Report: Der Legende auf der Spur

Die Monkey-Island-Serie Report

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Unser Möchtegern-Pirat ist sehr charismatisch - und oft schwer von Begriff. Seine Frau Elaine ist da ganz anders.


Das wahre Geheimnis der Affeninsel

Monkey Island ist eine traditionsreiche Serie, die stets mit guten Rätseln und einem einzigartigen Humor glänzen konnte. Und wie durch ein Wunder scheint auch nicht das übliche Prinzip zu gelten, nämlich dass Adventures aufgrund der fixen Story keinen Wiederspielwert haben. Was aber ist das Geheimnis hinter dieser Langlebigkeit? Ein wichtiger Grund dürfte Guybrush selbst sein. Der stellt nun wirklich keine typische Heldenfigur, sondern verkörpert eher den Typ „liebenswerter Trottel“. Seine Liebesgeschichte zu Elaine zieht sich konsequent durch die ganze Serie, dabei ist Guybrush eigentlich ganz furchtbar im Umgang mit Frauen. Aber auch als Pirat dürfte jeder Spieler, der im Fasching mal eine Augenklappe trug, wesentlich kompetenter sein als unser Held. Dafür hat Guybrush eine unübliche Superkraft, nämlich die seltsame Gabe, seinen Atem für zehn Minuten lang anzuhalten; eine Tatsache, mit der er gern hausieren geht, und die ihm durchaus auch mal das Leben rettet.

Guybrushs Naivität sorgt für viele urkomische Situationen, etwa als er die zur Goldstatue verwandelte Elaine ohne weiteres in einem Piratenlässt zurücklässt – wer würde sie dort schon stehlen? Dazu kommen diverse Running Gags, etwa dass sein Name stets falsch ausgesprochen oder anderweitig veralbert wird. Zu übler Letzt wird Guybrush von einem nicht ganz geklärten, dunklen Geheimnis umschattet, nämlich seiner tiefen Angst vor Porzellan. Letzteres wurde übrigens erst von den neuen kreativen Köpfen ab dem dritten Teil eingeführt. Fans versuchen noch heute, dieses Phänomen zu erklären. Kurzum: Guybrush hat eher ungewöhnliche als konventionelle Qualitäten. Doch so überspitzt er dargestellt wird, so hat sein Handeln immer etwas zutiefst Menschliches, und so taugt er dennoch als Identifikationsfigur. Wie eine gute Romanfigur fängt man unweigerlich an, ihn zu mögen – wann ist das euch zuletzt bei den Helden von, sagen wir, Half-Life 2 oder Halo 3 oder God of War passiert?

Elaine ist das Gegenstück zu Guybrush - sie ist mutig und kompetent.
Grund 2: Große Nebendarsteller

Guybrushs Erzfeind  LeChuck verdient sich locker die Rolle des liebgewonnensten Spiele-Bösewichts aller Zeiten. Was wäre Monkey Island ohne ihn? Wie Guybrush ist auch er hoffnungslos in die hübsche Gouverneurin Elaine Marley verliebt, und tut alles, um ihr Herz zu gewinnen. Seine Geschichte wird bereits im ersten Teil erzählt: Als ganz normaler, hoffnungsfroher Pirat war er zum Essen bei Elaine, verliebte sich in sie und wollte nicht mehr weg. Als sie ihm sagte, er solle sich zum Teufel scheren, tat er genau das. Wie auch Guybrush wird LeChuck seiner Rolle (als Oberbösewicht) bei näherer Betrachtung nicht gerecht. Obwohl er teuflisch und vermeintlich ohne Gewissen ist, scheint doch sein liebenswerter Charakter immer wieder durch. Außerdem hat LeChuck immer den Überraschungsmoment auf seiner Seite, da er in jedem Spiel anders präsentiert wird, mal als Geisterpirat, dann als Zombiepirat, im dritten Teil mit brennenden Bart und zuletzt gar in Verkleidung.


Doch auch andere Akteure mit weniger wichtigen Rollen machen Monkey Island zu dem Erlebnis, das es letztlich ist. Guybrushs Geliebte Elaine Marley hat etwa viel mehr "piratische Werte" als ihr Partner: Sie ist kompetent, scheut keinen Kampf und handelt stets überlegt. Damit stellt sie praktisch das genaue Gegenteil zu Guybrush. Dann gibt es noch die mysteriöse Voodoo Lady, die Guybrush mit hilfreichen Tipps und lustigen Dialogen versorgt. Über ihre Motive ist wenig bekannt, und so weiß man nicht, warum sie Guybrush immer mit Rat (aber ohne Tat) zur Seite steht. Dann wäre noch der nervige Verkäufer Stan zu nennen, der trotz seines aufdringlichen Enthusiasmus irgendwie ein netter Kerl ist. In Secret of Monkey Island verkauft er noch Schiffe, in LeChuck´s Revenge kümmert er sich um die komfortabelsten Särge, im dritten Serienteil verhökert Stan Lebensversicherungen und in Flucht von Monkey Island hat er ein Time-Sharing-Imperium für Ferienwohnungen aufgebaut. Charakteristisch ist nicht nur seine schnelle Sprache, sondern auch sein magisches, kariertes Jackett, das über ein optisch beeindruckendes Muster verfügt, dass etwaige Falten im Stoff ignoriert.

Unbedingt erwähnt werden muss auch der teuflische Schädel Murray, der seinen Einstand in Curse of Monkey Island feierte. Dieser hat trotz fehlendem Körper sehr ambitionierte Pläne, nämlich die Welt zu beherrschen. Bis es allerdings so weit ist, vertreibt er sich die Zeit als Rausschmeißer in einem Lokal oder versucht Guybrush zu erschrecken. Es sind besonders Charaktere wie Murray, die für die lustigsten Dialoge in der gesamten Reihe verantwortlich sind. Ein Beispiel: "Du bist so furchteinflößend wie ein Türstopper, Murray!" - "Ist es denn ein besonders böser Türstopper?" "Naja..."

An der Hammond High School wurde ein Theaterstück zum ersten Monkey Island gespielt. 1 Das ist das offizielle Poster, das für die Akteure wirbt. 2 Guybrush tritt natürlich frisch rasiert und im weißen Hemd auf 3 und muss sich im Kampf mit Untoten beweisen. 4 Sein Gegenspieler LeChuck wird von Regisseur Chris Heady verkörpert. 5 Die gesamte Crew aus dem Spiel tritt auch im Theaterstück auf. 6 Natürlich fehlen auch die Eingeborenen nicht.

Grund 3: Die Fans!

Die langen neun Jahre ohne neues Material haben die Fans der Serie dazu gebracht, selbst neue Inhalte zu erstellen. Fan Art, Fan Fiction, Fan Musik und natürlich Fan Spiele finden sich auf jeder gut sortierten Monkey Island Website. Auf einer der bekanntesten Webseiten für Schreibinteressierte (www.fanfiction.net) ist Monkey Island in der Rubrik Spiele mit 51 Stories vertreten, die teilweise eine erstaunliche Qualität (und Länge) erreichen. Leider hat es bislang keine dieser Geschichten geschafft, Teil des Kanons zu werden, also als zusätzliche Arbeit von der Fangemeinde "offiziell" akzeptiert zu werden. Neben sehr langen Texten, die einen fünften Teil zusammengesponnen haben, findet man hier auch einige Kurzgeschichten, die den Humor der Serie toll einfangen, etwa eine zufällige Begegnung mit dem Totenschädel Murray. Alle, die des Englischen mächtig sind und von Monkey Island nicht genug bekommen können, sei ein Besuch der Seite ans Herz gelegt.

Das Waterpipe Theatre hat ein mehr als zweieinhalb Stündiges Special Monkey Island Radiodrama erstellt.

Monkey Island hat sogar das alte Genre des Radiodramas erreicht. Vielleicht kennt ihr die noch; hier wird in bester Theater-Manier eine Geschichte im Dialog dargeboten, nur dass man dabei nichts sehen kann. Das Waterpipe Theatre mit Sitz in Manhatten hat unter der Regie von John Cusick ein beeindruckendes Monkey-Island-Abenteuer gestrickt, das sich über acht Episoden und zweieinhalb Stunden zieht. Einziger Nachteil: Das Meisterwerk gibt es nur auf Englisch. Alle Stimmen passen zu ihren Charakteren und sind sehr gut zu verstehen, auch die offizielle Musik ist vertreten und in den Dialogen kommt der typische Wortwitz zum Tragen. Ein Reinschnuppern lohnt sich nicht nur für Fans!


Im Mai 2005 präsentierte die amerikanische Hammond High School ein Theaterstück zum Klassiker The Secret of Monkey Island. Der damals 18-jährige Chris Heady war verantwortlich für das Drehbuch und die Inszenierung, nebenbei hat er auch noch den Geisterpiraten LeChuck verkörpert. Trotz einiger kleiner Änderungen im Skript ist die Performance sehr nah am Original und verwendet hauptsächlich die vorgegebenen Dialoge aus dem Spiel.

Und wer nicht glaubt, dass man die gesamte Handlung (und seltsamerweise auch gute eine Portion des Witzes) von Secret of Monkey Island in einen mehrminütigen Flashfilm packen kann, sollte mal bei majusarts.de unter dieser URL vorbeischauen. Die lange Wartezeit auf den eigentlichen Film wird von einer der schönsten Szenen aus Monkey Island versüßt. Auf derselben Site gibt es brandneu auch eine Würdigung von Tales of Monkey Island, Episode 1, und zwar hier.

Last but not least ist natürlich ScummVM ("SCUMM Virtual Machine") zu nennen: Dieser mittlerweile für zig Betriebssysteme, darunter PDAs und Mobiltelefone, erhältliche Emulator spielt die LucasArts-Adventures (und einige andere auf SCUMM basierende Titel von Drittfirmen) zumeist problemlos ab, und bietet sogar Musik- und Soundunterstützung. Damit ist es etwa kein Problem, Day of the Tentacle mit Sprachausgabe auf einem Sony-Ericsson P1i zu spielen -- ein besseres Spiel wird man für diese Mobiltelefonserie nicht finden! Es ist sicher keine Übertreibung zu sagen, dass die ScummVM-Entwickler den größten Anteil daran haben, dass Monkey Island weiterlebt. Unser abschließendes Special am Mittwoch wird sich deshalb speziell um diesen Emulator drehen.

Die beste Nachricht für Monkey-Island-Fans ist aber eine andere: Dank Telltale Games wird nun endlich wieder offizielles Material zur Serie geliefert. Am 7.7. wird Tales of Monkey Island veröffentlicht. Allerdings in Episodenform -- passt das überhaupt zu Monkey Island? Fans hatten eher auf einen Vollpreistitel gehofft, der für viele Stunden am Stück unterhält, statt auf 5 Episoden. Klar, die Entwickler haben mit Sam & Max gezeigt, dass sie den ursprünglichen Humor und Stil der LucasArts-Spiele einfangen können. Beim Rätseldesign und der sonstigen Komplexität haben sie sich aber nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert. Doch die Episoden von Tales of Monkey Island sollen anspruchsvoller werden und stets neue Schauplätze bieten, verspricht Telltale. Ob das wirklich so ist, wird unser Test der 1. Episode am 7.7. zeigen – ab 00:01 auf GamersGlobal.de. Morgen, also am 6.7., geht’s erstmal weiter mit einem auführlichen Interview mit Monkey-Island-Übersetzer Boris Schneider.

Autor: Tim Gross (GamersGlobal)

Tim Gross 5. Juli 2009 - 19:02 — vor 14 Jahren aktualisiert
morphme 13 Koop-Gamer - 1281 - 5. Juli 2009 - 22:09 #

Na das sieht doch mal nach vernünftigem Lesestoff aus :)
Danke für diesen ausführlichen Artikel....und nun wird "geschmökert"!

Darclaw 11 Forenversteher - 555 - 6. Juli 2009 - 0:26 #

Schöner Artikel hat mich mal motiviert mich hier zu registrieren.
Ich bin mal echt gespannt auf den Test zur 1.Episode.
Und natürlich über das Interview mit Boris SchneiderJohne
Und zur richtigen Zeit kommt das Spezial auch denn morgen will
Lucasarts ein Game für die Oldschool Fans bekanntgeben.

bolle 17 Shapeshifter - 7789 - 6. Juli 2009 - 2:13 #

Bildunterschrift im ersten Bild:
"dann in der ersten Spielszene überhaupt,"
Beep, das ist doch eine Zwischensequenz des Spiels, zwischen Kapitel 1 und 2 Die erste Spielszene wäre, wo er oben am Leuchtfeuer mit dem blinden Ausguck (lach) redet.

Zum Thema
Als ich vor 2 Jahren das erste mal Monkey Island 2 gespielt hab, war ich vor allem von einem begeistert: Der Musik!
http://www.youtube.com/watch?v=f8gwHzSq_-g
Achtet mal bei 0:40 wie es wechselt. SPOILERWARNUNG - es ist ein Walkthrough durch das erste Kapitel von MI2

Durch die Methode, einzelne Midispuren entsprechend des Schauplatzes an- und abzuschalten, aber andere immer weiter laufen zu lassen, entstehen nicht die Brüche in der Hintergrundmusik, die man heute in fast jedem Spiel hat, wo eben fertig eingespielte Stücke wegen irgendnem Trigger abgespielt werden. Die Musik in Monkey Island 2 läuft immer weiter und weiter, ohne Brüche, wie es eigentlich sein soll. Ist aber gleichzeitig Interaktiv.
Mehr Infos zu der Soundengine namens iMuse (15 Jahre vor iPod ;) unter http://imuse.mixnmojo.com/index.shtml

Phoenix 16 Übertalent - 4165 - 6. Juli 2009 - 7:35 #

Der Artikel ist wirklich gut geschrieben und ich freu mich auch schon total auf morgen :D

Florian Pfeffer 21 AAA-Gamer - 30267 - 6. Juli 2009 - 10:57 #

Dem kann ich mich nur anschließen - vielen Dank für die tolle Übersicht!

peo 08 Versteher - 188 - 6. Juli 2009 - 9:09 #

Oh man da kommt man wirklich in Versuch das Ganze wieder anzufangen und sich wieder in die Welt einzusteigen. Das Special ist wirklich eine tolle Idee und der Bericht auch.

Wobei ich mir ein Vollspiel erhofft habe und nicht so ein Episodenspiel. Die Story bleibt doch viel besser erhalten wenn Sie nicht in Teilen beruht. Naja wir werden sehen.

Werden die Teile nur in Englisch erscheinen ? Weiß das jemand?

Tim Gross 20 Gold-Gamer - 24171 - 6. Juli 2009 - 9:43 #

Zunächst nur auf Englisch, aber die Chancen stehen gut, dass es später noch auf Deutsch rauskommt. Immerhin wird es nachdem alle Episoden veröffentlicht wurden auch eine Retail-Version von Tales of Monkey Island geben. Das war so auch schon bei Sam & Max, und das wurde schließlich auch übersetzt. Und ich lehne mich aus dem Fenster und sage, dass Monkey Island ein noch größerer Erfolg werden könnte. Mich würde dann interessieren, wer die Übersetzung macht. Boris bestimmt nicht, so wie es aussieht.

andima 16 Übertalent - P - 5274 - 6. Juli 2009 - 9:41 #

Lustiger weise spielte ich MI1 vor mittlerweile fast 20 Jahren (Hilfeee!!) das erste Mal in Englischer Sprache, obwohl ich damals noch nicht einmal wusste wie man sich in dieser Sprache begrüßt. Zum Lösen eines Adventures nicht unbedingt die beste Voraussetzung. Dementsprechend lange brauchte ich um das Spiel zu beenden. Einiges kann in Adventures ja durch reines probiere A mit B gelöst werden. Bei den Schwertduellen funktionierte das allerdings nicht. Also musste das ersten Mal in meinem Leben ein englisches Wörterbuch verwendet werden.
Ich war damals aus diesem Grund auch nicht wirklich vom Wortwitz des Spiels begeistert, sondern mehr von dessen Grafik :)

Jan-Niklas 13 Koop-Gamer - 1231 - 6. Juli 2009 - 12:51 #

Sehr schöner Artikel:-).

Hach ja Monkey Island.

Ich bin ja mit Monkey Island 3(Geburtstagsgeschenk) eingestiegen und hab mich teilweise durch sturres ausprobieren fortbewegt und hatte keine Ahnung wie ich die Glühwürmchen auf Blood Island fangen sollte und habe immer versucht die verklebte Gabel zu bekommen. Letztendlich hat dann ein Freund das Rätsel gelöst und gemeinsam haben wir das Finale gelöst^^.

Was ich bis heute an Teil 3 so liebe ist die zeitlose Präsentation. Ich meine es gibt tausend Spiele die zu damaliger Zeit wunderschön und sehr detailliert waren, aber den Zeichentrickstil von MI3 kann man sich heute noch zu Gemüte führen ohne an Augenkrebs einzugehen. Und auch die Rätsel funktionieren heute noch und die deutsche Synchro gehört immer noch zum besten was man heute zu hören bekommt. Von LeChucks Wutausbrüchen und Guybrushs treffender Präsentation mal abgesehen.

In Teil 3 ist er mir auch am symphatischsten. Dort ist er eine Mischung aus den naiven Neuling im ersten Teil und dem smarten Schatzsucher aus Teil 2(der mir doch ein wenig zu "heldenhaft" und dem sein trotteliger Charme aus Teil 1 fehlte) und er schafftes immer noch seiner Umgebung passend paroli zu bieten.

Hmm, vielleicht ist bei mir auch alles nostalgisch verklärt, hab es lange nicht mehr gespielt und kriege es auch nicht mehr zum laufen. Vielleicht schaff ich es ja doch noch.

Zum Schluss möchte ich noch anmerken, dass ich zu den Leuten gehöre die das Ende von Teil 2 hassen. Ich saß da wirklich zum Schluss vor dem Creditbildschirm und habe darauf gewartet, das IRGENDWAS noch passiert und dieses Ende nicht wirklich das Ende sein kann. Youtube hat mich dann aber eines besseren belehrt.

Ich kenne kein anderes Spielende, das mich über Jahre hinweg ärgert.

melone 06 Bewerter - 1512 - 6. Juli 2009 - 13:21 #

Richtig ist, daß Abstraktion zur Projektion einlädt. Fälschlich ist aber der Schluß, daß früher generell mehr Wert auf Story und Charaktere gelegt wurden und dies durch die damaligen technologischen Einschränkungen bedingt sei. Vielmehr ist richtig, daß die Vorraussetzungen anders waren. Es gab deshalb soviel innovatives Material, weil die Spieleindustrie noch in ihren Anfängen steckte. Mitunter haben ganz andere Persönlichkeiten Spiele entwickelt. Die Ideen waren neu und durch ihre Zeit geprägt. Was ein Spiel leisten sollte, war anders definiert, und es gab aufgrund der kleineren Spiele auch mehr Raum zum Experimentieren. Die Mechanismen des Marktes und die Produktionsprozesse waren völlig unterschiedlich.

Und schon damals haben Programmierer sehr viel Zeit investiert, um das letzte Quentchen aus der Hardware zu pressen. Auch in SCUMM gibt es einige Optimierungen wie z.B., die zusammengesetzten Animationsphasen, um Speicherplatz zu sparen und so die Anzahl der benötigten Disketten zu reduziern. Relativ schnell etablierte sich eine Zwei-Klassen-Gesellschaft: Auf der einen Seite Spiele, die mehr Wert auf die Geschichte und weniger auf die Technik legten - man denke nur an Cinemaware -, und auf der anderen Seite all die butterweich scrollenden Actionspiele samt Heerscharen an rumflitzenden Sprites oder BOBs. In glücklichereren Fällen konnte ein Spiel auch beides in sich vereinen.

Apropos, die Grafik funktioniert, neben nostalgischen Aspekten, in derlei Spielen heute noch, weil sie gut gemacht und stimmig ist. Ein guter Stil altert schlichtweg besser. Hinter einer damaligen Grafik von Monkey Island liegt allein schon aufgrund der technischen Einschränkungen viel mehr Überlegung, als was z.B. heute in der Special Edition angeboten wird.

Das Hauptaugenmerk von Guybrush in Monkey Island 2 ist sicherlich seine prächtige Piratenjacke und weniger sein Bart.

Ein Verweis auf Bill Tiller bezüglich Monkey Island 3 hätte nicht geschadet, steckt doch gerade er hinter dem Stil.

Ich halte es für gewagt zu behaupten, daß MI3, der beliebteste Teil ist. Hinsichtlich der Geschichte dürfte vielmehr MI1 das beliebteste Spiel sein, während sich die Freunde schwerer Rätsel immer noch an MI2 ergötzen. MI3 wird meist dann genannt, wenn es um die Grafik bzw. Musik geht. Vor allem gilt dies für die Hintergründe - die mit Outlines gezeichneten Figuren waren nie sonderlich beliebt.

Das Hauptproblem der Grafik von MI4 waren weniger "pixelige" Figuren, vielmehr waren es die niedrig aufgelösten Texturen. Hier hätte man den Hebel an eingien Stellen leicht anders ansetzen sollen. Trotzdem kenn ich auch Fans, die MI4, hinsichtlich der Grafik, auch MI3 vorziehen.

Soweit ich weiß, halten die meisten MI4 für den schwächsten Teil der Serie. Die Rätsel, die Dialoge, die Geschichte, der Humor, die Steuerung, dazu noch das mißglückte Monkey Combat und vermutlich auch das Budget, all dies war leider nicht mehr auf dem Niveau, mit dem vor allem die ersten beiden Teile zu glänzen wußten.

Bedenkt man die Historie, die bisherigen Verkaufszahlen, das Gewusel im TTG Monkey Island Forum und den Hype in Netz, dann glaube ich kaum, daß man sich auch nun einen Millimeter aus dem Fenster lehnen muß, wenn man behauptet, daß sich TOMI besser verkaufen wird als Sam&Max.

Ich habe gelesen, daß die erste Episode von TOMI nicht synchronisiert sein wird, die Staffel-DVD aber synchronisiert sein soll und je nachdem wie alle läuft, konnten sie sich auch mal eine Synchronisationen im Laufe der Staffel vorstellen. Schau ma mal...

Armin Luley 19 Megatalent - 13755 - 6. Juli 2009 - 13:43 #

[quote=melone]Ich habe gelesen, daß die erste Episode von TOMI nicht synchronisiert sein wird, die Staffel-DVD aber synchronisiert sein soll und je nachdem wie alle läuft, konnten sie sich auch mal eine Synchronisationen im Laufe der Staffel vorstellen. Schau ma mal...[/quote]
Morgen (heute nacht um 12) weißt Du die Antwort. ;)

melone 06 Bewerter - 1512 - 6. Juli 2009 - 13:49 #

Nö, ich werd noch ein wenig länger ausharren. Wie gesagt, nach so vielen Jahren, werd ich nen Teufel tun und mir einen Bericht dazu vorab durchlesen. Nene...

Taller Ghost Walt 15 Kenner - 3228 - 6. Juli 2009 - 16:37 #

[quote=melone]Apropos, die Grafik funktioniert, neben nostalgischen Aspekten, in derlei Spielen heute noch, weil sie gut gemacht und stimmig ist. Ein guter Stil altert schlichtweg besser. Hinter einer damaligen Grafik von Monkey Island liegt allein schon aufgrund der technischen Einschränkungen viel mehr Überlegung, als was z.B. heute in der Special Edition angeboten wird.[/quote]
Kann ich nur zustimmen! Die vielen Details, bei den Hintergründen, bei den Charakteren und bei den Animationen, können auch heute noch gefallen!

[quote=melone]Das Hauptaugenmerk von Guybrush in Monkey Island 2 ist sicherlich seine prächtige Piratenjacke und weniger sein Bart.[/quote]
Ich würde sagen, beides spielt zu gleichen Teilen hinein - ich liebe den Bart! ;-)

[quote=melone]Ich halte es für gewagt zu behaupten, daß MI3, der beliebteste Teil ist. Hinsichtlich der Geschichte dürfte vielmehr MI1 das beliebteste Spiel sein, während sich die Freunde schwerer Rätsel immer noch an MI2 ergötzen. MI3 wird meist dann genannt, wenn es um die Grafik bzw. Musik geht. Vor allem gilt dies für die Hintergründe - die mit Outlines gezeichneten Figuren waren nie sonderlich beliebt.[/quote]Letztlich finde ich sowohl Grafik, Stil, Musik, Rätsel als auch Geschichte im 2ten Teil noch am besten - die Abstände sind jedoch hauchdünn. Dass jeder Titel irgendwo seine Stärken hat, ist absolut richtig!

@Artikel: Schön geschrieben, da kann man noch mal schön in Erinnerungen schwelgen, bevor es morgen dann wieder richtig losgeht!

Kleiner Hinweis: Fester Shinetop war nicht im vierten Teil LeChucks Verkleidung! Da nannte er sich Charles L. Charles...

Tim Gross 20 Gold-Gamer - 24171 - 7. Juli 2009 - 9:18 #

Oh mein Gott. Du hast natürlich völlig Recht. Wie zum Teufel bin ich auf Fester gekommen? Ich gehöre gesteinigt. Ich ändere das sofort. Danke für die Anmerkung!

bananenboot256 13 Koop-Gamer - 1241 - 6. Juli 2009 - 16:23 #

Super Artikel. Freu mich schon auf das Interview mit Bobo und natürlich auf das Spiel. Gekauft wirds auf jeden Fall, habe schließlich auch den vierten (imo schlechtesten) Teil gespielt. ;-)

koko

bam 15 Kenner - 2757 - 6. Juli 2009 - 17:07 #

Hab den 5. Teil auch schon vorbestellt und morgen kann dann endlich losgelegt werden. War für mich eh das Highlight der E3.

Ridger 22 Motivator - P - 34726 - 7. Juli 2009 - 3:09 #

Sehr guter Artikel. Vielen Dank.

llg (unregistriert) 7. Juli 2009 - 10:18 #

Bei Teil 4 steht, Largo sei ein Bösewicht aus Teil 3...

Anonymous (unregistriert) 8. Juli 2009 - 22:51 #

Ihr erwähnt Fan-Projekte und vergesst das allerbeste? Schwach...

www. majusarts .de/film/monkey/

Jörg Langer Chefredakteur - P - 469386 - 9. Juli 2009 - 23:50 #

Ich kannte das noch nicht, finde es aber extrem lustig. Werde es noch in den Artikel einbauen, danke für den Hinweis!