"Wir machen den Weg frei" lautete einst ein bekannter Werbespruch.  Beim Batmobil sind diese Worte kein leeres Versprechen. Mit der Seilwinde können wir Wände wie diese einreißen, um Batman den Zugang zu ermöglichen.

Das Batmobil als GadgetBatman setzt sein monströses Vehikel bekanntermaßen nicht nur ein, um an Rennen teilzunehmen oder von A nach B zu kommen. Am meisten Laune macht das Batmobil in seiner Funktion als Gadget in den Kämpfen, aber auch als Hilfsmittel bei kleineren Rätseln. Per Knopfdruck rufen wir es praktisch jederzeit an unsere Seite. Insofern es eine freie Schussbahn etwa durch ein Fenster gibt, binden wir das Batmobil direkt in die Free-Flow-Kämpfe ein und nutzen es für spezielle Takedowns. So befördern wir etwa einen Gegner per Tritt in die Luft und weisen schließlich unseren mechanischen Begleiter an, dem Widersacher ein Kunststoffgeschoss gegen die Rübe zu semmeln. Gewaltlos ist Batman - Arkham Knight also keineswegs. Weshalb das Spiel, zur Überraschung mancher Fans, von der PEGI anders als die Vorgänger ab 18 freigegeben wurde, konnten wir aber nicht nachvollziehen. Den bisherigen Eindrücken nach ist das Action-Adventure zumindest nicht brutaler geworden.

Damit wir das Batmobil überhaupt in die Free-Flow-Kämpfe einbinden können, muss es in Position gebracht werden. Das geht per Knopfdruck, aber nur, wenn der Weg auch wirklich passierbar ist. So reißen wir bestimmte Wände per Seilwinde ein und benutzen die flachgelegte Mauer schließlich als Rampe, um etwa zu einer Ölbohrplattform hinüber zu springen. Viele solcher Aktionen können wir auch per Fernbedienung ausführen. Man darf nicht die Frage stellen, weshalb wir das Batmobil auch dann aus der Verfolgerperspektive sehen, aber manchmal ist Spielbarkeit eben doch wichtiger als für alles eine sinnvolle Erklärung zu geben. Den Weg für das Batmobil frei zu machen, ist aber nicht immer eine Option. Oft lassen sich Zugangspunkte für Batman nur mit der Kanone oder der Winde des Fahrzeugs freilegen. Ihr müsst also zwangsweise dafür sorgen, dass ihr es an eure Seite rufen könnt.

Besonders klasse ist der fliegende Wechsel, wobei Batman automatisch ins herbeigerufene Batmobil einsteigt oder sich während einer Fahrt hinauskatapultiert, um fließend in einen Faustkampf mit den Schergen auf der Straße einzusteigen. Mit entsprechenden Upgrades ist es sogar möglich, sich wie mit einem Schleudersitz hoch in die Luft befördern zu lassen, um dann sanft zu einer erhöhten Position gleiten zu können.

Bessere Übersicht trotz mehr Gadgets

Per Knopfdruck ruft ihr das Batmobil herbei, steigt ein und rast los. Genauso flüssig funktioniert es, wenn ihr während der Fahrt aussteigt, um euch direkt in einen Kampf zu stürzen.

Spieler von Batman - Arkham City (GG-Test: 9.5) erinnern sich sicherlich noch gut daran, dass die Konsolensteuerung mit dem großen Angebot an Gadgets bereits ziemlich überladen war. Obwohl neben dem Batmobil und all seinen Funktionen noch weitere neue Gadgets hinzu kommen sollen (bislang haben wir vor allem bekannte Tools wie die schon aus dem ersten Teil bekannten Mittel wie Explosivgel und Kryptographischer Sequenzer nutzen können), sollen sich die Spieler vom Angebot nicht erschlagen fühlen. Das zumindest versprach uns Gaz Deaves im Interview.

Wie genau die Entwickler das erreichen wollen, hat Rocksteady allerdings noch nicht verraten. Womöglich werden wir immer nur einen Teil der Gadgets gleichzeitig bei uns führen können. Das würde auch zu Deaves' Aussage passen, die zumindest andeutet, dass den Spielern größere Freiheiten beim Lösen bestimmter Situationen gewährt werden sollen. Speziell die Frage, ob das etwa auch durch das Aufweichen der relativ strengen Vorgabe, ob geprügelt werden muss oder wir Räume in Stealth-Manier unbemerkt räumen müssen, erreicht werden soll, führte leider nicht zu einer klaren Aussage.

Mit gravierenden Anpassungen der Kernspielmechanik rechnen wir allerdings nicht. An vielen Punkten war es bekanntlich schon in der Vergangenheit so, dass wir die direkte Konfrontation wählen oder uns mithilfe von unterirdischen Gängen zunächst anschleichen und einen Gegner nach dem anderen heimlich ausschalten konnten. Das eine oder andere Gadget hat sich aber bereits gewandelt. Sehr schön ist etwa der neue Bathaken: Wir können nun zwei Ankerpunkte direkt nacheinander aktivieren und uns auf diese Weise in einer flüssigeren und schnelleren Bewegung zu einem höher gelegenen Punkt bewegen. Das funktioniert prinzipiell richtig gut, hat aktuell aber ebenfalls noch hier und dort Nachteile durch die eine Spur zu sensible manuelle Kameradrehung per Stick sowie die automatischen Perspektivwechsel, wodurch wir immer wieder versehentlich den nächsten Ankerpunkt genau in der Gegenrichtung aktivierten. Aber auch hierbei dürfte auf Dauer das Gewöhnungsprinzip greifen.

Bahnbrechende Free-Flow-KämpfeObwohl das Kampfsystem von Arkham Asylum in Arkham City vor allem Feinheiten veränderte, lagen in diesem Bereich zwischen dem ersten und dem zweiten Teil letztlich doch Welten. Die  frischen Finishingmoves oder neu hinzugekommene Funktionen wie das Verbiegen oder Zerbrechen von Waffen der Gegner erhöhten den Mehrwert bereits deutlich. Vor allem aber die enorm verbesserte Kollisionsabfrage, die in Arkham Asylum noch unter diversen Sprüngen in den Animationen zu leiden hatte, wurde extrem aufgewertet. Batman - Arkham Knight setzt sowohl was die Genauigkeit der ineinandergreifenden Bewegungsabläufe angeht als auch bei der Vielfalt noch  einen oben drauf. Gerade die stark erweiterte Umgebungsnutzung, wobei wir Gegner in Schaltkästen rammen, gegen die Wand oder in Gegnergruppen schleudern, wirkt sich positiv aufs Spielgefühl aus. Ebenfalls schön sind die Abschnitte, in denen wir gemeinsam mit einem Mitstreiter kämpfen, was in der Kampagne ausschließlich in bestimmten Nebenmissionen der Fall sein wird.

Als Alice Cooper sang "You're poison" meinte er wohl nicht diese Dame. Mit Gift kennt sie sich allerdings gut aus.

Im Rahmen der Unterstützung der Mitstreiter, zu denen neben Nightwing auch Batmans Zögling Robin zählt, sind spezielle Kombos möglich und sogar ein Wechsel auf den Kompanion. Besonders gut gefallen hat uns auch die stark erweiterte Nutzung der Feindwaffen wie Baseballschläger. Sorgt ihr dafür, dass eure Widersacher diese fallenlassen (oder nehmt sie ihnen ab), könnt ihr sie aufsammeln und in einer unsagbar flüssigen Bewegung auf den Schädeln eurer Angreifer tanzen lassen, sogar bei Kontermoves. Neu ist außerdem die Kettentakedown-Funktion, die in der englischen Fassung "Fear-Takedown" heißt.

So lange ihr euch unbemerkt etwa durch ein Bodengitter nähert oder unbemerkt einen Angriff durchs Dachfenster startet, könnt ihr gleich mehrere nichts ahnende Gegner hintereinander angreifen, sie gleich ganz ausknocken oder ihnen zumindest schon mal ordentlich Schaden zufügen. Funktionen wie der doppelte Konter sind sofort verfügbar, Batman kann seit dem letzten Teil schließlich nicht alles verlernt haben. So manches, das über Standardfunktionen wie den Einsatz von Schnellbatarang oder Schnellexplosivgel hinaus geht, wird man im Rahmen des Fähigkeitensystems aber freischalten müssen. Wie groß die Vielfalt an normalen Gegnern letztlich ausfällt, lässt sich aktuell nur schwierig einschätzen. Bislang haben wir zumindest bereits jede Art von Feindtyp bekämpft, die es auch schon in den Vorgängern gab – also auch solche wie aus Arkham Origins (GG-Test: 9.0), die mehrfach gekontert werden müssen, oder Messergegner, denen wir mehrfach ausweichen müssen, um gefahrlos angreifen zu können.

Story kontra Open WorldÜber die Spielwelt von Arkham Knight haben wir bereits einige Worte verloren. Gerade die deutschen Fans der Reihe mochten den ersten Teil aufgrund seiner lineareren Strukturen in vielen Fällen lieber als den zweiten mit seinem bedeutend offeneren Ansatz. Batman - Arkham Knight wird etwa mit der Suche nach einem Serienmörder, der überall in der Stadt seine Opfer platziert, diversen Bombenverstecken, die Batman lahmlegen muss, aber auch mit den mehr als 250 über die Welt verteilten Riddler-Rätseln zweifellos noch ein bisschen mehr in die Richtung des direkten Vorgängers und Batman Arkham Origins gehen. Wie uns Deaves im Interview versicherte, handelt es sich bei den Nebenmissionen jedoch vor allem um ein Angebot an die Spieler, nicht um eine lästige Pflichtübung. Auch wenn ihr auf die zusätzlichen Erfahrungspunkte durch die Nebenmissionen verzichten müsst, weil ihr ausschließlich den Storymissionen folgt, soll das Abenteuer auf diese Weise problemlos spielbar sein. Bei dieser Herangehensweise sollen euch auch keine Gadgets oder auch Fähigkeiten, die wie in Arkham Origins nur über Nebenmissionszweige aktiviert werden konnten, vorenthalten werden.

Unseren bisherigen Eindrücken nach sind die Nebenmissionen aber zu gut, um sie ernsthaft als lästig empfinden zu können. Hinzu kommt, dass sie meist selbst eine kleine Geschichte am Rande erzählen, die auch inhaltlich mehr Tiefgang verspricht, mehr über Batman, seine Mitstreiter und Gegner verraten und so auch immer wieder Bezug zur Haupthandlung herstellen. Ob diese Verknüpfung von Haupt- und Nebenhandlung Rocksteady ähnlich gut gelingt wie CD Projekt bei The Witcher 3, bleibt abzuwarten. Die von uns gespielten Nebenaufträge stimmen uns aber auch aufgrund der hier ebenfalls sehr cineastischen Inszenierung und den vielen enthaltenen Dialogen zumindest optimistisch, dass sie als vertiefendes Element für die Haupthandlung herhalten können. Enttäuscht hatten die Vorgänger in dieser Hinsicht außerdem auch nicht.

Baseballschläger sind doch nicht nur im Sport nützlich: Einmal dem Gegner geklaut, zieht ihr damit euren Widersachern so richtig eins über die Mütze. So flüssig und vielfältig die Kämpfe schon zuvor waren: Die in Arkham Knight sind noch besser!