Die Kapelle auf Schloss Rittersberg sieht richtig schick aus. Unter dem bunteren Look des Remakes leidet in einigen Szenen allerdings die düstere Atmosphäre. |
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Alte Stärken und neue Schwächen
Die Handlung hat auch mehr als zwanzig Jahre nach der Erstveröffentlichung nichts von ihrer Faszination eingebüßt. Die unterhaltsame, teils humorvolle, teils düstere Verschwörungsstory mit Humor-, Sex-and-Crime- und Mystery-Elementen motiviert nach wie vor. Die Neuausrichtung in anderen Bereichen wirkt sich jedoch bisweilen abträglich für die Atmosphäre aus. Beginnen wir mit der komplett überarbeiteten Grafik. Diese punktet mit schönen Beleuchtungseffekten und ihrem drastisch erhöhten Detailreichtum, wovon auch die Suche nach winzigen Objekten profitiert. Wenn man aber die Szenen von damals und heute nebeneinander stellt, fällt der weniger düstere Ton auf.
Die deutschen Texte sind teils holprig |
Viele Szenen wirken heller und bunter als im Original. Während manche Schauplätze, wie etwa der Jackson Square, dadurch sogar eine Aufwertung erfahren, leidet die ehemals düstere Atmosphäre unter dem farbenfroheren Look teils beträchtlich. Die Qualität der Animationen ist wechselhaft. Einige der Bewegungen wirken arg hölzern, während die meisten zumindest einen ganz ordentlichen Eindruck hinterlassen.
Die 3D-Wackelköpfe in den Dialogfenstern sind jedoch schlichtweg hässlich und unfreiwillig komisch: Gabriel etwa scheint einem Barbie-Adventure entsprungen zu sein. Hinzu kommt der neue, wenig überzeugende Soundtrack. Sicher, die altbekannte Titelmelodie und auch ein oder zwei Tracks sind sehr stimmungsvoll. Bei vielen Szenen waren wir jedoch überrascht bis verstört darüber, wie wenig Gespür Jensens Ehemann und Komponist Robert Holmes an den Tag legt. Viele Soundtracks passen überhaupt nicht zur Dramaturgie. Bisweilen glaubten wir uns angesichts des Gedudels sogar in einem Fußball-Manager der 90er Jahre. Das ist umso verwunderlicher, da Robert Holmes bereits für die Soundtracks in den drei vorherigen Gabriel-Knight-Adventures verantwortlich war.
Als Bonus gibt es Interviews, Konzeptzeichnungen, Storyboards und Screenshots aus dem Original. |
Gelungene Neuvertonung
Fans des Originals klingen womöglich noch heute die erstklassigen Sprecher in den Ohren: Tim Curry, Mark Hamill, Leah Remini, Michael Dorn – eine viel bessere Auswahl hätte man kaum treffen können! Da die Originalaufnahmen allerdings verloren gegangen waren, gibt es im Remake eine Neuvertonung. Diese erreicht nicht ganz die Klasse ihrer Vorgänger, bewegen sich aber auf einem gehobenen Niveau.
Ausgerechnet die neue Stimme von Gabriel entpuppt sich jedoch als absoluter Fehlgriff. Der Sprecher klingt nach einem zugedröhnten Elvis Presley-Imitator in einer Hochzeitskapelle in Las Vegas (das soll nicht heißen, dass der Autor dieser Zeilen schon entsprechende Erfahrungen gemacht hätte). Besonders lange Gespräche, wie die mit Dr. John oder Professor Hartridge über Voodoo, können aufgrund dieses Schnitzers nicht die Intensität des Klassikers erreichen.
Nichts verändert hat sich hingegen an der inhaltlichen Klasse. Wie von Jane Jensen gewohnt, die für ihre umfangreiche Recherche für ihre Abenteuer bekannt ist, geizt das Spiel nicht an interessanten Fakten über New Orleans und Voodoo. Während die Dialoge bei Inhalt und Umfang kaum Wünsche offen lassen, gilt das nicht für Kommentare zu "unsinnigen" Aktionen.
Wenn wir etwa Gabriel mit dem Beichtstuhl kombinieren, hätten wir etwas Lustigeres als einen „Das geht nicht“-Standard-Kommentar erwartet. Die deutschen Untertitel sind insgesamt ordentlich, bisweilen aber recht holprig übersetzt. Aus einem Journal wird eine Zeitschrift, obwohl es sich in dem Zusammenhang um ein Tagebuch handelt. Ein alter Friedhofsgärtner wird als Wächter tituliert. Auch hat man es mit der Eindeutschung etwas übertrieben. Warum muss etwa auf dem Polizeigebäude „New Orleans Polizei“ stehen? Warum wird ein Detective zu einem Detektiv? Alles nicht besonders wild. Der Immersion sind diese Entscheidungen aber eher abträglich.
Autor: Stephan Petersen / Redaktion: Benjamin Braun (GamersGlobal)
Gabriel Knight - Sins of the Fathers 20th A.E. | |
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Getestet auf
6.5
Userwertung7.8 |
Pro
Contra
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Hab das Original nie gespielt. Trotz der beschriebene Mängel werde ich mir das bei Gelegenheit aber bestimmt mal auf das iPad laden. Danke für den Test.
Stimme soweit mit dem Test überein. Die Stimme von Gabriel ist wirklich furchtbar. Ebenso klingt der neuvertonte Soundtrack sehr unpassend, wobei der Titeltrack aber immernoch fantastisch klingt.
Für mich auch nach über 20 Jahren noch immer ein klasse Adventure mit einer der besten Geschichten in dem Genre.
klingt jedenfalls nicht sehr schön. hatte im vorfeld auch gelesen, dass die dialoge wohl auch noch gekürzt wurden. ingesamt für mich gibts da nicht wirklich gründe, wieso man dem remake hier den vorzug geben sollte. das original ist wohl das wesentlich bessere spiel.
Und wieder ein Test (und insbesondere eine Wertung), der mir die Entscheidung leicht macht, mein auslaufendes GG-Abo nicht zu verlängern, da hier offenbar nicht verstanden wurde, was ein gutes Adventure ausmacht.
D.h., ein spielemagazin ist für dich nur sinnvoll, wenn es deine Meinung bestätigt? Sollte es nicht vielmehr neue Impulse liefern? Kannst das Spiel ja immer noch einfach nicht kaufen...
Endlich mal ein Adventure-Test, der die Schwächen nicht zugunsten des guten Willens und des bisherigen Trackrecords beiseite wischt.
Aus dem Test geht doch klar hervor, dass sich die Neuauflage mit dem Vorgänger messen muss und leider einige Dinge nicht positiv verbessert wurden. Daher die durchschnittliche Wertung. GK SoF 20th A.E. ist laut Test ja dennoch ein "gutes Adventure" geblieben, nur muss eben eine Neuauflage dann auch in manchen Dingen noch was drauflegen als das alte Orginal. Ich finde den Test genau richtig.
Endlich mal wieder ein fundiert begründeter Kommentar.
Könntest Du das auch begründen? Klingt ein bißchen beleidigt, Dein Kommentar.
Der neue Grafikstil ist einfach grausig. Sieht aus wie 'Book of unwritten tales'
The Book of unwritten Tales hab ich zwar noch nicht gespielt aber der neue Grafikstil ist wirklich hässlich, das war aber auch schon bei den neu auflagen von Monkey Island so. Ich glaub es ist schwierig den Charme und die Atmosphäre von damals in die heute Zeit/Technik zu transportieren. Pixelgrafik verkauft sich nicht so gut.
Zusammen mit den anderen Unzulänglichkeiten spar ich mir diese Version und bin froh damals das Original gespielt zu haben, schönes Spiel.
Das Remake von MI2 fand ich eigentlich ziemlich hübsch, während bei Teil 1 noch vieles 'clumsy' wirkte.
jup ging mir auch so. die sprachausgabe hat aber auch teil1 rausgerissen, weil es die halt im gegensatz zu gabriel knight hier beim original ja nicht gab.
Ich habe das Remake in einem Rutsch durchgespielt - und da ich kein Schüler mehr bin und mir selten mehr als 2h Zeit fürs Spielen nehmen kann und will, mag das was heißen.
Das Remake fand ich erheblich angenehmer als das Original - zum einen wegen der Hot Spots, vor allem aber, weil durch eine veränderte Handlungsreihenfolge jetzt an jedem Handlungs-Tag etwas zu tun ist (im Original gab es einige Tage mit zuviel Leerlauf).
Die Stimmen waren für mich ok - auch die von Gabriel war bei weitem nicht so schlecht wie im Test beschrieben (auch wegen des gefakten Südstaatenakzents, den Tim Curry ja eher nicht so glücklich hinbekommen hatte). Die von Grace und Dr. John fand ich trotz des fehlenden Promi-Faktors sogar erheblich besser.
Störender als früher fand ich, dass einige Gegenstände erst benutzt werden können, wenn ein bestimmtes Ereignis eingetreten ist. Irgendwie ist da meine Frustresistenz im Laufe der Zeit gesunken...
Jeder alte Fan sollte auf jeden Fall einen Blick riskieren. Wenn man nur "moderne" Adventures kennt, dürfte man eher enttäuscht werden.
Ach ja, wenn jemand schon das Achievement "Solo Mission" erreicht hat, wäre ich für einen Hinweis dankbar!
Sorry, aber die deutsche Übersetzung ist nicht "holprig" oder "insgesamt ordentlich", die ist völliger Mist.
Das ist die schlechteste Übersetzung, die ich bislang erleben musste. Sein es Fehlübersetzungen, Grammatikfehler, Schreibfehler oder eben völlig unverständliche Sachen. Ich kann der im Test bereits genannten Beispielen noch diverse weitere hinzufügen.
Solange es einfache kurze Sätze sind, passt es meist halbwegs. Die Übersetzung der Zeitungsartikel oder gar des digitalen Comics ist hingegen völlig vergeigt. Das Geld für diese "Übersetzung" hätte sich der Entwickler echt sparen können. Die deutsche Fassung ist gegenwärtig einfach nur Verarsche und erinnert an Google Translate...
Vielen Dank für den Kurztest. Ich werde beim Original bleiben und das nochmals spielen. :-)
Da habt ihr aber wieder streng gewertet. Ich finde das Remake sehr gut. Was hätte man bei den Hintergründen denn besser machen sollen, die sind doch top. Animationen sind OK und bei einem Adventure ja auch nicht so spielentscheidend. Das einzige was mir negativ aufgefallen ist, ist dass Gabriels Machosprüche heute extrem platt 90s rüberkommen. Aber ist ein super Remake geworden. Kost zudem ja auch fast nix auf GOG.
Weniger Bonbon-Farben wäre ein Anfang gewesen.
Was für Bonbons lutschst du? Lakritz?
Und wieso gehst du jetzt den Anon an?
Weil er nicht meiner Meinung ist. Ist doch offensichtlich.
Das geht trotzdem freundlicher.
Du kannst deswegen dennoch sachlich reagieren.
Das muss ich nachholen. Aber mal schauen ob es das Remake oder Original wird.
Mit dem Original hab ich mir damals mehrere Nächte um die Ohren gehauen und bin immer wieder tief in die Atmosphäre eingetaucht.
Die düstere Atmosphäre geht dem Remake leider fast völlig ab. Die Sprecher sind teilweise ok, die Besetzung von Gabriel Knight war leider ein Griff ins Klo - weil der Sprecher krampfhaft versucht so zu klingen und zu sprechen wie Tim Curry im Original - was ihm selten gelingt.
Schade, neben einigen Verbesserungen (Hot Spot Anzeige) hat man die Steuerung aber ansonsten voll in den Sand gesetzt - eine Klick-Orgie sondergleichen.
Die Kritik an der Musik kann ich nicht ganz nachvollziehen - soweit ich das bisher gesehen bzw. gehört habe, handelt es sich durchweg um die gleichen Kompositionen wie im Original.
Danke für den Test. Das Original gehört zu den wenigen Adventures aus dieser Zeit, die ich noch nie gespielt habe. Wird also Zeit, das nachzuholen...
Merkwürdig, dass Herr Petersen den Soundtrack so anprangert. Wenn ich mich recht erinnere, wird jeder Song an der gleichen Stelle gespielt, an der er auch im Original war, nur eben ein wenig aufgefrischt. Ich finde die Musik alles andere als "fehl am Platz". Sie trägt gerade zur typischen Gabriel Knight Atmosphäre bei. Meiner Meinung nach eine der besten Adventuremusiken überhaupt!
Was mir auch leider übel aufstößt ist, dass alle Tester (so z.B. auch Eurogamer) den Titel immer mit dem Original vergleichen. Kann man machen, nur dann bleibt man leider nie objektiv. Vielleicht hätte man den Test von jemandem machen lassen sollen, der das Original NICHT kennt.
Anderes Beispiel: Die neuen Turtle-Kinoverfilmungen finde ich grauenhaft, gerade WEIL ich die Vorgänger aus den 9oern kenne und finde, dass die alte Atmosphäre irgendwie flöten gegangen ist... Geht das nur mir so?
Wenn du etwas altes zitierst, dann wirst du auch damit in Verbindung gebracht. Immerhin hat man sich bewusst entschieden, ein Remake eines hochgelobten Spiels zu machen. Dann muss man sich auch die Frage gefallen lassen, ob man das Original gut in die neue Form transportieren konnte und ob man dem ganzen vielleicht sogar noch etwas hinzufügen oder neue Aspekte abgewinnen konnte.
Es ist ja ein Remake, keine Fortsetzung. Da gehört es schon dazu mit dem Original zu vergleichen. Wird bei Filmen ja auch gemacht, zuletzt z.B. bei Oldboy. Und da gehen die Meinungen dann stark auseinander. Die einen lieben das Original und sehen gar keinen Sinn in einem Remake. Einige finden so eine modernisierte Neuauflage gar nicht schlecht und andere, die das Original gar nicht kennen, weil sie zu jung sind, kommen so auch noch in den Genuss und finden das vielleicht dann sehr toll, hätten sich den alten Kram aber nie angetan. (Im übrigen wundert es mich, dass das Oldboy Remake ab 16 ist, das ist heftig brutal (der alte war ab 18 und unblutiger), so etwas in einem Spiel, den (Spoiler: mehrfachen Inzest-) Sex noch dazu, und das Ganze würde wahrscheinlich sofort beschlagnahmt werden.
Ich habe den Turtles Film noch nicht gesehen, nur Trailer, finde jetzt aber nicht, dass der sich stilistisch irgendwie von den drei Titeln der späten 80er, frühen 90er unterscheidet. Eigentlich wirkt der schon wie eine moderne Weiterführung dieser Linie. Ich gehöre übrigens zu denen, die offen zugeben, die drei Filme damals ziemlich gemocht zu haben. Auch die alte Cartoonserie mochte ich damals. Mir ist allerdings klar, dass weder die alten Filme noch die alte Zeichentrickserie irgendwas mit der echten Comicvorlage gemein haben, außer die Charaktere. Das Original ist doch sehr erwachsen und blutig.
Womit ich z.B. überhaupt nichts anfangen kann ist die neue TV Serie (nur vom Trailer her) oder auch der Turtles Film von vor ein paar Jahren, die finde ich stilistisch (als auch inhaltlich beim Film) wirklich nur schrecklich.
Ooch, keine Pixelsuchorgie mehr, das ist mir zu casual! ^^
Fand das Remake nicht schlecht, aber was für mich fast schon peinlich gewesen ist, war das Extra-Rätsel mit der magischen Karma-Maschine welche total fehl am Platz und albern wirkte.
Da werden Erinnerungen an Teil 2 wach, echte (schlechte) Schauspieler in kostengünstiger Kulisse... das Original war unschlagbar. Das hier wirkt dagegen wie ein Kunstwerk :). Werde es mit Freude auf dem iPad zocken! Danke für den Test!
Trotz der offensichtlichen spielerischen Mängel von Gabriel Knight, muß ich als alter Fanboy der Reihe ganz eindeutig und so objektiv wie das ein Fan machen kann sagen, dass diese Mängel durch die gute Atmosphäre mehr als wett gemacht werden und das Spiel eine höhere Wertung verdient hätte... ;)