Die Möglichkeiten der Raytracing-Technologie beeindrucken Carmack. Er ist sich aber noch immer unklar darüber, wie er sie für sich nutzen kann. Das obige Bild stammt aus einer Raytracing-Demo von Quake 3 von  Daniel Pohl.

Weiterentwicklung statt Neuentwicklung

1,5 Millionen Spieler hat Quake Live derzeit - nur ein Bruchteil davon nutzt den Linux- oder Mac-Clienten.

Carmack verriet, dass Rage noch nicht in trockenen Tüchern sei: id weiß zwar, was alles im Spiel enthalten sein wird, und die meisten Designentscheidungen sind gefallen. Bei Doom 4 sehe die Sache anders aus. Dort gibt es wohl ständig noch Neuerungen in der Engine, was im Extremfall die Arbeit von Monaten über Nacht nutzlos machen kann. Carmack macht klar: "Technologie wird sich weiter verändern". Während er anfängt, die ersten Prototypen der idTech 6 zu bauen, achtet er vor allem auf eher banale Dinge. Zum Beispiel geht er der Frage nach, wie er schneller Dateien transferieren oder die Ladezeiten verkürzen kann. Das könnte wichtiger sein, als eine noch höhere Stufe der "Ambient Occlusion" (Umgebungsverdeckung) zu erreichen. Aber auch das gesamte Raytracing-Thema beschäftigt Carmack weiterhin.

Zur Freude der Anwesenden stellt Carmack klar, dass id Software im Herzen immer noch ein PC-Entwickler sei. Aber dennoch seien die Konsolen (PS3 und Xbox 360) die zentralen Entwicklungsplattformen, weil darauf einfach mehr Leute spielen würden.  Zu Linux fand Carmack lobende Worte, Quake Live sei der Test für die Zukunft dieses Betriebssystems bei id. Bislang spielen mehr Menschen die Linux- als die Mac-Fassung. Allerdings machen beide zusammen nur einen Bruchteil der 1,5 Millionen Spieler aus, die Quake Live derzeit hat -- der überwiegende Teil spielt auf Windows-PCs. Apple sei im übrigen keine wirklich spielefreundliche Firma: "Apple war doch vollkommen überrascht, wie erfolgreich Spiele-Apps auf ihrer Plattform sind!" Carmack nerven unter anderem die aus seiner Sicht viel zu langen Verzögerungen zwischen Benutzer-Eingabe und Gerätereaktion auf dem iPad.

3D? Lieber Videobrillen!

Mit dem insbesondere von Sony propagierten 3D-Thema für die Konsolen kann Carmack wenig anfangen,  Videobrillen hingegen seien sehr gut geeignet, den Spieler in das virtuelle Erlebnis hineinzuziehen. Die derzeit auf dem Markt befindlichen Geräten sind aus seiner Sicht aber noch zu schlecht. "Das fühlt sich an, als hättest du einen Controller auf dem Kopf, den du als Gamepad benutzen musst. Ich will aber durch die Brille in eine virtuelle Welt schauen." Carmack sieht das Problem darin, dass die Hersteller die Software von einer Firma nehmen und sie mit der Hardware einer anderen verbinden, statt beides selbst zu entwickeln. Er selbst fühle den Drang, die Angelegenheit selbst in die Hand zu nehmen. Ob ZeniMax Lust hat, id zur Hardware-Firma umszustrukturieren?

Videobrillen wie die Vuzix Wrap 920 sind laut Carmack die Zukunft -- aber noch weit von der Perfektion entfernt.