Stronghold 3 vergessen machen

Stronghold Crusader 2 Preview

Es gehört einiges dazu, um Tester-Urgestein Mick Schnelle an den Rand der Verzweiflung zu treiben – Stronghold 3 schaffte dies Ende 2011 mühelos. Nun besuchte uns einer der Mitgründer von FireFly Studios in der Redaktion, Stronghold Crusader 2 im Gepäck: Das verwendet eine verbesserte Engine aus SH3 und will sehr vieles besser machen.
Jörg Langer 11. Mai 2014 - 9:00 — vor 9 Jahren aktualisiert
Dieser Inhalt wäre ohne die Premium-User nicht finanzierbar. Doch wir brauchen dringend mehr Unterstützer: Hilf auch du mit!
Bugs ohne Ende, dazu langweilige als auch unbalancierte Missionen und vor allem ein technisches Grundgerüst, das schon das Platzieren einer Treppe an einer Mauer zum mühseligen Geduldsspiel machte: Ganz klar, zehn Jahre nach dem Erstling hatte sich FireFly Studios mit Stronghold 3 (GG-Test: 4.5)  komplett übernommen und viele alte Fans enttäuscht. Schon der Vorgänger war nicht durchweg geliebt worden, und so riefen viele Burgenbau-Veteranen nach einer Neuauflage von Stronghold Crusader. Dieses war zwischen Teil 1 und Stronghold 2 erschienen und beschränkte sich im Prinzip auf Skirmish-Kämpfe gegen die KI oder im Multiplayer-Bereich: Wirtschaftssystem einrichten, Burg bauen und verteidigen, mit kühnen Angriffen dem oder den Gegnern eine Ressourcenquelle entreißen, ansonsten aber kein großes Drumherum – so war es vielen Spielern am liebsten.
 
Ruf gehört, Problem verstanden?
Simon Bradbury (links) demonstriert sein neues Werk einem nicht gänzlich unkritisch eingestellten Jörg Langer.
Und in der Tat: Der Ruf wurde gehört! Zwar stand auch Stronghold Crusader 2 nicht unbedingt von Anfang an unter einem guten Stern – so kam eine Crowdfunding-Kampagne auf Gambitious.com nie in die Gänge. Was allerdings eher an der fast unbekannten Plattform gelegen haben dürfte, die bis heute gerade mal vier abgeschlossene Projekte vorweisen kann, davon nur eines durch reguläres Crowdfunding. Zurzeit ist der Kickstarter-Verschnitt "am Umstrukturieren". Der sich uns bietende Eindruck ist eher: Da passiert nichts mehr.

"Wir kannten die Jungs, deswegen sind wir zu ihnen gegangen", schildert FireFly-Mitgründer Simon Bradbury beim Besuch in der GamersGlobal-Redaktion die Geburtswehen seines neuen Projekts. "Doch wenn wir ehrlich sind, haben sie uns nicht die erhoffte größere Sichtbarkeit gebracht, es war in Wahrheit andersrum: Unsere Fans, die uns via Gambitious unterstützten, vergrößerten deutlich die Nutzerzahl ihrer Plattform." Es hat dann nicht gereicht, die angestrebte Summe wurde sehr deutlich verfehlt. Doch jetzt wollen es Bradbury und Kollegen dennoch wissen: Sein Studio stemme die Entwicklung von Stronghold Crusader 2 komplett aus eigenen Mitteln, und die wiederum stammten aus dem Online-Ableger Stronghold Kingdoms (zur Website).
 
Im Kern ist Stronghold  Crusader 2 ein Wirtschaftsspiel: Wer nicht die Warenlager (siehe Bild) gut bestückt, siegt nicht.
Wo wir gerade bei der Vergangenheitsbewältigung sind, interessiert uns im Gespräch mit dem Entwicklerveteranen natürlich auch der Grund für die spielgewordene Katastrophe namens Stronghold 3. Simon dazu: "Es klingt nach Entschuldigung, ich weiß, aber bei Stronghold 3 standen wir unter großem Termindruck durch den Publisher [THQ – Anm. d. Red.]. Wir mussten das Spiel aus finanziellen Gründen rausbringen, und es fehlte ihm ganz eindeutig am Polishing." Doch auch die eigenen Ambitionen, gibt der Brite zu, waren zu groß: "Wir wollten zuviel erreichen. Eines der größten Probleme war die neue Engine und die 1-Grad-Drehungen. Nie hat eine Mauer sauber mit einem Berg abgeschlossen, oder eine Treppe mit einer Mauer. Es sah gut aus und war in der Theorie toll, aber es hat in der Praxis nicht funktioniert." Die spannende Frage ist nun: Erreicht diese Selbsterkenntnis in positiver Weise das neue Crusader-Spiel?
 
Burgen auf Sand
Weniger ist mehr: Nur noch acht Richtungen beim Mauernbau.
Auch wenn uns Wortspiele wie "auf Sand gebaut" verführerisch anlächeln: Nach der gut einstündigen Präsentation, die uns Simon an seinem mitgebrachten Laptop Marke "das zugehörige Atomkraftwerk haben wir auf dem Parkplatz draußen gelassen" gibt, sind wir guter Dinge: Die Engine stammt zwar aus Stronghold 3, wurde aber überarbeitet und teilweise auch "downgegradet". So gibt es just nicht mehr die stufenlosen Drehungen, vielmehr blicken Gebäude in eine von vier und Mauerteile in eine von acht Richtungen – das war's. Allein diese Änderung ("Es war echt schwer, den Programmierern zu vermitteln, dass wir nicht Dinge deswegen machen, weil sie machbar sind") dürfte mal eben kurz ein Drittel des Frustpotenzials des letzten Strongholds beseitigen.
 
Und auch den missratenen Missionen aus Teil 1 nimmt sich FireFly auf dieselbe Weise an: Sie werden schlicht gestrichen. Zwar gibt es mehrere Kampagnen mit insgesamt etwa 20 Missionen, aber die will Simon eher als Tutorial verstanden wissen: "Skirmish ist der Hauptmodus!" Aber es wird nicht einfach um immer neue Zufallsschlachten gehen, vielmehr existieren vier oder fünf Skirmish-Pfade mit insgesamt, Stand diese Woche, 23 Szenarien. Vorgegeben ist die Karte nebst Ausgangspositionen, Starteinheiten und Co., und dann geht es gegeneinander, zu zweit, dritt oder viert, gegen die KI oder menschliche Kontrahenten. Man kann die Skirmish-Szenarien parallel angehen, falls man irgendwo hängenbleibt. Ein echter Sandbox-Modus existiert zudem, und auch ein Editor, damit die Fans eigene Maps und Szenarien beisteuern können. "Dabei wollen wir ihnen viele Parameter an die Hand geben, um bestimmte Regeln oder Einheiten zu- oder a
Anzeigen/v
bzuschalten", so Simon Bradbury.
 
Steine in der WüstePassend zum Kreuzzüge-Szenario gibt es auf allen Karten eines überreichlich: Sand. Der dient aber als normaler Baugrund, wobei man Nahrung nur in der Nähe einer Oase anbauen (etwa in Form von Weizen) oder züchten (etwa in Form von Schweinen) kann. Wie üblich geht es wieder um den Aufbau effizienter Rohstoff-Ketten: Aus Bäumen (die nicht nachwachsen) werden Stämme, aus Stämme Planken, aus Planken und weiteren Rohstoffen beispielsweise Bögen, und daraus lassen sich dann Bogenschützen "herstellen". Dem Gegner den Wirtschaftskreislauf durcheinander zu bringen, ist ein effektives Instrument, und Angriffe werden meist geführt, um sich Rohstoffvorkommen zu sichern.
 
Nach der Einheitsbreite in Stronghold 3 können nun die Mauern auch "gestapelt" werden, sprich, wenn ihr eine Mauer neben eine existierende zieht, verbinden sich die beiden zu einer doppelt so dicken Mauer. Mauern dürfen wieder von Infanteristen angegriffen werden, sie dreschen aber nicht mehr mit ihren Schwertern auf sie ein. Vielmehr ziehen sie eine Spitzhacke, was rein optisch wesentlich weniger skurril wirkt.
Das ist noch gar nichts: Wie bei Stronghold üblich, kann es nach etwa einer Stunde Aufbau zu Massenschlachten kommen.
Hans am Meer (unregistriert) 11. Mai 2014 - 9:33 #

Es ist so unheimlich schade, dass Stronghold nicht mehr hinbekommt, als seinen eigenen Erstlingswerken hinterher zu rennen. aber vielleicht schaffen sie es ja diesmal, ein anständiges Spiel auf die Beine zu stellen.

Zumindest fängt der Stil diesmal die Atmosphäre der Klassiker gut ein und die Besinnung auf wenige Kernstärken wie beim Mauerbau ist sehr gut.

Achja und ein europäisches Grafikset hätte man doch sicher auch einbauen können. Der immergleiche Wüstenbrei war einer meiner größten Kritikpunkte an Crusader 1.

Claython 17 Shapeshifter - - 8101 - 11. Mai 2014 - 10:14 #

Springt Jörg da wirklich ein Rabbid auf dem Kopf rum? Er scheint ja spaß zu haben, wirklich gut platziert den Aufsteller. :D

....aus Bäumen (die nicht nachwachsen).... Warum das denn? Soll das ein Kniff der Entwickler sein um eine Art künstlichen Zeitdruck zu erzeugen? Bei nur 2 Fraktionen finde ich es schon schade das diese sich nur optisch unterscheiden, da verschenkt man doch Potential.

Maestro84 19 Megatalent - - 18456 - 11. Mai 2014 - 10:35 #

Ich bin eher vorsichtig und habe den Titel erstmal nicht auf meinem Schirm. Dazu war der Vorgänger zu sehr eine Enttäuschung.

vicbrother (unregistriert) 11. Mai 2014 - 11:20 #

"Außerhalb der neutralen Städte lässt sich bauen, nicht aber in ihnen, und das auch dann nicht, wenn man sie erobert hat (Das geschieht, indem man die Stadthalle erobert). Was bringen die neutralen Staaten dann? Vorteile in Form bestimmter Ressourcen oder neuer Truppen, die sie regelmäßig an ihren Besitzer liefern! "Allein dadurch, ob wir in einer Stadt ein Wachhaus platzieren oder Bonus-Ressourcen, ändern wir die Parameter für die Map deutlich, und zwingen die Spieler zu strategischen Entscheidungen", erläutert Simon." ~Jörg Langer

Der Abschnitt ist widersprüchlich geschrieben, denn der Entwickler spricht über einen Stadtausbau, der Vorsatz aber davon, dass keine Stadtausbauten möglich sein werden. (Ich würde auch den Satz in Klammern weglassen und schreiben "... wenn man sie durch die Eroberung der Stadthalle erobert hat." ;) )

Letztlich läuft das Spiel also auf Massenschlachten hinaus - was braucht es da Strategie zwischendurch? Ich dachte die Zeiten wären vorbei?

Die Landschaftstypen könnte per DLC ja relativ einfach erweitert werden.

Jörg Langer Chefredakteur - P - 469794 - 11. Mai 2014 - 12:22 #

Daran ist nichts widersprüchlich, und genau so hat mir das Simon erklärt. Mauern kannst du in dem neutralen Bereich außerhalb der Stadt bauen, nach den üblichen Regeln, aber du jannst die Stadt selbst nicht erweitern.

volcatius (unregistriert) 11. Mai 2014 - 14:49 #

Der Spieler kann keine Stadtausbauten vornehmen, der Entwickler vorher durch Ausbauten, die jeweils eine militärische oder wirtschaftliche Ausrichtung haben, aber schon.

vicbrother (unregistriert) 11. Mai 2014 - 17:01 #

Ja, das ergibt einen Sinn. Aber letztlich läuft es dann doch auf eine Massenschlacht hinaus...

Fohlensammy 16 Übertalent - 4331 - 11. Mai 2014 - 11:50 #

Hm... liest sich ja eigentlich gut. Aber ich als Solospieler und dann nur mit Wüste? Ich warte mal weitere Berichte ab. ;)

InaiMathi 11 Forenversteher - 572 - 11. Mai 2014 - 12:54 #

Nachdem ich das Foto von Jörg und Simon Bradbury oben gesehen hatte, nochmal schnell den GS-Test von 2001 (mit Intro von Simon) geschaut und mich gefragt, wo verdammte Axt die Zeit geblieben ist...

Nagrach 14 Komm-Experte - 2677 - 17. Mai 2014 - 14:29 #

In Stronghold. Zu Teilen.

immerwütend 22 Motivator - 31893 - 11. Mai 2014 - 12:57 #

Vielleicht bin ich voreingenommen, aber für mich klingt das so, als wollten sie ein längst totes Pferd mit einer neuen Satteldecke schmücken...
Wie wäre es mal mit einem wirklich neuen Spiel?

Ardrianer 19 Megatalent - 19689 - 11. Mai 2014 - 13:40 #

mal das Endergebnis abwarten. grundsätzlich hätte ich schon Lust auf ein neues Burg-Bau-Spiel wie im 1. Crusaders

volcatius (unregistriert) 11. Mai 2014 - 14:57 #

Wird vorerst wohl leider auf Steam-only (wie schon bei der Gambitious-Kampagne) hinauslaufen und damit erst mal uninteressant.
Bin aber sowieso skeptisch, eigentlich wurde die Serie mit jedem Teil verschlimmbessert.

bsinned 17 Shapeshifter - 8200 - 11. Mai 2014 - 15:35 #

Ich finde das zum Zusehen immer richtig schick, aber beim Anspielen hab ich nach kürzester Zeit keine Lust mehr.

Larnak 22 Motivator - 37541 - 11. Mai 2014 - 17:00 #

Mh, macht zumindest einen besseren Eindruck als Stronghold 3. Nicht, dass das schwer ist, aber immerhin :o

Labrador Nelson 31 Gamer-Veteran - P - 266509 - 11. Mai 2014 - 17:30 #

Oh, da bin ich ja gespannt. Hab mir immer wieder was neues von Stronghold gewünscht, weil ich den ersten Teil damals so toll fand. Das könnte also echt was werden...

Kinukawa 21 AAA-Gamer - P - 25740 - 12. Mai 2014 - 9:40 #

Mit nur 8 Richtungen beim Bauen, sind sie wieder zurück zu den Wurzeln von alten DOS-Spiel Castles 1. Das hatte durch die Freiheit des Bauens einen großen Suchtfaktor. Und dort war auch nicht mehr als Skirmish geboten. Scheint so, das es wirklich zu dieser Zeit von Spielprinzip zurück geht. Ist das positiv oder negativ? Beides. Nach langer Durststrecke werde ich mir es auf jeden Fall ansehen.

Khronoz 14 Komm-Experte - 2065 - 12. Mai 2014 - 14:09 #

Bin auch gespannt. Insbesondere nach dem 3. Teil, der eine absolute Enttäuschung war. Crusader 2 sieht mir allerdings stark nach Aufguss der vorhergegangenen Teile an. Hoffentlich wird wenigstens die Grafik ordentlich und die Bugs werden nicht Überhand nehmen :).

matylisk (unregistriert) 12. Mai 2014 - 16:24 #

Ich würde mich ja mal über ein wirklich schönes isometrisches 2D RTS freuen. :-)

Endamon 15 Kenner - 3893 - 12. Mai 2014 - 19:08 #

Rundenbasiert!!!!! :)

Kenner der Episoden 20 Gold-Gamer - 22195 - 16. Mai 2014 - 11:55 #

Ich weiß, sie sollten das Projekt im Rahmen halten, aber...rundenbasierte Strategie-Karte dazu und einen geistigen Nachfolger zu Lords of the Realm machen! Biiitte! :)

vicbrother (unregistriert) 16. Mai 2014 - 12:07 #

Lords of Magic!