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Jede Woche stellt der Arcade-Check ein interessantes Download-Spiel vom Xbox-Marktplatz vor, egal ob Indie oder Vollpreis. Die Rubrik wird von unseren Usern Vampiro und Old Lion betreut.
Geschichten: Eine altertümliche Form der Unterhaltung, die in früheren Zeiten oft von Generation zu Generation weitererzählt wurden, lange bevor sich die Familie abends vor dem heimischen TV einfand (heute wird ja eher gemeinsam auf dem Sofa ins jeweils eigene Tablet geschaut). Eine gute Geschichte ist spannend und regt nicht nur die Phantasie an, sondern verleitet uns zum Träumen oder Nachdenken. Ob die heutige Erzählung von Nuna, dem kleinen Iñupiat-Mädchen aus dem Indie-Titel
Never Alone, also gut ist oder nicht, zeigt euch unser Arcade-Check zum Casual-Puzzler.
Schneestürme und eine ungewöhnliche Freundschaft
Die Arktis – da denkt man sofort an unwirtliche Landschaften, kalte Winde, Schnee, Eis und wilde Tiere. Was bis hierhin nicht gerade einladend klingt, ist der Lebensraum der Iñupiat, einem kleinen Volk, das es seit Jahrhunderten schafft, der Natur zu trotzen. Umso schlimmer, wenn plötzlich ein nicht enden wollender Schneesturm aufzieht, der jegliche Jagdbemühungen und damit die Versorgung unterbindet. Hunger breitet sich aus. Getrieben von Mut und dem Wunsch, dem eigenen Volk zu helfen, macht ihr euch als kleines Mädchen auf dem Weg, die Ursache zu ergründen.
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Gemeinsam mit eurem Freund dem Polarfuchs geht ihr durch dick und dünn. |
Ausgestattet mit nichts weiterem als euren warmen Kleidern stapft ihr durch den tiefen Schnee, den Körper immer gegen den brausenden Wind gestemmt. Dieser schleudert euch bisweilen zurück und kann euch von den Klippen ins kalte Eismeer befördern. Ihr lernt schnell, dass unfreiwillige Kältebad durch geschicktes Hinlegen zu vermeiden. Jedoch folgt die nächste Gefahr direkt auf dem Fuße: Ein Eisbär hat euch gewittert und sieht euch als nettes Häppchen für zwischendurch an. Ihr ergreift die Flucht, seid allerdings aufgrund der kurzen Beine nicht annähernd schnell genug. Was wäre allerdings eine tolle Geschichte ohne den helfenden Freund? Ein Polarfuchs eilt euch zur Hilfe, lenkt den Eisbären ab und ermöglicht euch die Flucht. Ab sofort seid ihr unzertrennlich und begeht euer Abenteuer gemeinsam.
Iñupiat
Die Inupiat lebten ursprünglich als halbnomadische Fischer und Jäger traditionell in kleinen, nicht hierarchisch organisierten Gruppen, die sechs bis zwölf Familien umfassten. Die Gruppen benannten sich nach der Region, in der sie lebten und unterschieden sich durch ihren Dialekt. Die Inupiat glauben an eine beseelte Fauna, in der die Misshandlung eines Tieres nachteilige Konsequenzen für den Jäger hat. Zu finden ist das Volk heute im Nordwesten der USA, in der nördlichen Arktis, sowie in Alaska. Aktuell existieren noch 4000 ihrer Art.
Dabei ergänzt ihr euch wunderbar. Ist ein Vorsprung zu hoch, klettert der Fuchs hinauf und lässt ein Seil hinunter. Trennen sich eure Wege, helft ihr ihm wiederum weiterzukommen, indem ihr beispielsweise Plattformen verschiebt oder Kisten zurechtrückt. Der Charakterwechsel erfolgt auf Knopfdruck und funktioniert nahtlos.
Im späteren Verlauf von Never Alone erhaltet ihr eine Bola, die ihr durch Schleudern in Rotation versetzt und zum Zerschlagen von Eisbarrieren benutzt. Allerdings ist das nicht immer so einfach. An einigen Stellen braucht ihr Hilfe "von oben": tierische Geister, die dem Fuchs helfen.
Ihr seid bestimmt schon von allein drauf gekommen: Never Alone wird im besten Fall zu zweit vor dem heimischen Bildschirm gespielt. Der Alleingang ist zwar auch problemlos möglich, zu zweit gestaltet sich der Spielverlauf aber wesentlich stressfreier und letztlich spaßiger.
Grafisch schlicht, erzählerisch dicht
Never Alone setzt auf grafische Einfachheit. Karge weiße Landschaften, der Hintergrund etwas unscharf, mit einem leicht runden Blickfeld, wie aus einer Kapuze heraus. Die kalte Grundstimmung wird mit Hilfe des andauernden Sturmes und der damit verbunden Soundkulisse perfekt eingefangen, der rieselnde Schnee tut das Seine. Die Figuren sind alle schön gezeichnet und auch kindgerecht animiert. Blut fließt nicht in diesem Spiel und auch sonst wird euch die leicht bekömmliche Story wunderbar erzählt, sodass hier auch gut mit dem Nachwuchs zusammen das Gamepad in die Hand genommen werden kann.
Da Never Alone auf den Erzählungen und Anekdoten des bereits mehrfach erwähnten Volkes basiert, schaltet ihr quasi im Vorbeigehen Hintergrundinfos zur Story frei. In den spannend aufbereiteten realen Filmchen, die ihr im Hauptmenü anwählen könnt, werden euch kleine Geschichten erzählt, die euch die Lebensweise und das Volk der Iñupiat näherbringen. So erfahrt ihr die wahren Erlebnisse mit dem Polarfuchs und dem Eisbären oder begleitet die Jäger beim Fallenstellen. Insgesamt fügen sich 24 Teile zu einer sehenswerten Dokumentation über die Inuit zusammen.
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Achtung: Die tückischen Nordlichter greifen und verschleppen euch. |
Fazit
Die Altersfreigabe ab sechs Jahren weist schon deutlich darauf hin, dass dies ein Spiel ist, das euch überwiegend nicht allzusehr fordert, auch die Steuerung ist kinderleicht. Allerdings warten durchaus mehrere knackige Rätsel auf euch, die besonders beim gemeinsamen Lösen mit dem Nachwuchs enorm viel Spaß bereiten. Für knapp 15 Euro erhaltet ihr ein tolles Spiel, das eine spannende Geschichte erzählt und zum Nachdenken und Träumen anregt. Never Alone hebt nicht den virtuellen Zeigefinger, auch wenn in der Dokumentation auf den Klimawandel und die Eisschmelze verwiesen wird. Vielmehr zeigt es auf, dass es sich lohnt, die einfachen Dinge zu erhalten: Freundschaft und Tapferkeit.
- Action-Adventure
- Solo oder zu zweit am Bildschirm
- Für Kinder geeignet
- Preis am 29.11.2014: 14,50 Euro (Goldmitglieder zahlen 1 Euro weniger)
- In einem Satz: Für Spieler, die Puzzles, schlicht-schöne Grafik und gute Geschichten mögen.
Scheint ein schönes Spiel geworden zu sein.
In der Tat. Es lohnt sich wirklich, da mal einen Blick reinzuwerfen. Kann ich nur empfehlen.
Danke für den Test. Das werde ich mir auf jeden Fall holen.
Du wirst ne Menge Spaß und ein tolles Erlebnis haben!
Danke
Für mich wirkt es sehr von Limbo inspiriert zu sein. Bestimmt ein schönes Winterspiel
Nee, mit Limbo hat das meines Erachtens eher weniger zu tun! Es mag ähnlich aussehen, mehr aber nicht!
Thematisch toll angesiedelt und fein beschrieben.
Vielen Dank, der Herr!
Wie lang ist das Spiel denn ungefähr?
5-7 Stunden hab ich gebraucht, für einen kompletten Durchlauf!
Okay, das ist ja nicht schlecht, dachte schon, das wäre wieder so ein 2-Stunden-Spiel. ;)
Nee. Und wenn du es mal zu zweit versuchst, kann es auch etwas länger dauern.
Also die Gamestar schreibt etwas von 2 Stunden Spielzeit.
http://www.gamestar.de/spiele/never-alone/test/never_alone,51055,3080526.html
Dann waren die wohl schneller als ich!
Richtig, nur kann es eben doch so ein "2-Stunden-Spiel" sein.
Und wem glaube ich jetzt? :D
Zeit ist doch relativ. Klar, wenn du jedes Rätsel sofort checkst, dich nicht verwechselst und perfekt steuerst, dann mag man es auch in 2-3 Stunden schaffen. Spielt man es wie ich als Normalsterblicher oder eventuell wirklich mit einem Kind daneben, halte ich 5-7 Stunden für realistisch!
Kommt wohl auf deine Spielweise an. Ich bin ein schneller Spieler, von daher wird das Spiel bei mir vermutlich wohl eher auf die 2 Stunden zugehen, als auf die 5-7 Stunden.
Denke deine Aufgabe ist es nun, dich selbst einzuschätzen ;-)
Da ich im Rätsel lösen gut bin, aber mir beim Spielen gerne Zeit lasse, liege ich wohl irgendwo zwischen 2 und 7 Stunden. Also würden es bei mir wahrscheinlich 4 Stunden werden. :D
Hört sich gut an, im Humble Bundle bin ich dabei :)
Ein sehr schönes, empfehlenswertes Spiel, und ein sehr guter Artikel dazu.
Danke!
"Aktuell existieren noch 4000 ihrer Art." -> Eine etwas seltsame, wenn nicht gar problematische Formulierung, da es ja um Menschen geht, oder??
Werde ich mir mal anschauen, wenn ich eine PS4 habe.
Liest sich sehr interessant, va auch wegen des Settings, danke fuer den Check!
Wirklich schöne Story. (Auf PC gespielt)
Gerade mit der Freundin im Coop durchgespielt. Sehr nett erzählt, der Polarfuch ist allerliebst und die Doku im Spiel ist wirklich interessant. Wir waren in weniger als 3 Stunden fertig.