Im vergangenen August verkündete Programmier-Guru John Carmack, seinen langjährigen Arbeitgeber id Software in Richtung der Oculus Rift VR Incorporation zu verlassen, die derzeit an der wohl meistbeachteten VR-Brille der Welt arbeiten (wir berichteten). Nun scheint Carmack im Zuge dessen Ärger ins Haus zu stehen wie die Website Engadget.com nun aufdeckte. Demnach wirft Zenimax Media, die Muttergesellschaft von Bethesda, zu der seit 2009 auch id Software gehört, der Oculus Rift VR Inc. nämlich vor, Technologie-Diebstahl begangen zu haben, den namentlich John Carmack verantworten soll und droht mit rechtlichen Schritten, falls es nicht zu einer Einigung kommt.
Konkret soll Carmack einen Code geschrieben haben, der die Funktion der VR-Brille überhaupt ermöglicht habe, noch während er Angestellter von id Software war. Da Zenimax daran die Rechte habe, verlangt das Unternehmen entweder die Unterzeichnung eines Lizenzabkommens mit der Oculus Rift VR oder will ihren vermeintlichen Rechtsanspruch notfalls vor Gericht durchsetzen. Offiziell sagt Zenimax:
ZeniMaxs geistiges Besitzrecht ergibt sich aus einer mehrjährigen exzessiven VR-Forschungs- und -Entwicklungsarbeit durch John Carmack (und anderer Personen) in seiner Zeit als Zenimax-Angestellter. Zenimax stellte Palmer Luckey [Gründer der Oculus Rift VR Inc., Anm. d. Red.] die notwendige VR-Technologie und andere wertvolle Unterstützung in den Jahren 2012 und 2013 zur Verfügung, um Oculus Rift zu einem funktionsfähigen Produkt zu machen, zu einem überlegenen im Vergleich mit anderne Geräten im VR-Bereich.
Die Firma hinter der VR-Brille und John Carmack selbst scheinen das ein wenig anders zu sehen und haben sich bereits zu der möglicherweise drohenden Klage durch Zenimax geäußert. Oculus Rift sagt:
Es ist bedauerlich, aber wenn ein solcher Geschäftsvorgang [gemeint ist die Übernahme der Oculus Rift VR durch Facebook, Anm. der Redaktion] erfolgt, kommen immer Leute mit den lächerlichsten und absurdesten Forderungen. Wir beabsichtigen Oculus und seine Investoren energisch bis zum Äußersten zu schützen.
Unabhängig davon, ob an den Vorwürfen nun etwas dran ist oder nicht, scheint die Oculus Rift VR Inc. die Übernahme durch Facebook, für die Mark Zuckerbergs Unternehmen rund 2 Milliarden Dollar bezahlt haben soll (wir berichteten), dennoch vorzuschieben. Von Engadget vorgelegte Dokumente belegen nämlich zumindest, dass Zenimax bereits im Jahr 2012 versucht hatte, ein Lizenzabkommen mit dem VR-Brillenhersteller zu treffen. Wenn es nach John Carmack geht, hat Zenimax dennoch keinen Rechtsanspruch:
Nichts von dem, woran ich arbeitete wurde je patentiert. Zenimax besitzt den Code, den ich geschrieben habe, aber ihnen gehört nicht die Virtual Reality.
Darüber hinaus bekundet Carmack:
Oculus nutzt keine einzige Codezeile, die ich unter Zenimax-Kontrakt geschrieben habe.
Ob sich die beiden Firmen einigen können oder es womöglich tatsächlich zu einem Prozess kommen könnte, bleibt abzuwarten. Dem Interesse von Spielern und Entwicklern an der VR-Brille dürfte das dennoch kaum einen Abbruch tun. Außer bei Minecraft-Erfinder Markus Persson, der das Projekt damals mit einer großzügigen Spende bei Kickstarter unterstützte, nach dem Facebook-Deal aber keine Lust mehr darauf hat (wir berichteten).
Wenn ich die letzten Sätze so lese könnte man meinen ich hab grundsätzlich andere Reaktionen bezüglich der Übernahme gelesen. Mich hätte die News vor nen paar Wochen (Pre-Faceglass) jedenfalls noch ganz anders interessiert.
Das Zitat von Carmack klingt sehr danach, als wenn Zenimax recht hätte... Patent hin oder her, wenn sie die Urheber sind, sollte da entweder eine Unterlassung oder eine Zahlung draus folgen.
Urheber ist doch der welcher den Code geschrieben hat, also Carmack.
Auch wenn Zenimax den Code noch rum liegen hat, sind sie nicht Urheber sondern Carmack ist es außer Dokumente sprich Patente sagen etwas anderes.
Also in meinem Arbeitsvertrag steht drin, dass alle Erfindungen die ich während der Arbeitszeit mache, der Firma gehören (sinngemäß). Kann mir nicht vorstellen, dass das bei Zenimax anders ist...
Wie gesagt wenn Dokumente das belegen können, stimmt das natürlich.
Und wo fängt das beim Codeschreiben so an? So nach dem Motto "Diese IF ELSE klausel hast du doch schon bei uns benutzt, du schuft!".
Ich entwickle auch Software, wenn ich wo anfange, bringe ich mein wissen mit und gehen danach mit noch mehr wissen. Die Zeilen 1:1 wird es selten noch mal so geben von mir, aber ein gewisser Stallgeruch ist da immer dran - sonst müsste mich jeder für den Rest meines Lebens einstellen, weil ich defakto jeden Befehl des es gibt, mind. 1x angewandt habe.
Es geht nicht um jedes einzelne if, sondern um anwendbaren Code. Wenn du als Webentwickler z.B. ein besonders cooles jQuery-Plugin schreibst, darfst du es nicht privat veröffentlichen, wenn es als Projekt auf der Arbeit entwickelt wurde. Hast du es am Wochenende in privaten Rahmen geschrieben und es wird in einem Projekt verwendet, ist das natürlich was anderes - außer du machst Änderungen während der Arbeitszeit, die für das Projekt relevant sind. Dann gehört der von dir privat geschriebene Code dir - die Anpassung aber nicht. Ab da wird es kompliziert. ;)
Was ist für dich anwendbarer Code? Wenn du die ganzen IF ELSE rausnimmst, läuft da nix mehr. ;)
Solange ich den Code wieder vom Scratch neu schreibe, will ich sehen wie mir das auf die Füsse fällt. Letztendlich sind es nur immer wieder die selben befehle in anderer Reihenfolge mit anderen Variablennamen. Die Befehle und Varianten sind Endlich, sonst dürfte heute keiner mehr irgendwer was machen weil alles schon mal irgendwie da war.
Das ich nicht für Firma A ein CMS schreiben kann und danach nur noch das Skelett austausche, dürfte klar sein. Wenn ich aber in Firma B mit einen neuen CMS anfange werden zwangsläufig sachen im Code vorkommen die sehr hohe ähnlichkeiten mit dem ersten haben.
Ausnahmen sind die Verträge wo ich ggf. verpflichtet werde keine ähnlichen Tools für einen Zeitraum X nach beendigung meines Arbeitsvertrages zu entwickeln. Aber selbst diese Zeit läuft aus und dann ist man wieder free.
Und btw: Bleib mir vom leib mit jQuery. ;)
"Oculus uses zero lines of code that I wrote while under contract to
Zenimax."
Quelle: https://twitter.com/ID_AA_Carmack
Btw Berufserfahrung gehört dir und nicht der Firma bei der du gearbeitet hast.
Wenn ein Softwareentwickler für ein Unternehmen eine Software
schreibt, dann zur Konkurrenz wechselt und dort eine sehr ähnliche
Software schreibt, nutzt er dazu ja automatisch die Erfahrung, die er beim ersten Unternehmen gesammelt hat.
Auf Algorithmen gibt es ja keinen Patentschutz, sondern nur
Urheberrechtsschutz, der aber durch ein nochmaliges Schreiben
umgangen werden kann.
Oder anders: Nur weil man bei einem Unternehmen eine Rechenaufgabe
gelöst hat, bedeutet das ja nicht, dass man bei einem anderen
Unternehmen die gleiche Rechenaufgabe nicht auch lösen darf.
Es freut mich, dass dir meine Argumentation im Heise-Forum gefallen hat und du sie hier Ausschnittsweise nutzt ;)
m.heise.de/newsticker/foren/S-Re-Mitgenommen-als-Hardware-oder-Brainware-Ja/forum-278936/msg-25161607/read/
Ich bin dein zweites Ich!;)
oha, da hat man schon multiple Identitäten und jetzt führen einige davon schon ein Eigenleben? Vielleicht sollte ich doch mal langsam damit zum Arzt gehen ;)
Wenn du aber ein Verfahren zur Lösung einer Rechenaufgabe als Teils deines Jobs entwickelst und dann den Arbeitgeber wechselst und das Verfahren 1:1 nachbaust, dann ist das nicht in Ordnung.
kommt drauf an
wenn du reines copy-paste machst ist es tatsächlich nicht legal, aber bereits ein 1:1 nachprogrammieren in einer anderen programmiersprache würde reichen um es legal zu machen solange keine patente existieren
Auf Algorithmen können keine Patente angemeldet werden. Dass ist zwar etwas Schizophren, aber so ist die deutsche Rechtsprechung nun mal...
Bei Verfahren bin ich mir da nicht so sicher, aber eigentlich sind ja Algorithmen auch Verfahren. Bei physikalischen Verfahren, also z.B. in der Chemie oder Pharmaindustrie weiss ich, dass sie patentiert werden können. Bei der reinen Informatik bin ich mir da nicht so sicher. Andererseits gibt es ja auch Patente auf MP3, H264 etc...
Bin allerdings auch kein Patentanwalt.
"Dass ist zwar etwas Schizophren, aber so ist die deutsche Rechtsprechung nun mal..."
Und das interessiert in den USA weswegen?
Wobei ich selbst nicht weiß, wie die Rechtslage in Vereinigten Staaten dazu ist.
Wie geschrieben, Rechtslage in Deutschland ist erstmal egal. Und Verfahren sind patentierbar. ZB muss für jede MP3 Geld ans Frauenhofer Institut gezahlt werden, weil die das Kompressionsverfahren entwickelt haben.
Nur wenn man den Fraunhofer Codec nutzt. LAME ist ja nachprogrammiert und kann lizenzfrei genutzt werden.
Das wäre allenfalls deutsches Urheberrecht. Die Amerikaner kennen das in der Form nicht. Deshalb lassen sie sich meist in ellenlangen Verträgen, gerade von Programmierern, versichern, dass alle Erfindungen usw., die innerhalb der Firma in der Arbeitszeit gemacht worden sind, dem Unternehmen gehören.
Ob die nun patentiert sind oder nicht, erscheint nach meinem Rechtsempfinden daher unwesentlich. John Carmack mag sogar mit diesen beiden Sätzen seinem neuen Arbeitgeber indirekt geschadet haben. Bin erstaunt, dass deren Rechtsabteilung ihn überhaupt diesen Satz erlaubt hat.
Für uns als Konsumenten ändert sich daran nichts, die Margen werden nur bei erfolgreicher Klage von Zenimax vs. Facebook/OR anders verteilt.
Ob Zuckerberg die Anwälte dann auch mit Facebook-Aktien bezahlt? Scheint bei ihm ja die bevorzugte Zahlungsmethode zu sein.
Der kauft einfach Zenimax ;)
Ist doch eine ganz logische Aktion von Zenimax. ;-)
Da sind plötzlich 2 Milliarden Dollar im Spiel, da würde jeder der irgenwie halbwegs Aussicht auf Klageerfolg in hat zum Anwalt rennen.
Und wenn man Ende nur ein Vergleich oder aussergerichtliche Einigung rausspringt, lohnen tut sich das auf jeden Fall für Zenimax.
Lustiger Fakt am Rande:
ProSiebenSat.1 Media AG gehören 9% von Zenimax ;-)
Das die Geld abgreifen wollen, habe ich auch sofort gedacht. Wenn es wirklich um den Code gehen würde, dann wäre es schon viel früher passiert.
Laut der News ist es doch schon viel früher passiert?! Nur was tun, wenn sich die Gegenseite quer stellt und keinen Vergleich möchte?
Falsch. Bei zwei MILLIONEN würde jeder zum Anwalt rennen. Bei zwei MILLIARDEN braucht man das nicht. Da kommen die Anwälte zu dir gerannt. :)
Das Patentrecht sollte wirklich mal überarbeitet werden.
Erst mal sollte das Patent-, Marken und Urheberrecht international vereinheitlicht werden. Daran scheitert es ja schon in Europa.
Das wird es nie geben. Und wenn doch dann verliert die Gesellschaft noch mehr Glaubwürdigkeit. Patente auf Kartoffelsorten und andere Pflanzen gibt es schon, man kann sich ja ausmalen was passiert wenn da am System verschlimmbessert wird...
Also ich bin mir ziemlich sicher, dass ich von dieser VR-Technik schon vor 25 Jahren in Perry Rhodan gelesen habe.
S.E.R.T.
Genau!
S.E.R.T. ist aber schon deutlich mehr als nur eine Videobrille. Mit der S.E.R.T.-Haube wirst du direkt verlinkt :)
Der Pilot wird das Schiff!
Da hast du natürlich recht @Harl Dephin (Kudos dafür), aber ein bisschen Fortschrift müssen wir uns ja auch noch für die Zukunft aufheben. Schönen Gruß an Dart Hulos, die alte Schnapsdrossel...
"...droht Klage wegen Technologiediebstahl"
Ist die Überschrift nicht ein wenig hart formuliert? Hier geht es doch nur um das übliche (und nicht mal glaubhafte) 0815-Patent-Getrolle, um mal eben die schnelle Mark nebnbei zu machen und nicht um großen "Technologiediebstahl".
Und soooo begann es.....
(Der Patentwar)
War, war never changes
es geht immer ums geld ;)
Ist ja auch schade um die ganzen Anwälte ☺
korrektur:
"anderne"
[zensiert]
Jetzt steht Facebook dahinter... jetzt verklagt man keine beliebte kleine Firma mehr, sondern einen großen Konzern mit viel Money, Money, Money... da kommen sie jetzt alle und wollen ein Stück vom Kuchen :)
...und das noch, obwohl John Carmack ein Feind von Patenten und im speziellen von Software-Patenten ist.
Endlich einer, der versteht, warum Zenimax das tut...
Das ist der einzige Grund und die Community wird sich auch nicht einsetzen, da Facebook dahinter steht.
Zenimax ist sowieso unsympatisch.
Bye bye, Oculus Rift!
Vielleicht dürft ihr für Zuckerberg einen Google Glass Konkurrenten bauen wenn ihr Glück habt.
Jap, und das passiert, wenn zu viele Anwaelte und zu viel Testosteron ins Spiel kommen. Ploetzlich interessiert keine Sau mehr, wer die Torte ueberhaupt gebacken hat, sondern nur, wie man sich moeglichst ueberzeugend das fetteste Stueck an Land zieht. Vielleicht lassen sich noch weitere fitzelige Klauseln finden, ueber die man nach Herzenslust streiten kann, damit das Produkt es nicht mal auf den Markt schafft. Wir druecken ganz feste die Daumen.
ich drück mal mit ;)
Boah, was sind wir wieder fies heute. Das wird ein guter Tag ;)
Karma, Baby.
Na klar, jetzt lohnt sich ne Klage, gerade mit den Facebook Milliarden im Hintergrund. Vesuchen kann mans ja. Die Rechtsabteilung bezahlt man ja sowieso...
Lässt sich von Außen nicht Beurteilen wer nun im Recht ist. Carmack und Co haben aber anscheinend einen großen Fehler gemacht als sie sich mit id schlucken lassen haben. Carmack ist mit der neuen Organisation offensichtlich nicht glücklich geworden. Dieser Rechtsstreit offenbart dann wohl das Verhältnis von Carmack und Zenimax, welches zu seinem Ausstieg geführt hat.
Dafür, dass du sagst, man kann es von außen nicht beurteilen, kannst du scheinbar gut die Motivation der Leute beurteilen :)