Mehr Aufwand, als man denkt

Die große Bug-Jagd Report

Qualitätssicherung in Spielen ist ein undankbarer Job: Die Fehler, die nie im Spiel landen, bleiben dem gemeinen Tester und Spieler unbekannt – doch wehe, es kommen mehr als ein paar Kleinigkeiten durch! Wie genau läuft die Jagd nach Bugs ab, wer ist der Jäger, wann und wie jagen sie? Wir haben mit Testern und Produzenten gesprochen.
Christoph Vent 8. Juni 2014 - 10:00 — vor 9 Jahren aktualisiert
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Nach dem Release eines Spiels müssen sich Entwickler und Publisher immer wieder den Vorwurf gefallen lassen, ihre Titel unfertig auf den Markt geworfen zu haben. Während sich viele Spieler aber mittlerweile bereits darauf eingestellt haben, dass kleinere bis mittlere Bugs in der Releasefassung zur Tagesordnung gehören, kommt es auch immer wieder zu regelrechten Katastrophen. Prominente Beispiele – auch in der jüngsten Vergangenheit – zu finden, fällt nicht schwer. Battlefield 4 etwa sorgt selbst Monate nach dem Start und trotz diverser Patches bei vielen Kunden noch für Probleme. X Rebirth war erst nach über einem halben Jahr weit genug, um von uns überhaupt getestet zu werden. Auch in der Vergangenheit finden sich genügend Beispiele für Titel, die in ihrem Releasezustand eigentlich nicht hätten veröffentlicht werden dürfen. Besonders Rollenspieler traf es immer wieder hart, wie etwa Gothic 3 und Vampire the Masquerade - Bloodlines, aber auch RPGs großer AAA-Entwickler wie Bethesda beweisen.

"Haben die etwa ihr eigenes Spiel nicht gespielt?", lautet die fassungslose Frage meist. In diesem Report möchten wir euch daher ausführlich über die QA (Quality Assurance, dt.: Qualitätssicherung) in Spielen informieren. Hierfür haben wir mit Publishern und Entwicklern, aber auch mit einem externen QA-Unternehmen sowie den eigentlichen Testern gesprochen.

Von Anfang an wird getestet
Battlefield 4 ist eins der Negativbeispiele der letzten Zeit: Auch Monate nach Release läuft es nicht bei jedem Spieler rund.
Mit dem Testen von Spielen wird in aller Regel und unabhängig von der Größe des Entwicklers bereits sehr früh in der Produktion begonnen. Sobald erste Prototypen stehen, werden diese auf Herz und Nieren geprüft. In dieser Phase kommt es vor allem darauf an, die Engine zu testen, aber auch geplante Spielelemente auf ihre Tauglichkeit zu erproben. Sollten sich einzelne Konzepte nicht als spielspaßfördernd erweisen und diesem eventuell sogar schaden, ist nun die beste Gelegenheit, die Pläne nochmals zu überdenken. Die QA kümmere sich zwar auch um solche Angelegenheiten, doch sei sie hauptsächlich für die Funktionalität und Stabilität verantwortlich, so Michael Hoss, Producer bei bitComposer Entertainment: "Wenn ein Entwickler erst durch externe Tests erfährt, dass bestimmte Spielelemente keinen Spaß machen, hat er bis dahin einiges falsch gemacht."

Um solche Situationen zu vermeiden, wird von Anfang an intern getestet. In kleineren Unternehmen und Indie-Studios wird diese Aufgabe hauptsächlich von den Entwicklern oder Produzenten übernommen. Johannes Roth, CEO von Mimimi Games aus München, berichtet uns etwa, dass jeden Montag der neueste Build von Last Tinker - City of Colors (GG-Test: 7.0) im Team aufgeteilt und getestet wurde. Auch bei bitComposer werden Spiele zu Beginn hauptsächlich von den eigenen Entwicklern getestet.

X Rebirth enthielt zur Veröffentlichung mehrere Plotstopper und lief auf nahezu allen Rechnerkonfigurationen extrem instabil.
Bei größeren Studios sieht die Sache etwas anders aus. Yager, Crytek und der Browsergames-Hersteller Travian Games zum Beispiel integrieren Mitarbeiter der QA direkt in die Teams. Mark Liebold, Associate Producer bei Yager, berichtet: "Unsere Feature-Teams teilen sich in ein Team für die Spielmechaniken und drei Teams für die Levels auf. In jedem von ihnen sitzt einer von der QA. Das soll für mehr Transparenz sorgen und die Kommunikation zwischen Entwicklern und Testern aufrecht erhalten." Die sogenannte Embedded QA hat Mitspracherecht und ist bei Design-Entscheidungen anwesend. So weiß sie beim Testen gleich, aus welchem Grund einzelne Funktionen ins Spiel eingebaut werden. Das wiederum bringt klare Vorteile mit sich, da man die Features so besser auf ihre gewünschte Funktionalität überprüfen kann.

Vielschichtiges Aufgabenfeld
Die Qualitätssicherung macht viel mehr als nur zu spielen. Neben dem Gameplay-Testing, bei dem der Spielspaß im Vordergrund steht, ist vor allem das Functionality-Testing wichtig. Hier werden einzelne Spielelemente zunächst ganz simpel auf ihre Funktionsweise überprüft. Kombiniert wird diese Methode gerne auch mit sogenannten Black-Box-Tests und von den Entwicklern festgelegten "Test Cases", die regeln, worauf die QA zu achten hat. So ein Test kann darin bestehen, dass die Spielfigur beim Druck auf eine Taste eine bestimmte Höhe erreichen soll. Nun gilt es herauszufinden, ob alle notwendigen Levelbereiche durch einen Sprung auch tatsächlich erreichbar sind. Zum Functionality-Testing gehört aber auch, beispielsweise alle Steam Achievements zu überprüfen: Werden sie korrekt vergeben, sind alle auch wirklich schaffbar?

Ähnlich funktionieren "Smoke Tests", wie sie bei Crytek durchgeführt werden. Director of Quality Assurance Markus Rafflenbeul
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nennt ein Beispiel: "Bei einem Smoke Test wird etwa kontrolliert, ob die KI eingebaut ist. Es geht aber nicht darum, ob sie auch korrekt funktioniert. Es handelt sich um eine Art Sanity-Check, bei dem nur eine gewisse Grundstabilität sichergestellt werden soll." Fallen bei einem solchen Test allerdings weitere Fehler ins Auge, so werden diese trotzdem notiert und ins entsprechende Tracking-Tool übertragen, so Michael Stegmüller. Er ist Senior QA-Tester bei Travian Games und setzt auf deutsche Gründlichkeit: "Einmal protokollierte Bugs können später nicht mehr übersehen werden."

Gewöhnlich wird zwischen drei Typen von Bugs unterschieden: A-Bugs sind beispielsweise Plotstopper, die den Kunden am Weiterspielen hindern oder Back-to-Desktop-Crashes. B-Bugs wie Soundaussetzer beeinträchtigen das Spielerlebnis ebenfalls, werfen euch aber nicht komplett aus dem Spiel. Zu den C-Bugs gehören solche Unschönheiten, mit denen die meisten Spieler leben können, wie etwa kleinere Clippingfehler in abgelegenen Bereichen einer Spielwelt. Zum Protokollieren der Fehler werden meist Bugtracker wie Redmine, Bugzilla oder Mantis verwendet.
 
Ein Auszug aus dem Bugtracker Redmine. Wichtig ist eine möglichst genaue Fehlerbeschreibung, damit die Entwickler den Bug im Idealfall reproduzieren und anschließend beseitigen können.
Arno Nühm 18 Doppel-Voter - 9327 - 8. Juni 2014 - 10:16 #

Sehr schöner Artikel und ein interessanter Einblick Hinter die Kulissen der Softwareentwicklung.

Koffeinpumpe 15 Kenner - 3817 - 8. Juni 2014 - 10:23 #

Schön neutral geschriebener Artikel. Oft verkommen solche Themen zu "Entschuldigungsschreiben", warum Bugs nicht zu vermeiden sind. Hier wird ganz klar der wirkliche Grund genannt.

"Titel, die ich mal getestet habe, spiele ich nicht mehr – ich kann sie einfach nicht mehr genießen."

Das ist übrigens ein Grund, warum ich nie bei Early Access mitmachen würde.

bsinned 17 Shapeshifter - 8201 - 8. Juni 2014 - 11:44 #

Den Abschnitt mit Early Access unterschreibe ich so.
Ich hätte nicht die geringste Lust, ein Spiel, wohlmöglich zum Vollpreis, zu kaufen und dann ein unfertiges Produkt zu haben. Da hab ich dann wahrscheinlich, sobald das Ding fertig und released ist, schon keine Lust mehr auf´s Spiel.

rammmses 22 Motivator - P - 32569 - 8. Juni 2014 - 14:00 #

Hätte da zwar auch keine Lust/Zeit für, aber kann schon verstehen, dass es einige reizt sozusagen Einfluss auf die Entwicklung nehmen zu können durch ihr Feedback im Early Access. Ist ja nicht nur Bugsuche, sondern auch Features testen und verbessern usw. und wer nicht mehr will, kann ja auf die Vollversion warten, die ja mit erworben wurde. Ist schon fair, wenn man weiß, worauf man sich einlässt.

bsinned 17 Shapeshifter - 8201 - 8. Juni 2014 - 16:12 #

Möglich dass einige Entwickler dabei auf die Community hören. Wahrscheinlich gibt es aber so einige mehr, die einfach auf die schnelle Münze hoffen.
Nicht umsonst hat Valve schon häufiger gewarnt, dass Early Access-Spiele nicht notgedrungen auch irgendwann mal fertiggestellt werden müssen. Und dann gibt es auch keinerlei Geld-Zurück-Garantie, sollte der Fall eintreten.

Rumi 18 Doppel-Voter - P - 10516 - 9. Juni 2014 - 8:31 #

da ich Early Access für unentgeltliches Betatesting halte, bin ich ganz deiner Meinung

EddieDean 16 Übertalent - P - 5342 - 8. Juni 2014 - 10:33 #

Gute Reportage, vielen Dank dafür! Jetzt kann ich noch viel besser begründen, warum ich eigentlich nie am ersten Tag kaufe und GOTYs bevorzuge :-)

Michl Popichl 24 Trolljäger - 52778 - 8. Juni 2014 - 10:52 #

da schließe ich mich mal an.

Maestro84 19 Megatalent - - 18338 - 8. Juni 2014 - 10:36 #

Würden es mehr Spieler so machen wie ich, dann müssten die Entwickler und/oder Publisher umdenken. Ich kaufe nämlich fast gar kein Spiel mehr bei Release, sondern warte erst einmal ein paar Wochen oder gar Monate ab. Erstens ist dann der Hype schnell verflogen und man denkt wieder ordentlich über den Kauf nach, zweitens sind die Spieler dann idR. fehlerfrei und drittens spart man noch Geld, da die meisten Spiele schnell im Preis fallen und man so auch die besten 2-3 DLCs preislich ebenfalls wieder raus hat. Solange sich aber Spieler wie dumme Tiere hypen lassen und sofort, am Besten noch um 0 Uhr loslegen müssen, solange gibt es gehypten und unfertigen Kram zum Vollpreis. Dann aber mähren, dass es Bugs gibt und bei Amazon 1 Sterne-Wertungen vergeben. Eben die Schizophrenie moderner Spieler.

PS. Und ja, Spiele machen auch dann noch Spaß, wenn man nicht in der ersten Welle mit schwimmt, sogar MMOGs.

Sven Gellersen 23 Langzeituser - - 45090 - 8. Juni 2014 - 10:57 #

"Solange sich aber Spieler wie dumme Tiere hypen lassen und sofort, am Besten noch um 0 Uhr loslegen müssen, solange gibt es gehypten und unfertigen Kram zum Vollpreis."

-> Du glaubst ernsthaft, dass Release-Käufe hauptsächlich ohne Sinn und Verstand wegen eines Hypes getätigt werden? Es gibt sicherlich Menschen, auf die das zutrifft, aber eine große Gruppe werden diese Leute wohl kaum darstellen. Gerade erfahrenere Gamer interessieren sich eher dafür, ob Setting, Gameplay, Art-Design, Story usw. interessant klingen und treffen daraufhin die Entscheidung, ob und wann (bzw. zu welchem Preis) Spiele gekauft werden. Mit Hypes oder "dummen Tieren" hat das herzlich wenig zu tun.

Koffeinpumpe 15 Kenner - 3817 - 8. Juni 2014 - 11:04 #

Warum sonst, wenn nicht von Hype- bzw. Vorfreude getrieben, sollte man zu Release kaufen? Interessantes Setting, Gameplay etc. werden nicht schlechter, wenn man mit einem Kauf wartet. Gerade die "erfahrenen Gamer" sollten das nun wirklich wissen.

Sven Gellersen 23 Langzeituser - - 45090 - 8. Juni 2014 - 12:07 #

Bei Vorfreude stimme ich Dir zu, das ist aber finde ich nochmal was völlig anderes als ein Hype. "Sich vom Hype blenden lassen" wird oft so verwendet, dass sich Spieler von vorhergehender Berichterstattung und Marketingfloskeln so sehr vereinnahmen lassen, dass sie glauben, man müsse Spiel X sofort und ohne Wenn und Aber besitzen. Vorfreude hingegen entsteht durch eigene Interessen, die von einem Produkt erfüllt werden. Da ist es doch völlig legitim - auch als erfahrener Gamer, der über mögliche Bugs oder zukünftig erscheinende DLCs bescheid weiß - sich das Produkt "Spiel X" gleich zum Release zu kaufen. Ich störe mich halt daran, dass solche Menschen gleich für dumm gehalten werden. Wenn mir ein Spiel 60€ wert ist, weil es einfach meinen persönlichen Vorlieben entspricht, dann zahl ich das Geld auch gerne. Das ist nicht dumm.

Und was das Totschlag-Argument "Zum Release sind Spiele immer völlig verbugt" angeht: Während der gesamten PS3-Ära, in der ich mir wirklich etliche Games auch zum Release gekauft habe, ist mir nur ein einziges untergekommen, das tatsächlich so verbugt war, dass der Spielspaß darunter litt: Skyrim. Alles andere war vereits von Tag 1 an völlig problemlos spielbar (was mitunter sicherlich auch an Day-One-Patches lag, was mich aber nicht wirklich stört).

Koffeinpumpe 15 Kenner - 3817 - 8. Juni 2014 - 13:07 #

Hype und Vorfreude sind ein und das Selbe. Man freut sich auf ein Spiel, nur aufgrund von Vorabinformationen, Screenshots, Videos usw. Die Marketingabteilungen wissen eben ganz genau, wie man die Spieler packen muss.
Ob die eigenen Interessen erfüllt werden, weiß man vorher eben nicht. Darum ist es in meinen Augen schon dumm, ein Spiel blind zu kaufen. Vor allem, wenn man nur wenige Tage später erfährt, ob es den Erwartungen gerecht wird.

Sven Gellersen 23 Langzeituser - - 45090 - 8. Juni 2014 - 14:21 #

Wie man nach meinen Ausführungen noch immer denken kann, dass Hype und Vorfreude dasselbe sind, ist mir ein Rätsel.
Vorabinformationen - ganz genau, man erfährt vorher, ob Spiel X ein Renn- oder ein Horrorspiel sein wird. Interesse oder Nicht-Interesse. Wo siehst Du da jetzt eine (dümmliche) Beeinflussung durch Hypes oder gar einen "Blindkauf"? Ein Blindkauf wird nur getätigt, wenn man gar nichts über ein Spiel weiß. Scheinbar ist für Dich alles, was man so vorher über ein Spiel erfährt nur potentiell Lug und Trug. Du erfährst also nicht vorher, welches Genre bedient wird, wie das Gameplay aufgebaut ist? Und dann behauptest Du ernsthaft, dass Du vorher nicht erfährst, ob Deine Interessen bedient werden?

Koffeinpumpe 15 Kenner - 3817 - 8. Juni 2014 - 14:58 #

Altes Beispiel Gothic 3: Als RPG- und Gothicfan hätte man das Spiel bedenkenlos vorbestellen können. Zum Glück tat ich es nicht.

Und ja, prinzipiell stehe ich sämtlichen Vorabinfos skeptisch gegenüber. Zu oft werden Versprechen gebrochen, Screenshots gefaket, Spiele unfertig veröffentlicht usw. Wer da immer noch nicht dazugelernt hat...

Sp00kyFox (unregistriert) 8. Juni 2014 - 15:16 #

kann ich nur absolut beipflichten. selbst wenn das spiel einem wirklich gefällt, ist es in aller regel doch unvernünftig gleich zum release zu kaufen, da etwaige technische probleme noch nicht gefixed sind. da sollte man zumindest die ersten tests und user-feedbacks in support-foren abwarten. dann kann man wenn man will immer noch zum vollpreis zugreifen.

Sven Gellersen 23 Langzeituser - - 45090 - 8. Juni 2014 - 15:20 #

Beispiele, die Deine Meinung untermauern gibt es natürlich. Ich habe nicht behauptet, dass mitunter auch falsche Erwartungen gehegt oder gar falsche Informationen an die Öffentlichkeit gegeben werden, damit sich ein Spiel besser verkauft. Ich kann Dir aber auch genug Gegenbeispiele geben, die zeigen, dass das eben nicht Gang und Gäbe ist.
Und wieso zum Schluss wieder diese Dummheitsunterstellung von Dir? "Wer noch immer nicht dazugelernt hat"? Du tust ja gerade so, als wäre jeder voller Naivität, weil er Spiele zum Release kauft. Das ist nunmal falsch. Jeder mit ein wenig Grips informiert sich vor dem Kauf eines Vollpreistitels und wägt für sich selbst ab, ob er den Informationen trauen kann oder nicht. Das ist nicht dumm, das ist vernünftig. Und wenn am Ende die Entscheidung steht "Jawoll, dieses Spiel kann man sich ruhigen Gewissens zum Release kaufen", dann ist doch alles im Lot.

Larnak 22 Motivator - 37541 - 8. Juni 2014 - 15:38 #

Ich finde es ehrenwert, dass du trotz der Ausgangslage ("wie dumme Tiere", "Wer da immer noch nicht dazugelernt hat....") noch die Mühe gibst, sachlich zu diskutieren. Ich stimme dir jedenfalls zu :)

Sven Gellersen 23 Langzeituser - - 45090 - 8. Juni 2014 - 15:42 #

Danke für beides :)

Koffeinpumpe 15 Kenner - 3817 - 8. Juni 2014 - 18:07 #

Natürlich kann man Glück haben und das Spiel gefällt einem und ist von Beginn an "rund". Das dürfte sogar oft der Fall sein.
Aber ob es wirklich so ist, kann niemand vorher sagen. Darum ist es klüger ein paar Tage zu warten bis es neutrale Informationen gibt.
Oder anders herum gefragt: Wo liegt der Vorteil die Katze im Sack zu kaufen, außer die eigene Ungeduld zu befriedigen?

Sven Gellersen 23 Langzeituser - - 45090 - 8. Juni 2014 - 19:36 #

Aha. Das dürfte sogar oft der Fall sein. Immerhin und Du hast damit sogar recht. Du hast auch recht, dass niemand vorhersagen kann, ob ein Spiel wirklich von Anfang an rund läuft. Ich verstehe nur nach wie vor nicht, dass Du daraus den Schluss ziehst, Release-Käufer seien dumm oder naiv oder was weiß ich was. Mit Deiner Argumentation kannst Du alles und jeden infrage stellen. Warum fährt man Auto, obwohl man doch in einen Unfall verwickelt werden könnte? Warum guckt man sich auf Watchever Filme an, die man noch nicht kennt? Sie könnten doch schlecht sein.
Die Frage, ob am Releasetag kaufen oder nicht ist nichts weiter als eine einfache Abwägung von Risiken. Du selbst räumst ein, dass das Risiko eines unrunden Spieles recht gering ist. Demzufolge ist es nicht wirklich dumm, dieses Risiko einzugehen.

Auch stellst Du die Befriedigung der Ungeduld zum Schluss recht negativ dar. Zumindest lese ich das so heraus, sollte ich mich irren, kannst Du diesen Absatz getrost ignorieren ... Warum ist das negativ? Ist doch toll, wenn sich jemand auf etwas so sehr freuen kann, dass man kaum "darauf" warten kann. Im Grunde wird unser Hobby doch nur durch die pure Lust am Spielen vorangetrieben und Lust erzeugt in der Regel Ungeduld. Mir persönlich würde einige Lust abhanden kommen, wenn ich mir im Vorfeld ständig sage "Oh, die Entwickler sagen dies und das aber das ist bestimmt alles ganz anders" oder "Na, mal gucken, ob es nicht doch noch zig DLCs geben wird, die das Spiel erst komplett machen". Wenn Du das anders handhabst - Deine Sache. Aber das gibt Dir nicht das Recht, andere als dümmer zu bezeichnen als Du selbst bist.

Streng genommen hast Du ja nicht unrecht, dass es klüger ist, ein paar Tage nach dem Release zu warten. Das Blöde ist nur, dieses "Klugsein" beschränkt sich einzig und allein darauf, einem Risiko aus dem Weg zu gehen. Das ganze Leben besteht aber aus einer Unzahl von Risiken, die wir alle billigend in Kauf nehmen. Dann sind wir wohl alle dumm. Ja, auch Du ;)

Larnak 22 Motivator - 37541 - 8. Juni 2014 - 19:48 #

Gerade das Verlieren dieser Begeisterungsfähigkeit wird von vielen älteren Spielern heutzutage doch immer wieder als sehr negativ wahrgenommen. Viele sehnen sich zurück zu der Zeit, als sie sich noch begeistern konnten und es gibt sicher einige, die genau wegen dieser verlorenen Fähigkeit dem ganzen Hobby den Rücken kehren. Denn was nützt das beste, bugfreiste Spiel, wenn man sich dafür nicht begeistern kann? Was ist ein Spiel ohne Emotion? Nicht mehr als Zeitverschwendung.

Sven Gellersen 23 Langzeituser - - 45090 - 8. Juni 2014 - 20:31 #

Da kann ich Dir nur zustimmen und der Verlust dieser Fähigkeit ist ja auch negativ. Ich denke, das liegt vor allem daran, dass man mit fortschreitendem Alter und Erfahrung verstärkt auf Fehler achtet und sich mitunter darauf auch zu sehr versteift.

vicbrother (unregistriert) 9. Juni 2014 - 9:38 #

Und warum verlieren wir unsere Begeisterung, abgesehen von den Auswirkungen des Reallifes auf die Spielleidenschaft? Weil wir enttäuscht sind, dass nicht am perfekten Spiel gearbeitet, sondern nur soviel reingesteckt wird, dass das Spiel verkauft werden kann. Beispiele sind dafür die vielen Serien mit wenigen echten neuen Features und alten schwächen wie der schwachen KI (bspw. Civ, Rome2 oder AC) oder gar aufpolierte Neuauflagen (zB Schicksalsklinge HD oder BG2).

Spiele, die uns begeistern haben entweder eine ganz neue Spielmechanik (zB Minecraft) oder bauen ein altes Spielkonzept in allen Belangen mit neuen Features aus (zB SC). Traurig wird es dann sogar, wenn wir Spiele sehen müssen, die - oft vorab sichtbare - unausgegorene Spielkonzepte beinhalten oder diese stark vereinfachen (zB AoW3 oder UFO).

Gerade letzteres macht mir zu schaffen. Ich sehe, dass ein Spiel sich nicht fortentwickelt, dass sein Konzept große schwächen hat oder plötzlich ohne Anstrengung zu gewinnen ist weil die KI gar nicht gewinnen möchte - wie soll ich da Begeisterung zeigen können?

vicbrother (unregistriert) 8. Juni 2014 - 19:55 #

Vielleicht möchte er nur mehr Leser für GG gewinnen, denn kritische Spielekäufer gibt es scheinbar immer weniger (siehe SC). Allerdings: Bei der Inflation an Spielen und den geringen Kosten, kann man eben auch viele Fehlkäufe verschmerzen.

Sven Gellersen 23 Langzeituser - - 45090 - 8. Juni 2014 - 20:28 #

Lese ich da heraus, dass Release-Käufer nicht kritisch sind?

vicbrother (unregistriert) 9. Juni 2014 - 9:01 #

Nein, nur gehypt, wobei kritische Gehirnregionen abgeschaltet werden ;)

Sven Gellersen 23 Langzeituser - - 45090 - 9. Juni 2014 - 9:07 #

Grundsätzlich? Ausnahmslos?

Koffeinpumpe 15 Kenner - 3817 - 8. Juni 2014 - 21:11 #

"Streng genommen hast Du ja nicht unrecht, dass es klüger ist, ein paar Tage nach dem Release zu warten."

Mehr sage ich doch gar nicht. Dumme Sachen mache ich selbst selbstredend auch mehr als genug, wie jeder. Z.B. wenn ich aufs Moped steige, oder mich in einen 90 Jahre alten Doppeldecker aus Holz und Stoff setze. Das Problem bei Computerspielen ist, dass die Ungeduld eben zu 8GB One-Day Patches und weiteren "Annehmlichkeiten" gesorgt hat, mit denen sich Spieler heute rumärgern dürfen. Denn natürlich ist Ungeduld eine negative Eigenschaft.

Sven Gellersen 23 Langzeituser - - 45090 - 8. Juni 2014 - 21:50 #

In Ordnung. Du hattest halt Blacksuns ziemlich herablassende Aussage "dumme Tiere" mehr oder weniger aufgegriffen und bestätigt. So krass hast Du es aber offenbar gar nicht gemeint :)

Airmac 14 Komm-Experte - 2288 - 9. Juni 2014 - 2:38 #

Ich schließe mich deiner Argumentation voll und ganz an. Vorfreude und Hype ist mitnichten dasselbe, denn Vorfreude ist eine individuelle Empfindung und Hype entsteht erst im Makrospektrum der Zielgruppe. Ein Hype kann außerdem sowohl gerechtfertigt, als auch ungerechtfertigt sein, weshalb ich die Argumentation etwas dümmlich finde, alle "dem Hype erlegenen Spieler" pauschal als dumm oder naiv zu bezeichnen.
Ich war beispielsweise dem Hype um GTA 5 auch lange vor erscheinen des Spiels erlegen und habe es mir somit am Erscheinungstag gekauft. Ich denke, als passionierter und informierter Gamer braucht man sich keine Sorgen machen, dass die Spiele, auf die man sich freut, der Vorfreude nicht gerecht werden. Denn wie du bereits geschrieben hast, kennt man ja vorher die Grundvorraussetzung wie Genre, Setting, Entwicklungsstudio etc.
Ersttagskäufe wie Bioshock Infinite, Diablo 3, Skyrim, GTA 5, Dark Souls 2 und Mass Effect 3 habe ich keine Sekunde bereut, und aufgrund meiner Erfahrung wusste ich auch vorher schon, was mich qualitativ erwartet. Bei anderen Spielen warte ich eben einen Tag und schlage dann zu oder lasse es. Eigentlich kein Grund für ne Grundsatzdiskussion. ;)

Koffeinpumpe 15 Kenner - 3817 - 9. Juni 2014 - 9:08 #

Ein Hype ist doch nichts anderes, als die geballte Vorfreude vieler?!

vicbrother (unregistriert) 9. Juni 2014 - 9:16 #

...gepaart mit massiver Marketingpropaganda

Despair 17 Shapeshifter - 7556 - 9. Juni 2014 - 9:43 #

Hype ist, wenn du ein Spiel am Releasetag kaufst und es dann auf deinen Pile of Shame legst. ^^

vicbrother (unregistriert) 9. Juni 2014 - 9:58 #

Hype ist, wenn MMO draufsteht ;)

Ich werde das in meinen mir verbleibenden Lebensjahren wohl nicht mehr verstehen, wieso die Leute MMO spielen, obwohl sie eigentlich mit ihren besten und vertrauten Freunden nur ein paar Abenteuer erleben möchten. Die Masse an herumspringenden Fremden mit Sonderzeichen-Namen zerstört jede Immersion, jedes "Quest" (bestehend aus zählbaren bringe/finde/töte-X von Y-Aufgaben) wurde ohne sonderlich viel Gehirnschmalz gelöst, jede einsame Höhle wird gleichzeitig von drei weiteren Abenteurern besucht, am Spawnpunkt des BigBoss stehen die "Helden" schlange, der Raid ist eine anonyme Schlacht die mit Exceltools auf dem Bildschirm gespielt wird, die Spieler können sich aufgrund des Fehlverhaltens der Masse nur in Extrazonen umbringen, die Spielermasse muss zur Rettung der letzten Spielbarkeit auf verschiedene Instanzen jongliert und getrennt werden und viele weitere Gründe machen jedes MMO zu einer Farce von Spiel.

Larnak 22 Motivator - 37541 - 9. Juni 2014 - 14:31 #

Nicht jedes MMO. Aber jedes moderne :D

Sven Gellersen 23 Langzeituser - - 45090 - 9. Juni 2014 - 9:22 #

Schon, nur entstehen Hype und Vorfreude durch andere Dinge. Ein Hype wird konstruiert durch vollmundige Ankündigungen und Versprechungen. Der vom Hype Erlegene interessiert sich daraufhin nur noch für "Boah! Das Spiel wird das nächste ganz große Ding? Und alle werden es spielen? Geil! Muss ich haben!" Grundlegende Fragen wie "Ist das überhaupt ein Genre, das ich normalerweise spiele? Gefällt mir das Art-Design?" usw. spielen da nur noch eine untergeordnete Rolle, wenn überhaupt. Der Gruppenzwang ist beim Gehypeten ausschlaggebend. Beim Vorfreudigen sehe ich es exakt andersherum. Er bleibt zunächst kritisch und prüft, ob das Hype-Spiel überhaupt was für ihn ist. Wenn Genre, Gameplay, Setting usw. dieser Prüfung standhalten, dann erst entsteht die Vorfreude - völlig unabhängig davon, ob das Spiel durch einen Hype gepusht wird oder nicht.

Koffeinpumpe 15 Kenner - 3817 - 9. Juni 2014 - 10:34 #

"Wenn Genre, Gameplay, Setting usw. dieser Prüfung standhalten, dann erst entsteht die Vorfreude"

Wenn Genre, Gameplay und Setting in mein Schema passen, behalte ich das Spiel auf dem Radar. Vorfreude entsteht dann aber noch lange nicht, weil alle Infos die Marketingabteilungen durchlaufen haben. Eher ein "Mal im Auge behalten, könnte was werden". Wenn dann nach Release die ersten YT-Videos und Tests erscheinen, treffe ich meine Kaufentscheidung.

Sven Gellersen 23 Langzeituser - - 45090 - 9. Juni 2014 - 10:50 #

Ich wollte meine Ausführungen jetzt nicht als allgemeingültig verstanden wissen. Ich bin auch nicht bei jedem Spiel voller Vorfreude, nur weil gewisse Eckdaten zu meinen persönlichen Vorlieben passen. Bei "Bound by Flame" hat zum Beispiel einiges gepasst. Das Art-Design gefiel mir gut, ich spiele gerne Rollenspiele und die Story versprach zwar nichts weltbewegend Innovatives, aber zumindest unterhaltsam zu sein. Trotzdem behielt ich das Spiel nur auf dem Radar und wollte auf erste Tests warten, genau wie Du es machen würdest. Am Ende erwies sich diese Strategie als goldrichtig, denn jetzt weiß ich, dass ich das Spiel nicht zum Vollpreis kaufen würde.
Anders sieht es da bei "MGS5 Phantom Pain" aus. Da bin ich durchaus voller Vorfreude. Nur eben nicht aufgrund des Hypes, sondern weil ich von dieser Spielereihe bisher nie enttäuscht wurde und ich vollstes Vertrauen in Kojima und sein Team habe. Dass am Ende trotzdem ein Desaster á la "Gothic 3" bei rauskommen kann, bleibt unbestritten. Aber es gibt für mich keinerlei Anlass, davon auszugehen, ergo kann ich mich auch jetzt schon auf das Spiel freuen ;)

Despair 17 Shapeshifter - 7556 - 8. Juni 2014 - 17:13 #

Ich habe "Gothic 3" am Releasetag gekauft, und es hat mich bereits beim ersten Start mit einer Fehlermeldung empfangen. Nach intensivem Forenwälzen lief es irgendwann, quälend lange Ladezeiten und Ruckelorgien inklusive. Und nachdem mich das erste Wildschwein vernichtet hatte, hab' ich sofort Fernkampf geskillt... :D
Trotzdem hatte ich Spaß beim Durchspielen. Plotstopper hatte ich immerhin keine.

Man sollte aber weder "Gothic 3" noch "Vampire: Bloodlines" als normal verlaufene Releases betrachten. Ersteres kam dank Jowood viel zu früh auf den Markt, und der anschließende Krach zwischen Publisher und Entwickler war der Bugbereinigung nicht gerade zuträglich, wie wir alle wissen. Und Troika ist nach der ebenfalls verfrühten Veröffentlichung von "Bloodlines" halt pleite gegangen.

Das beide Spiele im Kern sehr gute Spiele waren, zeigt ja der langjährige Fan-Support.

burdy (unregistriert) 8. Juni 2014 - 17:55 #

Es konnte bei Gothic 3 quasi gar keine Plotstopper geben, weil das Spiel darauf ausgelegt war, dass du jeden töten konntest und trotzdem noch das Spiel abschließen konnte. Das schlimmste was passieren konnte war ja, dass am Ende ne Texttafel nicht kam.

Man macht es sich aber viel zu einfach, die Probleme auf Jowood zu schieben. PB hatte sich maßlos übernommen mit dem Projekt, hatte miserable Entwicklertools, hatte dumme Designentscheidungen getroffen und das sie kein vernünftiges Kampfsystem programmieren können, dass weiß ja spätestens seit Risen 2 und den nicht blockbaren Tierangriffen jeder. Und Jowood hatte nicht das Geld das Spiel ein paar Jahre zu verschieben, bis es vielleicht mal fertig geworden wäre. Wenn Jowood den Release nicht forciert hätte, da hätte locker ne Geschichte wie DNF draus werden können.

Despair 17 Shapeshifter - 7556 - 8. Juni 2014 - 18:34 #

Ich will PB nicht von jeglicher Schuld freisprechen, die haben sich wirklich total übernommen. Aber letztendlich hat Jowood das Spiel wohlwissentlich völlig unfertig auf den Markt geworfen - und das ist Kundenverarsche. Im Nachhinein betrachtet wäre es für Jowood wohl besser gewesen, das Projekt vor dem Release sterben zu lassen und sich von PB zu trennen. Ob das den anschließenden Konkurs verhindert oder sogar beschleunigt hätte, kann ich natürlich nicht beurteilen.

Larnak 22 Motivator - 37541 - 8. Juni 2014 - 19:22 #

Die nicht viel später folgende Pleite hat ja gezeigt, dass Jowood keine besonders großen finanziellen Polster hatte. Ein einfaches "Sterben lassen" des Projekts war da vermutlich zu keinem Zeitpunkt drin.

burdy (unregistriert) 8. Juni 2014 - 22:47 #

PB hat an dem Spiel 3-4 Jahre gearbeitet. Da kann vielleicht EA wie bei C&C sagen "das Spiel ist Mist, ab in die Tonne". Jowood aber hat das Geld unbedingt gebraucht, so ein mittelgroßer Publisher hat da nich die finanziellen Reservern für. Das wird bei dem elendigen Gejammer über die bösen Publisher immer gerne übersehen. Deren überleben hängt davon ab, dass die Entwickler, die das Geld bekommen, da nicht so einen Schrott abliefern wie G3. Und entsprechend müssen die da so viel Geld raushauen bei den Publishing-Deals, dass man sowas wie G3 auch mal überleben kann. Was offensichtlich nicht immer der Fall ist.

Despair 17 Shapeshifter - 7556 - 9. Juni 2014 - 9:54 #

Aber der Imageschaden für den Publisher durch verbuggte Spiele wirkt sich ebenfalls negativ auf die Einnahmen aus. Gerade Jowood hat ja öfters mal Unfertiges rausgehauen. Nicht nur PB hat sich mit "Gothic 3" übernommen, sondern offensichtlich auch Jowood mit zu vielen Projekten.

Aber um den Bogen mal zurück zum Kernthema zu schlagen: Im Fall "Gothic 3" und "Vampire - Bloodlines" wäre Early Access vielleicht nicht verkehrt gewesen. Zumindest hätte das Modell eine verfrühte Veröffentlichung verhindern bzw. den Konkurs des Entwicklers verhindern können.

burdy (unregistriert) 9. Juni 2014 - 15:48 #

Ich denke nicht, dass man mit einem AAA-Titel Erfolg haben kann, wenn der erstmal eine paar Monate in ner Public-Closed-Beta war. Wenn du heutzutage mit einem großem Spiel Erfolg haben willst, dann musst du in den ersten Wochen nach Release so viel wie möglich verkaufen oder das wars. Das geht ja mit so einem System gar nicht. Das einzige was die Spiele gerettet hätte wäre ein Publisher gewesen der mehr Geld gehabt hätte und der auch mal gesagt hätte "Ihr könnt das nicht, macht mal lieber ne Nummer kleiner".

vicbrother (unregistriert) 10. Juni 2014 - 7:58 #

Alternativ wird ein Spiel entwickelt, welches jeder haben möchte, welches dauerhaft interessant bleibt. So wie zB Minecraft. Nicht wie AC oder Civ.

Zele 15 Kenner - 2953 - 13. Juni 2014 - 21:17 #

Jowood ist aber letztlich an der Fehlinvestition in das Stargate-Desaster kaputt gegangen....

Maestro84 19 Megatalent - - 18338 - 8. Juni 2014 - 11:27 #

Gerade erfahrene Spieler sollten aber in der heutigen Zeit die von mir genannten Probleme längst erkannt haben. Der Trend zu unfertigen oder mit DLCs durchsetzten Spielen ist ja schon einige Jahre alt und auch all das Marketinggeblubber ist für einen geschulten Menschen weniger glaubhaft als für einen ungeschulten und idR. jüngeren. Wer älter ist, hat auch idR. mehr Geduld, da ein halbes Jahr länger warten weniger eine Ewigkeit ist als zu Schulzeiten, was wohl jeder kennt, der auch Ü20 oder gar noch älter ist.

Man kauft ja auch kein Auto von einer Marke zum Erscheinungstermin, wenn man genau weiß, dass die Firmen erst einmal ein Jahr lang benötigen, um die Fehler im Bordcomputer zu bereinigen und nebenbei noch mit Extras die Karre gleich 5.000 Euro mehr kostet. Nur bei Spielen ist man bereit, fehlerbehaftete Ware für viel Geld zu kaufen, obwohl dazu noch in den ersten acht Wochen drei interessante Story-DLCs á 5-10 Euro kommen.

PS: Ich glaube außerdem in Sachen Spielen nichts, sondern denke mir einiges. Glauben tu ich nur an Gott ;) .

Punisher 22 Motivator - P - 32210 - 8. Juni 2014 - 12:10 #

Gerade dein Beispiel mit dem Auto ist falsch. Und zwar sowas von. Mit fast jeder Inspektion kriegt man inzwischen ein Software-Update auf den Bordcomputer gespielt, ohne dass das überhaupt erwähnt wird. Häufig haben gerade die ersten Baureihen eines neuen Modells Kinderkrankheiten, die erst später ausgemerzt werden oder sogar einen Rückruf zur Folge haben (hab selber schon zwei Rückrufe und "Upgrades" mitgemacht). DLCs gibts bei Fahrzeugen wesentlich mehr wie bei Spielen - Sportauspuff, Alufelgen... und die sind alle genauso optional.

Warum kaufens die Leute trotzdem? Weil sie es haben wollen und es sich (hoffentlich) leisten können und dafür, hier early adopter zu sein, die Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen.

Maestro84 19 Megatalent - - 18338 - 8. Juni 2014 - 14:40 #

Viele Anfangschwierigkeiten von Spielen sind mehr als nur ein kleines Problem des Bordcomputers, mancher Publisher verkauft Spiele so, dass man kein Benzin einfüllen kann (tagelang Fehler 404) oder nur drei Räder vorhanden sind. Mit nur mal ein Update sind viele Probleme sehr dezent beschrieben, das war noch in den 90ern so, als man sich mehr nicht erlauben konnte, aber heute gilt das als normal, sogar auf Konsolen. Ich erwarte gefälligst von einem Produkt, dass dieses von Anfang an funktioniert, eine Kleinigkeit wie z.B. Clippingfehler 2-3 mal in einem 20 stündigen Spiel sind da akzeptabel. Aber alles andere führt dazu, dass man von mir nur noch Geld sieht, wenn der Titel auf Budgetniveau gefallen ist. Dann habe ich auch noch Spaß mit, allerdings oftmals für viel weniger. Da gibt es ggfls. andere Hobbys, die mich beschäftigen können.

Larnak 22 Motivator - 37541 - 8. Juni 2014 - 15:38 #

Das sind doch aber eher seltene Fälle. Die wirbeln zwar dann viel durch die Presse uns gerade bei Onlinespielen sollte man wissen, womit zu rechnen ist. Insgesamt habe ich aber nicht das Gefühl, dass das Release-Kaufen ein besonderes Risiko darstellt. Dass du durch vermutlich negative Erfahrungen nun eine radikale Grundhaltung gefunden hast, ist ok, muss ja jeder für sich enscheiden. Die, die das anders empfinden, mit dummen Tieren zu vergleichen, ist hingegen nicht ok.

Sven Gellersen 23 Langzeituser - - 45090 - 8. Juni 2014 - 12:12 #

Es gibt bestimmt auch Menschen, die sich das neueste Automodell gleich am Erscheinungstag gönnen ;)

Klar gibt es die von Dir genannten Trends, das will und kann ich nicht abstreiten. Aber müssen andere Gamer deswegen wirklich gleich als "dumme Tiere" bezeichnet werden, nur weil sie sich ein Spiel gleich am Erscheinungstag kaufen? Es ist doch jedem selbst überlassen, welche Risiken er eingehen möchte. Das Bug-Problem wird ohnehin bei uns Gamern größer gemacht, als es eigentlich ist. Wie ich bereits Koffeinpumpe geschrieben habe, ist mir in über fünf Jahren mit zahlreichen Release-Käufen nur ein einziges Spiel untergekommen, das wirklich so verbugt war, dass es kaum noch Spaß machte zu spielen. Glück? Mag sein, glaube ich aber nicht.

Maestro84 19 Megatalent - - 18338 - 8. Juni 2014 - 14:43 #

Das mag aber auch daran liegen, dass du anscheinend mehr Richtung Konsolen und Handhelds gehst und da war es bis vor wenigen Jahren noch normal, dass Spiele weniger Probleme hatten als am PC. Dort ärgert man sich seit rund zehn Jahren mit dem Thema herum und irgendwann reicht es. Man sollte aber auch nicht die Macht der Werbung unterschätzen, denn mittlerweile sind die Fachleute dort so gut, dass sie jemand leicht Interessiertem dazu bringen können, unbedingt am Erscheinungstag das Produk X auf Leben und Tod haben zu müssen, wofür gerade jüngere Menschen sehr anfällig sind, da es dort auch noch den Gruppendruck gibt. Dies wäre vielleicht sogar mal einen Report wert, "die Macht der Werbung" oder so ähnlich.

Sven Gellersen 23 Langzeituser - - 45090 - 8. Juni 2014 - 15:30 #

Stimmt, ich bin traditionell Konsolenspieler, kein PC. Und auf Konsole ist es auch heute noch nicht unüblich, Spiele gleich an Tag 1 völlig unbeschadet zocken zu können - die Möglichkeit eines Day-One-Patches sein angesichts der heutigen Zeit fairerweise zugestanden, die überwältigende Mehrheit an Gamern dürfte heute Internet haben und den Patch problemlos herunterladen und installieren.
Wäre ich PC-Gamer, dann wäre ich vermutlich auch deutlich vorsichtiger bei Release-Käufen.

Dass Werbung ein mächtiges Instrument ist - keine Frage. Natürlich ist sie das. Und dass gerade jüngere Gamer davon beeinflusst werden ist auch logisch. Ich habe meine Argumentation nicht umsonst auf erfahrenere Spieler bezogen. Aber daraus lässt sich doch nicht ableiten, dass jemand dumm ist, nur weil direkt zum Release zugeschlagen wird. Damit unterstellst Du ja jedem absolute Manipulierbarkeit seitens Werbung / Marketing. Das ist und bleibt aber nunmal Unsinn. Immerhin hast Du ja selbst festgestellt, dass es auch darauf ankommt, auf was für einem Gerät gespielt wird.

Cat Toaster (unregistriert) 8. Juni 2014 - 12:47 #

Das Geld für große Produktionen wird in den ersten Wochen mit den "dummen Tieren" verdient, nicht nach sechs Monaten mit smarten GOTYs im 80% Sale des ohnehin schon halbierten Preises.

Wenn alle so "schlau" wären wie Du und erst Spiele sechs-zwölf Monate ausgereift zu einem Bruchteil des Einstandspreises kaufen würden, gäbe es die meisten Titel erst gar nicht.

Nur mal so von einem - manchmal - dummen Tier gesprochen.

vicbrother (unregistriert) 8. Juni 2014 - 13:24 #

Meine Meinung. Ausserdem sind manche Spiele dann schon wieder Wertlos, weil es zB keine Mitspieler im MP mehr gibt oder die Lösung/die Wendung/der Höhepunkt schon hundertfach im Internet zu lesen war.

Maestro84 19 Megatalent - - 18338 - 8. Juni 2014 - 14:48 #

Das liegt aber auch daran, dass teilweise jedes Jahr ein Titel rauskommt. Klar, wer Call of Duty 2013 bis Jahresende nicht gekauft hat, der muss befürchten, dass mit Call of Duty 2014 die Server schnell leer sind. Sich hingegen nicht selbst zu spoilern, ist kein Problem, jeder MP3-Player hat eine Spultaste für Podcasts und man liest ja auch keine Addon-News, wenn man das Hauptspiel noch nicht gespielt hat. Das wäre ja so, als würde man in einer News über GoT-Staffel 4 erwarten, dass dort nicht steht, dass Ned Stark

[SPOILER]

am Ende von Staffel 1 geköpft wird.

[SPOILER ENDE]

Aber ich verstehe die Probleme für viele, früher, bis vor 4-5 Jahren, musste ich auch sofort alles haben. Aber man wird ja älter und lebenserfahrener ;) .

Maestro84 19 Megatalent - - 18338 - 8. Juni 2014 - 14:45 #

Du tust ja so, als müsste man den Publishern Dankbarkeit entgegenbringen. Was es nicht gibt, vermisse ich auch nicht und unterm Strich wollen Publisher wie Schokoladenfabrikanten oder Unterhosenhersteller nur unser Bestes, das Geld.

Larnak 22 Motivator - 37541 - 8. Juni 2014 - 15:40 #

Wo steht denn da was von Dankbarkeit? Er sagt nur, wie es ist.

Hedeltrollo 22 Motivator - P - 35961 - 31. August 2014 - 20:23 #

Oder es gäbe die Spiele nicht nach einem halben Jahr schon zu deutlich reduziertem Preis sondern immer noch zum Release-Preis.

DomKing 18 Doppel-Voter - 9954 - 8. Juni 2014 - 16:06 #

Die wenigsten Spiele sind technisch so schwach, dass es deshalb ein Fehlkauf wäre. Selbst ein Wildstar, dass wirklich viele, auch größere Bugs hat, würde ich nicht als Fehleinkauf werten. Beispiel MMO: Es ist ein ganz anderes Gefühl, wenn das Spiel für alle Spieler neu ist und Gruppeninhalte dementsprechend laufen, als wenn man 3-4 Monate später dazustößt und die meisten die Inhalte schon kennen und da durchrennen.

Und wie schon gesagt wurde, wenn es einem gefällt, was man über das Spiel gelesen hat, kann man es doch ohne Probleme kaufen.

Zum Thema Preis und DLC: Es soll ja Leute geben, die haben kein Problem damit, den Vollpreis zu zahlen (hilft den Entwicklern auch mehr, als es später für kleinen Preis zu kaufen) und DLCs zu kaufen. Manche holen sich nie DLCs. Kann doch jeder mit seinem Geld machen, was er will.

Azzi (unregistriert) 8. Juni 2014 - 10:38 #

Gefällt mir gut der Artikel.

Gerade letztes Jahr wurden wir ja sehr stark geplagt von unglaublich verbuggten Titeln.
Battlefield 4 war hier das Premium Beispiel, ich hab es zusammen mit 2 RL-Freunden gezockt und keiner von uns konnte am Anfang auch nur eine Map ohne Absturz durchspielen, diese Clientcrashes gingen erst 1-2 Monate nach Release spürbar zurück. Dazu der Bug das bei Siege of Shanghai wenn der Tower kollabiert (mit dem Feature Levolution wurde massiv geworben!), einfach mal 3/4 der Leute vom Server flogen, zeigte eindrucksvoll, dass hier ein Spiel im bestenfalls Beta Status unbedingt auf den Markt geworfen werden sollte.

Mit Rome2 genau das gleiche: Das nach 10 Patches die KI endlich einigermaßen funktioniert ist ein verdammtes Armutszeugnis. Die 10 Minuten Ladezeit zwischen den Runden bei Release war auch eher uncool...

Sven Gellersen 23 Langzeituser - - 45090 - 8. Juni 2014 - 11:00 #

Schöner, informativer Artikel. Interessant wäre noch gewesen, wie man überhaupt Tester wird und ob so ein Job gut (zumindest überlebensgewährleistend^^) bezahlt wird. Allerdings hat das mit dem Artikel-Thema zugegeben nur am Rande zu tun.

Extra-Kudos für die Überschrift!

Zaunpfahl 19 Megatalent - 17564 - 8. Juni 2014 - 13:37 #

Aus Erfahrung: nicht besonders gut bezahlt, aber es lässt sich davon leben ;)

Despair 17 Shapeshifter - 7556 - 8. Juni 2014 - 11:52 #

Ich bin in Bezug auf Bugs echt mal auf die finale Version von "Wasteland 2" gespannt. Die Augen der vielen Early Access-Spieler müssten ja theoretisch viel mehr sehen als jede QA-Firma. Ich hoffe, die Ohren des Entwicklers sind groß genug, um die ganzen Bugmeldungen auch zu hören. ;)

Ist eigentlich schon ein komplexes Early Access-Spiel fertiggestellt worden? Auf Anhieb fällt mir da nix ein.

Meursault 14 Komm-Experte - 2660 - 8. Juni 2014 - 12:01 #

Wäre auch interessant zu sehen, ob die bereits veröffentlichten Gebiete in Wasteland 2 des Spiels eventuell bug-freier sind, als die, die erst zum Release veröffentlicht werden und somit nur intern getestet wurden.

Larnak 22 Motivator - 37541 - 8. Juni 2014 - 15:43 #

Minecraft wäre dabei zu nennen, war dabei auch das erste Early-Access-Spiel, das groß durch die Medien ging. Wobei "fertiggestellt" sich hier natürlich nur auf den offiziellen Release beziehen kann, es wird ja immer noch gratis weiterentwickelt.

Mingan (unregistriert) 8. Juni 2014 - 12:13 #

Danke für diesen schönen und informativen Artikel. Würde mich freuen, wenn solche Reports regelmäßiger auf eurer Seite erscheinen würden. :-)

Ein paar Fragen hätte ich dann aber dennoch:

Soweit ich das erkennen kann, kommen nur deutsche Unternehmen zum Wort. Wollten sich internationale Entwickler dazu nicht äußern oder habt ihr da erst gar nicht nachgefragt?

Auch finde ich es sehr schade, dass zwar Negativbeispiele aufgeführt, entsprechende Verantwortliche aber zum Thema nicht befragt werden. Auch hier die Frage, wollten die Leute kein Feedback geben oder aus welchen Gründen gibt der Report keinen Einblick aus der Perspektive von Unternehmen, die in der Sache mal besonders negativ aufgefallen sind?

Novachen 19 Megatalent - 14947 - 8. Juni 2014 - 12:32 #

Da wurde tatsächlich gut recherchiert.

Habe da jetzt eigentlich gar nichts hinzuzufügen.

Muss auch zugeben, dass ich auch relativ spät in der Entwicklung richtig professionelle QA in Anspruch nehme. Die während der gesamten Entwicklung von spielbaren Versionen dabei zu haben, sind halt ein riesiger Kostenfaktor.
Bei mir ist das aktuell nur semiprofessionell. Also für viele sogar nur nen Hobby und einzelne Leute die sogar mehrere Rechnerkonfigurationen zu Hause stehen haben. Für solche Fälle habe ich auch einen recht großen Fragebogen und Dokumentation die ich immer mitgebe, sowie ich schon drauf achte mehrere Rechnerkonfigurationen zur Verfügung zu haben.

Professionelle Firmen hole ich tatsächlich erst dann ins Boot, wenn die Features eigentlich alle schon drin sind. Da kann man entsprechend des Aufwandes sagen, dass die letzten Monate der Entwicklung ausschließlich die Qualitättssicherung bedeuten.

Vorzeitige Veröffentlichungen halte ich persönlich überhaupt nicht für sinnvoll. Bei MMOs oder Browserspielen, finde ich es aber auch sinnvoll wie im Artikel erwähnt. Weil nur so erhält man überhaupt genügend Leute für den Test des Servers. Unter keinen Testumständen kann man so viele gleichzeitige Verbindungen zum Server aufbauen als durch die Öffentlichkeit.
Ich persönlich halte Early Access halt irgendwie schon ein bisschen für Geldmacherei. Dazu widerspreche ich der Aussage, dass der Einstiegspreis nur Leute anspricht, die das Spiel wirklich (testen) wollen. Ich glaube diejenigen Spieler die wirklich hilfreiche Unterstützung in Form von Bugreports machen, kann man in Prozent an einer Hand abzählen, wenn überhaupt an zwei Fingern. Für viele Leute geht es auch bei Early Access einfach nur ums Spielen. So wie es auch für viele Entwickler in der Tat einfach nur darum geht, Geld zu verdienen. Ich bin mir ziemlich sicher, die meisten Early Access Spiele werden gar nicht erst richtig fertiggestellt, also so fertiggestellt wie ursprünglich geplant und auch angekündigt, weil die Entwickler die Hauptintention des Spiels bereits erreicht haben.
Nämlich dank einer Vorabversion bereits tausende an Euros verdient zu haben. Da stellen sich viele Entwickler, vielleicht sogar zurecht, die Frage, wieso man noch mehr Ressourcen in das Spiel stecken soll, anstatt einfach nur noch dafür zu sorgen, dass das was das Spiel bereits zum Verkaufsschlager gemacht hat, einfach nur noch fehlerfrei zu bekommen.

vicbrother (unregistriert) 8. Juni 2014 - 13:30 #

"Die während der gesamten Entwicklung von spielbaren Versionen dabei zu haben, sind halt ein riesiger Kostenfaktor." ~ Novachen

Ist das nicht ein Problem des Entwicklungsmodells? Sollte Agile-Software-Entwicklung hier nicht Abhilfe schaffen? Hier ist doch gerade ein offener Austausch mit Early-Accesser'n und Betatestern sinnvoll.

Novachen 19 Megatalent - 14947 - 8. Juni 2014 - 13:55 #

Über mehrere Jahre Leute extra dafür zu beschäftigen kosten so oder so sehr viel Geld ;). Egal wie da das Entwicklungsmodell aussieht.
Ob man da am Ende Geld spart, hängt halt tatsächlich davon ab in wie weit man sich vorher halt total vergallopiert hat. Bei X: Rebirth wäre eine QA in diesem Stadium sicherlich eher nen finanzielles Desaster geworden. Weil man sich da halt doch total in etwas verrannt hat. Ich habe ja quasi eine regelmäßige QA, nur habe ich einfach die finanziellen Ressourcen halt nicht, da regelmäßig ein professionelles Team dafür zu beauftragen. Wir reden hier nicht von etwas, wo man vielleicht immer wieder zwischendurch 500€ bezahlt... pack da lieber ein paar Nullen dran.
Ich muss darauf vertrauen, dass meine handverlesenen Leute die Aufgabe richtig ernst nehmen, damit hinterher am Ende das professionelle QA-Team nicht für Unsummen sorgt.
Das ist halt einfach ein Risiko, was ich für mein größeres Spiel halt eingehen muss.

Wie gesagt, bei einem Early-Access hat man aus meiner Erfahrung bei anderen EA-Projekten kaum Leute die wirklich Bughunting und QA wirklich ernst verfolgen. 10 Leute die das richtig ernst nehmen bringen die Entwicklung viel mehr weiter als 5000 Leute die nur rumschreien, dass X oder Y nicht funktioniert. Bei den 10 Leuten kann man sich vollkommen drauf konzentrieren, die haben Ihr Buchartigen Fragebogen zum Ausfüllen und am Ende hat man einfach eine deutlich konstruktivere Meldung als wenn man sich mit Massen an Geschrei beschäftigen muss, die dazu halt auch noch als Entwickler ablenkend wirkt, weil man auf diese Meldungen ja auch irgendwie reagieren muss.

Selbst wenn man Mantis oder so benutzt... ich sehe ja das Chaos was da bei Projekten vorherrscht, wenn da jeder Mensch irgendeine Meldung posten kann. Das bringt einen nicht wirklich weiter...

vicbrother (unregistriert) 8. Juni 2014 - 20:04 #

Wenn ich sehe, was die Leute für Ideen bei User-Brainstormings äussern, dann zweifle ich auch oft an den Spielern: Viele wollen Spiele durch Überfrachtung nur komplizierter machen. Ich finde das sieht man an SC sehr schön.

Letztlich ist aber oft das Gamedesign schon nicht durchdacht. Da helfen eh keine Bugmeldungen mehr. Was mich daran fasziniert ist, dass man das in wenigen Augenblicken bereits erfasst, dass ein Spiel nicht funktioniert. Komisch, dass es dann doch produziert wird.

Larnak 22 Motivator - 37541 - 8. Juni 2014 - 20:19 #

Das liegt daran, dass es auf dem Papier alles ganz anders aussehen kann und das, was dann Spiel wird, auch nicht unbedingt das sein muss, was vorher auf dem Papier stand. Vieles wird erst während der Entwicklung klar. Und nicht alles ist dann so schlecht, dass man es gleich komplett einstellt :D

vicbrother (unregistriert) 9. Juni 2014 - 9:19 #

Ich denke es wird produziert, weil der Erfolg nicht mehr durch Klasse, sondern durch die Größe des Marktes bestimmt wird. Von hundert Millionen potentiellen Spielern reicht eben schon ein sehr kleiner Prozentsatz als Käufer, damit ein Spiel ein Erfolg wird.

Larnak 22 Motivator - 37541 - 9. Juni 2014 - 14:33 #

Das ist doch gut so, sonst hätten Nischenprodukte gleich gar keine Chance mehr ...

rammmses 22 Motivator - P - 32569 - 8. Juni 2014 - 12:36 #

Sehr schöner Report! Finde es insbesondere bei Titel wie AC, GTA oder Skyrim sehr beeindruckend, dass die überhaupt weitestgehend stabil laufen. Was da eben alles passieren kann, wenn der Spieler sich frei bewegt und es funktioniert. Das ist schon eine Leistung. Grundsätzlich habe ich aber gefühlt deutlich weniger Probleme mit Bugs als noch vor 10 Jahren. Liegt vermutlich auch daran, dass ich mittlerweile ausschließlich auf Konsole spiele und da gravierende Sachen schon durch Sony bzw. Microsoft-Zertifizierung ausgeschlossen werden. Als Problemfälle überhaupt fällt mir nur Skyrim auf der PS3 ein, das schon ein paar Patches gebraucht hat, bis es wirklich rund lief und Battlefield 4 im Multiplayer. Da gab es am Anfang Soundaussetzer und Abstürze. Ansonsten fällt mir spontan kein Spiel ein, das nennenswerte Bugs zu Release hatte.

vicbrother (unregistriert) 8. Juni 2014 - 13:27 #

"Bei Crytek fließen seiner Aussage nach etwa 12 Prozent des Budgets in die Qualitätssicherung. Bei Travian Games sind es ungefähr 10 Prozent."

Wie sieht es denn bei EgoSoft aus?

Hendrik 28 Party-Gamer - P - 99864 - 8. Juni 2014 - 21:39 #

Der Report hat mir gut gefallen. Aber ich kann nicht glauben das wirklich Achievements getestet werden. Grade dort gibt es so oft Bugs, und ich glaub auch nicht das bescheuerte "Töte 1000000 Gegner online" Erfolge auf Funktion geprüft werden.

lis (unregistriert) 9. Juni 2014 - 1:12 #

Die werden vermutlich genauso gut oder schlecht getestet, wie alle anderen Features auch. Da setzt sich dann eher niemand hin und tötet 1000000 Gegner online. Aber den Zähler und das Freischalten beim Erreichen kann man auf jeden Fall schonmal recht fix testen.

cl3ave 15 Kenner - 3387 - 9. Juni 2014 - 1:46 #

Toller Artikel

Ghost0815 15 Kenner - 2818 - 9. Juni 2014 - 8:30 #

Sehr schöner Report, man vergisst sehr schnell als Kunde, das ein Publisher seine Spiele nicht extra mit Fehler auf dem Markt bringen will - Image, Shitstorm in Foren und so!

Es ist meistens einfach ein Zeitproblem bzw. Geldproblem.

Sven Gellersen 23 Langzeituser - - 45090 - 9. Juni 2014 - 8:56 #

Was mir gerade auffällt:
Im Artikel steht ja, dass beim Fehlertesten die Verwendung von Cheats nicht unüblich ist. Ist das aber nicht eher kontraproduktiv, weil durch die Verwendung der Cheats verschiedene Bugs möglicherweise gar nicht getriggert werden und dadurch im fertigen Spiel landen?

lis (unregistriert) 9. Juni 2014 - 10:20 #

Ich glaub nicht, dass das ohne Abkürzungen zu dem, was du testen willst (wenn du nicht einfach drauflostestest), machbar wäre. Der Zeitaufwand für jeden kleinen Scheiß würde ja explodieren. Klar, wird so auch mal ein Bug übersehen. Aber es ist halt besser als nix. :)

Sven Gellersen 23 Langzeituser - - 45090 - 9. Juni 2014 - 10:34 #

Dass die Cheats aufgrund von Zeitersparnis notwendig sind, ist mir natürlich klar. Ich wollte auch vielmehr auf folgende Situation hinaus (natürlich nur beispielhaft): Du bist an Punkt X im Spiel angelangt und normalerweise würde man dort jetzt einen Bug finden. Durch die Aktivierung eines Cheats wird dieser Bug aber gar nicht ausgelöst. Ich meinte also nicht, dass man Bugs durch Überspringen ganzer Spielabschnitte dank Cheats übersieht, sondern dass Bugs ganz konkret nicht offensichtlich werden, obwohl der Tester an der richtigen Spielstelle ist und auch sonst alle Voraussetzungen erfüllt, die den Bug zutage fördern würden.

Mit geht es jetzt nicht darum, dass Cheats nicht verwendet werden sollten. Wie gesagt, mir ist schon klar, dass sie letztendlich notwendig sind, um die Tests in einem zeitlich akzeptablen Rahmen durchführen zu können. Mich interessiert nur, ob Bugs durch Cheats unterdrückt werden können und dadurch im fertigen Spiel auftauchen.

lis (unregistriert) 9. Juni 2014 - 11:01 #

Naja, wie genau die Cheatnutzung Einfluss darauf hat, dass ein Bug im Spiel bleibt, ist ja letztlich Wurst. (Wobei man einiges sicher leichter vermeiden kann, als anderes ...)

Sogar Heinis wie wir sehen ja ein, dass das nötig ist. Es klang oben nur so, als wärest du den Preis der paar Bugs, die dabei ganz sicher auch mal durchrutschen, nicht bereit zu zahlen. (kontraproduktiv)

Sven Gellersen 23 Langzeituser - - 45090 - 9. Juni 2014 - 11:02 #

Ach so. Nein, so meinte ich das nicht :)

Zaunpfahl 19 Megatalent - 17564 - 12. Juni 2014 - 0:43 #

Kommt natürlich auch drauf an was getestet wird. Um es leichter zu haben durch die Story zu kommen und dabei mögliche Dialog- oder Quest-Fehler zu finden wird halt God-Mode angemacht. Ist für einen Balancing-Test natürlich überhaupt nicht optimal. So werden halt je nach Situation auch unterschiedliche Test-Parameter verwendet um möglichst alle Fehler zu erwischen.

Larnak 22 Motivator - 37541 - 9. Juni 2014 - 14:38 #

Das kann vorkommen, es kommt dann schlicht darauf an, was du testen willst und inwiefern die Cheats damit interagieren. Da lässt sich dann schon vorab überlegen, wie wahrscheinlich es ist, dass die Cheats Bugs "verdecken" können. Und wo das wahrscheinlich ist, wird dann natürlich darauf verzichtet.

Trotzdem kann man das natürlich nie ausschließen, wie man sowieso nie ausschließen kann, dass bestimmte Fehler einfach beim Test nicht auffallen, weil die Bedingungen, die ihn zeigen, so merkwürdig sind. Das Testen von Spielen ist ja schon wegen der aus dem Artikel erkenntlichen Zeit- und Geldproblemen eine eher pragmtische Arbeit.

vicbrother (unregistriert) 9. Juni 2014 - 15:01 #

Als "Betatester" kann ich dir sagen: Cheats helfen beim Testen, zB in Spielen in denen die Karte normalerweise verdeckt ist. Du kannst die Karte dann aufdecken und Spielmechanismen oder auch den Aufbau der Zufallskarte beobachten. Auch darin können Fehler liegen.

Faith 20 Gold-Gamer - P - 20827 - 9. Juni 2014 - 9:58 #

Klar kann (und wird) das pasieren.

Im Endeffekt ist die QA wie bei anderen Softwareprodukten auch - gleich erschreckend :D

Jonas S. 21 AAA-Gamer - P - 25055 - 9. Juni 2014 - 11:19 #

Schöner Artikel, gefällt mir gut und gibt auch ein Einblick hinter die Kulissen.

Noodles 26 Spiele-Kenner - P - 74930 - 9. Juni 2014 - 15:54 #

Danke für den interessanten Report, sowas darf es gerne öfters geben. :)

marshel87 17 Shapeshifter - 6583 - 9. Juni 2014 - 16:05 #

Sehr schöner Artikel!
Ich lese hier von vielen Gemeinsamkeiten zu meinem Job. Ich bin Entwickler und werde ab und an Zum testen abgestellt, weil ich dabei auch Ahnung von der Materie habe, wodurch man wieder andere Fehler als ein außen stehender findet :) ich glaube so Spieletester könnte mir auch gefallen!! =)

Kirkegard 20 Gold-Gamer - 20952 - 10. Juni 2014 - 11:05 #

Klasse Bericht, da ist man gerne Abonnent ^^

Marco Büttinghausen 20 Gold-Gamer - 20481 - 18. Juni 2014 - 12:19 #

Schöner Bericht, auch wenn es natürlich nicht überrascht das die Tester den Fehler nicht bei den Testern sehen, aber einen Punkt wollte ich noch kommentieren, das mit den "Key-Abstaubern" bei Betatests. Ich denke das ist Teil der Wahrheit, das gibt es natürlich, man sollte dazu aber erwähnen das die Publisher da genauso schuld sind wenn sie Betazugänge von Spielen für Preorders raushauen, oder die Betaphase 1 Woche vor Release ist, wo dann klar ist das da nie Zeit wäre noch irgendwas am Spiel zu ändern, es also eigentlich nur eine Demo ist.

Ich hab in den letzten 20 Jahren viele Spiele getestet und hab beides erlebt, ich hatte Tests in Closed Beta Phasen wo die Entwickler genau gesagt haben auf was man achten sollte, was neu ist und man auch mal Feedback oder Nachfragen auf seine Bugreprorts bekam, wo man als Tester wirklich zum Spiel beitragen konnte, und eben aber auch open Betas wo gemeldete Fehler keinen interessiert haben und dann auch ein Jahr nach Release noch drin waren.

Necromanus 19 Megatalent - - 18095 - 19. Juni 2014 - 19:41 #

Ein wirklich toller Bericht. Ich fand diese Hintergrundberichterstattung mal echt super spanned

Labrador Nelson 31 Gamer-Veteran - P - 264165 - 12. Juli 2014 - 19:08 #

Interessant und teils doch aufschlussreich! Danke! :)

Tomate79 16 Übertalent - 5468 - 1. August 2014 - 17:43 #

Schade, dass Egosoft nicht dabei war, ich hätte gern gewusste wie X Rebirth getestet wurde (extern oder intern etc... hat jemand den Abspann von X Rebirth gelesen?).

Roland 18 Doppel-Voter - 11619 - 31. August 2014 - 15:36 #

Ein schöner Bericht - für mich der aus dem QM-Wesen stammt essentielle Information. Ich möchte an dieser Stelle folgendes anmerken / hinzufügen, wer in einer Firma für die Qualität seiner Produkte immer verantwortlich ist:

- Geschäftsleitung
- Personalabteilung
- Programmierung / Konstruktion / Produktion / Dienstleister
- Lenker der Produktion / Programmierung / Konstruktion / Dienstleister
- Verkauf
- Qualitätswesen
- Einkauf
- Sonstige
- (ggf. Betriebsrat)

Im Falle von Egosoft als kleines Studio oder eines großen Publishers wie EA zeigen sich Parallelen. Es steht außer Zweifel, dass die Geschäftsleitung für die Qualität ihrer Produkte / Dienstleistung IMMER hauptverantwortlich ist. Danach geht ie Verantwortung runter auf die Einzelbereiche. Da jedoch alle Bereiche für die Qualität der Produkte und Dienstleistung Verantwortung übernehmen müssen, sind auch Systeme zu schaffen, die deren Einbeziehung stets sicherstellt. Und genau da liegt der Hund begraben: Es gibt sie nicht.

Weder eine kleine Firma wie Egosoft, noch ein großer, globaler Konzern weist irgendeine Zertifizierung (z. B. nach ISO) vor. Beschwerdemanagement ist unterschiedlich ausgeprägt und bedingt hilfsbereit. Wenn Plotstopper und weitere A-Bugs Spiele wie X: Rebirth oder Battlefield 4 zerstören, ist sogar zu bezweifeln, dass interne Kommunikation und Systeme zur Einbeziehung aller Gruppen vorhanden sind. Wo in anderen Branchen Produkte zurückgerufen werden, kann die Spielentwicklungsbranche diese munter nach Status raushauen - solange der Kunde kauft oder der Gesetzgeber Plattformen wie Steam oder Publisher durch entsprechende Verbraucher-Gesetze zwingt, ihr offenkundiges fehlerbehaftetes Produkt anstandslos (!) zurückzunehmen, ändert sich nichts. Und deshalb tauchen voll verantwortliche Geschäftsleitungen unter: Bei EA sind sie austauschbar und anonym, bei kleinen Studios wie Egosoft wird - falls überhaupt - durch einen weichgespülten Forenthread abgelenkt. Letzteres ist kulturell-westlich geprägt.

Tapulator (unregistriert) 11. Dezember 2014 - 14:16 #

Apropos Bugs: Auf den Seiten 2 bis 4 wird mir kein Artikeltext angezeigt.

John of Gaunt 27 Spiele-Experte - 78505 - 11. Dezember 2014 - 14:17 #

Ad- und/oder Scriptblocker ausmachen dann gehts.

Tr1nity 28 Party-Gamer - P - 110361 - 11. Dezember 2014 - 14:18 #

No bug, it's a feature.

Mach mal deinen Adblocker aus. Ansonsten als Info:

http://www.gamersglobal.de/news/92871/bezahlsystem-fuer-redaktionelle-artikel-laterpay-upd