigen Farbe" ihrer Lehnsherr-Familie gegenüber positiver eingestellt, und nach Irritationen erholt sich auch das Verhältnis wieder schneller. In unserer Testpartie als Kiso Minamoto schafften wir es bereits in den ersten zwei Runden, drei der umgebenden, ebenfalls blauen Clans zu einer Allianz zu bewegen, obwohl einer davon uns in Sachen Stimmung nur "freundlich" gegenüber stand. Bei zwei Clans anderer Farben hingegen scheiterten wir, einer davon wollte nicht einmal eine Handelsbeziehung zu uns eingehen. Auch fiel uns auf, dass einer unserer Verbündeten uns bereits nach wenigen Runden "zur Unterstützung" eine Einheit Schwert-Gefolgsleute schenkte -- so ein wenig wie die kriegerischen Stadtstaaten in Civilization 5, wenn sie mit uns alliiert sind.

Doch eine Allianz ist in Rise of the Sammurai nicht das höchste der Gefühle:
Anzeigen/v
0;Mit dem Agententyp "Inspektor" können wir unabhängige Clans kampflos unserem Reich einverleiben. Dazu muss er sich zu einer Stadt bewegen und seine Spezialaktion auf sie ausführen. Wie groß die Erfolgschance und wie hoch die Koku-Kosten dafür sind, hängt von seinen Fähigkeiten, aber auch vom aktuellen Freundschaftsverhältnis sowie eben auch der Familienfarbe ab. Es ist aber durchaus möglich, auch fremdfarbene Clans ins eigene Reich einzuverleiben. Wenn der Versuch erfolgreich ist, dürft ihr dem Clan den Krieg erklären. Hat er nur eine Provinz, so gehört sie danach automatisch euch, also direkt noch in derselben Runde. Hat der fremde Clan jedoch mehr als eine Provinz, steht ihr zu den verbliebenen automatisch im Krieg, was auch deren Verbündete auf den Plan rufen kann. Was sich ein wenig kompliziert anhört, ist in Wahrheit ein schön designtes Element, das zu Beginn einer Partie erst mal dazu führt, dass ihr euer anfänglich kleines Reich auf diplomatischem Weg vergrößert (bevorzugt um euch freundlich gesinnte Clans, für andere habt ihr gar nicht das Geld) -- während ihr euch gleichzeitig rüstet, um gegen echte Feinde zu Felde zu ziehen.

Die Tetsubo-Mönche sind ein neuer "Helden-Truppentyp", der mit eisengespickten Langkeulen kämpft. (Exklusiv-Screen)
ErisguterJunge (unregistriert) 27. August 2011 - 12:45 #

Solange nichts zum Coop-Problem (desync) in den Patchnotes auftaucht bleibt der DLC uninteressant.

ErisguterJunge (unregistriert) 27. August 2011 - 12:48 #

Ok Ok, ich habe es nicht bis zum Ende gelesen. Ich hoffe mal das Beste und der Fehler wird endlich nach 3 Jahren gefixt.

Trax 15 Kenner - 3458 - 27. August 2011 - 13:14 #

Ganz ehrlich:
Für mich bleibt der DLC auch nach diesem Patch uninteressant.
Ich habe durch Shogun 2 Steam auf meinem Rechner installiert, was ich vorher strikt boykottiert habe und ich habe dieses Spiel nur aus einem einzigen Grund gekauft -> den CoOp Kampagnen.

Da ich das Spiel zum Release gekauft habe, warte ich mehr oder weniger seit März darauf, dass ich so eine CoOp Kampagne vernünftig spielen kann ohne Desync...
Worte können gar nicht ausdrücken wie sehr mich dieser Titel enttäuscht hat, weil es im Grunde ein gutes Spiel ist, aber für mich eben unbrauchbar.
Sollten sie den Desync wirklich endlich rauspatchen, werde ich sicherlich noch mal eine Kampagne mit nem Kumpel starten, aber ich haue mir lieber nen Nagel durch die Kniescheibe, als mir weiterhin irgendwelche DLCs dafür zu kaufen.

Na ja, hinterher ist man immer schlauer -__-

volcatius (unregistriert) 27. August 2011 - 13:07 #

Gibt es denn schon Infos zum Preis?

Jörg Langer Chefredakteur - P - 469822 - 27. August 2011 - 15:07 #

Ja.

Zockeredwin 15 Kenner - 3152 - 27. August 2011 - 15:27 #

Hehe, wer lesen kann...

volcatius (unregistriert) 27. August 2011 - 15:38 #

Ach, wer liest denn schon halb ins Bild geschobene Einleitungen.

Zille 21 AAA-Gamer - - 26490 - 27. August 2011 - 13:12 #

Hört sich sehr interessant an. Shogun ist sicher eines der besten TWs, aber die KI ist leider immer noch manchmal demotivierend. Das Wegschnappen der Handelsplätze ist da das beste Beispiel. Es muss ja nicht frustrierend realisiert werden, aber ein wenig um die Geldquellen in der direkten Nachbarschaft muss sich ein Gegner schon kümmern, damit man hinterher nicht mit einem "faden Beigeschmack" dasteht.

sieling 08 Versteher - 165 - 28. August 2011 - 10:42 #

Vielen Dank für den Test

Cam1llu5_EX 15 Kenner - 3381 - 28. August 2011 - 20:55 #

Danke für den Test. Kleiner Fehler oder heißt das wirklich so? "Game Lead Game Designern" am Ende des dritten Absatzes.

Tristan 12 Trollwächter - 874 - 28. August 2011 - 23:38 #

Ich muss euch was fragen, wenn ich mir erst jetzt Shogun2 hole.

Gibt es Unterschiede bei den Patches, je nachdem, von welcher Quelle man das Spiel erwirbt?

Installiert das Spiel irgendwelche Kopiersperren auf dem Spielerrechner?

Gehen evt. Kopiersperren runter in tiefe Systemebenen wie Rootkits etwa?

Wenn ja, sind die durch Deinstallation restlos zu beseitigen oder hilft nur ein komplettes Neuaufsetzen des Systems?

Sind die obigen Probleme z.B. über eine Steam-Installation vermeidbar?

Anonymous (unregistriert) 29. August 2011 - 18:09 #

Danke für deine Anfrage :)

1. Es gibt keinen Unterschied zwischen den Quellen, von denen man das Spiel erwirbt. Wenn du dir einen Datenträger kaufst musst du jedoch logischerweise die ca. 15 Gigabyte nicht herunterladen.

2. Mir ist außer die Kopplung an Steam kein Kopierschutz aufgefallen.

3. siehe 2.)

4. Ja du kannst Steam und das Spiel einfach deinstallieren.

5. Es gibt da keinen Unterschied. Egal wo du das Spiel kaufst, du musst es über Steam (davor musst du logischerweise einen Steam-Account kostenlos anlegen) einmalig registrieren (mit einem Key). Danach kannst du Steam in den Offline-Modus stellen und den Einzelspieler ohne Internet zoggen.

Was etwas nervig ist am Spiel, ist der minutenlange Spielstart. Ich hoffe der September-Patch behebt auch dies.

Steam

Tristan 12 Trollwächter - 874 - 31. August 2011 - 21:24 #

Danke für die Antwort. Also gibt es Patches nur für/über Steam?

Tassadar 17 Shapeshifter - 8161 - 30. August 2011 - 0:27 #

kleiner Fehler:
-----------------
das "Handesplatz-Wegschnappen" durch den Spieler -> +l

Anonymous (unregistriert) 30. August 2011 - 1:45 #

Tolles Spiel - toller Test, Danke !

Staublicht Neuling - 3 - 30. August 2011 - 16:03 #

Der Spieledesigner ganz links auf dem Bild, heißt James Russell, mit zwei l. Er ist übrigens seit dem Ende der Entwicklung von Rome TW bei Creative Assembly dabei, die anderen beiden auch schon von Rome Zeiten. Siehe [url]http://www.mobygames.com/game/windows/rome-total-war-barbarian-invasion/credits[/url]

Jörg Langer Chefredakteur - P - 469822 - 30. August 2011 - 22:04 #

Sega hat mir den Namen mit einem l bestätigt :-)

Anonymous (unregistriert) 31. August 2011 - 12:14 #

Staublicht ist aber von CA. Der wird den Namen schon wissen :)

Anonymous (unregistriert) 31. August 2011 - 12:20 #

Da er sich selbst auch mit zwei L schreibt, wird dies wohl die richtige Schreibweise sein. Jedoch machen das viele Spielemagazine offensichtlich falsch...

uk.linkedin. com/pub/james-russell/1/412/595

Keksus 21 AAA-Gamer - 25149 - 19. Oktober 2011 - 23:12 #

Mit dem Hauptprogramm geben die sich immer so eine Mühe alles realistisch zu gestalten, und mit solchen DLCs kommen dann immer irgendwelche abgedrehten Einheiten ins Spiel. :/ Das Setting interessiert mich hier dennoch, aber aufgrund solcher Tatsachen warte ich dann einfach mal auf einen Steamdeal.

Kriesing 30 Pro-Gamer - P - 142904 - 23. Oktober 2011 - 14:38 #

Da ich Shogun 2 schon habe den DLC aber noch nicht, wirklich sehr informativ. Danke.

kleiner Fehler:
"die beiden Familenteile jeweils näher"