Games-Anwalt: Rechtsfragen in der VR-Brillen-Zukunft
Teil der Exklusiv-Serie Games-Anwalt

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5. Januar 2015 - 23:23 — vor 9 Jahren zuletzt aktualisiert
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Die ersten ernsthaften Virtual-Reality-Brillen wie die Oculus Rift oder Morpheus werden voraussichtlich 2015 auf den Markt kommen. Obwohl es sich dabei auf den ersten Blick nur um eine andere Art der Darstellung von Videospielen handelt, so könnten sich aus der neuen Technologie doch neue Rechtsprobleme ergeben. Durch das intensivere Erlebnis der virtuellen Welt können sich etwa neue Jugendschutzfragen stellen. Aber auch über mögliche Körperverletzungen kann nachgedacht werden, bis hin zu Verbraucherschutzthemen.

Rechtsanwalt Henry Krasemann, der Games-Anwalt bei GamersGlobal.de, guckt in seine virtuelle Kristallkugel und denkt laut darüber nach, was für Rechtsfragen die neuen VR-Brillen in den kommenden Jahren bringen können.

Video:

Wunderheiler 21 AAA-Gamer - 30620 - 5. Januar 2015 - 23:41 #

Kann auf der Arbeit zwar nicht schauen, aber freu mich schon auf die neue Episode. Finds immer interessant :)

Datajack (unregistriert) 6. Januar 2015 - 15:35 #

Zusammenfassung: Es geht um Occulus und co., bzw. um die grauenhaften Auswirkungen in ferner Zukunft:

1. Jugendschutz: intensivierte Wahrnehmung und verrohende Wirkung. Der Inhalt ist weniger von Realität zu unterscheiden, deshalb Gewalt oder verrohte Sexualität. Außerdem kann Mutti nicht mehr ins Zimmer platzen und ihrer Aufsichtspflicht nachkommen.
2. Beeinträchtigung des körperlichen Wohlbefindens: Körperverletzung durch Übelkeit.
3. Betrug in Onlinemärkten durch manipulative Präsentation. George Clooney verkauft Gold in Wow, absolutes Vertrauen in Clooney löst vollkommen Enthemmung und Kaufrausch aus.

Zu 1 wurden verrohende Wirkung und Verdummung bereits für alle Medien vorgebracht: Buchdruck, Zeitung, Radio, Rockmusik, Tv, Comicbücher, Videospiele, Smartphones. Einen Zusammenhang zwischen Schreckgespennst und Medium wurde nie nachgewiesen, auch nicht bei Killerspielen. Die Frage stellt sich aber, wenn die präsentierte Realität realistischer, erstrebenswerter oder eindringlicher wird als die eigentliche (siehe zb WoW-Sucht). Die Brillen können das nicht liefern, da muss man zusätzlich schon noch auf Stimulation bestimmter Hirnbereichen warten (lucides Träumen auslösen, "God Helmet, Epilepsi und Schizophrenie").

immerwütend 22 Motivator - 31893 - 6. Januar 2015 - 18:15 #

Ändert nichts daran, dass das Argument "Jugendschutz" auch diesmal vorgebracht werden wird. Nach Sinn wird ja eher selten gefragt, normalerweise genügt die Formel: Kenne ich nicht/gab es früher nicht = muss also schlecht sein.

Punisher 22 Motivator - P - 32223 - 6. Januar 2015 - 20:10 #

Und es ist gut, dass es vorgebracht wird - solange man sachlich und fundiert damit umgeht. Die Bedenken einfach unfundiert ausblenden ist genauso kurzsichtig wie sie unfundiert vorzubringen.

Ich glaube ja, dass gerade der Punkt des Suchtverhaltens, wenn die virtuelle Wirklichkeit erstrebenswerter ist, als die echte nicht zu vernachlässigen ist. Die Immersion ist hier dann völliger Abschottung von der realen Welt doch eine völlig andere. Auch interessant fand ich den Artikel von einem Journalisten, der meinte er hätte nach seiner OR-Erfahrung auf einer Messe im erschöpften Zustand (von Anreise etc.) tatsächlich leichte Probleme gehabt, die virtuelle und die echte Welt danach sauber zu trennen. Muss man lesen, um die Argumentation zu verstehen, ich fands auf jeden Fall interessant; deckt sich aber z.B. auch mit der eigenen Erfahrung, dass einige Leute die ich kenne wenn sie von ihren OR-Erlebnissen berichten, eher so klingen als wäre ein "echtes" Erlebnis gewesen und z.B. eher aus der Ego-Perspektive erzählen, als in der dritten Person. Aus einem "Naja, dann gehste so in den nächsten Raum..." wird dann eher ein "Dann bin ich so in den nächsten Raum gegangen". Drauf angesprochen war das den Leuten gar nicht bewusst.

Ich sage NICHT, dass das schlimme oder gefährliche Auswirkungen haben muss, aber ich denke es ist etwas, was man wissenschaftlich untersuchen sollte - werden bei VR-Erlebnissen andere Hirnregionen aktiv wie beim regulären Spielen? Wenn ja, sind das die gleichen Regionen wie bei einem echten Erleben? Wenn ja, was kann man eventuell für gute Effekte damit erzielen (z.B. in der Psychotherapie oder Entspannung?) und welche Bereiche sollte man eventuell gut im Auge behalten? Und bitte keine emotional geführte Hexenjagd von Pseudo-Experten, sondern fundierte wissenschaftliche Untersuchungen.

Name (unregistriert) 8. Januar 2015 - 18:39 #

Ist jetzt nicht so wissenschaftlich, aber kurze Suche über gute Einsatzmöglichkeiten der OR liefert folgendes:
- ein Chirurg (Orthopädie) in Spanien setzt dem Patienten OR auf um ihn von der Operation zu isolieren = abzulenken. Da nur lokal betäubt wird, wäre die OP für den Patienten unangenehm bis verstörend, per VR und Musik über Kopfhörer reduziert sich der emotionale Stress (Gerardo Garcés, Hospital Perpetuo Soccorro)
- Behandlung von Phantomschmerzen in verlorenen Gliedmaßen durch sog. Mirrorbox, in der der verlorene Arm als Spiegelbild des verbleibenden zu sehen ist. (University of Manchester)
- Überlegung Phobien und Ängste (soziale Ängste, Agoraphobie, Klaustrophobie, posttraumitischer Stress ->virtual iraq) durch Simulation und Desensitivierung (Exposure Therapy) in sicherer Umgebung zu behandeln. Bsp. Roberta Firstenberg hatte terminalen Krebs und war zu schwach um sich zu bewegen. Ich letzter Wunsch war es, noch einmal nach draußen zu können, was ihr die OR ermöglichte.

Horselover Fat 11 Forenversteher - 607 - 6. Januar 2015 - 0:32 #

Bald spielen wir eXistenZ. Oder tun wir es schon?

Admiral Anger 27 Spiele-Experte - P - 83414 - 6. Januar 2015 - 2:51 #

Tod der Dämonin Horselover Fat! :P

Mädchen 16 Übertalent - 4915 - 6. Januar 2015 - 3:55 #

Es ist bestimmt spannend, sich das in einem Jahr nochmal anzusehen!

andreas1806 17 Shapeshifter - 8196 - 6. Januar 2015 - 11:41 #

Beim vermarkten dieser Dinger wäre ich vor allem mit den Werbesprüchen vorsichtig... siehe Sony ;)

Fischwaage 17 Shapeshifter - 6765 - 6. Januar 2015 - 13:35 #

Ich kapier nicht warum ne VR Brille für irgendwelche neuen Gesetze oder Rechtsproblemen sorgen sollte. Das ist genau wie bei den Wii-Motes die in Fernseher krachen. Der Anwender ist verantwortlich - fertig! Die grossen Firmen werden das fett auf die Packung drucken und die Sache ist erledigt. Thema Jugendschutz ist auch schwachsinnig. Solange die Spiele nicht brutaler werden ist ne VR Brille auch nix anderes als nen Bildschirm den ich halt sehr nah vor Augen habe.

DomKing 18 Doppel-Voter - 9954 - 6. Januar 2015 - 14:03 #

"Schwachsinnig" ist das Thema Jugendschutz überhaupt nicht. Natürlich wird die Brille selbst nicht unbedingt betroffen sein, aber es kann durchaus passieren, dass Spiele dadurch anders eingestuft werden.

Es ist eben nicht nur ein Bildschirm, den du vor der Nase hast, sondern du verschmilzt sozusagen mit der Umgebung. Wurde doch gesagt, beim Bildschirm siehst du links und rechts noch alles, mit der Brille bist du aber abgeschottet mittendrin.

Fischwaage 17 Shapeshifter - 6765 - 6. Januar 2015 - 14:13 #

Also zumindest in Deutschland ist der Jugendschutz extrem Schwachsinnig! Vor allem wenn die einzig Leidtragenden die Erwachsenen sind und sich die 9-jährigen iPhone Kiddies eh die Raubkopien aus dem Netz ziehen. Aber das is nen anderes Thema und das wird durch ne VR Brille auch nicht schlimmer oder besser.

Zum Punkt verschmilzen: Das ist wie auch jetzt schon von Person zu Person unterschiedlich. Es gibt immer Idioten die nicht realisieren ein Spiel zu spielen.

Datajack (unregistriert) 6. Januar 2015 - 15:45 #

In einem guten Film bist ist links und rechts auch nichts, sogar auf einer super alten, kleinen s/w Flimmerkiste. Wenn du dich in den Film vertiefst fällt der Rahmen der Geräts irgendwann weg.
Unterschied hier: wenn du deinen Kopf drehst verändert sich die Perspektive, zusätzlich kann man interaktiv die räumliche Orientierung ändern. Arme Leute Holodeck.
Die Einstufung im Jugendschutz ist trotzdem erstmal abhängig vom Inhalt. Inhalte sind mittlerweile wahrnehmbar verrohter, das muss man nicht der klobigen Taucherbrille ankreiden.

Punisher 22 Motivator - P - 32223 - 6. Januar 2015 - 20:12 #

Nein, der Rahmen ist noch da - auch wenn du ihn nur noch unterbewusst wahrnimmst und das Gehirn das wegfiltert. Wenn du völlig "eintauchst" und wirklich auch unterbewusst keinen Rahmen mehr wahrnehmen kannst ist das ein anderer Effekt.

Name (unregistriert) 6. Januar 2015 - 22:16 #

Klar, aber so kommen wir in den Bereich der Haarspalterei. Der Rahmen ist noch da, genauso wie die Brille, der Druck auf der Nase und im Gesicht, am Hinterkopf durch das Gummiband, und der schlechteren Framerate - real hat mehr fps, mehr Schärfentiefe, Sehschärfe ist nicht angepasst und bla bla bla. Zeigt dir OR von deiner Umgebung sehr verschiedene Darstellungen bekommst du Probleme mit dem Gleichgewicht (Innenohr ->Übelkeit). Unterbewusst kannst du das alles genauso wahrnehmen und wegfiltern, die Brille ist also nicht sehr verschieden vom Rahmen des Tv.

OR hat einen Vorteil weil sich die optische Wahrnehmung leicht täuschen lässt und die Mustererkennung weniger Komplex ist als allgemein vermutet (7-9 gleichzeitige, grobe Muster in Echtzeit gehen durch den Sehnerv, nicht komplettes HD wie vielleicht vermutet), aber das sollte unter normalen Bedingungen die echte Wahrnehmung (nicht bloß die optische) nicht aushebeln. Die müsste man schon künstlich stören oder überlasten wenn man deinen idealen Effekt will, der einen auch wirklich unterbewußt täuscht.

Punisher 22 Motivator - P - 32223 - 7. Januar 2015 - 12:27 #

Klar, das man was auf dem Kopf hat spürt man noch. Trotzdem ist das "näher" dran an der Realität als alles vorher, nicht zuletzt weil mit visuellem und akkustischem Wahrnehmen die wichtigesten Sinne getäuscht werden.

Wie ich gesagt hab - man muss halt mal vernünftig wissenschaftlich erforschen, ob und wie sich da auswirkt... spekulieren hilft wenig, zumindest die Möglichkeit dass es mehr Realitätsersatz ist als bisher besteht aber durchaus

Name (unregistriert) 7. Januar 2015 - 14:19 #

Und was erwartest du für Ergebnisse? Es gibt ja schon unendlich viele Untersuchungen zur Hirnaktivität in der Kernspinröhre, MRT, PEt etc, wie Sex, Schachspielen, Erinnern bestimmter Worte usw.
Das Bild kommt über das Auge rein, Mustererkennung in der 1) Retina, weiterleitung über Sehnerv und dann Bildverarbeitung im
2) Visuellen Kortex (ca Hinterkopf) und 2) Cuneus (grundlegende Bildverarbeitung). Dann hast du mindestens 5 weitere Bereiche die stärker durchblutet werden, zentral erstmal
3) Hippocampus/Parahippocampus für Erinnerungsabfrage und Umwandlung von Kurz- in Langzeiterinnerung plus räumliche Orientierung, im
4) medialen Temporalen Lappen werden visuelle Erinnerungen Bedeutungen und emotionale Verbindungen zugeordnet (zudem für Sprachverständnis zuständig), und im
5) Präfrontalen Kortex (Vorderseite) blinkt dein "Ich/Persönlichkeit" auf, und konstriert deine Wahrnehmung, genauer vermutet man das dort komplexes kognitives Verhalten geplant wird, Entscheidungen getroffen werden, und soziales Verhalten moderiert wird. In allem denkt man im präfrontalen Kortex werden Gedanken und Handlungen in Einklang mit internen Zielen orchestriert. Im
6) Cerebellum (Kleinhirn, hinten) findet der größte Teil der Motorkontrolle statt, alles was Bewegungsbezogen ist, außerdem vmtl für Aufmerksamkeit, Regulierung von Angst und Freude/Genuss-Antworten (und ein bischen Spracherkennung). Daneben hast du noch einen Haufen anderer, darunter bedeutendst wahrscheinlich der
7) anteriore cingulare Cortex (ACC), welcher eine Rolle in einer vielzahl automatischer Reaktionen wie Regulation von Blutdruck und Herzfrequenz zu spielen scheint, sowie anderen kognitiven Funktionen wie der Belohnungserwartung, Empathie, Impulskontrolle, Emotion, Entscheidungsfindung.

Erwartest du das bestimmte Regionen unnormal stark stimuliert werden? Oder das die Zuordnung eines Bildes mit einer Erinnerung oder Emotion gestört wird?

Punisher 22 Motivator - P - 32223 - 7. Januar 2015 - 18:21 #

ERWARTEN möchte ich hier gar nichts, genau darum geht es mir - anstelle von Vermutungen zumindest einigermaßen wissenschaftlich fundierte Aussagen treffen zu können. Im Gegenteil dazu wäre es mir sogar wichtig, dass die Untersuchenden KEINE Erwartungen an den Ausgang des Experiments haben (was in der Realität wahrscheinlich schwierig ist) um eine bewusste oder unbewusste Interpretationsunschärfe zu vermeiden. Welche Hirnareale das sind übersteigt im Detail meine Kenntnisse - da gibts aber Leute, die das besser beurteilen können, nämlich die, die solche Untersuchungen bereits durchgeführt haben. Bevor ich da mit angelesenem Halbwissen um mich werfe überlasse ich das lieber besagten Leuten. :)

Zumindest die Aktivitäten in den verschiedenen Hirnarealen im Vergleich zu realen Erlebnissen und normalen Videospielen sollten untersuch- und messbar sein. Soweit ich mich erinnere gibt es hier zwischen Realtiät und Videospiel merkliche Unterschiede. Liegen nun die Aktivitäten bei gleichen Spielen eher so wie beim realen Erleben oder wie beim Videospiel, wenn man eine VR-Brille trägt? Lässt sich wohl zumindest bei Rennspielen recht gut durchführen, Ego-Shooter könnten mit dem Realitäts-Test natürlich Probleme bereiten.

Auch wenn solche Tests natürlich keine 100% Gewissheit geben (und es auch immer in beide Richtungen Ausreisser geben wird) wären sie - denke ich - alle mal besser als sich Stammtischparolen wie "Jugendgefährdend" oder "alles Neue war zu jeder Zeit immer gefährlich" gegenseitig an den Kopf zu werfen, wie es bei Videospielen die letzten Jahre passiert ist. Die Möglichkeiten, sowas zu untersuchen, sind jetzt besser als zu Zeiten von Rock'n'Roll oder den ersten Videospielen, warum das nicht nutzen statt auf Vermutungen und irgendwelchen polemischen Floskeln Gesetze zu erlassen, die mal wieder meilenweit an der Realität vorbeigehen? Dass sich die entsprechenden Leute damit befassen oder befassen werden dürfte klar sein - vor allem die Videospiel-Gegner werden da sicher ganz vorne mitlaufen. Insofern lieber fundiert als Stammtisch.

Name (unregistriert) 7. Januar 2015 - 21:10 #

- Vorneweg: Stammtisch. Halbwissen. Jugendgefährdend. Ich hoffe du meinst nicht mich, das nervt mich genauso wie dich.
- Keinen Erwartungen: Stimmt, Erwartungshaltungen können Proband und Experimentator beeinflussen, in der Verhaltensforschung wird notwendigerweise versucht das so gut es geht zu vermeiden, durch Irreführung oder Verheimlichung betreffs der Fragestellung (für beide). Ganz unvoreingenommen geht es dennoch nicht, denn offensichtliches kann man schlecht beweisen sondern nur widerlegen. Mag befangen wirken, aber die rationellste Herangehensweise ist es, eine Hypothese aufzustellen und zu versuchen, diese zu widerlegen.
- Aktivitäten in Hirnarealen und Unterschiede: Die Frage ist gut, hängt aber immer vom Versuchsaufbau ab, und davon, was genau untersucht wird. Viele Agressionsstudien zb sind meist schon zu verwerfen weil bereits durch suggestive Formulierung in der Methodik Voreingenommenheit zu erkennen ist, stimme dir bzgl der Erwartungen also absolut zu. Dann muss man sehen was man untersuchen will, Reine Wahrnehmung ist relativ leicht an Durchblutung der Hirnareale per MRI zu sehen, Bewusstsein (und was real ist) hingegen ist vergleichbar damit kaum verstanden. Bin da auch nicht auf dem laufenden, zur Unterscheidung Echt/Unecht fällt mir nur eine Untersuchung im Dezember ein. Da wurde der Unterschied zwischen echter Wahrnehmung (Sinneseindrücke abspeichern) und unechter (Wiedererleben im Traum oder Erinnerung) untersucht und festgestellt, das sich die Wahrnehmung grob gesagt in der Abspielrichtung unterscheiden. Frische Erinnerung wird im Langzeitgedächtnis beginnend mit Neuron 1 und endend mit Neuron x abgelegt, Erinnert wir von x nach 1.
Welche Unterschiede man findet hängt auch vom Inhalt ab. Erzählung aus Perspektive des allwissenden Dritten (man sieht den Spielecharakter von hinten), des neutralen Dritten oder der Ich-Perspektive (Analyse von Innen) werden schon in Büchern jeweils anders wahrgenommen, man muss also schon hier unterschieden. Die Unterschiede kann man schon hier testen. Verändert die OR etwas? Dann gebe ich die echte, tatsächliche Umgebung auf die Brille, also die in der der Proband sich befindet. Würde da nur geringe Unterschiede erwarten.
Was wenn die Umgebung stark verändert wird? Was wenn Aufmerksamkeit gelenkt und Verhalten gesteuert wird? (wie im Spiel) Was wenn unrealistische Szenarien ausprobiert werden?
- Warum das nicht für Verhaltensforschung nutzen? Du kannst davon ausgehen dass es dafür genutzt wird, auch wenn wir davon nichts hören. Wenn OR o.a. real "genug" darstellt, taugt es für Skinner Box Versuche. Wahrnehmung ist noch relativ harmlos, Triebsteuerung, Empathie, Impulskontrolle, Angstreaktionen und Belohnungserwartung sind für Regierungen sicher sehr viel lohnendere Felder. Milgram-Experimente haben sich auch nicht von selbst finanziert. Im Grundsatz kann die Brille die Wirklichkeit darstellen, und Ilusionen. Mit Ilusionen kommen Menscher einigermassen zurecht. Nichtinvasive Transkranielle Stimulation halte ich da für bedrohlicher.
- Polemische Floskeln als Rechtfertigung für konservative Dogmen: halte ich meist für Ausreden und Verschleierung. Die Ängste der Bevölkerung stehen in der Realpolitik meist hinter reaktionären Wirtschaftsinteressen oder der Erhaltung des Status Quo zurück. Man mag reden, entschieden wird aber geheim, wie der Kanzler es bei TTIP, Urheberrecht, Überwachung vormacht. Redet über ein 20 Jahre altes Internet von Neuland und gaukelt so Inkompetenz vor, obwohl das etablierte internationale Totalüberwachungssystem diese Inkompetenz ad absurdum führt. Polemiker sollte man ignorieren so es geht, leider sind die oft schwer zu erkennen. Die haben noch nie sachlich zur Aufklärung beigetragen sondern immer nur eigene Ziele verfolgt. Bei sogenannten Experten sollte man sowieso vorsichtig sein, deshalb immer selber prüfen.

Ach ja, kannst du den Namen und Autor des Artikels nennen? Würde den auch gern lesen.

Punisher 22 Motivator - P - 32223 - 8. Januar 2015 - 14:06 #

Nein, mit Stammtisch habe ich nicht dich gemeint, sondern die Videospiel-Entsorger da draussen, die ohne nachvollziehbaren kausalen Zusammenhang behaupten, Videospiele machen gewalttätig. Ebenso wie diejenigen, die mit ihrer eigenen, nicht untermauerten Argumentation auftrumpfen, Videospiele würden eben de-eskalieren, weil man seine Gewaltfantasien ja am Bildschirm auslebt. Mag ja durchaus einer Recht haben, aber ohne irgendwelche Untersuchungen, die das untermauern würden ists halt Stammtischgelaber.

Wie gesagt - ich bin kein Gehirnchirurg und auch im nachweihnachtlichen Müßiggang noch nicht geneigt, mir hier völlig fremdes Fachwissen vertiefend anzueignen - fand aber deinen Exkurs durchaus interessant (wenn ich auch nicht zu 100% garantieren kann, alles so verstanden zu haben wie es gemeint ist) und verstehe ihn insgesamt als Bestätigung, dass man hier grundsätzlich schon einige Wirkungsweisen von VR vs. Videospiel Classic testen könnte, um zumindest eine grobe Richtung zu ermitteln.

Der Artikel war glaub ich von einem englischen (?) Journalisten zur E3... ist eine Weile her, ich schau mal ob ich den noch finde.

Name (unregistriert) 9. Januar 2015 - 19:28 #

Schon gefunden? Was hat der Autor denn genau getestet? Vielleicht hilfreich beim suchen.

Nokrahs 16 Übertalent - 5996 - 6. Januar 2015 - 16:54 #

Interessant. Also in den 90ern als ich meinen VFX-1 und NVidia Shutter Brillen zum zocken benutzt habe, war die "Immersion" auch höher. Gezockt wurden MMO (EQ1) und auch Shooter. Mein Magen erinnert sich auch heute noch an "Magic Carpet" mit dem VFX-1.

Was ich eigentlich damit sagen wollte: Neu ist die Technik ja nun wirklich nicht. Ist eher die zweite große VR Hype Welle, welche aktuell läuft. Bessere Technik, mehr Nutzer, mehr Geld im Spiel und das liebe Internet.

"Damals" hat sich nichts geändert für Nutzer von VR Geräten in Sachen Jugendschutz, Verbraucherschutz oder sonstigem Schutz. Meine Güte waren das unsichere Zeiten.

In 2015 gibt es da sicher mehr "Aufreger" zum Thema und Menschen die etwas darüber zu sagen haben.

Xentor (unregistriert) 7. Januar 2015 - 5:41 #

IIch seh noch keine Vr Brillen Zukunft....
Weil ich noch keine VR Brille sehe.

Jedenfalls nichtfür den PC.

SaRaHk 16 Übertalent - 5249 - 7. Januar 2015 - 12:56 #

Ich mag den Henry. Guck mir seine Videos immer gerne an. Großartig auch immer die Kommentare drüben auf YouTube *FLAMEFLAMEFLAME*, weil ein paar Nasen dort ironische Beiträge nicht kapieren.

Skeptiker (unregistriert) 8. Januar 2015 - 11:55 #

Ich habe miterlebt, wie Grundschüler sich vor der Wii total verausgabt haben, so ähnlich wie viele Jogger mit entsprechender Musik im Ohr über ihre vernünftige Leistungsgrenze hinausgehen. Bei der Wii lernen die Kinder dann vielleicht noch schnell, dass es keinen Ganzkörpereinsatzes bedarf, aber wie sieht das bei Kinect aus? Gibt es da schon Klagen wegen Kreislaufzusammenbrüchen, oder gibt es da auch die "Mach mal eine Pause"-Warnhinweise wie bei der Wii?
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Jugendschutz und Verbraucherschutz sind sehr wichtige Themen, auch wenn viele "Es hat sie ja niemand gezwungen"-Propheten das wohl nie kapieren werden ...