Was ist mit Downloadportalen und Co.?
Auch wenn deutsche Spiele-Großhändler die Bedeutung von Plattformen wie Gamesload oder Steam gerne herunterspielen: Gerade erfahrene und erwachsene Spieler kaufen zunehmend digital ein, wenn etwa Steam ihre wöchentliche "Midweek Madness" oder ihr Wochenend-Angebot anpreist. Und wieso nicht bei Gamesload ein Spiel zum ungefähr selben Preis wie im Online-Versandhandel bestellen, es aber durch den direkten Download bereits einige Stunden später spielen können? Allerdings: Nur Gamesload meldet bislang ihre Verkaufszahlen, obwohl Steam auch in Deutschland größer ist. Doch media control befindet sich laut Tanja Eisen in Verhandlungen mit unter anderem Valve (dem Betreiber von Steam), und überdies mit Anbietern von Browsergames, also mit Bigpoint und Co.
Umsätze der deutschen WoW-Nutzer tauchen bei media control nur auf, wenn sie das Spiel oder ein Addon kaufen. |
Auch bei den Browserspielen gibt es Probleme: Was soll man zählen? Wie lange ein Titel wirklich gespielt wurde? Zählen die "registrierten" Spieler oder nur die, die tatsächlich in einem Monat oder einer Woche aktiv waren? "Es ist ja schön, viele Daten zu haben, aber man muss sie harmonisieren können", sagt Tanja Eisen. Doch spätestens bei Abo-basierten MMOs wird die Aufgabe schwierig bis unmöglich – die Abo-Einnahmen von beispielsweise Blizzard bei World of Warcraft kann die media control nicht nachvollziehen, und wird es wohl auch nie können. Allerdings werden Guthaben-Karten oder Points-Cards, die im stationären Handel zu kaufen sind, bereits erfasst – vielleicht ist darüber in der Zukunft eine näherungsweise Erfassung dieses unsichtbaren Eisbergs an Spieleumsätzen möglich.
Online- und Independent-Händler
Ein anderer Ungenauigkeitsfaktor in den media-control-Zahlen sind Independent-Händler. Zwar sind in den über 2.500 Outlets, die an die media control, melden, auch etwa 20 Prozent unabhängige Spielehändler dabei – doch zählbar sind diese nur, wenn sie ihre Zahlen elektronisch erfassen und auch elektronisch melden können. So werden wohl nach wie vor nur die Spezialhändler eingerechnet, die wiederum von "eingespeisten" Zwischenhändlern wie Expert ihre Ware erhalten. Tanja Eisen will auch gar nicht, dass die kleineren Händler anfangen, womöglich mit Bleistift und Papier Daten zu melden: "Das würde möglicherweise unsere durch die elektronische Meldung so akkuraten Daten verfälschen."
Selbst langjährige Versandhändler wie OkaySoft tauchen nicht einzeln im games-control-Auswertungstool auf. |
Das leidige Thema Grauimporte
Mit dem für Hersteller leidigen, für die Konsumenten aber aus mehreren Gründen (nicht-geschnittene Versionen, Preis) hochinteressanten Thema Grauimporte geht die media control sehr vorsichtig um: Die Grauimporte werden nicht in die deutschen Daten eingerechnet, sondern separat gezählt, in einem eigenen Wochenreport (statt im Wochenpanel).
Jede Woche geht die media control eigenen Angaben nach durch die Datenlisten und ordnet verkaufte Produkte, die nicht in der zavatar-Datenbank stehen, manuell ein. Wenn dann etwa bei den von Amazon gemeldeten Zahlen unzuordbare Verkäufe eines 3D-Actionspiels zu finden sind, lässt sich beispielsweise folgern: Hier handelt es sich nicht um die deutsche Version, sondern um die UK-Fassung. Also um einen Grau-Import, der extra gezählt wird. Exakt ist das natürlich nicht, da viele große Spieleversender etwa aus UK (beispielsweise The Hut) gar nicht erfasst werden von der deutschen media control. Möglicherweise aber von der ebenfalls zum Konzern gehörenden britischen Chart-Track/GfK – doch deren Importzahlen nach Deutschland (sofern sie überhaupt darin nachweisbar wären) sind in den media-control-Daten nicht enthalten.
Bei Actiontiteln wie Modern Warfare 2, die in Deutschland geschnitten auf den Markt kommen, gibt es viele Grauimporte. |
sehr guter artikel!!!!
wie ermittel eigentlich eine seite wie vgchartz.com die verkaufszahlen weltweit???
Sie raten einfach. ;-) VG Chartz arbeitet vor allem mit Schätzungen und muss diese nach der Veröffentlichung verlässlicherer Zahlen oft auch nachträglich korrigieren, teilweise signifikant.
Zitat: "So werden wohl nach wie vor nur die Spezialhändler eingerechnet, die wiederum von "eingespeisten" Zwischenhändlern wie TMI hre Ware erhalten."
Wie geht das, wenn TMI vor 2 Jahren Pleite gegangen ist?
Das geht dadurch, dass ich ein falsches Beispiel hingeschrieben habe. Hab's durch Expert ersetzt.
Interessanter Artikel!
Ich frage mich, warum Valve und andere digitalen Distributoren mit media control zusammen arbeiten sollten.
Angebotsknappheit sollte bei z.B. Steam nicht das Problem sein und auch die Publisher können doch viel genauere Zahlen direkt von Valve erhalten, wieviel und, durch die Auswertung der IPs, wohin verkauft wurde. Zudem gäbe man ohne Not Informationen an die Konkurrenz weiter.
Sollte sich digitaler Vertrieb langfristig durchsetzen, sehe ich keinen Nutzen der Datenerhebung über media control für Produzenten und Verkauf.
Sehr interessanter und schöner Artikel, der - genau wie der Artikel über Crytek - einen seltenen Einblick gewährt!
Dafür liebt man Gamersglobal :-)
Toller Artikel.
Vielen Dank für den Artikel. Meistens bin ich froh, dass ich, wenn sie denn irgendwo abgedruckt sind oder mir über den Weg laufen, Charts gewissentlich ignoriere.
Achja auf der ersten Seite im zweiten Absatz bei "Wie die Zahlen gewichten?" ist da folgender Teil vermutlich fehlerhaft: "Schließlich weiß er für seine eigenen Produkte irgendwann weiß, wie viel davon er tatsächlich verkauft hat,[...]" ~
Jeppjeppjeppjepp... Rrrradio! :) Vielen Dank, schöner Artikel.
Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast ;).
Schöner Artikel!
True Words. Beide Zeilen :)
Wie kann es sein das in der Datenbank auf die Media Control zugreift Starcraft II nicht zu finden ist und es dennoch Wochenlang auf Platz Eins der Charts stand?
Hat Media Control einfach den grössten Posten ungenannter Software zu Starcraft II erklärt?
Im Grunde bleibt am Ende nur der alte Spruch:
Traue keiner Statistik die du nicht selbst gefälscht hast!
Das steht doch im Text. Die Media Control prüft eigenen Angaben nach die Daten wöchentlich, und wird das dann schon richtig zugeordnet haben.
Naja, das ganze wirkt auf mich trotzdem sehr beliebig.
Starcraft II erscheint, Media Control werden sehr hohe Verkäufe eines Programms gemeldet das nicht in der Datenbank steht und Media Control ordnet diese Verkäufe dann Starcraft II zu.
Warum sollte Media Control Downloadverkäufe miteinbeziehen? Ob Kirby's Fun Park im Virtual-Console-Shop ein Renner ist, kann Nintendo doch problemlos selber rausfinden. Und ob sich ein Spiel in Steam verkauft oder nicht, könne die Publisher ebenfalls leicht selber ermitteln.
Ich könnte mir vorstellen, dass Hardwarehersteller da auch ein Interesse haben könnten. Ob ich einen neuen Flugjoystick entwickeln lasse mache ich davon abhängig, wie viele Flugsimulationen verkauft werden. Wenn jetzt aber die beiden besten Flugsimulationen nur per Downloadplattform verkauft werden (da aber besser als meinetwegen CoD oder MoH) verfälscht das doch etwas meine Marktforschung. Wer sich da nur nach MediaControl richtet würde die Entwicklung sein lassen, obwohl der Markt vorhanden wäre.
Flugsimulationen und Joysticks sind übrigens nur ein wahllos herausgepicktes Beispiel.. Nur für die Nörgler ;) .
Die eigenen Verkäufe kann jeder Hersteller leicht selber ermitteln, darum geht es ja nicht.
Und wieder mal zeigt sich: die derzeit interessantesten Reporte, die Themen behandeln, die man nicht schon dreimal vorgekaut bekommen hat, gibt es auf GamersGlobal. Sehr schön!
Alt, aber gut, gerade auf den Artikel gestoßen, immer noch lesenswert!