E3 2016: Ein Guter unter den Bösen

Tyranny Preview

Benjamin Braun 22. Juni 2016 - 0:00 — vor 7 Jahren aktualisiert
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Tyranny setzt auf ein klassenloses Charaktersystem und bietet zudem eine Art Magie-Crafting, das das Erschaffen eigener Zaubersprüche ermöglicht. Stimmt die Beziehung zwischen den Party-Mitgliedern, sind spezielle Gefährten-Kombos möglich.
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Ohne Pause läuft gar nichts

Die Kämpfe in Tyranny laufen in Echtzeit ab, allerdings deuten unsere Erlebnisse in der Messedemo bereits an, dass die Pausierungsfunktion häufig genutzt werden muss. Denn obwohl die Demo zu Präsentationszwecken mit Blick auf den Schwierigkeitsgrad ziemlich entschärft wurde, ist die Zuweisung der Ziele für unsere Helden und die Auswahl eines hilfreichen Skills ohne das Anhalten nur schwer beherrschbar. Schwierigkeitsgrade wird ist es indes wieder eine ganze Reihe geben. Nicht erst der höchste dürfte selbst Hardcore-Rollenspielern immer wieder mal die Schweißperlen auf die Stirn treiben.

Die Gegner-KI zeigt ähnliche Schwächen wie die in Pillars of Eternity, allerdings nicht ganz so gravierend. Auswirkungen auf den Anspruch der Kämpfe muss es aber ohnehin nicht haben, wenn die Feinde ihre Möglichkeiten nicht ganz so effektiv nutzen, wie sie könnten.

Gemeinsam sind wir stark

Die Grafik ist technisch nicht auf dem neuesten Stand, aber sehr detailverliebt.
Mit unseren Dialog-Entscheidungen nehmen wir auch Einfluss auf die Beziehung zwischen unserem Hauptheld und seinen Gefolgsleuten. Ist der Draht zu einem Verbündeten besonders gut, ist das auch im Kampf von Nutzen. So sind nur dann spezielle Gefährten-Kombos möglich, die besonders viel Schaden verursachen. Es gibt auch so etwas wie ein Crafting-System für Zaubersprüche. Dabei stellen wir ein bisschen so wie in Magicka aus verschiedenen Komponenten neue Sprüche zusammen und kombinieren Feuermagie etwa mit Blitzmagie. Wie vielfältig dieses System ist, können wir aber noch nicht abschließend einschätzen.

Oldschool-Grafik mit hübschen Effekten

Aus technischer Sicht glänzt Tyranny mit hübschen Effekten bei den Zauberattacken und einer liebevoll-detailliert gestalteten Spielwelt. Rein qualitativ wäre Tyrannys Grafik mit dem Begriff oldschoolig allerdings bereits beschönigend beschrieben. Am Spielgefühl und der Atmosphäre kratzt das allerdings wenig. Neue Zielgruppen, die High-End-Grafik erwarten, stehen für Obsidian und Publisher Paradox Interactive ohnehin nicht im obersten Fokus. Über eine Konsolenumsetzung denkt Obsidian wohl auch deshalb aktuell gar nicht erst nach, sondern wird Tyranny ausschließlich für PC-Systeme veröffentlichen.

Autor: Benjamin Braun (GamersGlobal)


Meinung: Benjamin Braun

Tyranny sieht aus wie Pillars of Eternity und spielt sich auch so. Obsidian erfüllt die Wünsche von Fans klassischer Rollenspiele wie Baldur’s Gate, setzt auf die Hardcore-Attitüde, hohe Komplexität und Spieltiefe. Moderne Spieler werden einmal mehr durch den Verzicht auf die Erhöhung von Spielkomfort und Zugänglichkeit mehr oder minder außen vor gelassen – aber das ist genau das, was die Macher von Fallout – New Vegas wollen. Ob Tyranny das Niveau von Pillars of Eternity halten kann, lässt sich noch nicht mit Gewissheit sagen. Wenn am Ende der Umfang stimmt, Obsidian selbst stellt mit rund 20 Stunden grob die Hälfte von Pillars of Eternity in Aussicht, stehen die Chancen darauf allerdings sehr gut, zumal die versprochene Nicht-Linearität und die Neuerungen beim Charaktersystem für einen erhöhten Wiederspielwert sorgen könnten.

Tyranny
Vorläufiges Pro & Contra
  • "Magie-Crafting"-System ...
  • Vielversprechendes Entscheidungssystem...
  • Spannender Storyansatz in der Rolle eines Richter-Henkers des bösen Herrschers
  • Entscheidungen wirken sich auch auf Gestalt der Spielwelt aus
  • Hohe Spieltiefe durch weitreichend verschachtelte Dialogbäume
  • Einige nette Neuerungen beim Charaktersystem
  • ... das sich in der Praxis noch beweisen muss
  • ... von dem Obsidian mehr versprechen könnte, als es am Ende hält
Aktuelle Einschätzung
Die ersten eigenen Spielminuten auf der E3 haben Spaß gemacht und machen zuversichtlich, dass Obsidian erneut Qualität liefern wird. Wie weit das Entscheidungssystem in letzter Konsequenz geht und ob sich die Neuerungen am Charaktersystem in der Praxis bewähren werden, bleibt abzuwarten. Enorm vielversprechend sind die Ideen von Obsidian in jedem Fall, und Fans klassischer Rollenspiele können jetzt schon sicher sein, dass Tyranny kein Reinfall für sie wird.
Sehr Gut
Aktueller Stand
  • Aktuelle Beta-Version

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Benjamin Braun 22. Juni 2016 - 0:00 — vor 7 Jahren aktualisiert
Benjamin Braun Freier Redakteur - 440704 - 21. Juni 2016 - 12:50 #

Viel Spaß beim Lesen!

Noodles 26 Spiele-Kenner - P - 75374 - 22. Juni 2016 - 1:07 #

Das Spiel klingt interessant, auf das Kampfsystem hab ich aber überhaupt keine Lust und somit ist das Spiel leider nix für mich.

Drugh 17 Shapeshifter - P - 6541 - 22. Juni 2016 - 5:27 #

Klingt spannend, die Welt erscheint recht düster und dräuend, jedoch habe ich noch Wasteland 2, Pillars und Shadowrun Hongkong vorher auf der Liste. Da wird sich die Tyrannei hinten anstellen müssen.

Iceblueeye 15 Kenner - 3085 - 22. Juni 2016 - 7:20 #

Ich hab mir kürzlich auf GOG jede Menge RPG's geholt und muss jetzt schauen die erstmal zu spielen und auch zu beenden:-) aber grundsätzlich ist Tyranny schon heute ein Pflichtkauf für mich.

Harry67 20 Gold-Gamer - - 24322 - 22. Juni 2016 - 7:27 #

Interessant, sieht eigentlich auch gut aus. Was mir fehlt: Ein Coop Modus wie in Divinity - Original Sin, das zu zweit extrem viel Laune gemacht hat.

densetsu268 13 Koop-Gamer - 1316 - 22. Juni 2016 - 22:35 #

Ich empfinde den "fehlenden" KoOp-Modus nicht als Mangel. Dafür kommt ja auch D:OS 2 raus :)

Vidar 19 Megatalent - 15012 - 22. Juni 2016 - 8:27 #

Nur 20 Stunden lang? Sind da die Nebenquests schon mitgerechnet oder ist das nur für die Hauptquest veranschlagt?

Mein brauch nicht unbedingt 50-100 Stunden RPG aber 20 Stunden kommt mir dennoch etwas wenig vor. Auch weil man meistens unter der angegebenen Spielzeit liegt.

densetsu268 13 Koop-Gamer - 1316 - 22. Juni 2016 - 22:32 #

Das habe ich auch gedacht. Kann mir nicht so recht vorstellen, dass da die Nebenquests mit drin sind...

Henning Lindhoff 19 Megatalent - P - 14446 - 22. Juni 2016 - 8:37 #

Sieht sehr gut aus. Danke für die Preview.

Hyperlord 18 Doppel-Voter - 12024 - 22. Juni 2016 - 8:57 #

Total interessant für mich, freue mich schon auf den GG Test :-)

Kirkegard 20 Gold-Gamer - 21156 - 22. Juni 2016 - 9:07 #

Die Kämpfe haben mich persönlich in PoE so genervt das ich es (obwohl gebacken) nicht durch gespielt habe.
Das Setting klingt spannend, wenn es konsequent mit Entscheidung/Auswirkungen umgesetzt wird. Also nicht wie bei Telltale ;-)
Aber das Kampfsystem, nee danke.

Olipool 19 Megatalent - P - 13529 - 22. Juni 2016 - 9:35 #

Ich würde mir ja mal wünschen, dass ein Party-RPG eine Party auch für die Story benutzt und nicht nur damit strategischere Kämpfe möglich sind. Wenn sich die Beziehungen der Charaktere mal so wie in einer TV-Serie über die Zeit entwickeln würde inkl. gemeinsamer Vergangenheit, Freundschaft, Verrat, Trennung, Versöhnung etc.
Die Kontrolle über alle Charaktere mag ganz wünschenswert sein für einige, aber mir ist das zu fummelig, ich würde gerne NUR mich spielen, von mir aus auch die Party führen (vielleicht nachdem ich über mehrere Quests meine Fähigkeiten unter Beweis gestellt habe und endlich zum Führer gewählt werde?). Aber die anderen sollen schon ihr Eigenleben behalten. Muss natürlich im Kampf gut funktionieren. Aber ich glaube, wenn das Spiel das von Beginn an kommuniziert, dass die anderen Chars eben Eigenheiten haben und man sie nicht steuern kann, dann akzeptiert man auch eine schwache Leistung im Kampf. Zumal ja ein solch schlecht kämpfender Charakter nach dem Kampf sagen könnte:"Ich weiß, ich kann mit euch nicht mithalten. Ich gebe immer mein bestes aber ich merke, ich falle euch zur Last. Am besten verlasse ich die Gruppe und erlebe meine eigenen Abenteuer." Wer würde dann im folgenden nicht auswählen "Nein nein, bleib ruhig da!" Insbesondere, wenn der schwache Charakter der Vater der besten Bogenschützin ist etc.
Ich glaube mich zu erinnern, dass im Stay Forever-Podcast mal von so etwas bzgl. Baldurs Gate die Rede war, kann das jemand bestätigen oder kennt ein Spiel, dass so etwas macht?

Maryn 15 Kenner - - 3914 - 22. Juni 2016 - 14:58 #

Baldurs Gate benutzt die Party ja nun sehr wohl für die Story. Die modernen, geistigen Nachfolger kenne ich in dieser Hinsicht noch nicht.

Ein Gruppenrollenspiel mit nur einem selbst gesteuerten Charakter stellt die Entwickler aber vor Probleme. Zum einen müsste die KI der Gruppenmitglieder sehr gut sein, damit man die Kämpfe schaffen kann. Bzw. man müsste es so balancen, dass man nur durch sein eigenes Verhalten den Kampf schafft oder nicht. Da kann man ja gleich ein Einzelheld-Rollenspiel machen.
Andernfalls müssten die Kämpfe mit guter und schlechter KI machbar sein, und dann wären die Kämpfe sicher tendenziell zu einfach.

Das einzige, was mir zu deinem Wunsch einfällt, ist, sich selbst in Gruppenrollenspielen KI-Skripte zu schreiben. Dann muss man sich weitgehend nur noch um sich selbst kümmern.

Olipool 19 Megatalent - P - 13529 - 23. Juni 2016 - 12:36 #

Ok, dann muss ichs nochmal angehen, BG ist heute nicht mehr sooo zugänglich, deswegen hatte ich es nicht lange gespielt.

Die Probleme der Entwickler sind zweifelsohne vorhanden und eine ziemliche Herausforderung. ABER: Doom 1 war auch "unmöglich" zu machen, Carmack hats gemacht und hatte einen Hit. Vielleicht bremsen solche Bedenken ja die Evolution von Spielen aus. Ich hab das ja nur aus Spieler-/Designer-Perspektive geäußert. Da will ich keine Rücksicht auf Entwickler nehmen. Aber ja, ich versteh deinen Einwand.

Man könnte es auch so lösen, dass die Partymitglieder schon der Story wegen einfach keine herausragenden Kämpfer sind, vielleicht einfach einfache Bauern, die jetzt zu Rebellen werden, weil sie unterdrückt werden und sich um den Helden scharen. Wie auch immer, ein solches Spiel hätte ja auch ganz klar seinen Fokus NICHT auf Kämpfen. Wie es genau aussähe muss man noch überlegen, mit traditionellen Spielen kann man es dann nicht vergleichen.

Maryn 15 Kenner - - 3914 - 23. Juni 2016 - 16:10 #

Vielleicht haben wir auch unterschiedliche Vorstellungen, was den Einbezug von Gruppenmitgliedern in die Handlung angeht.
In BG ist es eben so, dass a) Gruppenmitglieder Reaktionen auf die Entscheidungen des Spielers innerhalb der Handlung abgeben, b) es Questreihen gibt, welche sich nur um die Hintergrundgeschichte einzelner Gruppenmitglieder drehen und c) gerade im Falle von BG2 sich die Handlung nicht nur um den Hauptcharakter allein, sondern um zwei Gruppenmitglieder dreht, auch wenn man diese Person nicht unbedingt in der Gruppe behalten muss.
Ich finde jedenfalls, dadurch sind die Gruppenmitglieder weit mehr als nur handlangernde Mitläufer.

Dieses nicht-kampfbetonte, gruppenbasierte Spiel klingt für mich dann eher nach einer Art Gruppen-Adventure. Hätte vielleicht tatsächlich auch mal was.

Olipool 19 Megatalent - P - 13529 - 24. Juni 2016 - 8:01 #

Danke für die Details, ich legs mir mal auf die GOG-Wishlist :)
Es ist doch aber so, dass ich die Gruppenmitglieder alle steuern kann, oder? Ich finde das bricht doch die Immersion so etwas, wenn ich eine alte Frau überfalle mit der Gruppe und nachher sagt mir ein Mitglied: das war aber nicht richtig. Das ist dann so ein Zwitter-Ding.

Maryn 15 Kenner - - 3914 - 24. Juni 2016 - 14:39 #

Man kann alle Gruppenmitglieder steuern, richtig. Man kann sich auch für alle KI-Skripte schreiben, welche aber auch nicht immer perfekt sind bzw. welche man immer wieder verbessern kann/muss - ich persönlich nutze das aber ohnehin nie, da mir das Pausieren und Mikromanagement zusagt.

Genau so wie du es beschreibst, könnte eine Situation zunächst ablaufen. Das Gruppenmitglied wird sich das aber nicht ewig anschauen, wenn du nicht im Sinne des jeweiligen Charakters handelst. In manchen Situationen kannst du den NPC vielleicht gerade noch überzeugen, in der Gruppe zu bleiben. Es kann aber auch plötzlich passieren, dass jemand deine Gruppe verlässt. Dies kann unangenehm werden, wenn man beispielsweise in einem gefährlichen Gebiet ist, ohne die Möglichkeit, den vakanten Platz in der Gruppe neu zu besetzen.
Zusätzlich kann es unter den Mitglieder in der Gruppe zu Spannungen kommen. Gerade bei Personen unterschiedlicher Gesinnung ist dies praktisch vorprogrammiert.
Man kann also theoretische alle Gruppenmitglieder steuern, solange man es schafft, die Gruppe zusammenzuhalten. Und das wiederum gelingt, wenn man die Handlung im Sinne der Gruppe verfolgt und gleichzeitig ein guter "Teammanager" ist.

Es ist also wichtig, die eigene Gruppe mit Bedacht zusammenzustellen.

Olipool 19 Megatalent - P - 13529 - 27. Juni 2016 - 23:41 #

Sorry für die späte Antwort. Klingt alles super, schade, dass sich sowas nicht durchgesetzt hat. Ich wollt mir fast schon die enhanced edition im Steamsale holen, aber die soll doch stark casualisiert worden sein.

Welat 16 Übertalent - 4041 - 22. Juni 2016 - 9:50 #

Danke fùr die Preview. Freue mich sehr auf das Spiel. PoE hat mir sehr gut gefallen. Hoffe dass die 20 Stunden Spielzeit gerne bei Lösung aller Quest auf gerne 40 + x Stunden anwachsen kann.

Maulwurfn (unregistriert) 22. Juni 2016 - 12:29 #

Klingt interessant, PoE ist ganz gut geworden, denke das wird auch was.

Slaytanic 25 Platin-Gamer - - 62104 - 22. Juni 2016 - 16:54 #

Das hört sich vielversprechend an, freue ich mich drauf.

Kühlschrankmagnet 10 Kommunikator - 518 - 22. Juni 2016 - 18:25 #

Es klingt, als litte "Tyranny" am selben Problem wie "Pillars of Eternity": Dauerpausenhämmern im Kampfsystem, wodurch das Echtzeitelement kaum noch zur Geltung kommt. Statt einen Gutteil der Kämpfe dank ordentlicher Anfangsplanung dann auch mal laufen lassen zu können, wirft mich "Pillars" in Gefechte, die ich ständig pausieren und kleinteilig nachjustieren darf.

Ein Rundenkampfsystem böte im direkten Vergleich sogar den günstigeren Spielfluss. "Baldur's Gate" war hier geschickter, weil es die Gefechte in Bezug auf Gegnerart und einhergehende Klickintensitätsanforderungen an sein Kampfsystem anpasste.

densetsu268 13 Koop-Gamer - 1316 - 22. Juni 2016 - 22:28 #

PoE finde ich wirklich klasse (habe es noch nicht durch, es gibt einfach noch zu viele andere spannende Spiele), bin schon auf die beiden DLCs gespannt, wie auch auf dieses Spiel hier, ich befürchte nur das ich es ähnlich weit nach Release spielen werde wie schon PoE :-/

Arno Nühm 18 Doppel-Voter - 9327 - 22. Juni 2016 - 23:10 #

Freue mich außerordentlich auf Tyranny. Euer Preview-Video ist in dieser Hinsicht sehr aufschlussreich. Bin wirklich Gespannt, wie Obsidian dieses Projekt umsetzen wird.