Report: Der Legende auf der Spur

Die Monkey-Island-Serie Report

Am 7. Juli erscheint nach neun Jahren die Fortsetzung der vielleicht beliebtesten Adventure-Serie aller Zeiten. Entwickelt von Telltale Games und in Episodenform. Wir nehmen das kleine Ereignis zum Anlass, die Monkey-Island-Serie Revue passieren zu lassen und euch in den nächsten Tagen mehrere Specials zum Thema anzubieten.
Tim Gross 5. Juli 2009 - 18:02 — vor 14 Jahren aktualisiert
PC
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Was braucht ein Spiel, um für immer im Gedächtnis zu bleiben? Heutzutage versuchen viele Entwickler, euch mit High-End Grafik und orchestralem Sound zu überzeugen. Trotzdem erlangen viele optisch beeindruckende Spiele keinen Kultstatus, was nicht zuletzt an den häufig überdurchschnittlich blassen Charakteren liegt. Das sieht man beispielsweise an Protagonisten wie Nomad, dem unbekannten Soldaten, den ihr im Edel-Shooter Crysis durch Koreaner- und Alienmassen hetzt. Ihm fehlt Tiefe und Charakter, Witze reißt er nur, wenn keiner zuhört, er ist eine aufs Töten trainierte Kampfmaschine. Nomad kann man sich weder beim Biertrinken mit Freunden noch beim Eisessen mit seinen Kindern vorstellen, kurzum: Nomad hat keine echte Persönlichkeit.

Guybrush wie wir ihn nicht kennen. Das ist sein neues Charaktermodell aus Tales of Monkey Island.
Dass es auch anders geht, zeigt die Vergangenheit. Als es noch keine auch nur halbwegs „realistische“ Grafik gab, einfach, weil die Technik der PCs dafür nicht ausreichte, wurde automatisch mehr Wert auf besondere Spielecharaktere und eine toll erzählte Geschichte gelegt. Viel mehr gab es ja nicht, um die Spieler zu begeistern! Eine Firma, die das ganz besonders gut konnte, war LucasFilm Games (später: LucasArts), die mit ihren Adventures, allen voran der legendären Monkey-Island-Serie, für echte Klassiker sorgte. Diese Spiele kann man dank der einzigartigen Charaktere und der witzigen Inszenierung (und dank ScummVM, siehe unseren Mittwochsartikel des Specials) noch heute spielen – und wird gut unterhalten.

Doch wir haben jedes Verständnis, wenn nicht jeder die haarstträubenden Ereignissen um Guybrush Threepwood und die Affeninsel kennt: Teil 1 erschien bereits 1990 unter der Leitung von Ron Gilbert (unterstützt vom Brütal-Legend-Macher Tim Schafer), der bisher letzte vierte Teil zehn Jahre später, seitdem war Stille in der Karibik. Wer keine Angst vor einigen Spoilern hat, oder einfach sein vorhandenes Wissen auffrischen will, darf weiterlesen: Wir rekapitulieren zunächst die Teile 1 bis 4 und versuchen uns dann an einer Einschätzung, wieso Monkey Island es zu dieser Berühmtheit bringen konnte.

Guybrush spricht bei sehr wichtig aussehenden Piratenvertretern vor und äußert seinen Herzenswunsch.


Monkey Island 1: The Secret of Monkey Island

Alles fängt ganz harmlos an, als The Secret of Monkey Island im Jahr 1990 erscheint. Ein junger Bursche namens Guybrush Threepwood sitzt auf Melee Island in der Karibik und will Pirat werden. Was also tun, wenn man ein gefürchteter Seeräuber sein möchte, aber keine Ahnung hat? Guybrush startet seine Karriere in der Scumm Bar (eine Referenz zur Skriptsprache „Script Creation Utility for Maniac Mansion“, in der die Serie geschrieben ist), denn wo sonst findet man Grog-gierige Piraten? Nach einem kurzen Gespräch mit drei offenbar hochrangigen Vertretern der gewünschten Profession hat unser angehende Kapitän seine erste Hausaufgaben zu lösen: Jeder echte Pirat muss erstmal die Drei Prüfungen bestehen. Also soll Guybrush die Schwertkunst meistern, ein Artefakt stehlen und den geheimnisvollen Schatz von Melee Island finden. Während unser tollpatschiger Held sich um die Prüfungen kümmert, stolpert er direkt in die Arme der wunderschönen Gouverneurin Elaine Marley. Dass er sich Hals über Kopf in sie verliebt, ist keine Frage, doch bald gerät Elaine in die Fänge des schrecklichen Geisterpiraten LeChuck. Guybrush verfolgt dessen Gespensterschiff bis nach Monkey Island und lässt den Spieler eintauchen in ein verrücktes Szenario mit abgedrehten Charakteren, vielen Details und vor allem extrem einfallsreichem Humor. Wortwitz, anzügliche Gespräche und Beleidigungs- statt Fechtduelle: Das sind die Alleinstellungsmerkmale der Serie. Im Deutschen war übrigens kein Geringerer als PowerPlay- und PC-Player-Urgestein Boris Schneider für die Übersetzung verantwortlich.

Guybrushs erstes Charaktermodell, erst im Zwischensequenz-Standbild, dann mit seiner ersten Crew, zuletzt auf Monkey Island.


Das Rätseldesign ist Ron Gilberts Crew in The Secret of Monkey Island mehr als gut gelungen. Die Lösungen sind immer logisch, auch wenn man sich auf die etwas verdrehte Welt von Monkey Island einlassen muss, um sie zu lösen. Sehen wir uns einmal an, wie ihr zu der mysteriösen Insel Monkey Island gelangt. Die vorher mühsam angeheuerte Crew verweigert bald die Arbeit, und alleine kann Guybrush ein großes Schiff nicht steuern. Wir finden aber ein Logbuch, in dem der Eintrag eines gewissen Herman Toothroot von seiner Reise nach Monkey Island erzählt. Eine geheimnisvolle Suppe hatte ihn und seine Mannschaft direkt auf die berühmte Insel versetzt. Wir müssen uns um die entsprechenden Gegenstände kümmern und miteinander kombinieren. Zu den Zutaten zählen nicht nur Voodoo-typische Materialien wie Affenblut und Schwarzpulver, sondern auch Zimt und Atemauffrischer. Ist das Gebräu erstmal fertig, landet unser Schiff wie von Zauberhand direkt vor Monkey Island -- was aber erst der Anfang einer ganzen Reihe neuer Probleme ist.

The Secret of Monkey Island ist ein perfektes Beispiel für ein fesselndes, logisches Adventure. Selbst heute kann man noch sehr viel Spaß mit dem Titel haben, auch wenn Grafik, Musik und Steuerung natürlich hoffnungslos veraltet sind. Aber wer sich nicht entmutigen lässt und auch mal stundenlang an einer knackigen Nuss zu sitzen bereit ist, wird irgendwann plötzlich auf die Lösung kommen – und zwar durch Nachdenken und Kombinieren, nicht durch Zufall oder wildes Herumprobieren. Wir sind gespannt, wie das offizielle Remake in moderner Grafik aussehen wird, das kurz nach der ersten Episode von Tales of Monkey Island erscheinen soll. Es könnte nämlich sein, dass es just die pixelige, aber künstlerisch gelungene Grafik ist, die Monkey Island zu dem macht, was es ist – weil euer Hirn sich vieles selbst ausmalen muss, statt es einfach detailliert auf dem Präsentierteller gezeigt zu bekommen.

Im zweiten Teil schafft es Guybrush bis in LeChucks Festung. Im Vordergrund seht ihr Largo LaGrande.


Monkey Island 2 – LeChuck’s Revenge

In Monkey Island 2 - LeChuck´s Revenge hat es Guybrush Threepwood zum stattlichen Piraten gebracht. Eine Neuerung fällt sofort ins Auge: Das neue Charaktermodel des Protagonisten. Dank des coolen Bartes gefällt den meisten Fans dieser Guybrush bis heute am besten. Auch LeChuck ist wieder da, und er wird sogar von einem weiteren kernigen, wenn auch etwas kleinwüchsigen Bösewicht sekundiert, für den es in Monkey Island nur einen Namen geben kann: Largo LaGrande (in etwa "Großo der Große"). Außerdem ist die virtuelle Welt auf nunmehr vier Inseln angewachsen, die viele fordernde, aber nie unfaire Rätsel parat halten. Die namensgebende Insel Monkey Island ist dieses Mal nicht mit von der Partie, stattdessen stehen Scabb Island, Booty Island, Phatt Island und Dinky Island im Vordergrund.

Zur Story: Guybrush ist auf der Suche nach dem größten Schatz der Welt – Big Whoop. Ihr startet auf Scabb Island, wo ihr aber völlig falsch seid. Was wir brauchen, ist eine Karte – die gibt es auch, allerdings wurde sie gevierteilt. Die Suche nach den Kartenstücken nimmt die meiste Spielzeit in Anspruch, bevor es am Ende in LeChucks Festung geht und noch später auf Dinky Island zum Showdown kommt. Es gibt also viel zu tun! Damit auch Einsteiger den Abspann sehen können, wurden erstmals zwei Schwierigkeitsgrade eingeführt, was für ein Adventure ohne Kampfeinlagen sehr untypisch ist. Auf dem leichten Schwierigkeitsgrad gibt es weniger Rätsel als auf dem hohen.


Die Knobeleien können ganz schön umfangreich werden. Spoiler-Alarm, Monkey-Island-Novizen lesen bitte beim nächsten Absatz weiter! Also: Um etwa von Scabb Island runterzukommen, müssen wir erst am fiesen Largo LaGrande vorbei. Dafür benötigen wir eine Voodoo-Puppe, die sich aber nicht von selbst herstellt. Wir brauchen also symbolische Teile unseres Feindes, und zwar etwas "vom Kopf", etwas "vom Körper", etwas "vom Tod" und etwas "vom Faden". Letzteres zielt natürlich auf die Kleidung Largos ab, aber wie kommen wir daran? Logisch, am einfachsten ist das Vorhaben zu meistern, in dem wir seine Kleidung aus der Wäscherei abholen. Wir müssen aber zunächst dafür sorgen, dass seine Klamotten überhaupt dreckig werden. Darum besorgen wir uns einen Eimer mit Schlamm und schleichen uns ins Zimmer von Largo, wo wir den Eimer gezielt platzieren. Nachdem Largo seine Ladung abbekommen hat, können wir aber nicht gleich freudestrahlend zur Reinigung laufen; vorher sollten wir uns um den passenden Wäscherei-Zettel kümmern. Ihr seht, die Puzzle können ganz schön fordernd sein.

Monkey Island 2 schaffte es aber nicht durch die gewohnt großartigen Rätsel, sondern vor allem aufgrund des dramatischen Endes, den Fans in Erinnerung zu bleiben. Manche liebten es, manche hasten es. Uneingeweihten sei nochmals eine deutliche Spoilerwarnung gegeben, das Lesen des folgenden Absatzes erfolgt auf eigene Spielspaß-Gefahr!

Am Ende von LeChuck´s Revenge bekommt Guybrush die Information, dass sein Erzfeind LeChuck in Wahrheit sein Bruder ist. Im Abspann erhält der Spieler einen Einblick in die kindliche Vergangenheit der beiden, als sie mit ihrer Familie in einem Vergnügungspark sind. LeChuck, hier Chuckie genannt, holt Guybrush aus einer Geisterbahn und liefert ihn bei den Eltern ab. Chuckie sieht ziemlich normal und vor allem menschlich aus. Als Guybrush und Chuckie den Eltern folgend aus dem Bild laufen, glühen Chuckies Augen geisterhaft auf – dann folgen die Credits. Das Ende kam sehr unerwartet und stellte viele Ungewissheiten. Die Fans waren entsprechend gierig nach Antworten, die der Designer Ron Gilbert im dritten Teil liefern wollte. Doch nach Unstimmigkeiten mit seinem damaligen Arbeitgeber LucasArts verließ Gilbert das Unternehmen; neue kreative Köpfe mussten sich um eine passende Geschichte kümmern. Bis heute ist ungeklärt, was Ron Gilbert für Guybrush geplant hatte, und ob wir es jemals erfahren werden, steht in den Sternen. Diese Ungewissheit mag etwas mit der anhaltenden Popularität von Monkey Island zu tun haben, da man stets über mögliche Entwicklungen in der Geschichte spekulieren kann.

Guybrush erzählt gerne jedem von seinem Triumph über LeChuck - nur will keiner zuhören. (Monkey Island 2)


morphme 13 Koop-Gamer - 1281 - 5. Juli 2009 - 21:09 #

Na das sieht doch mal nach vernünftigem Lesestoff aus :)
Danke für diesen ausführlichen Artikel....und nun wird "geschmökert"!

Darclaw 11 Forenversteher - 555 - 5. Juli 2009 - 23:26 #

Schöner Artikel hat mich mal motiviert mich hier zu registrieren.
Ich bin mal echt gespannt auf den Test zur 1.Episode.
Und natürlich über das Interview mit Boris SchneiderJohne
Und zur richtigen Zeit kommt das Spezial auch denn morgen will
Lucasarts ein Game für die Oldschool Fans bekanntgeben.

bolle 17 Shapeshifter - 7789 - 6. Juli 2009 - 1:13 #

Bildunterschrift im ersten Bild:
"dann in der ersten Spielszene überhaupt,"
Beep, das ist doch eine Zwischensequenz des Spiels, zwischen Kapitel 1 und 2 Die erste Spielszene wäre, wo er oben am Leuchtfeuer mit dem blinden Ausguck (lach) redet.

Zum Thema
Als ich vor 2 Jahren das erste mal Monkey Island 2 gespielt hab, war ich vor allem von einem begeistert: Der Musik!
http://www.youtube.com/watch?v=f8gwHzSq_-g
Achtet mal bei 0:40 wie es wechselt. SPOILERWARNUNG - es ist ein Walkthrough durch das erste Kapitel von MI2

Durch die Methode, einzelne Midispuren entsprechend des Schauplatzes an- und abzuschalten, aber andere immer weiter laufen zu lassen, entstehen nicht die Brüche in der Hintergrundmusik, die man heute in fast jedem Spiel hat, wo eben fertig eingespielte Stücke wegen irgendnem Trigger abgespielt werden. Die Musik in Monkey Island 2 läuft immer weiter und weiter, ohne Brüche, wie es eigentlich sein soll. Ist aber gleichzeitig Interaktiv.
Mehr Infos zu der Soundengine namens iMuse (15 Jahre vor iPod ;) unter http://imuse.mixnmojo.com/index.shtml

Phoenix 16 Übertalent - 4165 - 6. Juli 2009 - 6:35 #

Der Artikel ist wirklich gut geschrieben und ich freu mich auch schon total auf morgen :D

Florian Pfeffer 21 AAA-Gamer - 30267 - 6. Juli 2009 - 9:57 #

Dem kann ich mich nur anschließen - vielen Dank für die tolle Übersicht!

peo 08 Versteher - 188 - 6. Juli 2009 - 8:09 #

Oh man da kommt man wirklich in Versuch das Ganze wieder anzufangen und sich wieder in die Welt einzusteigen. Das Special ist wirklich eine tolle Idee und der Bericht auch.

Wobei ich mir ein Vollspiel erhofft habe und nicht so ein Episodenspiel. Die Story bleibt doch viel besser erhalten wenn Sie nicht in Teilen beruht. Naja wir werden sehen.

Werden die Teile nur in Englisch erscheinen ? Weiß das jemand?

Tim Gross 20 Gold-Gamer - 24171 - 6. Juli 2009 - 8:43 #

Zunächst nur auf Englisch, aber die Chancen stehen gut, dass es später noch auf Deutsch rauskommt. Immerhin wird es nachdem alle Episoden veröffentlicht wurden auch eine Retail-Version von Tales of Monkey Island geben. Das war so auch schon bei Sam & Max, und das wurde schließlich auch übersetzt. Und ich lehne mich aus dem Fenster und sage, dass Monkey Island ein noch größerer Erfolg werden könnte. Mich würde dann interessieren, wer die Übersetzung macht. Boris bestimmt nicht, so wie es aussieht.

andima 16 Übertalent - P - 5266 - 6. Juli 2009 - 8:41 #

Lustiger weise spielte ich MI1 vor mittlerweile fast 20 Jahren (Hilfeee!!) das erste Mal in Englischer Sprache, obwohl ich damals noch nicht einmal wusste wie man sich in dieser Sprache begrüßt. Zum Lösen eines Adventures nicht unbedingt die beste Voraussetzung. Dementsprechend lange brauchte ich um das Spiel zu beenden. Einiges kann in Adventures ja durch reines probiere A mit B gelöst werden. Bei den Schwertduellen funktionierte das allerdings nicht. Also musste das ersten Mal in meinem Leben ein englisches Wörterbuch verwendet werden.
Ich war damals aus diesem Grund auch nicht wirklich vom Wortwitz des Spiels begeistert, sondern mehr von dessen Grafik :)

Jan-Niklas 13 Koop-Gamer - 1231 - 6. Juli 2009 - 11:51 #

Sehr schöner Artikel:-).

Hach ja Monkey Island.

Ich bin ja mit Monkey Island 3(Geburtstagsgeschenk) eingestiegen und hab mich teilweise durch sturres ausprobieren fortbewegt und hatte keine Ahnung wie ich die Glühwürmchen auf Blood Island fangen sollte und habe immer versucht die verklebte Gabel zu bekommen. Letztendlich hat dann ein Freund das Rätsel gelöst und gemeinsam haben wir das Finale gelöst^^.

Was ich bis heute an Teil 3 so liebe ist die zeitlose Präsentation. Ich meine es gibt tausend Spiele die zu damaliger Zeit wunderschön und sehr detailliert waren, aber den Zeichentrickstil von MI3 kann man sich heute noch zu Gemüte führen ohne an Augenkrebs einzugehen. Und auch die Rätsel funktionieren heute noch und die deutsche Synchro gehört immer noch zum besten was man heute zu hören bekommt. Von LeChucks Wutausbrüchen und Guybrushs treffender Präsentation mal abgesehen.

In Teil 3 ist er mir auch am symphatischsten. Dort ist er eine Mischung aus den naiven Neuling im ersten Teil und dem smarten Schatzsucher aus Teil 2(der mir doch ein wenig zu "heldenhaft" und dem sein trotteliger Charme aus Teil 1 fehlte) und er schafftes immer noch seiner Umgebung passend paroli zu bieten.

Hmm, vielleicht ist bei mir auch alles nostalgisch verklärt, hab es lange nicht mehr gespielt und kriege es auch nicht mehr zum laufen. Vielleicht schaff ich es ja doch noch.

Zum Schluss möchte ich noch anmerken, dass ich zu den Leuten gehöre die das Ende von Teil 2 hassen. Ich saß da wirklich zum Schluss vor dem Creditbildschirm und habe darauf gewartet, das IRGENDWAS noch passiert und dieses Ende nicht wirklich das Ende sein kann. Youtube hat mich dann aber eines besseren belehrt.

Ich kenne kein anderes Spielende, das mich über Jahre hinweg ärgert.

melone 06 Bewerter - 1512 - 6. Juli 2009 - 12:21 #

Richtig ist, daß Abstraktion zur Projektion einlädt. Fälschlich ist aber der Schluß, daß früher generell mehr Wert auf Story und Charaktere gelegt wurden und dies durch die damaligen technologischen Einschränkungen bedingt sei. Vielmehr ist richtig, daß die Vorraussetzungen anders waren. Es gab deshalb soviel innovatives Material, weil die Spieleindustrie noch in ihren Anfängen steckte. Mitunter haben ganz andere Persönlichkeiten Spiele entwickelt. Die Ideen waren neu und durch ihre Zeit geprägt. Was ein Spiel leisten sollte, war anders definiert, und es gab aufgrund der kleineren Spiele auch mehr Raum zum Experimentieren. Die Mechanismen des Marktes und die Produktionsprozesse waren völlig unterschiedlich.

Und schon damals haben Programmierer sehr viel Zeit investiert, um das letzte Quentchen aus der Hardware zu pressen. Auch in SCUMM gibt es einige Optimierungen wie z.B., die zusammengesetzten Animationsphasen, um Speicherplatz zu sparen und so die Anzahl der benötigten Disketten zu reduziern. Relativ schnell etablierte sich eine Zwei-Klassen-Gesellschaft: Auf der einen Seite Spiele, die mehr Wert auf die Geschichte und weniger auf die Technik legten - man denke nur an Cinemaware -, und auf der anderen Seite all die butterweich scrollenden Actionspiele samt Heerscharen an rumflitzenden Sprites oder BOBs. In glücklichereren Fällen konnte ein Spiel auch beides in sich vereinen.

Apropos, die Grafik funktioniert, neben nostalgischen Aspekten, in derlei Spielen heute noch, weil sie gut gemacht und stimmig ist. Ein guter Stil altert schlichtweg besser. Hinter einer damaligen Grafik von Monkey Island liegt allein schon aufgrund der technischen Einschränkungen viel mehr Überlegung, als was z.B. heute in der Special Edition angeboten wird.

Das Hauptaugenmerk von Guybrush in Monkey Island 2 ist sicherlich seine prächtige Piratenjacke und weniger sein Bart.

Ein Verweis auf Bill Tiller bezüglich Monkey Island 3 hätte nicht geschadet, steckt doch gerade er hinter dem Stil.

Ich halte es für gewagt zu behaupten, daß MI3, der beliebteste Teil ist. Hinsichtlich der Geschichte dürfte vielmehr MI1 das beliebteste Spiel sein, während sich die Freunde schwerer Rätsel immer noch an MI2 ergötzen. MI3 wird meist dann genannt, wenn es um die Grafik bzw. Musik geht. Vor allem gilt dies für die Hintergründe - die mit Outlines gezeichneten Figuren waren nie sonderlich beliebt.

Das Hauptproblem der Grafik von MI4 waren weniger "pixelige" Figuren, vielmehr waren es die niedrig aufgelösten Texturen. Hier hätte man den Hebel an eingien Stellen leicht anders ansetzen sollen. Trotzdem kenn ich auch Fans, die MI4, hinsichtlich der Grafik, auch MI3 vorziehen.

Soweit ich weiß, halten die meisten MI4 für den schwächsten Teil der Serie. Die Rätsel, die Dialoge, die Geschichte, der Humor, die Steuerung, dazu noch das mißglückte Monkey Combat und vermutlich auch das Budget, all dies war leider nicht mehr auf dem Niveau, mit dem vor allem die ersten beiden Teile zu glänzen wußten.

Bedenkt man die Historie, die bisherigen Verkaufszahlen, das Gewusel im TTG Monkey Island Forum und den Hype in Netz, dann glaube ich kaum, daß man sich auch nun einen Millimeter aus dem Fenster lehnen muß, wenn man behauptet, daß sich TOMI besser verkaufen wird als Sam&Max.

Ich habe gelesen, daß die erste Episode von TOMI nicht synchronisiert sein wird, die Staffel-DVD aber synchronisiert sein soll und je nachdem wie alle läuft, konnten sie sich auch mal eine Synchronisationen im Laufe der Staffel vorstellen. Schau ma mal...

Armin Luley 19 Megatalent - 13755 - 6. Juli 2009 - 12:43 #

[quote=melone]Ich habe gelesen, daß die erste Episode von TOMI nicht synchronisiert sein wird, die Staffel-DVD aber synchronisiert sein soll und je nachdem wie alle läuft, konnten sie sich auch mal eine Synchronisationen im Laufe der Staffel vorstellen. Schau ma mal...[/quote]
Morgen (heute nacht um 12) weißt Du die Antwort. ;)

melone 06 Bewerter - 1512 - 6. Juli 2009 - 12:49 #

Nö, ich werd noch ein wenig länger ausharren. Wie gesagt, nach so vielen Jahren, werd ich nen Teufel tun und mir einen Bericht dazu vorab durchlesen. Nene...

Taller Ghost Walt 15 Kenner - 3228 - 6. Juli 2009 - 15:37 #

[quote=melone]Apropos, die Grafik funktioniert, neben nostalgischen Aspekten, in derlei Spielen heute noch, weil sie gut gemacht und stimmig ist. Ein guter Stil altert schlichtweg besser. Hinter einer damaligen Grafik von Monkey Island liegt allein schon aufgrund der technischen Einschränkungen viel mehr Überlegung, als was z.B. heute in der Special Edition angeboten wird.[/quote]
Kann ich nur zustimmen! Die vielen Details, bei den Hintergründen, bei den Charakteren und bei den Animationen, können auch heute noch gefallen!

[quote=melone]Das Hauptaugenmerk von Guybrush in Monkey Island 2 ist sicherlich seine prächtige Piratenjacke und weniger sein Bart.[/quote]
Ich würde sagen, beides spielt zu gleichen Teilen hinein - ich liebe den Bart! ;-)

[quote=melone]Ich halte es für gewagt zu behaupten, daß MI3, der beliebteste Teil ist. Hinsichtlich der Geschichte dürfte vielmehr MI1 das beliebteste Spiel sein, während sich die Freunde schwerer Rätsel immer noch an MI2 ergötzen. MI3 wird meist dann genannt, wenn es um die Grafik bzw. Musik geht. Vor allem gilt dies für die Hintergründe - die mit Outlines gezeichneten Figuren waren nie sonderlich beliebt.[/quote]Letztlich finde ich sowohl Grafik, Stil, Musik, Rätsel als auch Geschichte im 2ten Teil noch am besten - die Abstände sind jedoch hauchdünn. Dass jeder Titel irgendwo seine Stärken hat, ist absolut richtig!

@Artikel: Schön geschrieben, da kann man noch mal schön in Erinnerungen schwelgen, bevor es morgen dann wieder richtig losgeht!

Kleiner Hinweis: Fester Shinetop war nicht im vierten Teil LeChucks Verkleidung! Da nannte er sich Charles L. Charles...

Tim Gross 20 Gold-Gamer - 24171 - 7. Juli 2009 - 8:18 #

Oh mein Gott. Du hast natürlich völlig Recht. Wie zum Teufel bin ich auf Fester gekommen? Ich gehöre gesteinigt. Ich ändere das sofort. Danke für die Anmerkung!

bananenboot256 13 Koop-Gamer - 1241 - 6. Juli 2009 - 15:23 #

Super Artikel. Freu mich schon auf das Interview mit Bobo und natürlich auf das Spiel. Gekauft wirds auf jeden Fall, habe schließlich auch den vierten (imo schlechtesten) Teil gespielt. ;-)

koko

bam 15 Kenner - 2757 - 6. Juli 2009 - 16:07 #

Hab den 5. Teil auch schon vorbestellt und morgen kann dann endlich losgelegt werden. War für mich eh das Highlight der E3.

Ridger 22 Motivator - P - 34676 - 7. Juli 2009 - 2:09 #

Sehr guter Artikel. Vielen Dank.

llg (unregistriert) 7. Juli 2009 - 9:18 #

Bei Teil 4 steht, Largo sei ein Bösewicht aus Teil 3...

Anonymous (unregistriert) 8. Juli 2009 - 21:51 #

Ihr erwähnt Fan-Projekte und vergesst das allerbeste? Schwach...

www. majusarts .de/film/monkey/

Jörg Langer Chefredakteur - P - 468469 - 9. Juli 2009 - 22:50 #

Ich kannte das noch nicht, finde es aber extrem lustig. Werde es noch in den Artikel einbauen, danke für den Hinweis!