Wohl aufgrund auslaufender Lizenzen wurden bei Besitzern der PC-Version von Grand Theft Auto San Andreas durch einen Zwangspatch vor einigen Tagen über Steam 17 Lieder aus dem Spiel entfernt. Henry Krasemann, der Games-Anwalt von GamersGloabal, hat sich der Sache angenommen.
Wer GTA San Andreas über Steam registiert beziehungsweise erworben hat, erhält tatsächlich kein Eigentum an dem Spiel. Vielmehr bekommt man eine Lizenz, wobei grundsätzlich der Publisher bestimmen kann, was Inhalt der Lizenz ist. Hier kann jedoch die Frage dahin stehen, ob die damalige Lizenz eine solche Löschung von Spielteilen respektive der Lieder erlaubt hätte. Solche Klauseln in den Lizenzbedingungen müssen sich auch an Verbraucherrecht halten. Insbesondere überraschende Klauseln muss der Verbraucher (also Spieler) nicht hinnehmen.
Dass ein Spiel fast 10 Jahre nach Erscheinen um 17 Lieder gekürzt werden darf, dürfte für die allermeisten Spieler sehr überraschend sein. Eine solche Klausel wäre somit nach Ansicht des Games-Anwalts unzulässig und damit unwirksam. Valve beziehungsweise Rockstar Games hätte ausdrücklich (und nicht nur in den allgemeinen Lizenzbedingungen respektive der EULA) auf diese Einschränkung hinweisen müssen. Vor Gericht könnte allenfalls das Argument gelten, dass es sich nur um eine unwesentliche Verschlechterung des Spiels handelt, da die Lieder nur Beiwerk zu den Autofahrten im Spiel seien. Ob dadurch aber nicht doch ein nennenswerter Teil der Atmosphäre GTA abhanden kommt, wäre dann zu untersuchen ...
Doch dies ist nicht der erste Fall, in dem Rechteinhaber in schon erworbene Medien eingreifen. Mehr dazu und den Rechtsfolgen erklärt der Games-Anwalt in seinem Video.
Interessanter Ansatz, bin auf die genauen Ausführungen im Video gespannt.
Nein, der Verbraucher muss das nicht hinnehmen. Die Frage stellt sich nur: Wer zieht ernsthaft wegen einigen Musikstücken, die aus einem uralten Spiel entfernt wurden, vor Gericht?
Der zeitliche und zumindest anfangs monetäre Aufwand dürfte nicht unwesentlich sein. Außerdem muss im Ernstfall (bei einer Klage gegen ein Millionenunternehmen) auch noch genug Geld vorhanden sein, um eine mögliche (das Unternehmen hat mit Sicherheit die besseren Anwälte) Niederlage auszugleichen.
Und das alles wegen ein paar Songs? Genau diese Frage werden man sich beim Herauspatchen auch gedacht haben - mit dem festen Glauben daran, dass da "schon niemand wirklich vor Gericht ziehen wird" ;-).
Zunächst kann (und sollte) ja jeder erstmal sein Geld zurückverlangen, die Begründung ist klar und dann erstmal sehen, was Valve dazu sagt. Ob wirklich jemandem das Prinzip so wichtig ist, in diesem Fall hier dann zu klagen, weiß man nicht. Es sind zumindest recht viele Spieler betroffen, das ist ja kein kleines unbekanntes Spiel.
Das soll jetzt hier selbstverständlich kein Aufruf sein, einen Kopierschutzt zu umgehen, aber Rockstar hat sich mit ihrem Vorgehen doch alleine schon moralisch ein so großes Handicap eingefangen, dass ich es auch durchaus gut verstehen könnte, wenn man als Spieler darauf reagiert, indem man sich mit entsprechenden Mods oder so die Lieder wieder zurückholt (und auch das funktionierende Spiel, der Patch hat ja noch mehr kaputtgemacht).
Danke für die kurze Erklärung mit dem "Punishment"-Gedanken. Jetzt wird mir auch klar, warum es in den USA (gefühlt) ständig absurde Klagen gegen große Unternehmen gibt. Im Fall der Fälle kann man da ja einiges rausholen.
Danke dass du dich dem Thema angenommen hast Henry : )
Viel schlimmer als der Wegfall der Lieder, sind die anderen Veränderungen. Es gibt kein 1080p mehr und die Steuerung wurde verschlimmert. Bei mir war die Performance im Eimer.
Hat zum Glück nur 2,49€ im Sale gekostet und ich hab ja noch die PS2-Version.
Und das wichtigste: Alte Spielstände waren nach dem Patch vom Spiel nicht mehr lesbar!
Ach ja, hatte ich ganz vergessen weil ich eh noch am Anfang war. Aber ist so bei einem Epos natürlich besonders übel.
Danke für den Beitrag zu diesem höchst interessanten Thema :).
Mal ganz unabhängig von der rechtlichen Seite. Warum zur Hölle hat Rockstar das eigentlich getan, obwohl es doch technisch absolut kein Problem gewesen wäre, einfach für die neue Verkaufsversion von San Andreas (also die ohne die Lieder) eine neue App-Id in der Steam-Datenbank anzulegen. So dass die alten Käufer keine Einbußen gehabt hätten und die neuen eben mit der Version ohne Lieder hätten leben müssen. Eventuell hätte es sogar gereicht innerhalb der App-Id ein neues Depot anzulegen, da kenne ich mich nicht gut genug für aus, um da sicher zu sein. Jedenfalls macht sich Rockstar hier doch völlig unnötig die alten Käufer zum Feind, da es technisch auch einfach andere Lösungen gegeben hätte.
Ich denke sie schauen einfach mal wie weit sie gehen können, wieviel Kritik es gibt und wenn die sehr gering ausfällt kann man so weitermachen.
Ich bezweifel dass hinter solchen Entscheidungen großartige Überlegungen stecken. Die Lizenzen laufen aus und der technisch einfachste Weg die Problematik aus der Welt zu schaffen, ist ein Patch der über Steam eingespeist wird. Natürlich betrifft das dann auch alte Nutzer.
Es wäre sicherlich wesentlich aufwändiger gewesen zu prüfen, wann der jeweilige Nutzer das Spiel erworben hat. Wahrscheinlich existiert gar kein System um dies zu ermöglichen, da diese Eventualität bei der Entwicklung gar nicht betrachtet wurde. Von der Unternehmensseite aus, wird da Niemand ein Entwicklerteam beauftragen diese Funktionalität einzubauen. Zumal dies sicherlich mit Valve zusammen hätte erfolgen müssen, welche daran erstmal gar kein Interesse haben.
Da muss man einfach bedenken wie Unternehmensabläufe aussehen. Irgendwer stellt fest, dass die Lizenzen auslaufen, gibt das an die verschiedenen Stellen weiter und dann wird entschieden, was der einfachste Weg ist das Problem zu lösen. Dies geschieht natürlich über den kostengünstigsten Weg, denn für San Andreas gibt es sicherlich keine zuständigen Personen. Wer will da wirklich über zig Meetings eine neue Kostenstelle und ein neues Projekt auf die Beine stellen, wenn die nahe liegende Lösung so einfach ist.
Was aber nur bestätigt, dass den großen Firmen im Netz mittlerweile die Vorstellung, es könnte so etwas wie Kunden geben, völlig abhanden gekommen ist.
Würde ich so nicht sagen. Es ist einfach ein Problem, dass größere Unternehmen anders organisiert sein müssen als kleinere. Ein kleiner Entwickler wo der Chef gleichzeitig Chefentwickler ist kann sich ganz anders mit solchen Themen beschäftigen.
Ab einer bestimmten Größe (ohne welche Entwicklungen wie GTA San Andreas gar nicht möglich wären) werden Aufgaben nun mal auf verschiedene Stellen und Positionen aufgeteilt.
In diesem konkreten Fall ist das Problem doch ein ganz anderes. Es geht um Lizenzrechte. Die Titel wurden entfernt, weil Musikstücke lizenziert werden müssen und keine Blanko-Lizenzen ausgestellt werden. Rockstar bzw. Take Two wieder rum kooperiert mit Valve, welche ein bestimmtes Patch-System betreiben.
Muss Rockstar nun auf alle Ewigkeit (solange der Titel auf Steam verfügbar ist) Lizenzen für Musikstücke verlängern? Sind die Rechteinhaber der Musikstücke überhaupt einverstanden, dass alten Nutzern (welche die Spiele und damit die Musik beliebig oft und lange herunterladen können) von Lizenzverlängerungen ausgeschlossen sind? Die Sache ist doch viel komplizierter und beschränkt sich nicht auf einen Akteur.
Vielleicht sind intern ja doch all diese Überlegungen angestellt worden, aber vielleicht auch nicht. Als Außenstehender ist der Sachverhalt jedenfalls schwer zu beurteilen.
Ach, für mich ist die ganze Dache ziemlich einfach zu beurteilen. Ich habe das Spiel auf Disc, und da ich grundsätzlich keiner Firma Zugriff auf meinen PC gestatte, habe ich die fraglichen Musikstücke nach wie vor in meinem Spiel.
Weder Verleger noch Buchhändler dürfen in meiner Bibliothek irgendwelche Veränderungen vornehmen, und auch, wenn Softwarefirmen der Illusion anhängen, ihnen stünden solche Rechte zu, werde ich ihnen die niemals einräumen.
Danke für den Beitrag.
Genau wegen solcher Dinge hat absolut niemand Zugriff auf meinen PC!
17 Lieder sind es ja nur heute. Wann laufen denn die Lizenzen der anderen Lieder im Spiel aus? Wenn die dann auch rausgepatcht werden, bleiben am Ende wohl möglich gar keine Lieder mehr übrig, was dann schon eine erhebliche Änderung am Spiel darstellt.
Also sollte solch eine Praxis gleich unterbunden werden. Wäre schön wenn sich der Verbraucherschutz darum mal kümmern würde.
Dann wird immer der Soundtrack vom letzten GTA drüber gepatched. ;)
Spass beiseite, so ein Geschäftsgebaren ist grütze!
Interessant. Ich habe hier meines Wissens noch eine Version von GTA-SA ohne Steamanbindung. Also kann mir auch niemand die Lieder löschen. Darf ich das Spiel denn jetzt überhaupt noch spielen und diese Lieder dabei hören, ohne mich damit strafbar zu machen? ^^
frag mal Gabe ;)
Deshalb nutze ich Steam nur, wenn es keine andere Methode gibt; Sozusagen als einzigen Ausweg. Und sooo alt ist GTA SA auch nicht, gerade mal von 2005. Ob da eigentlich die GEMA ihre Finger im Spiel hat? Oder wurden die Lieder nicht nur aus den deutschen Steam-Versionen entfernt, sondern aus sämtlichen? Wie das wohl mit den Lizenzen aus Vice City und GTA III ist... mir graut vor der Zeit, in der GTA V "alt" ist und man dort auch um seine Musik betrogen wird.
Welche man zwar auf diversen Seiten im Netz völlig gratis und ohne gegen das Gesetz zu verstoßen hören kann; Aber gut, was soll's.
Löscht, entfernt, zensiert doch was Ihr wollt.
Wurde in sämtlichen Steam-Versionen entfernt.
Ts..Wer kauft sich auch GTA San Andreas über Steam? Da gibt es so einen Shop namens Ebay.co.uk....
Wenn man die Rechtmäßigkeit der Entfernung von Liedern aus einem Spiel in Frage stellt, muss man allerdings ganz allgemein fragen in wie weit Content aus einem Spiel entfernt werden darf.
Fakt ist, dass so ziemlich jeder Patch Inhalt entfernt und diesen durch neuen Inhalt ersetzt. Auf rein technischer Ebene wird beim Abändern von nur einer Zeile Code die alte Datei gelöscht und durch die neue ersetzt, selbst wenn man nur Funktionalität hinzufügt. Welche Inhalte dürfen nun abgeändert werden und welche nicht?
Die Lösung jedes mal nachzufragen ob der Nutzer mit einer Änderung einverstanden ist, funktioniert nicht. Sobald ein Spiel eine Online-Komponente in welcher Form auch immer besitzt, ist es dem Entwickler kaum zumutbar das Spiel lauffähig zu halten, wenn Änderungen nicht zugestimmt wird.
Worauf so eine Debatte letztendlich hinausläuft ist eine Grundsatzdebatte über Plattformen wie Steam, welche Spiele mit einem Online-Service verbinden, selbst wenn das Spiel selbst gar keine Online-Komponente besitzt. Letztendlich kauft man eine Lizenz eines Spiels in Verbindung mit Steam und nicht nur die Lizenz eines Spiels.
Im ersten Moment ist es natürlich absurd das Entfernen von Liedern als rechtmäßig anzusehen, allerdings sind Spiele und Software allgemein nicht richtig definiert. Als Käufer weiß man gar nicht was man bekommt und für welche Inhalte man zahlt. Der Umfang des Produktes ist vollkommen unklar, da Spiele aus unzähligen Komponenten bestehen, während z.B. Filme, Musik oder Ebooks sehr klar definiert werden können. Welche Komponenten nun ein Spiel ausmachen und welche nicht, ist unmöglich beantwortbar.